Ein Buch, das unter die Haut kriecht.
Die Zuversicht der Wildblumen„Die Zuversicht der Wildblumen“ ist so viel mehr als der typische New-Adult-Roman.
Allein schon durch die aufgegriffenen Themen und deren Umsetzung, die kleinen Details und die umwerfenden Protagonisten ...
„Die Zuversicht der Wildblumen“ ist so viel mehr als der typische New-Adult-Roman.
Allein schon durch die aufgegriffenen Themen und deren Umsetzung, die kleinen Details und die umwerfenden Protagonisten hat mich Micalea Smeltzer für ihre Geschichte gewonnen. Doch auch den Erzählstil, auf gewisse Weise distanziert, sanft, jedoch unglaublich authentisch, empfand ich besonders.
Salem ist – im Gegensatz zu ihrem Boyfriend und ihrer besten Freundin – nicht sonderlich erpicht darauf, ihr Heimatörtchen zu verlassen. Sie liebt den Job im Antiquitätenladen ihrer Mom, liebt es, Kerzen herzustellen, Cupcakes zu backen und Zeit mit ihrem Kater zu verbringen. Es ist ein einfaches Leben – und genau das haben sich Salem, ihre Schwester und ihre Mutter nach einer jahrelangen Tortur, die sie gemeinsam überstanden haben, verdient. Bis Thayer Holmes nebenan einzieht und sich alles ändert …
Langsam entspinnt sich eine softe Freundschaft zwischen der 18-Jährigen und dem Landschaftsgärtner, in der sie einander, ihre Gewohnheiten und Vorlieben kennenlernen, Seiten von sich offenbaren, die kaum jemand kennt. Auch Thayers Sohn kracht in Salems Herz, während sich Routinen, eine innige Vertrautheit und so viel mehr entwickeln. Denn Gefühle kann man nicht planen – ebenso wenig wie die Tragik des Lebens. …
Bereits die Ausgangslage dieser Slow-Burn-Romance sorgt für Spannungen, aber auch die Hintergründe der Protagonisten, besonders Salems Kindheit und Jugend, berühren tief. Smeltzer gönnt ihrem Paar nur wenige Momente des vollkommenen Glücks – mehrfach schlägt das Schicksal zu. Trifft hart. Und doch bleibt zwischen den Dramen Raum für Humor und Leichtigkeit, zum Wohlfühlen und Mitlieben. Die Autorin schuf eine tratschige Stadt, viele Augenblicke zum Seufzen und Schwärmen, bestückte ihre Handlung mit tollen Nebenfiguren – sei es Salems Mom oder der kleine Forrest – und schockt mit Twists, die aus dem Nichts kommen.
Zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl, dass die Storyline auf der Stelle tritt – oder nur an der Oberfläche kratzt. Ganz im Gegenteil: das Geschehen ist ausbalanciert und abwechslungsreich, die Neugier hat keine Chance, zu vergehen, und die Stimmung passt sich den Gegebenheiten an. Von melancholisch und wehmütig bis hin zu spritzig und anrüchig über kindlich-euphorisch und bedrohlich ist alles dabei.
Zwar wird einzig aus der Perspektive der jungen Frau erzählt – was ihr Innerstes, ihr Trauma, ihren Schmerz – in den Fokus stellt, aber trotzdem wurden auch der Zwiespalt des reifen Nachbarn, seine Sorgen, seine Wärme deutlich herausgearbeitet. Thayer ist zuvorkommend, aufmerksam und rücksichtsvoll und harmoniert perfekt mit Salems direkter, waghalsiger und überraschend starker Art. Ja, für mich waren die beiden, ihre romantische Entwicklung und die expliziten Szenen stimmig, realistisch inszeniert und letztlich sehr ergreifend.
Dass die Autorin Aussagen, die oft vorschnell getroffen werden, hinterfragt, Denkmuster aufbricht und vielerseits von Klischees und Erwartungen abweicht, gibt dem Verlauf noch mehr Wahrheit, Tiefe.
Dieses Buch endet mit Ereignissen, die unter die Haut kriechen, einem Cliffhanger, der Band 2 zu einem Muss macht.
„Die Zuversicht der Wildblumen“ ist ein rührender, emotionaler Roman, der weh tut, lebensnah und tragisch. .