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Fever

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Eine originelle Story mit unerwartetem Twist

Stay Alive – das ist kein Spiel
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„Stay Alive – das ist kein Spiel“ von Frank Maria Reifenberg ist eins dieser Jugendbücher, die Potenzial zu mehr haben, denn es überzeugt mit einer absolut originellen Prämisse und einigen unerwarteten ...

„Stay Alive – das ist kein Spiel“ von Frank Maria Reifenberg ist eins dieser Jugendbücher, die Potenzial zu mehr haben, denn es überzeugt mit einer absolut originellen Prämisse und einigen unerwarteten Überraschungen. Dass es dabei manchmal etwas oberflächlich bleibt, darüber lässt sich in Anbetracht der spannenden Entwicklungen wohlwollend hinwegsehen.

Das PC-Spiel Seven Souls ist kein gewöhnliches Spiel. Wer es durch alle virtuellen Challenges schafft, dem winkt die Chance auf einen hohen Geldpreis – aber nur, wenn er auch als Sieger aus weiteren realen Challenges hervorgeht, die die Finalist*innen live auf einer abgelegenen Insel absolvieren müssen. Diese Chance wollen sich Hunter, Jayden, Joey, Rebel und Maggie nicht entgehen lassen, und so tun sie sich als Team zusammen, um das Spiel zu schlagen. Das Problem: Teams sind nicht erlaubt, und zu jung sind die fünf eigentlich auch. Aber sie sind wild entschlossen, es trotzdem bis in die finale Runde zu schaffen, und bekommen dabei überraschende Unterstützung. Schon bald stehen sie jedoch vor der Frage, was noch Spiel ist und was Realität – und wem sie vertrauen können.

„Stay Alive“ ist ein rasant erzähltes Jugendbuch voll cleverer Ideen und einem überaus interessanten Setting. Das Konzept von Seven Souls passt besser in die aktuelle Welt der Tech-Milliardäre, als man denken würde, was die Handlung und die damit verbundenen Implikationen hoch aktuell macht. Mit seinen Charakteren zeigt Reifenberg, dass er Wert auf Diversität und die Repräsentation unterschiedlicher Identitäten legt, was dem Buch einen besonderen Charme verleiht. Dabei gelingt es jedoch leider nicht immer, Klischees und Stereotypen aus dem Weg zu gehen, sodass die Figurenzeichnung (bei einem relativ umfangreichen Personeninventar) hinter der spannenden und rasanten Handlung leider ein wenig zurückbleibt. Die einen schwingen sich sofort zu ungeahnten Heldentaten auf, die anderen bleiben klischeehaft und eindimensional. Der Twist am Ende des Buchs kann jedoch dafür durchaus entschädigen und liefert sogar die ein oder andere Erklärung für Aspekte, die früher im Buch Stirnrunzeln verursachten …

Ein interessantes und originelles Jugendbuch mit viel Action und hohem Tempo, das vor allem durch eine wirklich neuartige Idee überzeugt.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Jede Seite ein Lacher

This Charming Man
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Wer „The Stranger Times“ von C. K. McDonnell mochte, hat sicher mit Hochspannung auf die Fortsetzung, „This Charming Man“, gewartet. Aber auch für neue Fans der Reihe bietet dieser Band hervorragende Unterhaltung ...

Wer „The Stranger Times“ von C. K. McDonnell mochte, hat sicher mit Hochspannung auf die Fortsetzung, „This Charming Man“, gewartet. Aber auch für neue Fans der Reihe bietet dieser Band hervorragende Unterhaltung voll skurriler Charaktere, britischem Humor und mysteriösen Ereignissen.

In Manchester treiben seit Neuestem Vampire ihr Unwesen. Hannah und ihre Kolleg*innen von der Stranger Times, der Wochenzeitung für paranormale Ereignisse, sollen der Sache auf den Grund gehen. Das Problem ist nur: Auch wenn die Belegschaft der Zeitung durchaus über all das Magische und Übernatürliche im Bilde ist, was sich in den Ritzen der Realität versteckt, Vampire gibt es gar nicht. Die bunte Truppe unter der Führung des notorisch schlecht gelaunten und freiwillig wie auch unfreiwillig komischen Chefredakteurs Banecroft muss sämtliche Kontakte in die magische Welt anzapfen, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Und auf dem Weg dorthin lauern nicht nur Gefahren, sondern auch eine Menge bizarrer Begegnungen.

„This Charming Man“ ist humorvolle Fantasy vom Feinsten. Wer Christopher Moore mag, wird C. K. McDonnell lieben! Jede Seite strotzt vor feinsinnigen Wortspielen, bissigen Kommentaren und kuriosen Vorkommnissen, sodass es schier unmöglich ist, dass Langeweile aufkommt. Vor allem die verschroben-sympathische Belegschaft der Stranger Times und einige arme Seelen, die ihnen widerstrebend zu Hilfe eilen müssen, machen den ruppigen Charme dieses Romans aus. Der Humor steht zwar eindeutig im Vordergrund, aber auch die Spannung kommt nicht zu kurz, denn McDonnells Worldbuilding lässt viel Raum für Rätsel und Mysteriöses. Dabei verliert der Autor nie das große Ganze aus den Augen, denn es gibt durchaus einen größeren Handlungsbogen, der sich über mehrere Romane hinweg zieht. „This Charming Man“ wartet mit einigen neuen Erkenntnisse auf und macht Lust auf mehr – denn in der magischen Welt scheint sich etwas zu ändern, und die „Stranger Times“ befindet sich mitten im Epizentrum der Ereignisse. Zukünftige Bände versprechen also noch eine Menge Spannung!

Für Fans von „The Stranger Times“ ein Muss, für alle, die neu in die Reihe einsteigen, ebenfalls ein großer Lesespaß mit viel schrägem Humor und skurril-sympathischen Charakteren.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Bizarr, phantastisch und im besten Sinne romantisch

Unsterblich sind nur die anderen
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Mit „Unsterblich sind nur die anderen“ hat Simone Buchholz ein durch und durch überraschendes Stück Literatur geschaffen. Denn schon das Genre bleibt zu Beginn irgendwie ein Geheimnis. Krimi? Mystery? ...

Mit „Unsterblich sind nur die anderen“ hat Simone Buchholz ein durch und durch überraschendes Stück Literatur geschaffen. Denn schon das Genre bleibt zu Beginn irgendwie ein Geheimnis. Krimi? Mystery? Phantastik? Literatur? Liebesroman? Der Roman verweigert sich klassischen Genrezuordnungen und suhlt sich im Verwirrenden, Merkwürdigen. Sich darauf einzulassen, lohnt sich!

Worum es eigentlich geht, das enthüllt dieses ungewöhnliche Buch erst nach und nach. Inhaltszusammenfassungen und Klappentexte zu lesen, ist also eigentlich müßig. Es sei nur so viel verraten: Es geht um eine Schiffsreise mit phantastischen Elementen und um menschliche Sehnsüchte und ihre Erfüllbarkeit.

Ebenso, wie das Buch nicht so recht in irgendein Genre passen will, wehrt es sich auch gegen eine strenge Gattungseinordnung: Prosa, Lyrik und Dramatik sind zu einem poetischen Gewebe verknüpft, das manchmal irritiert, manchmal tief bewegt, manchmal auch verwirrt. Gerade in der ersten Hälfte des Buches ist diese literarische wie auch inhaltliche Uneindeutigkeit nicht ganz einfach auszuhalten, denn der Text scheint nur Geheimnisse über Geheimnisse ohne Lösung und Zielrichtung aufzutürmen. Auf dieses Stadium der Verwirrung muss man sich einlassen und den Wunsch nach Eindeutigkeit überwinden, um in den Genuss der durchaus lohnenswerten zweiten Hälfte zu kommen, die Auflösungen von vielen, wenn auch nicht allen Rätseln bereithält.

„Unsterblich sind nur die anderen“ feiert die Uneindeutigkeit und reizt die Grenzen literarischer Konventionen aus. Ein Buch, das sich schwer beschreiben lässt und das ganz gewiss eine spezielle Leserschaft erreichen will. Vielleicht lässt es sich am besten so sagen: „Unsterblich sind nur die anderen“ muss man finden wollen.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Witzig, charmant und erhellend

Ein Alman feiert selten allein
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Mit „Ein Alman feiert selten allein“ nimmt Aylin Atmaca gekonnt und charmant das gutbürgerliche deutsche Weihnachtsfest aufs Korn und regt an, eigene eingefahrene Perspektiven mal zu hinterfragen. Dass ...

Mit „Ein Alman feiert selten allein“ nimmt Aylin Atmaca gekonnt und charmant das gutbürgerliche deutsche Weihnachtsfest aufs Korn und regt an, eigene eingefahrene Perspektiven mal zu hinterfragen. Dass der ein oder andere Witz dabei etwas platt daherkommt, schmälert den Lesegenuss kaum, denn das Buch weiß wirklich zu unterhalten und ist dabei wunderbar kurzweilig.

Elif verbringt Weihnachten zum ersten Mal bei der Familie ihres Freundes Jonas, die so deutsch ist, wie man nur sein kann, inklusive Geschenkelisten, Zeitplan an Heiligabend und latent rassistischen, unreflektierten Kommentaren. Für Elif als Tochter einer türkischen Familie ist der ganze Trubel neu – in ihrer Familie ist Weihnachten einfach nur eine Gelegenheit zum gemütlichen Beisammensein und ein kleines Highlight für die Kinder. Als sie schon Monate vor dem großen Fest in der familiären Weihnachtsplanungs-WhatsApp-Gruppe landet, schwant ihr bereits Übles, und ihre schlimmsten Befürchtungen von Festtagsstress und Spießbürgertum scheinen sich zu bestätigen, als sie die liebe Familie persönlich kennenlernt. Mit wunderbar trockenem, wenn auch teils etwas überzogenem Humor nimmt Aylin Atmaca die bizarren Feiertagsgewohnheiten deutscher Familien auseinander.

„Ein Alman feiert selten allein“ ist ein wunderbar unterhaltsames und kurz(weilig)es Buch, das mit seiner erfrischenden Perspektive auf das in Deutschland vielerorts heilige und unantastbare Weihnachtsfest mit seinen vielen Traditionen und Erwartungen einige Denkanstöße mitgibt. Es ist zugleich auch ein Buch über Vorurteile und festgefahrene Erwartungshaltungen: Wenngleich es selten in die Tiefe geht und insgesamt recht oberflächlich bleibt, hinterfragt der Roman doch hier und da, wie Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe miteinander um- und aufeinander zugehen. Da ist keine Seite vor Vorannahmen gefeit, die das Kennenlernen erschweren. Diese nachdenklichen Zwischentöne hätte das doch sehr kurze Buch ruhig noch ein wenig vertiefen können. Insgesamt bleibt es hauptsächlich auf einer Humorebene, die zwar unterhaltsam, aber selten tiefgründig ist. Ein bisschen mehr Subtilität zwischen den Zeilen hätte dem Roman sicher gutgetan, schmälert aber nicht das Lesevergnügen, das der deutschen Mehrheitsgesellschaft in mancherlei Hinsicht auf humorvolle Art den Spiegel vorhält.

Ein durch und durch unterhaltsames Buch, das immer wieder zum Schmunzeln anregt und einen ironischen Blick auf das klassische deutsche Weihnachtsfest wirft. Definitiv ein Geschenketipp!

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Veröffentlicht am 10.10.2022

Ein nachdenklich stimmendes, dys-/utopisches (?) Gesellschaftsporträt

Die Markierung
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„Die Markierung“, das Debüt der isländischen Autorin Fríða Ísberg, besticht mit einer absolut originellen Idee, die auf nachdenkliche Weise auserzählt wird, ohne viel Action und immer dicht an den Charakteren ...

„Die Markierung“, das Debüt der isländischen Autorin Fríða Ísberg, besticht mit einer absolut originellen Idee, die auf nachdenkliche Weise auserzählt wird, ohne viel Action und immer dicht an den Charakteren und ihrer individuellen Existenz in der Gesellschaft. Manchmal vielleicht etwas handlungsarm, insgesamt aber ein extrem gelungener Roman, der auf interessante Weise zwischen Utopie und Dystopie schwankt.

Im Island der Zukunft hat sich ein sogenannter Empathie-Test etabliert, der Personen danach bewertet, ob sie funktionierende Mitglieder einer Gesellschaft sein können. Die Resultate des Tests sind öffentlich zugänglich, und wer ihn besteht („markiert“ ist), genießt gewisse Privilegien, während Nicht-Bestehende oder Menschen, die den Test gar nicht erst machen, der Zugang zu manchen Gebäuden, Stadtvierteln und Läden verwehrt bleibt. Die Debatte über den Test läuft heiß, als eine Volksabstimmung darüber ansteht, ob er verpflichtend eingeführt werden soll. Vier Figuren mit unterschiedlichen Perspektiven auf diese sogenannte Markierung begleiten durch die Geschichte, jede von ihnen mit ihren eigenen nachvollziehbaren Gründen für oder gegen den Test, jede von ihnen mit einer berührenden Biographie.

„Die Markierung“ ist keine actiongeladene Dystopie, sondern ein eher kurzer Roman, der einen ausschnitthaften Blick auf eine potenzielle zukünftige Gesellschaft wirft und dabei viele aktuelle Themen aufgreift: Solidarität und Verantwortung, Ausgrenzung und Klassenunterschiede. Fríða Ísberg gelingt es hervorragend, die verschiedenen Argumente pro oder contra Markierung anhand lebendiger und nachvollziehbarer Charaktere auszuführen und damit einen intensiven Denkprozess in Gang zu setzen. Manchmal verharrt ihr Roman allerdings zu sehr in der Betrachtung, und etwas mehr Triebkraft in der Handlung würde dem Buch nicht schlecht tun, ebenso wie ein etwas größerer Umfang, denn aufgrund der Kürze des Romans und der Aufteilung auf vier Perspektiven bleibt doch überall noch Luft für mehr Ausführlichkeit. Nichtsdestotrotz hat dieses Ausschnitthafte auch seinen Reiz, denn es unterstreicht, dass es kein Buch über bestimmte Menschen ist, sondern ein Buch über eine Gesellschaft. Dass es sich dabei gerade um die isländische Gesellschaft handelt und der Schauplatz Reykjavík häufig eine Rolle im Roman spielt, ist gerade für Island-Fans noch ein zusätzliches Sahnehäubchen.

Ein Roman mit einer außerordentlichen und einzigartigen Grundidee und vielen Ansatzpunkten für Diskussionen und Gedankenspiele. Anspruchsvolle Literatur mit dem gewissen isländischen Etwas!

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