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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.05.2023

Sehr stimmungsvolle Naturbeschreibungen

Der Gesang der Flusskrebse
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Das Buch lebt vor allem von der Atmosphäre und der Hauptperson Kya. Die Maschlandschaft North-Carolinas, in der das Buch spielt, ist eigentlich die zweite (wenn nicht sogar die erste) Hauptdarstellerin ...

Das Buch lebt vor allem von der Atmosphäre und der Hauptperson Kya. Die Maschlandschaft North-Carolinas, in der das Buch spielt, ist eigentlich die zweite (wenn nicht sogar die erste) Hauptdarstellerin des Romans. Sie wird stimmungsvoll und detailreich beschrieben, ohne dass das je langweilig wird. Im Mittelpunkt steht dabei die Natur mit Flora und Fauna, aber auch die Lebensrealität innerhalb und außerhalb der kleinen Stadt in den 1950'er bis 1960'er Jahren wird gut, wenn auch erwartbar, beschrieben. Kya ist eine willensstarke, oft einsame Außenseiterin mit viel Liebe zur Natur, die man beim Erwachsenwerden begleitet und die einem beim Lesen sofort ans Herz wächst. Die eigentliche Liebes- und Kriminalgeschichte kann hier nicht mithalten. Die ist eher gewöhnlich, was aber wegen des tollen Drumherum verzeihlich ist.

Veröffentlicht am 02.05.2023

Leidenschaft und Trauer bei den Schönen und Reichen

Du bist so schön, sogar der Tod erblasst
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Akwaeke Emezis Roman nimmt einen mit in die Welt der Schönen und Reichen. Die (äußerliche) Schönheit aller Charaktere wird immer wieder erwähnt, die finanzielle Sorglosigkeit ist allgegenwärtig. Das wirkte ...

Akwaeke Emezis Roman nimmt einen mit in die Welt der Schönen und Reichen. Die (äußerliche) Schönheit aller Charaktere wird immer wieder erwähnt, die finanzielle Sorglosigkeit ist allgegenwärtig. Das wirkte auf mich so übertrieben, dass ich es gerne als Satire gelesen hätte, aber so ist es denke ich nicht gemeint. Man muss sich also wohl einfach auf den Ausflug in diese für die meisten von uns leicht surreale Welt in der Karibik einlassen, die ja durchaus auch ihren Reiz hat. Vielleicht ist sie ja auch als Kontrast zum dunkelroten Faden zu verstehen, der sich durch das Buch zieht: Trauer um einen geliebten Menschen. Dieses Thema hat Akwaeke Emezi meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt. Der Verlust und die Liebe sind noch da, aber halt neben dem restlichen Leben - Alltag, Fröhlichkeit, neue Liebe sind möglich, langjährige Trauer aber auch. Emezi schafft es, das Thema ernst zu nehmen, es zu würdigen, ohne dass es das komplette Buch einnimmt und zu düster wird.
Die Liebesgeschichte ist packend geschrieben, auch wenn sie konventioneller und erwartbarer als gehofft daher kommt. Die Beschreibung der Leidenschaft und auch der expliziteren Szenen haben mir aber gut gefallen.
Queerness kommt immer wieder vor, spielt aber nur winzige Nebenrollen in dieser Hetero-Liebesgeschichte.
Geschrieben ist das Buch so flüssig, dass nie Langeweile aufkommt.
Wer nicht mit zu hohen Erwartungen an das Buch heran geht und sich auf die Liebesgeschichte und die Glitzerwelt mit (zu) viel Schönheit einlässt, wird gut unterhalten.

Veröffentlicht am 05.04.2023

Erbärmliche Männer

Mindset
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Ja, Sebastian Hotz alias El Hotzo kann auch mehr als 280 Zeichen am Stück schreiben, und obwohl da noch Luft nach oben ist, ist Mindset doch ein recht passables Debüt geworden. Die Geschichte fasst Aspekte ...

Ja, Sebastian Hotz alias El Hotzo kann auch mehr als 280 Zeichen am Stück schreiben, und obwohl da noch Luft nach oben ist, ist Mindset doch ein recht passables Debüt geworden. Die Geschichte fasst Aspekte auf, die auch in El Hotzos Tweets immer wieder vorkommen: Kritik an unserer Gesellschaft, der Arbeitswelt und nicht zuletzt an Social Media. In Romanform ist das weniger pointiert als in seinen Tweets, aber dennoch stark vorhanden. Vordergründig ist es die Geschichte zweier junger Männer, die in ihrer Selbstüberschätzung und gleichzeitigen Erbärmlichkeit auch einem Heinz-Strunk-Roman entsprungen sein könnten, inkl. Kalendersprüche – vielleicht aber dann doch etwas sympathischer oder zumindest menschlicher als bei Heinz Strunk. Wollte ich jetzt mehr über Maximilian und Mirko schreiben, müsste ich spoilern. Ein bisschen konstruiert sind die beiden weiblichen Nebenfiguren – es wirkte auf mich, als hätte das Buch noch unbedingt eine weibliche Note haben sollen. Dann lieber gar nicht als so.

Das Buch erfindet das Rad nicht neu, aber man kann es bis auf wenige Längen gut lesen. Vielleicht etwas zu fern meiner Realität um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Veröffentlicht am 22.01.2023

Unterhaltsam

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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"Die Bücher, der Junge und die Nacht" ist eine eingängliche und atmosphärische Geschichte über Bücher und Buchliebhaber unterschiedlicher Couleur. Dabei kratzt sie manchmal an dem Punkt, an dem Klischees ...

"Die Bücher, der Junge und die Nacht" ist eine eingängliche und atmosphärische Geschichte über Bücher und Buchliebhaber unterschiedlicher Couleur. Dabei kratzt sie manchmal an dem Punkt, an dem Klischees und Überzeichnung zu viel sind – vielleicht ist das dem Genre Phantastik, in dem der Autor sich ja meist bewegt, geschuldet. Für mich war das ok so.
Sehr bildhafte Darstellungen, oft an der Grenze zur Überzeichnung, aber dadurch auch sehr atmosphärisch. Vor allem das Graphische Viertel in Leipzig in den 1930'er Jahren wird durch die Beschreibung lebendig. Auch das Leben in den Kriegswirren des Jahres 1943 fand ich packend dargestellt. Die Ermittlungen quer durch Europa in den frühen 1970'er Jahren, die einen Hauptteil des Buches ausmachen, konnten da nicht mithalten. Das hätte ich nicht in der Ausführlichkeit gebraucht, da es inhaltlich und atmosphärisch nicht richtig überzeugte. Zwischendurch hat die Geschichte dadurch ihre Längen.
Die Charaktere sind interessant, aber auch nicht ganz scharf gezeichnet. So richtig nahe bin leider noch nicht mal der Hauptfigur Robert gekommen.
Insgesamt also ein Buch, das mich nicht restlos überzeugt, von dem ich mich insgesamt aber doch unterhalten gefühlt habe.

Veröffentlicht am 10.09.2022

Kein Musik-Buch!

Der grössere Teil der Welt
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Erwartet hatte ich einen Musik-Roman mit Punkrock, Band- und Tourleben etc. Bekommen habe ich einen Roman, der sich vor allem durch Perspektiv- und Zeitwechsel auszeichnet, das Thema Musik aber immer nur ...

Erwartet hatte ich einen Musik-Roman mit Punkrock, Band- und Tourleben etc. Bekommen habe ich einen Roman, der sich vor allem durch Perspektiv- und Zeitwechsel auszeichnet, das Thema Musik aber immer nur streift. Den Überblick über die verschiedenen Zeitebenen und das umfangreiche Personal zu behalten, war durchaus fordernd. Die Personen, aus deren Perspektive erzählt wird, haben teilweise nur sehr lose Verbindungen zueinander, wodurch es oft überrascht, aus welcher Perspektive als nächstes berichtet wird. So ergibt sich ein vielschichtiger Roman, der sich aber leider recht wenig mit Musik beschäftigt, sondern mehr mit PR-Arbeit, Freundschaft, Liebe, Älterwerden, Drogen - bei großzügiger Betrachtung also mit den Begleiterscheinungen eines Musiker-Lebens.

Anders als von mir erwartet, teilweise überzeichnet, fordernd, aber durchaus lesenswert.