Nicht vollständig überzeugend.
Bring Me Your Midnight„𝐁𝐫𝐢𝐧𝐠 𝐦𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐌𝐢𝐝𝐧𝐢𝐠𝐡𝐭“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die den Mut fand, für sich und das Leben, nach dem sie sich sehnt, einzustehen. Und zwar in dem sie begann, ihre eigenen Entscheidungen ...
„𝐁𝐫𝐢𝐧𝐠 𝐦𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐌𝐢𝐝𝐧𝐢𝐠𝐡𝐭“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die den Mut fand, für sich und das Leben, nach dem sie sich sehnt, einzustehen. Und zwar in dem sie begann, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Allen Konsequenzen zum Trotz.
Mortanas Weg ist seit jeher festgelegt: Sie wird den Sohn des Gouverneurs heiraten, um den Frieden zu erhalten und den Schutz, den das Festland den Inselhexen bieten kann, zu stärken. Tana hat die Entscheidungen ihrer Eltern nie hinterfragt, ebenso wenig wie die Strukturen und Regeln, nach denen sich die Hexen, die in ihren Fähigkeiten vor Generationen eingeschränkt wurden, richten müssen. Dabei hat die 19-Jährige noch nie wirklich in das ihr auferlegte Korsett gepasst – sie ist wild und naturverbunden, liebt die Pflanzen und den Sand, ist ein Teil des Meeres. Und doch ist sie bereit, all das für die InselbewohnerInnen aufzugeben. Bis sie auf Wolfe trifft. Einen Fremden. Der mit seiner unheilvollen wie anziehenden Ausstrahlung, seinem mysteriösen, freien Wesen und seiner Magie, verboten und längst ausgerottet geglaubt, etwas in Tana zum Klingen bringt.
In einer Nacht ändert sich alles für die Frau, auf der die Hoffnungen und Erwartungen eines ganzen Zirkels liegen.
Rachel Griffin führt uns in einem Ton durch ihre Fantasy-Geschichte, der melancholisch und bedrückend wirkt, distanziert. Dennoch schafft es die Autorin, den inneren Zwiespalt der Protagonistin und zumindest teilweise das Setting greifbar werden zu lassen. Gerade Tanas Liebe zum Meer, die Verbundenheit, die atmosphärischen Momente mit Wolfe waren stimmungsvoll, magisch inszeniert.
Hingegen blieb das Worldbuilding auf der Strecke. Hier fehlte es an Details, Ausarbeitung und schlüssigen Hintergründen, wie es dem Buch selbst an einem Feinschliff fehlt – öfter überkam mich das Gefühl, dass sich Informationen wiederholen und der Stil sehr einfach, monoton gehalten wurde.
Neben Themen, die die Selbstbestimmung betreffen, der Angst, die ein großer Bestandteil des herrschenden Konflikts ist, dem Mut, alles Bekannte aufzugeben, seine Familie, Freunde und Gewohnheiten zurückzulassen, um für das Richtige, die eigenen Überzeugungen und sein Herz einzustehen, griff Griffin auf originelle Weise die Meeresverschmutzung auf.
Trotz einer guten Anzahl von Figuren erhielt lediglich die Protagonistin einen Charakter, wenn dieser auch ungestüm, leicht zu beeinflussen, wankelmütig war. Einige Szenen hätten reichlich Potenzial für Drama und Spannung, Schmerz und Dunkelheit gehabt, aber diese wichtigen Ereignisse, Offenbarungen und Entscheidungen zogen rasch und unspektakulär vorbei. Aufregung und echte Emotionen, verschluckt durch Nichtigkeiten.
Und dennoch … durch die wispernde Stimme, die nachts ihren Namen ruft, beginnt Tana zu hinterfragen, auszubrechen, mehr und sie selbst sein zu wollen, und enthüllt ein Konstrukt, erbaut aus Lügen und Täuschung, welches ihr bisheriges Weltbild, ihren Glauben aus den Angeln hebt. Aber reichen diese Tatsachen und der Schmerz des Verrats, um ihrem Herzen bis zum Ende zu folgen?
„Bring me your Midnight“ ist weder gut noch schlecht, auf jeden Fall atmosphärisch und birgt eine interessante Idee.