Gut geschrieben, aber auch ein paar Schwächen...
Eine skandalöse LiebesfalleDer Marquess of Vere, von seinem Bruder und engsten Freunden kurz „Penny“ genannt, gilt im ton als zwar über alle Maßen gut aussehender und begehrter Gentleman, jedoch sind sich alle Mitglieder der Gesellschaft ...
Der Marquess of Vere, von seinem Bruder und engsten Freunden kurz „Penny“ genannt, gilt im ton als zwar über alle Maßen gut aussehender und begehrter Gentleman, jedoch sind sich alle Mitglieder der Gesellschaft darüber einig, dass Penny, was Intelligenz und Scharfsichtigkeit angeht, einige Defizite aufweist. Zudem treibt er sämtliche Menschen, die sich zufällig in seiner Nähe aufhalten und ihm nicht sogleich wieder entrinnen können, mit fürchterlich langweiligen und dummen Dialogen und Meinungen zu diversen Themen schier in den Wahnsinn. Das muss leider auch die junge und zurückgezogen lebende Elissande Edgerton schneller feststellen als ihr lieb ist, als Penny und weitere Mitglieder des tons, Zuflucht wegen einer Rattenplage in Hause der Nachbarin, bei ihr suchen.
Elissande möchte die Gesellschaft ihrer Nachbarin am liebsten so schnell wie möglich wieder los sein, da sie ihrem abwesenden, überaus strengen und sadistischen Onkel keinen Anlass zur Raserei oder Grausamkeit bieten möchte. Andererseits könnte aber Penny auch die Lösung ihrer Probleme bedeuten, denn würde sie sich von ihm kompromittieren lassen und würde er sie als Ehrenmann heiraten, böte ihr diese Ehe die Möglichkeit, zusammen mit ihrer bettlägerigen Tante dem ungeliebten Zuhause endlich den Rücken kehren zu können. So umgarnt sie den Marquess of Vere trotz seiner Defizite und belohnt seine Reden stets mit einem überschwänglichen Lächeln. Ein Lächeln, das Vere zwar betört, welches ihm jedoch je länger er Elissande kennt und beobachtet, unecht vorkommt. Vere vermutet sehr schnell, dass Elissande sich unbedingt einen Ehemann angeln will und versucht heimlich und auf seine unnachahmliche Art ihre Pläne zu durchkreuzen. Vor allem, als er annehmen muss, dass die junge Frau es auf seinen Bruder Freddie abgesehen hat.
Dabei tappt er Elissande direkt in die Ehefalle und es bleibt ihm am Ende nichts anderes übrig, als sie zu heiraten. Doch diese forcierte Heirat von Elissande birgt einige Überraschungen für das frischgebackene Ehepaar, denn Vere ist alles andere als schwachsinnig und scheint ebenso eine Rolle zu spielen wie auch Elissande, doch warum?
Während ich vom Debütroman der Autorin schlichtweg begeistert war, weil mir sowohl Story als auch der geschliffene Schreibstil sehr gut gefallen haben, waren die Nachfolgebände der Autorin dagegen keine echten Offenbarungen für mich. Umso neugieriger war ich nun auf den aktuellen Band der Autorin, da ich mir im Vorfeld vorgenommen hatte, ihr noch eine Chance zu geben. „Eine skandalöse Liebesfalle“ ist dann für mich auch um Längen besser gewesen, als „Köstlich wie ein Kuss“ oder „Gefährliche Leidenschaften“, dennoch fehlte mir zu einer Bestbewertung- um es auf einen Punkt zu bringen; mehr Romantik und vor allem eine etwas gestraffter erzählte Story.
Die Ausgangssituation könnte nicht vielversprechender sein. Zwei Menschen sehen sich, sind fasziniert voneinander und stellen dann schließlich fest, dass sie beide der Gesellschaft nur eine Rolle vorspielen. Ich fand, dass die Autorin sich sehr viel Mühe damit gegeben hat ihren Figuren glaubwürdige Motive für deren Verhalten mitzugeben und fand sowohl Ellisande als auch Penny sympathisch. Besonders anfangs habe ich mich köstlich darüber amüsiert, wie Vere die arme Elissande mit belanglosen und haarsträubenden Dingen „vollquasselte“, doch je weiter die Geschichte voranschritt, um so größere Probleme hatte ich damit, dass Penny seine frischgebackene Ehefrau mehr und mehr aus seinem Leben ausschloss.
Mag es in der ersten Hälfte der Story noch verständlich gewesen sein, schließlich hat sie ihn in die Ehefalle gelockt, konnte ich sein Verhalten irgendwann nicht mehr so ganz nachvollziehen. Vor allem weil Penny sich ja sehr schnell darüber im Klaren war, warum Elissande sich zu solch einem rigorosen Schritt entschlossen hatte.
Mittlerweile wusste Penny jedoch auch, dass sie keinesfalls mit ihrem Onkel unter einer Decke steckte und stattdessen eine höllische Angst vor diesem hatte. Aber statt Elissande dann endlich zu unterstützen, spielte er ihr weiterhin die Rolle des dümmlichen Ehemannes vor, was mich schon ein wenig beim Lesen nervte.
Zwar gibt Sherry Thomas uns Lesern diverse Einblicke in die Gedankenwelt ihres Heldenpaars, doch leider erfährt man nur welche Sehnsüchte und Träume die beiden umtreibt und das sowohl Elissande als auch Penny sehr einsame Menschen sind, die sich nach einem Menschen sehnen, der ihnen Halt und Liebe gibt. Mir fehlte persönlich die Romantik- sowohl während der ersten Liebeszene zwischen beiden, als auch im Laufe der Story. Vielmehr beschäftigt sich Thomas, meiner Meinung nach zu sehr, mit der Jagd auf Elissandes kriminellen Onkel und der Aufklärung des Kriminalfalles, jedoch recht unspektakulär und stellenweise auch verwirrend und einer zweiten eingebauten Liebesgeschichte zwischen Freddie und seiner Jugendfreundin, welche leider nur schmückendes Beiwerk und zu farblos blieb.
Warum gebe ich trotz der Kritikpunkte und einiger Längen 4 Bewertungspunkte für „Eine skandalöse Liebesfalle“? Nun, zum einen hat es mir Thomas Schreibstil nach wie vor angetan, die Geschichte als solche war interessant; ich mochte die beiden Hauptfiguren und ich habe mich sehr über Pennys gestelltes Verhalten im „ton“ amüsiert. Und auch die Übersetzung möchte ich als überaus gelungen bezeichnen.