Was für ein Ritt!
Asrai - Das Portal der DrachenWer meine Rezensionen kennt, der weiß, dass ich ein Freund großer und vieler Worte bin. Zum neuesten Roman von Liane Mars habe ich mich in Schlichtheit versucht:
„Asrai: Das Portal der Drachen“: ein gigantischer, ...
Wer meine Rezensionen kennt, der weiß, dass ich ein Freund großer und vieler Worte bin. Zum neuesten Roman von Liane Mars habe ich mich in Schlichtheit versucht:
„Asrai: Das Portal der Drachen“: ein gigantischer, großartiger Auftakt.
Haha. Natürlich kommt da noch was …
Neben einem vorstellbaren Worldbuilding, nachvollziehbaren Gegebenheiten und interessanten Charakteren zeichnete Liane Mars eine Vielfalt von Drachen, die mir schiere Begeisterung entlockte.
Elajas Sehnsucht danach, ein Teil der Drachengemeinschaft zu sein, die Welt aus höchster Höhe zu betrachten, getragen von einem geschuppten Körper, der sich ihr verbunden fühlt, war ansteckend.
Aufgrund der Annahme, dass dem Waisenmädchen keine magische Begabung inne liegt, sie in Armut und wenig regelkonform lebt, scheint all dies für immer nur ein Traum zu bleiben.
Doch mit Ians Auftauchen, tragischen Ereignissen und der Unterstützung von Sean ändert sich plötzlich alles. Alles, bis auf den Argwohn und die Vorurteile, die Elaja seit jeher aufgrund ihres auffallenden Aussehens, ihres aufmüpfigen Verhaltens entgegenwehen; bis auf das Gefühl, nie irgendwo dazuzugehören und der Tatsache, dass die junge Frau für jeden Krümel doppelt so hart kämpfen muss, wie ReiterInnen, die Wohlstand kennen …
„Asrai: Das Portal der Drachen“ war für mich ein Erlebnis – abgesehen eines malerischen Settings finden sich hier Leidenschaft, ausdrucksstarke Emotionen und Lebendigkeit. Hintergründe über Welt, Völker und Hierarchie, über die Magie und die Drachen sind ausreichend aus- und eingebaut, genau wie jene von Elaja, Ahnungen über den Ursprung ihrer Besonderheiten weichen nach und nach greifbaren Informationen, die am Ende nicht nur sie selbst überraschen. Mit Hilfsbereitschaft und ihrer einzigartigen Art, mit einem losen Mundwerk und ihrer Hingabe wuchs mir die junge Frau sehr ans Herz. Ich litt mit ihr unter der Ausgrenzung, der Einsamkeit, bewunderte sie für ihre meist aufrechte Haltung, lachte über ruppige, unbedachte, doch stets ehrliche Antworten.
Wer Bücher der Autorin kennt, weiß um Lianes lockeren, modernen und authentischen Ton, kennt den Humor, der selbst die größte Anspannung aufhellt. Nicht nur die Waise und Ian, dem durchweg etwas Geheimnisvolles, Unnahbares anhaftet, sind mit Eigenheiten bestückt, auch den Nebenfiguren wurde eine ausreichende Ausarbeitung zuteil.
Freundschaften entstehen, die über die Vorurteile der Masse hinwegsehen, innige Verbindungen, die tiefer gehen. Auch Makon – Ians Seelendrache – war stets im Geschehen verankert, erschüttert letztendlich genauso, wie die Entwicklung der Storyline mit ihren zahlreichen Offenbarungen. Abgesehen von zarter Unbeholfenheit und sarkastischen, flapsigen Dialogen gab es eine spürbare Anziehung zwischen den so unterschiedlichen Hauptakteuren, einen Hauch Romantik. Doch dies dämpfte weder die Intensität der unterschwelligen Bedrohung, noch jene der actionreichen und mysteriösen Sequenzen, dem Zeitdruck und der Dichte, die nur Lügen spinnen kann.
Auch geraten Elajas Ziele – Drachenreiterin zu werden, dazuzugehören – und all das, was Ian verbirgt, nie in den Hintergrund. Und dieser Mann, der mehr ist, wie er vorzugeben versucht, hat so einiges zu verstecken …
Plotttwists, die alles infrage stellen, zahlreiche Veränderungen und Offenbarungen, Misstrauen, Enttäuschungen und viel Gefühl haben in diesem Auftakt genauso Platz wie Witz, Kreativität und die schier grenzenlose Erhabenheit der Drachen. Inklusive eines Cliffhangers, der auf das Finale der High-Fantasy Dilogie zittern lässt.
Eine Autorin, der man den Spaß am Schreiben in jeder einzelnen Veröffentlichung anmerkt.