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Veröffentlicht am 11.03.2022

keine leichte Kost, aber sehr zu empfehlen

Die Mitternachtsbibliothek
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„Und Nora beschloss, dass sie kein schwarzes Loch war. Sondern ein Vulkan. Und wie ein Vulkan konnte sie nicht vor sich selbst davonlaufen. Sie musste hier bleiben und dieses brachliegende Land fruchtbar ...

„Und Nora beschloss, dass sie kein schwarzes Loch war. Sondern ein Vulkan. Und wie ein Vulkan konnte sie nicht vor sich selbst davonlaufen. Sie musste hier bleiben und dieses brachliegende Land fruchtbar machen.
Sie konnte einen ganzen Wald in ihrem Inneren pflanzen.“ (S. 316)

Nora Seed hat keinen Grund mehr den nächsten Tag zu erleben und beschließt sich das Leben zu nehmen. Punkt Mitternacht findet sie sich in einer gigantischen Bibliothek wieder, in der die Zeit still zu stehen scheint. Ihre damalige Schulbibliothekarin Mrs. Elm empfängt sie dort und erklärt Nora, was es mit er Mitternachtsbibliothek auf sich hat.
„Zwischen Leben und Tod liegt eine Bibliothek […]. Und diese Bibliothek besteht aus endlosen Regalen. Jedes Buch bietet dir die Chance, ein anderes Leben auszuprobieren, das dir offengestanden hätte. Jedes Buch bietet dir die Chance, zu sehen, wie alles gekommen wäre, wenn du andere Entscheidungen getroffen hättest …“ (S.9)
Nora ist sich zunächst unschlüssig, denn sie möchte gar kein anderes Leben. Sie möchte sterben. Doch das Buch des Bereuens überflutet Nora mit all ihren reuevollen Gedanken und Gefühlen, sodaß sie genau weiß, welches Leben sie sich wünscht.

Die Mitternachtsbibliothek erzählt von Reue und nicht getroffenen Entscheidungen; sie zeigt, wie das Leben sein könnte, wenn man an einem Punkt eine andere Abzweigung genommen hätte. So erlebt Nora, wie es mit ihrem Verlobten weitergegangen wäre, wenn sie nicht zwei Tage vor der Hochzeit alles abgeblasen hätte; wie es als Olympiaschwimmerin wäre; ob die Band mit ihrem Bruder wirklich erfolgreich geworden wäre.
Nora lernt schnell, daß die offensichtlichen Änderungen in ihrem Leben sie nicht zwangsweise glücklich gemacht hätten und daß sie ihr Leben lang vor allem anderen Träumen gefolgt ist, statt ihre eigenen zu finden.
Jedes Leben, in das Nora eintaucht, verändert sie und ihre Sicht auf ihr bisheriges Dasein. Dies wirkt sich auch spürbar auf die Mitternachtsbibliothek aus.

In dem Buch geht es nicht nur um Quantenphysik oder die String Theorie, um verschiedene Leben oder alle Möglichkeiten. Es geht auch um Entscheidungen, um Depressionen und Suizid. Es ist keine leichte Lektüre, regt sie doch zum Nachdenken über die eigenen möglichen Leben und Reuegefühle an. Trotzdem ist Die Mitternachtsbibliothek unterhaltsam und spannend und deswegen gibt es eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Ohne Wurzel wäre alles doof

Assassin's Wood
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„»Du hast ernsthaft einen Stempel deiner Gilde bei dir? […] Wofür?«
»Für genau solche Notfälle. Man weiß ja nie. Der gutes Todesreiter ist vorbereitet. Auf jede Art von Notfallstempelung«, sagte er nicht ...

„»Du hast ernsthaft einen Stempel deiner Gilde bei dir? […] Wofür?«
»Für genau solche Notfälle. Man weiß ja nie. Der gutes Todesreiter ist vorbereitet. Auf jede Art von Notfallstempelung«, sagte er nicht ohne Stolz und steckte den kleinen Holzstempel gleich darauf in ein Fach im Topf von Wurzel.“ (S. 300f.)

„Mit einem Namen wie Penta Colt hätte er sich in der Unterwelt von Ulmenstadt vermutlich ein Imperium bauen können.“ (S. 9) Stattdessen ist Penta ein Bürokrat in der Todesgilde, der nicht nur lange sitzen und Formulare ausfüllen kann, sondern seine Statistiken immer pünktlich abgibt und das StaGB auswendig kann.
Um Zugang zu allen alten Akten zu haben, besitzt er einen sogenannten Dunkelnetzschnüffler, genannt Wurzel. Er ist ein etwas älterer Bonsai und bringt Penta mit seinen Allüren um den Verstand. Vor allem, wenn er Statistiken im Stabreim aufsagt.
Penta lebt am Rand vom Allesmarkt in Ulmenstadt auf der Insel Madera. Diese Insel schwimmt durch alle Ozeane und ist voll mit Bäumen, sodass es nicht verwunderlich ist, daß Bäume eine essentielle Rolle spielen. Sie spenden den Menschen Schatten, aus ihnen wird alles zum Leben hergestellt und selbst das Reisen findet über einen Holzweg in den Baumwipfeln statt. Es gibt sogar Theorien, daß gewisse Bäume ein Bewusstsein entwickelt haben und mit den Menschen reden. Die Sekte der Borkenkäfer geht sogar so weit, daß sie an einen Erlöserbaum glauben. Aber wir wissen alle, daß das Quatsch ist. Nicht wahr, Wurzel?
Tonia Fill ist keine typische Tochter eines reichen Unternehmers, wie es nach außen hin den Anschein hat. Als Kind hat sie den Mord an ihrer Mutter beobachtet und versucht seitdem die Menschen auf die geheimen Assassinen hinzuweisen. So gilt sie allgemein als verrückt und hat schon das eine oder andere Mal im Gefängnis gesessen. Während Penta durch seine Schreibtischarbeit eher verweichlicht wirkt, ist Tonia stark und aufmüpfig und weiß, was sie will. Und sie tut alles, um ihre Ziele zu erreichen, selbst wenn sie durch Wände gehen muss.

Der Kontrast zwischen Penta und Tonia könnte auffälliger kaum sein. Penta ist im Umgang mit Menschen und Situationen eher unbeholfen, während Tonia einfach darauf los marschiert. Trotzdem kennt Penta sich in der Unterwelt bestens aus, denn das Verborgene gehört zu seinem Beruf. Diese offensichtlichen Gegensätze, starke Frau, schwacher Mann, sind ermüdend. Nur weil eine Frau selbstständig ist, vielleicht sogar Kampftraining hatte und weiß, was sie will, muss ihr Gegenpart nicht gleich übermäßig unmännlich und weich sein, um hervorzuheben, wie krass die Frau ist. Starke Protagonistinnen sollten so etwas nicht nötig haben.

Wurzel tritt zwar nur als Nebencharakter auf und verbringt die meiste Zeit unter Pentas Umhang, trotzdem ist er eindeutig das Goldstück der Geschichte. Er ist sehr eigensinnig und hat einen trockenen Humor. Allerdings kann er mit Wissen brillieren, wenn er denn möchte.
Obwohl die Idee der Todesgilde und ihrer Formularwirtschaft ansprechend ist, und die Welt von Madera und ihren Bäumen sehr spannend, wäre Assassin`s Wood ohne Wurzel nicht sehr aufregend.

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Veröffentlicht am 04.03.2022

Romantisch ohne Sexszenen, wunderbar

Sehnsucht nach Rose Cottage (Herzklopfen in Schottland)
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Ellie lebt seit ungefähr 18 Jahren in Berlin, hat sich kürzlich von ihrem Freund getrennt und ist auf der Suche nach sich selbst. Sie hat sich verloren, seit sie Schottland verlassen hat. Im Herzen ist ...

Ellie lebt seit ungefähr 18 Jahren in Berlin, hat sich kürzlich von ihrem Freund getrennt und ist auf der Suche nach sich selbst. Sie hat sich verloren, seit sie Schottland verlassen hat. Im Herzen ist sie wild, liebt die Freiheit und die Wildnis Schottlands.
Als sie ein Brief erreicht, der sie um Hilfe für das Rose Cottage bittet, überlegt sie nicht lang und reist nach Fallbury, zu ihrer Großtante Rosemary und dem Cottage, das für viele Sommer ihr Zuhause war.

Zu Beginn von Sehnsucht nach Rose Cottage wird sehr häufig wiederholt, wie sehr Ellie Schottland liebt und vermisst und wie wild und frei sie eigentlich ist oder sein möchte. Ebenso ihr Vater. Die Autorin wird nicht müde, dies anfangs zu wiederholen, bis es auch der letzte Leser verinnerlicht hat.
Sobald Ellie schottischen Boden betritt, wird sie von Erinnerungen an ihre Sommer in Fallbury und ihre Freundschaft mit Graham überflutet. Sie erzählen von einer wundervollen Kindheit, passen stimmig ins Geschehen und transportieren die überschwänglichen Emotionen in Ellies Gegenwart.
Daß Ellie ungern wieder nach Berlin zurück möchte und ihr Herz an Rose Cottage hängt, wird ziemlich schnell klar. Nur Ellie zögert noch, möchte es ihren Eltern Recht machen und ihren Chef nicht enttäuschen. Dieses Sträuben ist anstrengend, hat am Ende jedoch Sinn ergeben.
Durch den Klappentext lässt sich eine romantische Beziehung bereits erahnen, was mir ein wenig Sorge bereitet hat. Doch meine Furcht wurde mir genommen, denn die Szenen zwischen Ellie und Graham sind niedlich, manchmal schüchtern und überhaupt nicht aufdringlich.

Sehnsucht nach Rose Cottage ist der Beweis, daß romantische Bücher auch ohne Sexszenen auskommen. Man kann nach Schottland abtauchen, alles auf sich wirken lassen und am Ende ist man ein wenig traurig, Rose Cottage verlassen zu müssen. Ein unterhaltsamer, schöner Roman für Zwischendurch, wenn die Welt wieder zu grau ist.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Habe es mit gemischten Gefühlen beendet

Dein falsches Herz
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„Noch heute muss bei jeder Trennung der eine oder andere Elternteil befürchten, sein Kind zu verlieren. […] Das Prinzip hinter dieser Praxis ist der Glaube, dass geschiedene Eltern nicht in der Lage sind, ...

„Noch heute muss bei jeder Trennung der eine oder andere Elternteil befürchten, sein Kind zu verlieren. […] Das Prinzip hinter dieser Praxis ist der Glaube, dass geschiedene Eltern nicht in der Lage sind, zu kooperieren und im Interesse des Kinderwohls zu handeln.“ (S. 267)

Sumiko Sarashima hat nach dem Tod ihrer Mutter deren Mädchennamen angenommen und den Nachnamen ihres Vaters abgelegt. Als sie sieben Jahre alt war, ist Sumikos Mutter Rina Sato in einem Autounfall ums Leben gekommen. Zumindest ist es das, was ihr Großvater ihr immer erzählt hat. Doch nun, 18 Jahre später, ist Sumiko mit ihrer Ausbildung zur Anwältin fertig, und nimmt einen Anruf zum vermeintlichen Mord an ihrer Mutter entgegen. Dies ist der Auslöser für Sumiko, die Wahrheit zu suchen.

„Wo es Wünsche gibt, gibt es Menschen, die sie gegen Bezahlung erfüllen. Die Konsequenzen sind nicht unbedingt Teil der Vereinbarung.“ (S. 82)

Dein falsches Herz wird aus mehreren Perspektiven mit unterschiedlichen Zeitlinien erzählt. Die Geschichte beginnt mit einem Prolog aus der Ich-Perspektive, in dem Sumiko Sarashima den Leser direkt anspricht. „Mich kennen Sie schon und meine Geschichte auch. […] Ich bin die letzte Zeile eines Artikels, der letzte Satz, der mit einem Punkt endet.“ (S. 9)
Es folgen Erinnerungen von Rina Sato, ihrem Ehemann Osamu Sato, ihrem Vater Yoshi Sarashima und Kaitaro Nakamura, einem professionellen Ehebrecher. Zwischendrin erzählt Sumiko Anekdoten aus ihrer Kindheit und der Gegenwart. Zu Beginn sind die Perspektivwechsel und Zeitsprünge verwirrend, da die Geschichte nicht linear erzählt wird. Doch am Ende fügt sich alles in ein Gesamtbild.
Die genannten Charaktere werden oberflächlich dargestellt, als wenn der Leser ein Zuschauer von Außen ist und nur die Protagonisten untereinander sich wirklich kennen. Sie lassen den Leser nicht in ihr Leben hinein. Gespräche wirken künstlich und unvollständig, als würden wichtige Gesten und Mimik fehlen, um alles zu verstehen. Insgesamt fehlt den Personen Tiefe, obwohl die Autorin durch viele ausführliche Beschreibungen der Umgebung die Atmosphäre bildlich darstellt.

„So viel hatten sie durchgemacht, es waren einige der dunkelsten und wundervollsten Momente in Rinas Leben gewesen. Und Kaitaro stand im Zentrum. Er hatte sie wahrhaft gekannt, sie wirklich verstanden.“ (S. 376)

Trotz der ungleichmäßigen Erzählweise war die Aufklärung des Mordes an Rina Sato interessant und am Ende auch überraschend. Dennoch zog sich die ganze Geschichte durch viele Erinnerungen in die Länge und machte es schwierig zu folgen.
Gerade zwischen Kaitaro und Rina sind viele Handlungen und Reaktionen nicht nachvollziehbar.
Ich habe dieses Buch mit gemischten Gefühlen beendet und war vor allem froh darüber, es hinter mich gebracht zu haben. Dabei kann ich nicht genau sagen, warum es zum Ende hin so anstrengend wurde, denn zu Beginn hat es mir recht gut gefallen.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Langweilige Handlung und blutrünstige Protagonistin

Cursed - Die Auserwählte
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Ronja von Oceanlovers Rezension dieses Buches hat mich so mitgerissen, daß ich neugierig darauf wurde und es auf meine Wunschliste setzte. Die Serie kenne ich nicht und habe auch nicht vor, sie mir anzuschauen, ...

Ronja von Oceanlovers Rezension dieses Buches hat mich so mitgerissen, daß ich neugierig darauf wurde und es auf meine Wunschliste setzte. Die Serie kenne ich nicht und habe auch nicht vor, sie mir anzuschauen, denn ich habe mich von Anfang an durch Cursed gequält.
Zu Beginn war ich von der zeitlichen Abfolge der Geschehnisse und anschließend von der Protagonistin Nimue verwirrt. Nimue gehört zum Volk der Himmelsmenschen, eine Unterart der Fey. Zu den Fey gehören unterschiedliche Völker mit auffälligen oder unauffälligen Eigenschaften, wie zum Beispiel Geweihen, doch sie alle beten in irgendeiner Weise die Alten Götter an. Bei den Himmelsmenschen heißen diese Götter die Verborgenen und Nimue ist von ihnen in Form von Visionen gezeichnet. In ihrem eigenen Dorf ist sie eine Außenseiterin und Hexe, obwohl ihre Mutter die Erzdruidin ist und hohes Ansehen genießt.
Gleich zu Beginn wird Nimues Dorf von den Roten Paladinen abgebrannt und die Dorfältesten an Kreuzen hingerichtet. Nimue gelingt nur durch das Opfer ihrer Mutter die Flucht, mit einem ihr unbekannten Schwert in der Hand und dem Auftrag, es zu Merlin zu bringen. Mit Mühe und Not entkommt sie nicht nur den Roten Paladinen, sondern auch einem Rudel Wölfe. Geholfen hat ihr dabei das Schwert, obwohl sie nie gelernt hat, damit zu kämpfen. Fortan wird sie die Wolfbluthexe genannt und von den Roten Paladinen gejagt.

Nimue handelt kopflos, folgt manchmal ihrem Bauchgefühl oder den Eingebungen durch die Verborgenen, und lässt sich von Menschen und Fey beeinflussen, die sie nicht kennt. Sie wird durch die Macht des Schwertes berauscht, von der Trauer über den Tod ihrer Mutter und der Auslöschung ihres Dorfes verblendet und ist meistens planlos. Ihr Charakter, ihr Verhalten und ihre Moral sind fragwürdig, wie auch die Menschen und Fey an ihrer Seite.
Nur das Treffen mit Merlin hat etwas Hoffnung geweckt, wurde aber direkt wieder begraben. Daß sie Merlin nicht vertraut, obwohl er zu ihr ehrlich war und das Schwer weder für sich noch für seinen König haben wollte, hat sie ihm nicht geglaubt und damit ging alles bergab.
Mich hat die Handlung gelangweilt, weil sie nicht ihr Fahrt gekommen ist, und Nimue empfinde ich als blutrünstig und wenig nachvollziehbar.

Als wäre das alles nicht genug, haben mich auch die Illustrationen abgeschreckt. Weder farbig noch in schwarz-weiß sind sie besonders ansprechend; die Menschen haben kantige, grobe Züge, die Lippen sehen aus wie aufgespritzt und es fehlt an Tiefe/ Schattierungen. In schwarz-weiß sehen die Bilder aus wie aus einem Ausmalbuch, nur wesentlich unübersichtlicher. Die farbigen Illustrationen haben nicht zu der Stelle der Geschichte gepasst, während die farblosen sich mehr oder weniger in das Geschehen integriert haben.
Wäre die Handlung von Cursed nur etwas spannender gewesen und die Hauptfigur weniger blutrünstig, hätte ich über die Zeichnungen hinweg sehen können. So war dies leider auf ganzer Linie ein Fehlkauf.

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