Profilbild von GrueneRonja

GrueneRonja

Lesejury Star
offline

GrueneRonja ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit GrueneRonja über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2024

Nicht das, was ich mir erhofft hatte

Weltenbruch - Das Mal der Sonne
0

Divoisia ist ein Zusammenschluß von sieben Autoren, die eine gemeinsame Welt erschaffen (haben). Jeder schreibt eigene Geschichten, aber sie spielen alle in Divoisia. Auf meine Frage bei der Buch Berlin ...

Divoisia ist ein Zusammenschluß von sieben Autoren, die eine gemeinsame Welt erschaffen (haben). Jeder schreibt eigene Geschichten, aber sie spielen alle in Divoisia. Auf meine Frage bei der Buch Berlin 2023, mit welchem Buch man am besten die Reise in diese Welt beginnt, wurde mir diese Kurzgeschichtensammlung empfohlen. Also stürzte ich mich ins Abenteuer, ohne Erwartungen und nur mit dem Wissen von einer gemeinsamen Welt.

Weltenbruch ist in zwei Abschnitte unterteilt, eventuell sogar genau wie der Titel. Ich habe nur Teil 1, und somit fast 200 Seiten, gelesen und danach das Buch abgebrochen. Sieben Geschichten und ein Prolog haben mich nach Divoisia geführt, doch der erste Eindruck hat mir nicht gefallen. Es wirkt, als wären diese Geschichten eher Leseproben als tatsächliche Kurzgeschichten. Mir fehlt da irgendwie ein wenig Struktur, eine Handlung, die Lust auf mehr macht. Da sind Leute, die machen irgendwas, und eventuell sieht man noch das Ergebnis dieser Handlung, oder nicht. Sehr unbefriedigend und nach diesem ersten Teil bin ich nicht viel schlauer als vorher.
Mir waren die Charaktere alle gleichgültig, es wurde keine Spannung aufgebaut und Lust auf mehr habe ich auch nicht. Das finde ich sehr traurig, weil ich die Idee von einer gemeinsamen Welt von vielen Autoren recht interessant finde.

Vielleicht findet ja doch noch eine Geschichte aus Divoisia bei mir Einzug, oder das Mal der Sonne zeigt mir den Weg. Fürs Erste bin ich auf Reisen in andere Welten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2024

Emily und ich wären beste Freundinnen

Emily Wildes Enzyklopädie der Feen
0

„Ich war es gewohnt, Geschichten über Feen aufzuzeichnen – ich hatte nicht damit gerechnet, in einer mitzuspielen, das hatte ich nie gewollt. Ich gehörte mit Stift und Block schön außerhalb des Geschehens.“ ...

„Ich war es gewohnt, Geschichten über Feen aufzuzeichnen – ich hatte nicht damit gerechnet, in einer mitzuspielen, das hatte ich nie gewollt. Ich gehörte mit Stift und Block schön außerhalb des Geschehens.“ (S. 255)

Emily Wildes lebt für die Forschung über Feen und ihr Ziel ist es, eine ausführliche Enzyklopädie zu schreiben. Sie hat schon viele Forschungsreisen unternommen; und dieses Mal führt es sie in den weitesten Norden nach Ljosland. Dort möchte sie etwas über die Verborgenen erfahren und ihre Enzyklopädie abschließen. Dazu führt sie ein Tagebuch. „Dieses Tagebuch hat zwei Aufgaben: Es soll meine Erinnerung stützen, wenn ich meine Feldnotizen formal ordne, und es soll späteren Forschern als Protokoll dienen, falls ich vom Kleinen Volk gefangen werde.“ (S. 5)
Obwohl Emily sich vornimmt, Freundschaften im Dorf zu schließen, verärgert sie gleich am ersten Abend die Dorfvorsteherin Aud, obwohl sie sich nicht erklären kann, wie sie das geschafft hat. Trotzdem konzentriert sie sich auf ihre Feldforschung und streift durch die Wildnis. Nach ein paar Tagen ist sie jedoch ganz verzweifelt, weil sie kein Feuerholz mehr hat und es nicht alleine spalten kann; weil ihr Frühstück immer verbrannt ist und die Lebensmittelkosten im naheliegenden Dorfladen horrende sind. Und dann erscheint auch noch ihr Widersacher Wendell Bambleby mit zwei seiner Studenten in ihrem Häuschen. Kann es noch irgendwie schlimmer werden?

Emily Wilde ist eine Protagonistin ganz nach meinem Geschmack: sie stellt die Forschung über alles, manchmal auch über ihr eigenes Leben „Wir können nicht alle aus Stein und Bleistiftspänen bestehen.“ (S. 174); sie bevorzugt die Gesellschaft von Büchern gegenüber den Menschen „»Sitzt du lieber hier und steckst die Nase in ein Buch?« »Deutlich lieber«, sagte ich […].“ (S. 179); ihre sozialen Fähigkeiten sind gelinde gesagt mangelhaft „Ach, Em, […]. Du bist der klügste Dummkopf, dem ich je begegnet bin.“ (S. 297); sie ist sehr belesen und hat einen scharfen Verstand. „Eure sterbliche Geliebte hat einen Verstand wie ein Kristall […]. Scharf und kalt.“ (S. 289)
Das alles macht sie als Forscherin von Feen ideal, da diese mit Gefühlen und Ängsten spielen. Klar bei Verstand zu bleiben, ist eine Kunst, die Emily perfektioniert hat. Trotzdem kann sie ihr Vorhaben nicht alleine schaffen, das beweist ihr nicht zuletzt Wendel Bambleby immerzu.

Emily Wildes Enzyklopädie der Feen ist ein aufregendes Abenteuer, voller Spannung und grausigen Feen. Es beinhaltet nicht nur viele Geschichten über diese Wesen, sondern auch viele Geheimnisse. Und am Ende muß man feststellen, dass nicht alle Feen grausam sind. Aber die meisten. Und die Gesellschaft von anderen ist gar nicht so übel, sind sie doch verläßlicher als Bücher. Manchmal zumindest.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2024

lang, doch die Reise lohnt sich

Das dunkle Herz des Waldes
0

„»Es gibt in diesem Turm nichts, das schmutziger ist als du«, bemerkte der Drache, was zwar zweifellos richtig, aber auch sehr unhöflich war.“ (S. 31)

Agnieszka hat ein Talent, sich schmutzig zu machen. ...

„»Es gibt in diesem Turm nichts, das schmutziger ist als du«, bemerkte der Drache, was zwar zweifellos richtig, aber auch sehr unhöflich war.“ (S. 31)

Agnieszka hat ein Talent, sich schmutzig zu machen. Selbst wenn sie sich Mühe gibt, finden die Äste und Dornen immer den Saum ihres Kleides, um Fäden darauf zu ziehen; selbst auf einer trockenen Straße findet der Schlamm seinen Weg auf ihre Kleider. Ganz im Gegensatz zu Kasia, die nicht nur wunderschön aussieht, sondern sich auch zu benehmen weiß. Früh wurde klar, daß wenn beide 17 Jahre alt sind, der ansässige Magier in diesem Tal, genannt der Drache, Kasia in seinen Turm holen wird. „Alle sagen, dass man ein Mädchen, das für den Drachen infrage kommt, anders liebt, wenn es älter wird. Dagegen könne man gar nichts tun, denn schließlich wisse man immer, wie leicht man es verlieren könnte.“ (S. 7)
Als der Drache dann nach Dvernik, in Agnieszkas Dorf, kommt, um seinen Tribut der Ernte und ein Mädchen mitzunehmen, entscheidet er sich nicht für Kasia. Obwohl er sie wohlwollend, und Agnieszka nur mit einem Stirnrunzeln betrachtet, nimmt er Agnieszka mit. „»Nun«, sagte er barsch, »dann bist du es wohl.« […] Mir blieb nicht einmal die Gelegenheit, zurückzuschauen und ein letztes Abschiedswort zu sagen, ehe der Drache sich zum Gehen anschickte. Seine Finger hatten sich fest um mein Handgelenk geschlossen.“ (S. 19)

Voller Angst kann Agnieszka kaum verstehen, was geschehen ist, und noch weniger, was von ihr erwartet wird. Der Drache ist ein recht unangenehmer Zeitgenosse, vergräbt sich in seinen Büchern und ist hauptsächlich barsch und anklagend gegenüber Agnieszka. Er zwingt sie, Magie zu benutzen, ohne daß sie überhaupt versteht, daß sie es tut. Sie soll lernen, aber er erklärt ihr nichts und hält sie für dumm. Das anfängliche Zusammenspiel der beiden ist sehr frustrierend für alle beteiligten, auch den Leser.
Doch Nieshka, wie sie von ihren Freunden genannt wird, kann ebenso stur sein, wie der Magier. Nachdem sie verstanden hat, daß sie Magie in sich trägt, findet sie ihren eigenen Weg und der Drache beginnt nach anfänglichen Zweifeln, ihre Talente zu fördern. Währenddessen bedroht der Dunkle Wald das ganze Tal, und der Drache hat immer größere Schwierigkeiten, ihn in seine Schranken zu weisen. Und dann wird Kasia vom Wald entführt.

Ich habe dieses Buch im Januar 2017 gelesen, als die gebundene Ausgabe erschienen ist. Und ich konnte mich nur noch an den Anfang erinnern. Doch es hat mir trotzdem gut gefallen, vielleicht sogar besser als beim ersten Mal. Der Umfang der Geschichte ist phantastisch, der Weg zum eigentlichen Konflikt lang und steinig, doch die Reise lohnt sich. Nieshka bleibt bis zum Ende des Buches sich und ihrer Magie treu und täuscht alle mit dem ersten Eindruck. Und der Drache ist bis zum Ende mürrisch, obwohl er doch ein Herz hat.
Das erneute Lesen dieses Werkes hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich habe mich durchweg gut unterhalten gefühlt. Der Dunkle Wald ist einen Besuch wert, doch seid vorsichtig! Nicht ohne Schutzzauber zu tief hinein wagen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.02.2024

wunderschöner Schreibstil, absolut fesselnd

Lieder der Wälder
0

„»So schafft man Mythen.« Und wenn es etwas gab, was Mattys liebe, dann war es, seine Geschichten unter das Volk zu bringen. Er liebte den Zauber, den man mit Worten weben konnte, die Kunst, Legenden zu ...

„»So schafft man Mythen.« Und wenn es etwas gab, was Mattys liebe, dann war es, seine Geschichten unter das Volk zu bringen. Er liebte den Zauber, den man mit Worten weben konnte, die Kunst, Legenden zu erzählen, die noch lang in den Menschen widerklangen.“ (S. 426)

„Die Geschichte, die ich erzählen will, beginnt wie jede gute Geschichte: in einer Taverne.“ (S. 8, Erster Satz) In der Taverne Falkners Brandfuchs in der Stadt Dina Rhedyn kommen die Helle Barden unter, eine Gruppe unterschiedlicher Leute, die durch die Welt ziehen und ihre Lieder singen. Doch an diesem Abend streiten sich Mattys und Caleb so sehr, daß Mattys und Rosi die Gruppe verlassen. Zurück bleiben Edeline, Nascha, Calebs kleine Schwester Olyvar und ein zu hochmütiger Caleb, der seinen Fehler nicht einsehen möchte.
Im Palast von Dina Rhedyn lebt die Prinzessin Breya, die den Wäldern sehr zugetan ist, und ihr Bruder Prinz Severyn, der mehr von sich selbst als den Wäldern überzeugt ist. An dem Tag der Geschichte ist der Geburtstag des Prinzen und ein besonderer Tag, denn er wird die Herrschaft über eine Stadt und einen Teil der Stadtwache übernehmen. Ein großes Fest ist geplant, zu dem auch Abgesandte aus den anderen Reichen zugegen sein werden.
Adeena Klingswahr kommt mit ihrem Vater im Palast von Dina Rhedyn als Abgesandte von Austradar an. Sie hat eine Fehlstellung in der Hüfte und wird aufgrund dessen häufig für ein Wechselbalg gehalten. Wechselbälger werden in Austradar ebenso gefürchtet, wie in Dina Rhedyn. So hat Adeena es nicht nur zu Hause sehr schwer, sondern auch im Palast. Vor allem, als sie auf Prinz Severyn trifft.

Eschenelegie verzaubert mit poetischen Worten, Bardenliedern und Erzählsträngen, die einen fesseln. Die Mythologie um die Wälder, die verschiedenen Wesen, die dort leben, alles ist in so wundervolle Worte verpackt, daß ich am liebsten direkt weiterlesen würde. Während der anstrengenden Reise in den Eschenhort, umschmeichelt der Wald den Leser und zieht ihn in seinen Bann. Die Autorin findet die schönsten Vergleiche und Beschreibungen, daß man sich direkt im Buch verlieren könnte.

„Spielleute, kleiner Knirps, die haben die Welt gesehen. Die nehmen das, was deine kleinen Augen erblicken, füllen es in Lieder wie Traubensaft nach der Sommerernte in Gläser. Ihre Stimmen fangen Erinnerungen wie Insekten, die im Honig kleben bleiben. Der König formt und herrscht. Der Soldat zerschmettert. Aber der Spielmann beobachtet, er betrachtet und erkennt und begreift. Niemand begreift die Welt wie die Barden, die sie besingen.“ (S. 9)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2024

Rapunzel verläßt ihren Turm und landet in einem Endzeit-Steampunk-Abenteuer

Valeria
0

„Eigentlich wollte ich dich retten, […] Ich wollte dich mitnehmen und von hier fortbringen.“ (S. 93)

Seit vor fünf Jahren ihr Vater gestorben ist, lebt Valeria in ihrem Zimmer, eingesperrt von ihrer Stiefmutter ...

„Eigentlich wollte ich dich retten, […] Ich wollte dich mitnehmen und von hier fortbringen.“ (S. 93)

Seit vor fünf Jahren ihr Vater gestorben ist, lebt Valeria in ihrem Zimmer, eingesperrt von ihrer Stiefmutter Magica. Außer der morgendlichen Tortur der Körperpflege, die Magica Valeria antut, hat sie keinen menschlichen Kontakt. Bis sie eines Tages eine Gitarre aus dem Äthernebel am Fuße ihres Turmes hört und anfängt zu singen.

„Warum hast du mich aus dem Turm geholt?“ […]
„Du hast meine Hilfe gebraucht […]. Und außerdem hat mir dein Gesang gefallen.“ (S. 115)

Die Menschen leben seit der Ätherkatastrophe in Türmen über dem Äthernebel und haben den Erdboden seitdem nicht mehr gesehen. Es gibt Geschichten, dass der Äther die Menschen in Ghule verwandelt hat, die sich von Menschenfleisch ernähren.
Nachdem Magica ihre wahren Absichten offenbart und Valeria an einen sehr viel älteren Mann verkauft, sucht Valeria verzweifelt einen Ausweg. Als der fremde Gitarrenspieler aus dem Äther erscheint und ihr anbietet, den Erdboden zu betreten, zögert Valeria nur für einen Augenblick.

Was wie eine Nacherzählung von Rapunzel beginnt, endet in einem aufregenden Abenteuer. Der Erdboden und die Wesen, die dort leben, ähneln nicht mal im entferntesten den Geschichten, die Valeria so gerne liest. Allerdings muß sie auch feststellen, daß nicht alles so schön ist, wie es glänzt. Die Autorin hat eine wunderschönes, düsteres Märchenadaption erschaffen, und nach dem scheinbar glücklichen Ende noch eine ganze Menge Abenteuer angehängt. Die Steampunk-Elemente und die gesamte Atmosphäre haben mir so gut gefallen, daß ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Sehr empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere