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Veröffentlicht am 19.10.2022

Wundervoll!

Rokesby – Wie heiratet man eine Bridgerton?
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Von allen in Julia Quinns herrlichem Bridgerton-Universum angesiedelten Romanen zählt dieses Werk zu meinen absoluten Favoriten!

Hier bekam ich alles, was mein Regency-Romance-Herz begehrt. Empfand ich ...

Von allen in Julia Quinns herrlichem Bridgerton-Universum angesiedelten Romanen zählt dieses Werk zu meinen absoluten Favoriten!

Hier bekam ich alles, was mein Regency-Romance-Herz begehrt. Empfand ich das Setting des Vorgängers ("Miss Bridgerton und der geheimnisvolle Verführer") aufgrund des Piraterie-Backgrounds als unpassend (da die Handlung sich fast ausschließlich auf einem Schiff abspielt), war ich nun umso versöhnter und seliger mit der stimmigen Location und der einnehmenden Atmosphäre des vorliegenden Werkes.

Von Anfang an spürte ich die engen Familienbande, die der gesamten Buchreihe zugrundeliegen. Tatsächlich war diese besonders intensiv ausgeprägte, liebevolle Beschreibung der Familiendynamik (neben den überaus sympathischen Haupt- und Nebenfiguren) mein persönliches Highlight. Natürlich genoss ich die Annäherung zwischen Nicholas und Georgiana, insbesondere ihre schelmischen, hitzigen, oftmals von Georgies trockenem Humor geprägten Wortwechsel sowie ihre auf lebenslanger Freundschaft basierende, angenehme Vertrautheit. Aber es waren die Szenen mit Violet (uns bisher bekannt als Mama Bridgerton), die für mich die Kirsche auf dem Sahnehäubchen darstellten.

"Georgie war noch nie zwei Menschen begegnet, die so füreinander geschaffen waren." Violet und Edmund sind so goldig, so verliebt, dass der Gedanke an die später spielenden Romane (und die Netflix-Serie), in denen sie verwitwet ist, mir einen Stich versetzte. Von ihren acht Kindern sind hier erst drei auf der Welt, ich erlebte also Anthony und Benedict als stürmische, von ihrem Umfeld vergötterte Lausbuben ("entzückend perfekte kleine Ungeheuer") und Colin als stets hungriges Baby - die Bridgerton-Fans wissen: Diesen gesunden Appetit wird er beibehalten.

Die damalige (gesellschaftlich streng eingeschränkte, furchtbar ungerechte) Rolle der Frau ist wunderbar eindringlich hervorgehoben worden.

"Was jedoch den guten Ruf anging … Dabei handelte es sich um ein schlüpfriges, wankelmütiges Ding, das sich nicht so leicht wiederherstellen oder zurückrufen ließ, und es spielte auch keine Rolle, wenn man mit dem erwähnten Verlust ÜBERHAUPT NICHTS ZU TUN HATTE. Die Gesellschaft war nicht freundlich zu Frauen, die die Regeln brachen. Die Gesellschaft war nicht freundlich zu Frauen, Punktum."

Wir mögen heutzutage schmunzeln über Plotelemente wie komprimierende Situationen, die ein Paar zur Ehe 'zwingen', schließlich garantieren sie uns unterhaltsame Lesestunden. Aber für die Frauen, reale Frauen der Vergangenheit, war dies bittere Realität: Ein Mann, den sie vielleicht nicht mal kannten, den sie womöglich sogar abstoßend fanden, konnte sie quasi in eine Ehe mit ihm drängen. (Und nicht alle Damen verfügten über wohlhabende, verständnisvolle Familien, die ihnen Unterstützung gewähren konnten.)

"Was Georgie sagte, spielte keine Rolle. Die Gesellschaft würde annehmen, dass Freddie Oakes sie sich zu Willen gemacht hatte. Und wie sollte sie das Gegenteil beweisen? […] Sie war trotzdem verdorbene Ware".

Je länger ich darüber nachdenke, desto erschreckender finde ich es. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie viele Frauen auf diese Weise in ihr Unglück gestürzt worden sind. Kein Wunder, dass in Regencyromanen immerzu Anstandsdamen, Gouvernanten, Zofen und Familienmitglieder um die jungen Damen herumwuseln, über jeden ihrer Schritte Bescheid wissen wollen und ihren Schützling (auf für uns Leser:innen köstlich nervtötende Weise) mit Argusaugen bewachen.

"»Glaubst du, dass es irgendwo eine Gesellschaft gibt, in der es Männern nicht möglich ist, Frauen so etwas anzutun?« […] »Ich weiß nicht«, sagte ihre Mutter schließlich. »Ich möchte es hoffen. Zumindest hoffe ich, dass es einmal eine geben wird.«"

Dass die wissbegierige, aufgeweckte Georgiana den im Klappentext erwähnten Antrag von Nicholas zunächst rigoros ablehnt, konnte ich komplett nachvollziehen. Objektiv betrachtet war es unklug, doch kann man ihr verdenken, dass sie sich für ihre Zukunft eine auf Liebe basierende Ehe erhofft hatte? - Kein Mitleid, keine Beziehung, in der sie das Gefühl haben müsste, zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet zu sein, weil der gütige, ehrenwerte Herr das Opfer gebracht hat, die 'gefallene Frau' zu heiraten.

"Das konnte sie einfach nicht ertragen. Sie hatte überhaupt nichts falsch gemacht. Man sollte kein Mitleid mit ihr haben. Man sollte sie bewundern. Ein Mann hatte sie entführt. Entführt! Und sie war ihm entkommen. Warum war das kein Grund zum Feiern?"

Georgies Katzen waren ein weiteres Highlight für mich, speziell die Szenen mit ihrem Katerchen "Katzenkopf" fand ich herrlich amüsant.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 begeisterte ✰ ✰ ✰ ✰ ✰

Wundervoller, romantischer Regencyroman, erzählt in gewohnt meisterhafter, humorvoller Quinn'scher Manier. Hoffentlich wird diese talentierte Autorin noch unzählige weitere Bridgerton-Rokesby-Geschichten verfassen, ich freue mich schon jetzt auf jede einzelne davon.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Enttäuschende Entwicklung

Dating on Ice
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Dieser lockerleichte, an sich gut geschriebene Jugendroman (Altersempfehlung des Verlags: 14 Jahre) ließe sich theoretisch in einem einzigen Satz zusammenfassen: Warum musste dieser Plot Twist am Ende ...

Dieser lockerleichte, an sich gut geschriebene Jugendroman (Altersempfehlung des Verlags: 14 Jahre) ließe sich theoretisch in einem einzigen Satz zusammenfassen: Warum musste dieser Plot Twist am Ende sein?! That’s not what I expected - and not what I wanted.

Es waren doch eigentlich alle Voraussetzungen für eine tolle Story gegeben.

Fake-Love-Romance: Yes.
Sympathische Figuren: Yes - größtenteils.
Interessantes Setting & Thema: Yes.
(Ich liebe diese Sportart, habe von klein auf sämtliche Meisterschaften gebannt vor dem Fernseher verfolgt und hatte daher so große Hoffnungen für diese Geschichte.)
Angenehmer Schreibstil mit angemessener Wortwahl und glaubwürdigen Dialogen: Yes.

Wieso - seriously, WHY?! - muss man also ausgerechnet bei etwas hervorragend Funktionierendem plötzlich das Rad neu erfinden? Es heißt nicht umsonst 'Never change a winning team'.

Die Autorin, von der ich im vergangenen Jahr bereits den Roman "Goldmädchen" lesen durfte (in welchem eine weitere von mir bewunderte Sportart im Fokus steht: Rhythmische Sportgymnastik), wollte mit dem Plot Twist vielleicht dafür sorgen, dass die Story von Adriana aus der Masse der Young-Adult-Romane hervorsticht - dies hat sie zumindest geschafft.

Es ist natürlich alles Geschmackssache, möglicherweise denkt ihr auch: "Eine unerwartete Wendung kurz vor Schluss, die alles zuvor Gelesene inhaltlich auf den Kopf stellt? Supidupi, das sorgt für Abwechslung!" Für mich hat es nicht gepasst. (Das ist die freundliche Formulierung für 'hat mir die gesamte Story vermiest'.)

In Kombination mit der Tatsache, dass mir einige dramatische Elemente einen Hauch zu unrealistisch aufgelöst worden sind - etwas, was ich mir (im positiven Sinne) z.B. für das Ende gewünscht hätte -, ließ mich das Werk eher unbefriedigt zurück.

Gut gefallen haben mir das passend gestaltete Cover sowie der Einblick in das sportliche Wettkampfgeschehen.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 3 ✰ ✰ ✰
Leichte YA-Romance für jugendliche Leser:innen mit Bezug zum Eissport. Leider wurde in puncto Gefühl viel Potential verschenkt.

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Mallorca-Sehnsucht

Inselblüten und Meer
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"Inselblüten und Meer" war für mich das erste Werk aus der Feder von Anja Saskia Beyer, und angesichts ihres tollen Schreibstils fragte ich mich direkt, wieso ich ihre Mallorca-Sehnsucht-Reihe erst jetzt ...

"Inselblüten und Meer" war für mich das erste Werk aus der Feder von Anja Saskia Beyer, und angesichts ihres tollen Schreibstils fragte ich mich direkt, wieso ich ihre Mallorca-Sehnsucht-Reihe erst jetzt (mit dem vorliegenden, dritten Band) entdeckt habe.

Meine Highlights des Romans waren folgende:

Teresa hat auf Mallorca wundervolle Freundinnen gefunden. Die von Herzlichkeit, Verständnis und gegenseitiger Unterstützung geprägte Dynamik zwischen den Frauen gefiel mir super.

Die innige Mutter-Tochter-Beziehung hat mich sehr berührt. Ich konnte spüren, wie sehr Teresa noch immer unter dem Verlust ihrer Mutter leidet. Die beiden hatten ein sehr liebevolles Verhältnis gehabt und sowohl aus Teresas Erinnerungen als auch aufgrund des für sie hinterlassenen Briefes wird deutlich, dass ihre Mutter eine außergewöhnliche Frau gewesen sein muss.

Authentische Dialoge durch und durch - bravo! Auch Teresas Gedanken waren meist sehr nachvollziehbar formuliert, einzig bei einer spontanen Reaktion musste ich schmunzelnd den Kopf schütteln (Stichwort: Flucht vom Boot).

Die romantische Annäherung zwischen ihr und Simon erreichte mich leider nicht, sie blieb an der Oberfläche und wurde für mich nebensächlich, da kein Herzklopfen aufkam; allerdings war dies nicht schlimm, denn der Rest der Geschichte hatte trotzdem viel zu bieten: ich konzentrierte mich daher auf das Setting (nettes Balearen-Flair, das gerne noch intensiver hätte sein können), auf das interessante Themengebiet rund um Blüten (Kochen mit Blüten, Blütensymbolik, Heilkräfte etc.) sowie auf die restlichen Figuren. Apropos: Den charismatischen Mauro fand ich wesentlich interessanter als Simon, der mir (trotz Einblicke in seine Gedanken) irgendwie fremd blieb.

[** Achtung, Spoiler!! *]







Ich bin kein Fan vom Plot-Schema des toten (Ehe-)Partners (in diesem Fall: dass ein attraktiver männlicher Hauptprotagonist mittleren Alters zwingend verwitwet sein muss, um für die weibliche Hauptfigur zur Verfügung zu stehen). Hätte seine aktuelle Beziehung zur ehemaligen Nanny seines Kindes nicht ausgereicht, um für Spannung und etwas Drama zu sorgen? Muss denn immer erst jemand sterben, damit Menschen ab einem gewissen Alter zueinanderfinden? (Nach dem Motto: Ansonsten wären er oder sie ja nicht mehr/wieder 'frei' für eine neue Beziehung.) Krankheit und Tod - davon lese ich nicht gerne, und da hier bereits der Tod von Teresas Mutter ein wichtiges Story-Element ist, fand ich den Tod von Simons Frau unnötig. Apropos 'Drama vom dem ich ungerne lese': Hinsichtlich Teresas Fehlgeburt, von der wir mitunter erfahren, hätte ich mir eine Triggerwarnung gewünscht. Solch ein tragisches Thema sollte nicht mal eben so ohne Vorwarnung in einem Buch erwähnt werden, ohne dass man als Leser:in die Möglichkeit hat, sich vorab mental darauf einzustellen.







[
* Spoiler: Ende **]

Ganz großartig fand ich die im Anhang enthaltenen Inselblütenrezepte, ich liebe solche Extras.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: solide 4 ✰ ✰ ✰ ✰

Ein sommerlich-schöner Inselroman, der von seinen lebensnahen, authentischen Emotionen und gleich mehreren sympathischen Figuren lebt. Ideal für Fans von gefühlvoller Frauenliteratur.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Flattertastisch!

Amalia von Flatter. Vampire tanzen nicht mit Feen (Band 1)
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Normalerweise sind es meist die niedlichen Illustrationen, die mich an einem Kinderbuch am meisten begeistern. Auch hier sind die liebevoll gestalteten, oftmals ganzseitigen Zeichnungen ein Hit - bereits ...

Normalerweise sind es meist die niedlichen Illustrationen, die mich an einem Kinderbuch am meisten begeistern. Auch hier sind die liebevoll gestalteten, oftmals ganzseitigen Zeichnungen ein Hit - bereits zu Beginn war ich restlos begeistert von der detaillierten Landkarte der im 'Königreich der Nacht' liegenden Stadt Nokturnia und den Steckbriefen der Hauptfiguren! Insbesondere Amalias kleines Haustier, der lebendige Kürbis Kürbinian, hatte es mir angetan.

Mein Highlight dieser spannenden Geschichte waren jedoch ganz klar die ungemein kreativen, schaurig-schönen Wortschöpfungen. Was habe ich gelacht! So gibt es allerlei interessante "gräuliche" Nahrungsmittel ("Brülltee", "Käsefußflocken", "Schwefelspinat" … - am Ende des Werkes findet sich sogar eine Rezeptsammlung!), sonderbare Hobbys ("Augapfelboccia" - kein Wunder, den hier kullern Augen gerne mal aus den Augenhöhlen heraus) und Kosenamen à la "mein liebstes Rattenhirn", "kleiner Garstling", "mein grauseliges Gnomgesicht" oder "mein schauderhafter Stinke-Atem" … Meine persönlichen Favoriten waren übrigens "meine schwabbelige Schweißdrüse" und "mein widerliches Wurmwürstchen". Kurzum: Ich habe mich köstlich amüsiert!

Auch ansonsten kommt der Humor nicht zu kurz, besonders toll fand ich die Art und Weise, wie der familiäre Geisterbutler Buh dem verwöhnten Prinzen Marille, äh Mortadillo, äh Marillo, subtil Konter gibt.

Wusstet ihr übrigens, das Twilight und Co. uns all die Jahre über Fehlinformationen geliefert haben?! - "Anders als allgemein angenommen, trinken Vampire gar kein Blut - davon kriegen sie Mundgeruch." Wieder was gelernt! Auf jeden Fall werde ich spaßeshalber mal googeln, ob es im realen Leben vielleicht tatsächlich eine Band gibt, die sich 'Heulende Wölfe' nennt, haha!

Amalia ist eine unheimlich warmherzige, aufgeschlossene Hauptfigur und begegnet dem taktlosen Königssohn, der frühzeitig seine Mutter verloren hat und dessen Vater ihn vor lauter Liebeskummer seitdem emotional vernachlässigt, ohne Vorurteile. Sie bleibt stets höflich und hilfsbereit. Ob es sich lohnt, einen Blick hinter seine Fassade zu werfen? Als Prinz Marillo ihr das Liebste auf der Welt wegnimmt (- einfach so, weil er es kann; weil es für ihn, als zukünftigen König, nie Konsequenzen für sein unausstehliches Verhalten gibt -), bleibt ihr keine andere Wahl … und dabei deckt sie ein wahrlich UNGEHEUER-liches Geheimnis auf.

Die wichtigste Botschaft des Buches fasst das liebenswerte Vampirmädchen für uns zusammen: "»Freunde nehmen einander nichts weg, und sie kommandieren einander nicht herum. […] Freunde sind nett zueinander. […] Außerdem sollte man mit seinen Freunden teilen.«" Wahre Worte!

Keine Kritik, nur ein Hinweis: Die vom Verlag genannte Altersempfehlung (8 Jahre) würde ich für kleine Erstleser:innen auf 9-10 Jahre erhöhen, da der Text (trotz der für Kinderaugen angenehmen, großen Schriftgröße) ein paar Besonderheiten beinhaltet, die zu Stolperfallen werden könnten - so hat beispielsweise Amalias plüschige Yeti-Freundin Flora Zottelzeh einen Sprachfehler (und ersetzt jedes Z mit dem Buchstaben F); zudem gibt es eine Textpassage, die in Schreibschrift verfasst ist.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Ein absolut flattertastischer Lesespaß! Ich bin schon gespannt auf das nächste Abenteuer von Amalia und ihren Freunden.

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Veröffentlicht am 13.10.2022

Schwere Kost, literarisch wundervoll verpackt

Findelmädchen
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Es gibt Bücher, die wühlen mich dermaßen auf, dass sie noch lange Zeit nach der Lektüre in mir nachhallen. "Findelmädchen", für mich das erste Werk aus der Feder von Lilly Bernstein (einem offenen Pseudonym ...

Es gibt Bücher, die wühlen mich dermaßen auf, dass sie noch lange Zeit nach der Lektüre in mir nachhallen. "Findelmädchen", für mich das erste Werk aus der Feder von Lilly Bernstein (einem offenen Pseudonym der Kölner Journalistin Lioba Werrelmann), gehört genau in diese Kategorie. Obwohl es sich hierbei um die Fortsetzung des mir noch unbekannten Romans "Trümmermädchen" handelt, hatte ich nie den Eindruck, dass mir bedeutende Informationen fehlen würden.

Historische Romane lese ich regelmäßig, insbesondere jene, die von Frauenschicksalen handeln und vor der Kulisse des Ersten und Zweiten Weltkriegs angesiedelt sind – es ist also nichts Neues für mich, hin und wieder in die dunkelsten Stunden unserer Vergangenheit abzutauchen, über das dort herrschende Elend den Kopf zu schütteln und inständig zu hoffen, dass die Menschheit doch endlich aus ihren Fehlern lernen möge - "Nie wieder!", hieß es noch vor nicht allzu langer Zeit. Doch selten hat mich die Lektüre eines historischen Romans so emotional mitgenommen, mich gleichermaßen entsetzt, wütend gemacht und berührt. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst Mutter bin und mir das Grauen der betroffenen Kinder kaum auszumalen vermag. Ich habe angesichts der Passagen, die sich wie eisige Krallen um mein Herz gelegt haben, bittere Tränen vergossen – um alle Kinder, die tatsächlich solch ein Elend erleiden mussten, und um all jene, die noch heute von ihrem Umfeld das Gefühl vermittelt bekommen, unerwünscht und ein wandelnder Fehler zu sein. Am liebsten würde ich sie alle mit Liebe überschütten.

Bereits nach wenigen Zeilen war ich gefesselt vom intensiven, kenntnisreichen Schreibstil der Autorin, bangte mit den Figuren mit, und bekam zwischenzeitlich glühende Wangen vor lauter Wut über die Ungerechtigkeit (nicht zuletzt aufgrund einer gewissen Person, Stichwort: Hochstapler:in). All das wird zum Glück überstrahlt von der warmherzigen, aufrichtigen weiblichen Hauptfigur, die sich nicht unterkriegen lässt.

Fazit: Herausragend erzählt! Diese ungemein bewegende Geschichte ist geprägt von einem Schreibstil voller Feingefühl und Lebensnähe, welcher die inhaltliche Tragik gekonnt abgemildert, ohne dabei die harten Fakten zu verweichlichen oder zu beschönigen. Sie wird euch emotional viel abverlangen, aber am Ende werdet ihr mit einem befriedigenden Abschluss belohnt. Durch und durch interessant, erschreckend authentisch und obendrein spannend (eines meiner Highlights waren die eingestreuten Tagebucheinträge von Helgas und Jürgens verschwundener Mutter). Absolute Leseempfehlung!

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