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Veröffentlicht am 14.06.2020

Ein schönes, ehrliches Sommerbuch

Unverblümt im Sommerwind
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„Ich will, dass mich Menschen mögen, ich will einen Job behalten und gut darin sein, ich will endlich irgendwo dazugehören und bleiben. Und wenn das bedeutet, dass ich lernen muss zu lügen, dann ist das ...

„Ich will, dass mich Menschen mögen, ich will einen Job behalten und gut darin sein, ich will endlich irgendwo dazugehören und bleiben. Und wenn das bedeutet, dass ich lernen muss zu lügen, dann ist das eben so.“ (S.57)

Judith, die lernen möchte zu lügen. Ben, der immer wütend ist. Lydia, die sich hinter ihrer Kapuze versteckt. Rita, die sich einsam fühlt. Josef, der nicht loslassen kann. Maren, die keine Wände mag. Und Hund, der keinen Namen hat, aber trotzdem der fröhlichste von allen ist. Zusammen stellen sie sich ihren Problemen. Gemeinsam in der Villa Pippilotta auf Föhr. Denn dazu ist sie da. „Ich dachte, das ist der Grund, weshalb man hierherkommt? Um neu anzufangen.“ (S. 103)

Mit ausschweifenden Beschreibungen, malt die Autorin eine humorvolle, ehrliche Geschichte rund um Judith, Hund und ihre Freunde. Dabei werden ausgefallene Wörter benutzt, Floskeln hinterfragt, und mit viel Humor die Ehrlichkeit in die Welt gebracht.

„Freut mich?“ […]
„Ehrlich?“, provozierte er und bemerkte überrascht, dass sie wirklich überlegte.
„Ja, ich glaube schon. Vorhin hätte ich das wohl nicht gedacht, aber inzwischen sind Sie … ein bisschen netter geworden. Und interessanter.“ (S.102)

Auf dem Dachboden der Villa Pippilotta findet Judith die Tagebücher von Marens Großmutter Teda. Sie beginnt darin zu lesen und findet nicht nur eine Seelenverwandte in Teda, sondern auch eine Freundin.
Teda lebte 1911 auf Amrum, nicht weit von Föhr. Sie möchte ihre Tage nicht mit Handarbeiten vor dem Feuer verbringen. Stattdessen möchte sie malen und, wie ihr Bruder, mit Holz arbeiten. „Sie wollte sich ausdrücken, Blicke erweitern, Möglichkeiten erschaffen, sie wollte etwas tun, bei dem sie sich lebendig fühlte, am liebsten mit anderen, für andere. Und frei wollte sie sein, frei zu wählen, mit welchem Werkstoff sie das tat und mit wem!“ (S. 363) Teda lässt sich nicht ihr Leben vorschreiben, sondern nimmt es selbst in die Hand.

Die Parallelen zwischen Judith und Teda runden das Gesamtbild ab und führen die Erzählstränge zusammen. Während Judith das Lügen lernt und allen anderen mit ihren Problemen hilft, hilft sie Teda, endlich zu Wort zu kommen.

Müsste ich das Buch mit einem Wort beschreiben, wäre es „[…] ehrlich, auch wenn es manchmal wehtut.“ (S.487) Denn wenn mehr Menschen wie Judith reden würden, gäbe es weniger Missverständnisse. Floskeln ohne Bedeutung und leere Worte würden verschwinden.
„Hier und jetzt würde ich dir das Blaue vom Himmel herablügen […].“
„Blau, wieso eigentlich Blau?“ (S.488 f.)
Die Freundschaft ist ebenso echt, wie die sich anbahnende Liebesgeschichte. Es gibt Höhen und Tiefen, die aus flüchtig Bekannten Freunde werden lässt. Nichts ist unnötig verschönert oder übertrieben romantisch. Wie im wahren Leben, einfach ehrlich.

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Guter zweiter Teil

Die Legenden der Alaburg
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„>>Er wollte mich beseitigen!

„>>Er wollte mich beseitigen!<<, antwortete Leik stattdessen.

Niemand widersprach. Zu sehr deuteten alle Indizien darauf hin. Die Ereignisse im letzten Semester, die ausgerechnet in Leiks alter Heimat geschehen waren. Der Überfall auf ihn. Die Mine. Und jetzt das. Wieder stand Leik im Mittelpunkt. Das Böse verfolgte ihn.“ (S.111)

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Veröffentlicht am 01.06.2020

gelungenes Fundament für Folgebände

Die Geheimnisse der Âlaburg
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„Noch immer wusste Leik nicht, ob er sich über die plötzliche und tiefgreifende Veränderung seines bisherigen Lebens freuen oder traurig sein sollte. Auf der einen Seite vermisste er Drena, […] auf der ...

„Noch immer wusste Leik nicht, ob er sich über die plötzliche und tiefgreifende Veränderung seines bisherigen Lebens freuen oder traurig sein sollte. Auf der einen Seite vermisste er Drena, […] auf der anderen Seite warteten die Geheimnisse der Âlaburg darauf, von ihm entdeckt zu werden. Dieser Ort hatte etwas Magisches, so viel hatte Leik schon verstanden.“ (S.126)

Durch einen Zwischenfall, den Leik sich nicht ganz erklären kann und über den sein Ziehvater Gerald sich ausschweigt, gelangen die beiden auf einer überstürzten Flucht zur Âlaburg. Dort wird Leiks Bild vom Kontinent Razlukan komplett auf den Kopf gestellt. Ihm wurde bisher immer eingeredet, dass Magie und Zauberer den Märchen angehören. Doch an der Âlaburg werden diese Märchen wahr und Leik ist ein Teil davon.

Die Geheimnisse der Âlaburg ist der Beginn einer Reihe rund um Leik und die Universität. Die Âlaburg steht für Frieden und Freundschaft zwischen den vier vernunftbegabten Völkern: Menschen, Elben, Zwerge und Orks. Doch die Realität sieht zwischen den Studenten anders aus.
Leiks Leben in Sefal sowie sein neues Leben als Student wird sehr detailliert beschrieben. Da er bisher keine Ahnung von Magie und den anderen drei Völkern hatte, ist Leik sehr wissbegierig. Sein Zimmergenosse und Zwerg Morlâ führt ihn bereitwillig ins neue Leben ein. Zusammen mit Morlâ und dem Zwergelbe Filixx fühlt sich Leik schnell heimisch.
Die Einführung der Protagonisten und auch einiger Nebencharaktere ist umfangreich. Dabei wird nicht nur das Aussehen beschrieben, sondern auch einige wichtige Charakterzüge. Vor allem bei Leik und seinen Freunden wird mit Adjektiven nicht gespart. Es ist, als würde man die drei persönlich kennen lernen.
Nicht so schön ist dagegen der Zustand des Weißen Hauses, in das Leik einzieht. Die Âlaburg hat für jedes Volk eine eigene Verbindung, auch Haus genannt. Wer nicht eindeutig zugeordnet werden kann, wird im Weißen Haus vorläufig untergebracht. Diese Verbindung wird nicht nur unter den Magistern und Studenten als „nicht vollwertig“ betrachtet, auch der Zustand des Inneren wirkt sehr zusammengewürfelt und behelfsmäßig eingerichtet. „Das sind die Waschräume. Wir haben fließendes und manchmal sogar warmes Wasser[…].“ (S.120) An einer Universität, die für Frieden und Freundschaft steht, sollte jeder gleichbehandelt werden. Die Ungewolltheit dieses Hauses wird dadurch nur unnötig stark hervorgehoben, obwohl das Verhalten der Studenten und Magister gegenüber „den Weißen“ ausreichend ist.

Ein Vergleich mit der Harry Potter Reihe liegt nahe, weil es um eine Schule und Magie geht, doch da hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Es gibt andere Bücher (Magisterium), die offensichtlicher an diese Reihe angelehnt sind, als die Farbseher-Saga.
Leik macht in diesem Buch eine sichtbare Entwicklung durch. Dabei sind seine Entscheidungen und Verhaltensweisen nachvollziehbar. Die Freunde nehmen sich untereinander nicht sehr ernst und lockern das Geschehen durch ihren Humor auf. Das Motto der Âlaburg ist allgegenwärtig und wird immer wieder aufgegriffen. Die Spannung bleibt durchweg erhalten.

Rundum ein gelungenes Jugendbuch, das ein Fundament für die Folgebände bildet.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Zu viele Hormone

Ich fürchte mich nicht
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„Hoffnung rinnt in dieser Welt aus Gewehrläufen.“ (S. 63)

Juliette ist eingesperrt, weil ihre Berührungen Schmerzen verursachen und sogar töten können. Nach 264 Tagen Einsamkeit bekommt sie plötzlich ...

„Hoffnung rinnt in dieser Welt aus Gewehrläufen.“ (S. 63)

Juliette ist eingesperrt, weil ihre Berührungen Schmerzen verursachen und sogar töten können. Nach 264 Tagen Einsamkeit bekommt sie plötzlich einen Zellengenossen. Adam erinnert sie an den einzigen Jungen aus ihrer Schulzeit, der sie nicht wie ein Monster behandelt hat. Als sie anfängt, ihm ihr Vertrauen zu schenken, verrät er sie an Warner und das Reestablishment. Warner hat Juliette schon lange gesucht und möchte sie als Geheimwaffe an seiner Seite haben, um seine Macht zu sichern.

Ich fürchte mich nicht ist eine Dystopie, deren Setting an Goerge Orwells 1984 erinnert. Das Reestablishment unterdrückt die Bevölkerung zu ihrem eigenen Schutz. Sie wollen alles, was die Menschen einzigartig macht, gleichschalten. Keine Religionen, keine Nationalitäten, denn das hat die Menschheit an ihren Abgrund getrieben. Keine Bücher, keine Kunst und eine eingeschränkte Sprache. Eine gute Voraussetzung für einen spannenden Roman. Doch damit hört es leider schon auf.

Das wichtigste in diesem Buch ist Juliette. Ihre Einsamkeit fließt aus jedem Wort, dass sie in Gefangenschaft in ein kleines Notizbuch schreibt. Die Geschichte wird aus Juliettes Perspektive erzählt. Einige Wörter oder Sätze sind durchgestrichen, Wörter werden wie ein Mantra wiederholt, ohne Zeichensetzungen. Dies vermittelt den Eindruck, direkt in Juliettes Gedanken blicken zu können. Sie sagt das eine, meint oder denkt aber etwas ganz anderes. Sie verstellt sich sogar vor sich selbst.

„Er fasst mich nicht an, und ich bin enttäuscht froh, dass er es nicht tut.“ (S. 25)

Mit Adams Auftauchen ändert sich alles, denn er kann sie berühren, ohne Schmerzen zu erleiden. Es entwickelt sich eine Teenieromanze, die anstrengender kaum sein kann. Es ist verständlich, dass sich Juliette, nach 17 Jahren Ablehnung von anderen Menschen, nach Berührungen sehnt, dass die erste Liebe alles verzehrend ist und das Gehirn einen Kurzschluss erleidet. Verständlich und nachvollziehbar. Doch für mich ist das zu viel. Zu viel Anschmachten. Zu viel Rumgegrabbel. Zu viel „du bist so toll du bist so heiß ich versinke in dir und deinen Augen lass mich nie wieder los“. Dafür ist der Konflikt zwischen Juliette und Warner, der sie gefangen hält und als Waffe benutzen möchte, viel zu nebensächlich. Die Bedrohung des Reestablishments für die Menschheit, steht zu sehr im Hintergrund.

Juliette ist von Grund auf ein guter Mensch, der niemandem schaden möchte, obwohl sie bisher in ihrem Leben keine Güte von anderen erfahren hat. Warner und das Reestablishment bieten Konfliktpotential, was überhaupt nicht ausgeschöpft wird. Das Ende ist überraschend und lässt die Geschichte in eine völlig neue Richtung gehen. Doch bis dahin wird das Geschehen von der Romanze überschattet.

Wenn ich nicht schon alle Bände hier hätte, würde ich nicht weiter lesen. Ich hatte das Buch völlig anders in Erinnerung, als hätte ich es nur bis zur Hälfte gelesen. Ich hoffe sehr, dass sich der Fokus der Geschichte ändert und das Ende der Welt wichtiger wird als Juliette Hormone.

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Veröffentlicht am 04.05.2020

Unterhaltsam

MAGIC: The Gathering - Die Kinder des Namenlosen
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„>>Ihr müsst ihnen helfenIhr seid ihr Fürst.[…]
Wenn ihr es nicht tutwerde ich … Ich ...>Ich freue mich schon darauf, diese Drohung zu hören.>Ich werde dafür sorgen, dass Ihr nie wieder in Nickerchen machen ...

„>>Ihr müsst ihnen helfen<<, sagte sie. >>Ihr seid ihr Fürst.[…]
Wenn ihr es nicht tut<<, sagte Tacenda, >>werde ich … Ich ...<<
>>Ich freue mich schon darauf, diese Drohung zu hören.<<
>>Ich werde dafür sorgen, dass Ihr nie wieder in Nickerchen machen könnt.<<“ (S. 68)

Die Kinder des Namenlosen ist eine dämonische Detektivgeschichte aus dem MAGIC: The Gathering-Multiversum. Er ist in sich abgeschlossen und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Das Dorf Verlasen wird von zwei Mädchen geschützt, die die Macht des Sumpfes in sich tragen. Die Zwillinge Tacenda und Willia halten das Böse mit Hilfe ihrer Stimmen fern. Der Preis ist ihre Sehkraft. So ist Tacenda tagsüber blind und kann nachts sehen, bei Willia ist es andersherum. Eines Nachts versagt Tacendas Lied und alle Dörfler werden Opfer von den Wisperern. Tacenda, als einzige Überlebende, macht sich auf den Weg, um Rache zu üben.

Das Buch beginnt nach einem Prolog, in dem die Gaben der Zwillinge erklärt werden, gleich mit der Schreckensnacht in Verlasen. Tacenda ist noch blind, da die Sonne noch nicht vollständig untergegangen ist. Daher muss sie sich auf ihr Gehör verlassen. So kommt sie zu der Annahme, dass der Herr vom Herrenhaus Schuld am Tod aller Dorfbewohner ist. Ohne eine umständliche Einleitung kommt das Buch gleich zum Punkt.
Der exzentrische Herr vom Herrenhaus, Davriel Crane beschwert sich über die Unannehmlichkeit des beschmutzen Hemdes, nachdem acenda ihm einen Eispickel durch die Brust gestoßen hat. Außerdem gilt seine größte Sorge die ausbleibende Ernte seines Lieblingstees, als er vom Tod des ganzen Dorfes erfährt.

„>>Außerdem ist uns der Tee ausgegangen.<<
>>Eine Katastrophe!<<, rief Davriel.“ (S. 46)

Davriel Crane ist Diabolist und hat Verträge mit verschiedenen Dämonen geschlossen, um sie in seine Dienste zu nehmen. Es gibt die Dämonin Fräulein Hochwasser, die sich um seine Bücher und Einnahmen kümmert, den Krieger Knirschgnar, der als Bodyquard dient, und zahlreiche niedere Dämonen. Sie bieten eine Auflockerung der furchtbaren Geschehnisse, ohne die düstere Atmosphäre der Nacht zu zerstören.
Davriels exzentrische Art und die Dämonen im Haus lassen ihn genau so wirken, wie die Dorfbewohner ihn sehen: böse und herzlos. Doch im Verlauf des Abends zeigt sich der wahre Davriel Crane und macht ihn zum Lieblingscharakter.

Die Spannung wird durchweg gehalten. Der ganze Abend ist wie eine Detektivgeschichte. Davriel und Tacenda werden von einem Hinweis zum nächsten geführt, immer auf der Spur der toten Dorfbewohner und mit dem Wisperern im Nacken. Dabei wird Stück für Stück die Geschichte des Sumpfes offenbart, der alles in dieser Gegend durchdringt.

Die Kinder des Namenlosen ist ein spannendes Buch für Zwischendurch. Der Zeitraum, in dem das Buch spielt, erstreckt sich über eine Nacht, sodass keine großen Charakterentwicklungen zu erwarten sind. Trotzdem sind sie ausgeklügelt und nicht langweilig. Die Protagonisten werden von Dämonen begleitet, die die Handlung vorantreiben, ohne im Mittelpunkt zu stehen. Besonders Davriel sticht hervor, da er ganz anders ist, als er auf den ersten Blick scheint. Selbst als MAGIC-Unkenntlicher ist dieses Buch unterhaltsam und empfehlenswert.

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