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Veröffentlicht am 13.11.2024

Zum neunten Mal in Mainhattan

Kalte Erlösung
5

Ein stadtbekannter Anwalt wird ermordet aufgefunden, brutal gefoltert mittels Stacheldraht. Eine Verdächtige ist schnell im Fokus der Ermittler, doch der Fall löst sich nicht so schnell wie zunächst vermutet. ...

Ein stadtbekannter Anwalt wird ermordet aufgefunden, brutal gefoltert mittels Stacheldraht. Eine Verdächtige ist schnell im Fokus der Ermittler, doch der Fall löst sich nicht so schnell wie zunächst vermutet. Doch Mara kann sich nicht nur auf diesen vertrackten Mordfall konzentrieren, denn auch der international gesuchte Polaris ist immer noch auf der Flucht.
Kalte Erlösung ist bereits Band 9 der Reihe; ich würde schon empfehlen, dass man zumindest die letzten 2-3 Vorgänger gelesen haben sollte, da sich die Ermittlungen rund um Polaris über mehrere Bände erstrecken. Auch die Figuren selbst haben inzwischen einiges an Vorgeschichte, ohne die sich deren Handlungen sicherlich nicht immer logisch nachvollziehen lassen.
Der Stil gefiel mir schon wie in den vorherigen Bänden der Reihe sehr gut, der Autor kann sehr gut Spannung aufbauen, die Dialoge sind ebenso temporeich wie die Handlung selbst. Die Atmosphäre ist immer etwas rau und düster, Frankfurt eine harte Stadt, in der man sich behaupten muss. Wer könnte das besser als Mara? Sie ist eine eigenwillige Figur; zäh, mit einem eisernen Willen, nur ungern lässt sie jemanden an sich heran. Umso schöner zu sehen, dass ihr Lieblingskollege Rosen erhalten bleibt und sich mit Nordin sogar so etwas wie eine Beziehung in ihr Leben geschlichen hat. Sogar ihrem Vater kommt sie näher. Doch natürlich ist Maras Leben nun nicht plötzlich Friede, Freude, Eierkuchen, denn die Ermittlungen fordern ihr alles ab. Eine nervenaufreibende Jagd beginnt, die den Leser überrascht, ständig in Atem hält und in einem wirklich gelungenen Finale gipfelt. Kalte Erlösung ist ein wirklich mitreißender Band 9, der zudem dank Cliffhanger Band 10 sehnlichst erwarten lässt. Ein tolles Buch!

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  • Handlung
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  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 23.10.2024

Der Duft des Mörders

Das Parfüm des Todes
0

In Taipeh arbeitet Yang Ning als Tatortreinigerin; ein Job, der andere abstößt, ihr aber für kurze Zeit den schmerzlich vermissten Geruchssinn zurückbringt. Und so ist sie geradezu süchtig nach ihrer Arbeit, ...

In Taipeh arbeitet Yang Ning als Tatortreinigerin; ein Job, der andere abstößt, ihr aber für kurze Zeit den schmerzlich vermissten Geruchssinn zurückbringt. Und so ist sie geradezu süchtig nach ihrer Arbeit, oft die Erste am Einsatzort. Das bringt sie eines Tages in die Bredouille, denn sie reinigt einen Tatort noch bevor die Polizei ihn als solchen erfasst hat, und steht so prompt als mögliche Täterin im Fokus der Ermittler.
Ning ist eine etwas unnahbare Figur, man merkt, dass sie sich in ihrem Schneckenhaus verkriechen will und das dann sehr effektiv verteidigt. Gleichzeitig ist ihr mysteriöser Geruchssinn natürlich ein Alleinstellungsmerkmal, was sie als Protagonistin umso interessanter macht. Natürlich denkt man an Grenouille aus Süßkinds Parfüm, die Autorin spielt auch ganz offen darauf an, trotzdem wirkt die Figur oder die Handlung nie abgekupfert oder aufgewärmt. Auch das Verhältnis von Ning und dem Serienmörder Cheng spielt auf einen Thrillerklassiker (Das Schweigen der Lämmer) an, ohne dass man beim Lesen nur noch Starling/Lecter im Kopf hat.
Hsiao schildert brutale und abstoßende Szenen detailreich und plastisch, das wirkt aber gar nicht übertrieben sondern sehr passend zur Geschichte; vertragen muss man das als Leser allerdings schon können. Ihr Stil gefiel mir wirklich gut, denn gleichzeitig kann sie sich Themen wie Trauer und Verlust auch sehr feinfühlig nähern und trifft für beide Extreme immer den Ton. Die Handlung entwickelt sich wirklich spannend, die düstere, z.T. brutale Atmosphäre hat mich komplett gefesselt, und so war der Thriller leider viel zu schnell gelesen. Ein heftiger Thriller, der aber definitiv Lust auf mehr von Katniss Hsiao macht.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Mysteriöse Machenschaften

Bis in alle Endlichkeit
0

Privatdetektiv Lee Crowe soll den vermeintlichen Selbstmord einer jungen Millionenerbin untersuchen. Soweit so einfach, doch schnell wird klar, dass mehr hinter dem Tod von Claire Gravesend steckt. Lee ...

Privatdetektiv Lee Crowe soll den vermeintlichen Selbstmord einer jungen Millionenerbin untersuchen. Soweit so einfach, doch schnell wird klar, dass mehr hinter dem Tod von Claire Gravesend steckt. Lee findet sich unverhofft nicht nur auf der Spur von etwas ganz und gar Ungeheuerlichem, sondern schnell im Fadenkreuz seiner Widersacher wieder.

James Kestrel hat einen sehr spannenden Thriller abgeliefert, der mich wirklich gut unterhalten hat, auch wenn er für mich nicht ganz an seinen Erstling herankommt. Der Stil ist sehr angenehm zu lesen, gekonnt baut der Autor die Spannung auf; harte Szenen und temporeiche Wendungen kann er ebenso überzeugend wie wissenschaftliche Erläuterungen. Die Auflösung des Falls kam für mich wirklich völlig überraschend, lange wusste ich nicht worauf es hinauslaufen wird; Kestrels Erläuterungen dazu klingen fantastisch, aber absolut mach- und nachvollziehbar. Eine gruselige Vorstellung, ohne hier jetzt ins (spoilernde) Detail gehen zu wollen. Lee selbst hat mir gut gefallen, er ist vom Leben etwas gebeutelt, versucht hier aber immer das Richtige zu tun, die Mittel sind da auch schon mal zweitrangig. Ab und an blitzt die Verzweiflung durch, doch aufgeben würde er nie. Das mochte ich sehr an seiner Figur. Umso mehr freut es mich, dass der Autor im Nachwort durchblitzen lässt, dass es eventuell noch mehr Fälle mit ihm geben wird. Man darf gespannt bleiben.

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Veröffentlicht am 21.09.2024

Serienmörderin mit Mission

Du kennst sie
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Als ein rüpelhafter Barbesucher sich einfach mopst, einfach nimmt worauf Sophie stundenlang hingearbeitet hat, da bringt er das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen. Die Barkeeperin hat genug von pöbelnden ...

Als ein rüpelhafter Barbesucher sich einfach mopst, einfach nimmt worauf Sophie stundenlang hingearbeitet hat, da bringt er das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen. Die Barkeeperin hat genug von pöbelnden Männern, die sie belästigen, herumschubsen und nicht ernst nehmen. Folgerichtig bringt sie ihn um. Klarer Fall von Ursache und Wirkung. Doch kann Polizistin Nora den Mordfall ebenso geschmeidig lösen?
Sophie dreht den Spieß einfach um: wo sonst Männer Frauen morden, weil diese sie „provoziert“ haben, da sorgt sie jetzt für ausgleichende Gerechtigkeit. Die Definition von provozierend wird bei ihr zunehmend weicher, auch Kleinigkeiten reichen irgendwann aus. Jennett hält hier der Gesellschaft sehr schön den Spiegel vor, geduldete Misshandlung oder auch Feminizide, die mit „Beziehungsdrama“ beschönigt werden, Frauen, die „schuld sind“ an dem was ihnen widerfahren ist, all das prangert sie durch Sophie an. So regt dieser Thriller bei aller Spannung und Unterhaltung auch oft zum Nachdenken an. Trotzdem wird die Geschichte nicht zu schwer, die Schilderungen aus Sophies Sicht haben auch leichte und viele schöne Momente, etwa wenn sie sich in der Betrachtung der Natur verliert. Diese entschleunigenden Szenen bringen der Handlung eine ganz besondere Dynamik, ebenso wenn die Perspektive zu Nora wechselt. Sie lernt man als Leser nicht ganz so gut kennen wie Sophie, trotzdem hat auch ihre Figur Tiefe. Die Ermittlungsarbeit hat in diesem Thriller sicher nicht einen ganz so großen Part wie in anderen des Genres, trotzdem fühlte ich mich sehr gut unterhalten und oftmals von der Story mitgerissen. Der Stil hat mir wahnsinnig gut gefallen. Die Autorin beschreibt alles sehr stimmungsvoll und pointiert, auch Brutales wird genau unter die Lupe genommen, was man als Leser schon vertragen können muss.
Jennetts Debut kann sich wirklich sehen lassen; ich bin sehr gespannt, was von dieser Autorin noch zu lesen sein wird.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Packend und historisch genau

Winterwölfe
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„Wenn es eins gibt, was wir in diesem Drecksloch von einem Land gelernt haben, dann das: wir sind der Armeeführung scheißegal.“
Nach der Schlacht von Crécy sind die Essex Dogs genauso abgekämpft und kaputt ...

„Wenn es eins gibt, was wir in diesem Drecksloch von einem Land gelernt haben, dann das: wir sind der Armeeführung scheißegal.“
Nach der Schlacht von Crécy sind die Essex Dogs genauso abgekämpft und kaputt wie das restliche englische Heer. Zudem scheinen sie um ihren Sold geprellt zu werden, sodass ihnen kaum etwas anderes übrig bleibt, als sich der geplanten Eroberung von Calais anzuschließen. Doch die Mauern der Stadt sind stark, und der Winter naht.
Der Autor pickt sich mit der Belagerung von Calais einen ganz bestimmten Zeitpunkt im Hundertjährigen Krieg heraus, der in vielen Köpfen in Vergessenheit geraten ist: die Eroberung von Calais. Eine zermürbende, chaotische und von Verlusten geprägte Zeit. Dank Romford gelingt auch der Blick hinter die Mauern der Hafenstadt; das hat mir sehr gut gefallen, denn zum einen fand ich ihn als Figur im Mittelpunkt sehr spannend, zum anderen ist der „Alltag“ in der belagerten Stadt so viel besser greifbar. Es überrascht nicht, dass die einfachen Leute am meisten leiden unter dem was die Höhergestellten ihnen eingebrockt haben, aber dass im großen Stil noch Geschäfte mit dem Elend gemacht wurden, das fand ich dann doch unerwartet. Dass die Stadt fällt, weiß man aus der späteren Geschichte; dass dabei sogar Piraten eine Rolle gespielt haben, eher weniger. Jones zeigt einmal mehr, dass er penibel recherchiert hat, und dass in seiner vermeintlich fiktiven Geschichte viel mehr Wahres steckt als zunächst angenommen. Das merkt man erst recht, wenn man das Nachwort gelesen hat. Trotzdem wirkt der Roman nicht trocken und Geschichtsbuch-altbacken, sondern macht die Geschichte sehr modern lebendig und liest sich dabei noch wahnsinnig packend. Die Dogs sind per se kein grundsympathischer Haufen, das kann man nach ihren Erlebnissen sicherlich auch gar nicht mehr sein. Aber alle haben irgendwo das Herz am rechten Fleck behalten, trotz all der Zermürbungen und dem täglichen Tod vor Augen. Man kämpft und leidet mit ihnen mit, ist immer hautnah mit dabei und versteht so vielleicht ein kleines bisschen besser was ein Söldnerleben ausmachte.
Ein Band der Trilogie steht noch aus, ich bin gespannt welche Kämpfe die Dogs noch schlagen müssen, bevor sie hoffentlich endlich wieder dahin dürfen, wonach sie sich inzwischen alle sehnen: nach Hause.

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