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Veröffentlicht am 28.02.2024

Gelungenes Coverlayout, doch leider kann der durchschnittliche Inhalt zwischen den Buchdeckeln nicht mithalten. Ein mäßiger historischen Krimi mit zu modern agierender Heldin.

Stalking Jack the Ripper
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August 1888, London:

Die Halbwaise Audrey Rose mag zwar auf den ersten Blick eine junge Dame aus gutem Hause sein, wie jede andere die schöne Kleidung liebt, dennoch zeigt sie Interessen, die alles andere ...

August 1888, London:

Die Halbwaise Audrey Rose mag zwar auf den ersten Blick eine junge Dame aus gutem Hause sein, wie jede andere die schöne Kleidung liebt, dennoch zeigt sie Interessen, die alles andere als gewöhnlich sind. Vielmehr skandalös, wenn sie bekannt würden in der Gesellschaft.
Audrey liebt wissenschaftliche Studien über alles. Doch im Gegensatz zu ihrem Vater, einem Hobbytüftler, der sich dem Bau von mechanischen Dingen verschrieben hat, interessiert sich Audrey für medizinische und anatomische Belange und schlägt somit ganz nach ihrem Onkel, einem anerkannten Wissenschaftler, der auch für kriminalistische (Mord)Untersuchungen zu Rate gezogen wird. Und weil ihr Onkel, ganz im Gegensatz zu ihrem Vater ein moderner, aufgeschlossener Mensch ist, erlaubt er es seiner Nichte, ihm beim Sezieren von Leichen zu Untersuchungszwecken, zur Hand zu gehen, was ihr Vater nicht billigt. Mehr noch, als mehrere Frauenmorde geschehen und selbst ihr Onkel in den Fokus der Ermittlungen gerät, setzt er Audrey Rose die sprichwörtliche Pistole auf die Brust und verbietet ihr rigoros, in dieser Sache Ermittlungen anzustreben.

Die junge Dame ist jedoch aus härterem Holz geschnitzt und lässt sich nicht beirren auf ihrem Weg. Denn zu groß ist ihre Sorge um ihren Onkel, den sie ungern verlieren würde. Außerdem gibt es da ja auch noch Thomas, einen jungen Studenten und Vertrauten, der ihren Onkel bei seinen Arbeiten unterstützt. Thomas mag zwar enervierend arrogant sein und sie zur Weißglut treiben mit seiner Besserwisserei, doch hat er andererseits einen klugen Kopf auf seinen Schultern sitzen und zieht clevere Schlüsse bei der Mordermittlung.
Als klar wird, dass ein Serienmörder sein Unwesen auf den Straßen Londons treibt, ist den beiden sonnenklar, dass sie sich zusammenraufen müssen, denn die Zeit drängt…

Als ich diesen ersten Teil der neuen historischen YA Krimireihe um eine junge Adlige zu Gesicht bekam, verliebte ich mich sogleich in die prachtvolle Covergestaltung. Dazu wurde der Buchschnitt farblich passend eingefärbt und um das Ganze noch schicker zu gestalten, funkelt dem bewundernden Leser zudem eine Stichwaffe auf dem Buchschnitt entgegen.
Und auch die Hintergrundstory um die grausamen Verbrechen von Jack the Ripper, klang spannend für mich, so dass ich nicht wirklich eine Chance hatte, dem Buch zu widerstehen.
Vor allem aber war ich gespannt darauf zu erfahren, ob es der Autorin gelingen würde, einen glaubwürdigen Rahmen zu schaffen, für eine Romanheldin, mit solch modernen Ansichten, die sich dazu, in aller Heimlichkeit, als angehende Gerichtsmedizinerin verdingt.
Ich fürchtete, dass die Autorin womöglich übers Ziel hinausschießen würde und tatsächlich kam es letztendlich auch so.
Einerseits schreibt sie Audrey Rose löbliche Attribute auf den Leib- die junge Dame will unabhängig sein, hält sich für ebenbürtig in Bezug auf ihre Intelligenz, der dominierenden Männerwelt gegenüber und sie liebt ihre Familie sehr.
Dazu wird Audrey nie müde zu betonen, dass sie kein Interesse an Frauenfreundschaften hat, weil gleichaltrige Mädchen, ihrer Meinung nach, naive, dumme Geschöpfe sind, die nur Stickereien, gute Verbindungen und andere belanglose Dinge im Kopf haben, was sie fürchterlich langweilt.
Genauso wenig betont sie es, niemals auf ein schönes Männergesicht hereinzufallen und doch tut sie es, wenig später doch.

Ich hatte ganz einfach ein Problem mit der Romanheldin, weil sie zu modern agiert, für ein Geschöpf ihrer Zeit. Erschwerend kommen ihre TSTL (Too stupid to Live) Aktionen dazu. Mal ehrlich, wer würde bei Nacht und Nebel, zu später Stunde durch Gegenden Londons streifen, um einen brutalen Frauenmörder zu stellen? Vor allem unbewaffnet und ohne Vorwissen in Selbstverteidigung zu besitzen?
Dass die Polizei sie, wenig später zu Rate zieht bei einem Mordfall des Rippers, fand ich ebenso unglaubwürdig beschrieben, bedenkt man ihren Stand und ihre Jugend und die Tatsache, dass Frauen damals sowieso vorab weniger Möglichkeiten zugestanden wurden, von Seiten der Männerwelt.

Obwohl ich die bissigen aber amüsanten Schlagabtausche, die Audrey Rose mit Thomas führt, grundsätzlich mochte und auch Thomas, als ermittelnden Sidekick, fand ich die Krimihandlung als solche eher langweilig erzählt. Dank diverser Hinweise, die die Autorin eingangs einstreut, weiß man praktisch schon von Beginn an, wer der Ripper wirklich ist und so bleiben dem Leser packende Überraschungsmomente leider völlig erspart.
Selbst die Idee, ein Medium einzubauen, das mit den Toten reden kann, die ich grundsätzlich erst einmal gut fand, verpufft wirkungslos.
In Sachen Gerichtsmedizin hat die Autorin ihre Hausaufgaben jedenfalls gemacht. Gar nicht zimperlich, beschreibt sie detailliert übliche Vorgehensweisen, die zarte Gemüter womöglich auf den Magen schlagen könnten.

Die Story wird aus Sicht der Romanheldin, in „Ich-Form“ vorangetrieben. So bekommt man ausreichend Einblicke in ihre Gedanken und Gefühlswelt geboten und kann sich zumindest im Ansatz in sie hineindenken, wenn einem auch so manche Anwandlungen fremd bleiben.
Die Love Story fand ich ebenfalls an den Haaren herbeigezogen. Klar die „Was sich neckt, das liebt sich“ Attitüde hat schon etwas für sich, doch passt es eigentlich nicht, dass die Heldin Thomas, gleich von Beginn an, so viel Vertrauen schenkt.
Obwohl ich das Layout des Romans dermaßen schmuck finde und auch viel Detailreichtum für das Innere verwand wurde- so finden sich beispielsweise einige Schwarzweißabbildungen zwischen den Buchdeckeln, die historische Örtlichkeiten etc. zeigen, kann der Roman als solches leider nicht damit mithalten.
Man mag berücksichtigen, dass es sich hier um einen Debütroman handelt, dennoch finde ich es schade, wenn Autoren sich für das historische Genre entscheiden, ihre Figuren dann aber nicht der Zeitepoche entsprechend handeln lassen. Natürlich wünscht man sich taffe und aufgeschlossene aber vor allem mutige Heldinnen, die der Männerwelt die Stirn bieten. Doch muss man dennoch bedenken, dass das strenge Verhaltenskorsett der damaligen Zeit, das Frauen auferlegt wurde, vor allem für unverheiratete junge Mädchen aus adligem Hause, leider kaum Spielraum ließ, sich dermaßen zu geben, wie es die Heldin in diesem Buch macht. Zwar ist der zweite Teil, der momentan vierbändigen Reihe, „Hunting Prince Dracula“, bereits jüngst erschienen und verlockt erneut mit einem tollen Cover, doch werde ich wohl schweren Herzens, eher darauf verzichten.

Kurz gefasst: Gelungenes Coverlayout, doch leider kann der durchschnittliche Inhalt zwischen den Buchdeckeln nicht mithalten. Ein mäßiger historischen Krimi mit zu modern agierender Heldin.

Die grausamen Fälle der Audrey Rose

1. Teil: Stalking Jack the Ripper- Die Spur in den Schatten
2. Teil: Hunting Prince Dracula- Die gefährliche Jagd
3. Teil: Escaping from Houdini (noch nicht übersetzt)
4. Teil: Capturing the Devil (noch nicht übersetzt)

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2024

Kann KI ein gefährliches Eigenleben entwickeln? Packender, atmosphärischer Escape Room Thriller mit feinen Horroreffekten gespickt

Die Burg
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Milliardär Nevio hat sich einen Kindheitstraum erfüllt- er hat eine mächtige Burganlage erworben, die er liebevoll und akribisch umbauen lassen hat, zu einer modernen, von einer KI betriebenen Escape Room ...

Milliardär Nevio hat sich einen Kindheitstraum erfüllt- er hat eine mächtige Burganlage erworben, die er liebevoll und akribisch umbauen lassen hat, zu einer modernen, von einer KI betriebenen Escape Room Adventure Anlage, die seinesgleichen sucht.
Zu den Testpersonen, die beim ersten „Lauf“ dabei sein dürfen, gehört auch Maxim, der selbst Betreiber einer Escape Room Kette ist und nun fürchtet, dass Nevios „Burg“, die völlig andere Maßstäbe setzt, seinen Locations den Rang ablaufen wird.
Außerdem mit von der Partie ist eine Influencerin, ein C Promi, der mit seiner aktuellen Geliebten anreist, was Nevio gar nicht gerne sieht, eine rätselsichere Frau, die bei Nevios Gewinnspiel den richtigen Riecher hatte und ein sauertöpfischer Geschichtsprofessor, der sämtliche historische Details, die die KI an die LED Wände wirft, auf Herz und Nieren prüfen soll.

Die Computerfachleute, die die KI überwachen, sind ebenfalls an diesem Wochenende vor Ort und zunächst sieht alles nach einem gelungenen PR Event aus.
Doch während des Testlaufs macht sich die KI plötzlich selbstständig und bringt die Rätseltruppe nebst Nevio, an den Rand des Wahnsinns. Mehr noch, schlimm anzusehende Gruselgestalten, die einen gar bösartigen, schwarzen Humor an den Tag legen, setzen den Teilnehmern ordentlich zu, auf ihrem Weg durch die Burg. Verschiedene Räume müssen durchquert werden bei diesem Abenteuer, doch des Rätsels Lösung gestaltet sich für jeden von ihnen als äußerst persönliches Momentum. Als einer von ihnen stirbt, begreifen die Teilnehmer langsam aber sicher den Ernst der Lage, denn scheinbar gibt es aus der Burg kein Entrinnen…

Ich bin schon seit der packenden „Vanitas“ Reihe ein Fan von Ursula Poznanskis Thrillern und war sogleich Feuer und Flamme, als ich von ihrem neuen Roman erfuhr, der einen sehr aktuellen Bezug hat. Denn KI (Künstliche Intelligenz) ist ja in allen möglichen Bereichen ein Thema, das die Menschen bewegt und zum Diskutieren anregt. Sollte man sich auf KI blind verlassen? Wenn man nach der Storyline dieses Thrillers geht, lautet die Antwort definitiv nein!
Der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht, ist jedoch die Frage nach dem Warum! Warum scheint die KI ihr eigenes Ding durchzuziehen, warum sind ausgerechnet Maxim und Konsorten ausgesucht worden für den Testlauf, Warum will Nevio sie für ihre Teilnahme so fürstlich entlohnen und kann eine KI tatsächlich grausam sein?
Der Weg zum Ziel gestaltet sich, dank Ursula Poznanskis bildhaftem Schreibstil als äußerst packend und atmosphärisch, aber auch ziemlich gruselig. Denn die Gestalten, die sich auf den LED Wänden tummeln, könnten einem wahren Horrorkabinett entsprungen sein und ihr schwarzer Humor trägt das übrige dazu bei, dass man nicht in der Haut der Teilnehmer stecken möchte, die neben körperlichen Entbehrungen den Horror am eigenen Leib erfahren müssen.
Besonders die Idee, einen der Teilnehmer auferstehen zu lassen, als KI generierte Figur, fand ich genial, denn seine trockenen, teils schwarzhumorigen Bemerkungen, sorgen für kleine Schmunzelmomente innerhalb der Story.
Zugegeben, ich hätte mir gewünscht, dass man etwas mehr über die persönlichen Hintergründe der Figuren erfahren hätte im Vorfeld, was jedoch andererseits schwierig geworden wäre, da Persönliches im Laufe der Story eine große Rolle spielt im Escape Room „Spiel“ aus dem blutiger Ernst wird.
Die Auflösung des Ganzen hätte ich, ehrlich gesagt, nie vermutet, doch sie ist schlüssig beschrieben und auch das Showdown am Ende des Romans konnte mich richtig packen.
Richtig gut gefallen hat mir vor allem, dass man beim Lesen das Gefühl bekommt, man wäre selbst mit anwesend, während die Figuren von Raum zu Raum gelotst und immer tiefer in das weit verzweigte Höhlensystem gelockt werden.
Man spürt am eigenen Leib die wachsende Verzweiflung der Romanakteure, die gewisse Gruppendynamik, den Frust, den Ärger und letztendlich entfesselte Gefühle.
Beim Lesen, wenn diverse Räumlichkeiten und künstliche Welten beschrieben wurden, habe ich oftmals gedacht, dass dieser Romanstoff unbedingt verfilmt werden müsste und hoffe jetzt erstmal darauf.

Kurz gefasst: Kann KI ein gefährliches Eigenleben entwickeln? Packender, atmosphärischer Escape Room Thriller mit feinen Horroreffekten gespickt.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Unterhaltsamer Historienschmöker

Die sizilianische Heilerin
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Da der Klappentext den Inhalt sehr gut wiedergibt, verzichte ich an dieser Stelle auf eine eigene Zusammenfassung.

Die sizilianische Heilerin ist ein historischer Roman der seine Leser ins Mittelalter ...

Da der Klappentext den Inhalt sehr gut wiedergibt, verzichte ich an dieser Stelle auf eine eigene Zusammenfassung.

Die sizilianische Heilerin ist ein historischer Roman der seine Leser ins Mittelalter entführt, in dem man sehr viel über den Zwist zwischen Franzosen und Sizilianern erfährt. Aber auch die äußeren Lebensumstände und die medizinische Versorgungen dieser Zeit kommen hier nicht zu kurz. Man spürt, dass die Autorin sehr akribische Hintergrundrecherche für ihren Roman betrieben haben muss und ich für meinen Teil war besonders interessiert an den medizinischen Vorgängen, wobei man vielleicht hier eine kleine Warnung an die etwas zartbesaiteteren Leser aussprechen sollte, denn manche Schilderungen sind vielleicht doch etwas realitätsnah beschrieben.
Aber eigentlich gehört dieser Punkt auch zu den positiven Aspekten des Romans.

Die Heldin der Geschichte, ist eine junge sehr couragierte Frau, die ihre Familie mit ihren besonderen Fähigkeiten als Heilerin unterstützt, wovon im Grunde alle profitieren. Doch trotzdem eckt Constanza wegen ihrer Andersartigkeit immer wieder an; schon allein durch ihre Optik, da Constanza im Gegensatz zum Rest der Familie blond ist, was dem Aberglauben ihrer recht beschränkt denkenden Familie immer wieder neue Nahrung gibt.

Die weibliche Hauptfigur war mir, trotz aller Vorliebe für starke Heldinnen, eine Spur zu selbstbewusst und frei denkend für die Epoche in die der Roman spielt, dennoch ist dies nur ein kleiner Kritikpunkt meinerseits.

Der Plot an sich war interessant, der Roman ließ sich gut lesen, dennoch war mir der Schreibstil persönlich etwas zu einfach ausformuliert, was jedoch auch alles Geschmackssache ist.

Da der historische Hintergrund und die Geschichte als solches jedoch informativ und ansprechend inszeniert wurden und ich mich gut unterhalten gefühlt habe, vergebe ich dennoch 4 Punkte.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Abwechslungsreicher, spannender Historienschmöker mit ungewöhnlichem Setting; ein „Road Movie“ im Mittelalter spielend.

Die Strafpilgerin
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Friesland 1234:

Die junge Okka tom Dieke lebt mit ihren Eltern auf einem sehr einträglichen Gut inmitten von Friesland, dem sogenannten Stedigerland bei Bremen. Das ist auch schon dem macht- und geldgierigen ...

Friesland 1234:

Die junge Okka tom Dieke lebt mit ihren Eltern auf einem sehr einträglichen Gut inmitten von Friesland, dem sogenannten Stedigerland bei Bremen. Das ist auch schon dem macht- und geldgierigen Bischoff Bernhardt II. zur Lippe zugetragen worden, dem die, bislang von der Abgabe befreiten Bewohner des Stedigerlandes, ein Dorn im Auge sind. Das Land ist so ertragreich, dass es sich der skrupellose Bischoff selbst unter den Nagel reißen möchte und dazu ist ihm jedes Mittel recht. So zettelt er, nach außen hin im Namen des Glaubens, denn er prangert die Bewohner des Stedigerlandes als Ketzer an, einen Kreuzzug an und verspricht jedem, der gegen die Menschen zum Kampf rüstet, die Freisprechung von ihren Sünden.

Auch der Hof der tom Diekes ist vor Opfern nicht gefeit. So kommen Okkas Vater und kurz darauf auch ihre Mutter, die als Hexe auf dem Scheiterhaufen endet, ums Leben. Der Erbe des Hofes, Okkas Bruder Reuke wurde beim Kampf so schwer verletzt, dass man fürchtet, dass er nicht mehr lange überleben wird. Doch seine schwangere Liebste gibt Anlass zur Hoffnung: Okka bittet in Bremen Folkmar Platensleger um Hilfe, mit dem sie einige Zeit zuvor ein Geschäft abgeschlossen hatte und der ihr freundlich gesinnt war. So gelingt es schließlich doch mit vereinten Kräften, Reuke sozusagen auf dem Sterbebett zu verheiraten, damit sein noch ungeborener Erbe ihnen den Besitz sichern kann. Doch Bernhardt II. gibt sich noch nicht geschlagen. Er verlangt von allen männlichen Bewohnern des Stedigerlandes, die sich gegen ihn auflehnten, dass sie zur Buße nach Santiago de Compostela pilgern, um dort um Vergebung zu bitten. Da Reuke dazu nicht in der Lage ist und sie, ansonsten den Hof verlieren würden, wenn keiner aus der Familie an seiner Statt dorthin pilgert, macht sich die tapfere Okka auf den Weg.

Auch Folkmar Platensleger ist mit von der Partie. Okka weiß jedoch nicht, ob sie ihm trauen kann; fürchtet sie doch, dass er insgeheim ein Handlanger des Bischoffs ist.
Auf ihrer Reise voller Strapazen treibt auch ein Saboteur und Mörder sein Unwesen. So gerät Okka, ehe sie es sich versieht, in Lebensgefahr…

„Die Strafpilgerin“ führt den Leser in eine Zeit voller Vorurteile, Hexenwahn und einer äußerst korrupten und gefährlichen Kirche. Im Nachwort der Autorin erfährt man übrigens noch ein bisschen mehr über tatsächliche Situation der Bewohner des Stedigerlandes und auch, welche Rolle Kirchenobere dabei spielten. Obwohl die Autorin eine spannende Geschichte um ihre Romanheldin Okka spinnt, driftet der Roman jedoch nie in seichte Gewässer ab; ist unterhaltsam und informativ zugleich. Zwar entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Liebesgeschichte zwischen Okka und Platensleger, doch umschifft die Autorin dabei sehr gut allzu schwülstige Gefilde und konzentriert sich stattdessen eher auf die spannenden und abwechslungsreichen Abenteuer, die das Heldenpaar auf ihrer Pilgerreise zu überstehen hat. Positiv aufgefallen ist mir zudem, dass sich die Protagonisten dieses Romans einer zeitgemäßen Ausdrucksweise bedienen und nicht ins allzu Moderne abdriften. Das und die Tatsache, dass genug historisches Flair eingestreut wurde, sorgt dafür, dass man sich, auch dank des bildhaften Schreibstils sehr gut in die Story hineinfinden kann.

Die Heldin Okka mag vielleicht hier und dort ein wenig engstirnig sein und nicht ganz so überlegt an gewisse Situationen herangehen, doch dafür hat sie den besonnenen Plattensleger an ihrer Seite, der ihr, so gut es geht, in vielen gefährlichen Situationen beisteht.
Interessant fand ich auch die Romanpassagen, in denen Okka kranken Schafen begegnet und ihre Meinung zu diversen Krankheiten äußert, die zwar modern für eine Frau dieser Zeitepoche anmuten, die jedoch durchaus von Intelligenz geprägt sind und passend sein mögen für eine Frau, die auf dem Land aufgewachsen ist.
Einzig das ein wenig abrupte Ende; ich hätte mir vielleicht einfach ein längeres, klärendes Gespräch zwischen Okka, Folkmar und dem Bischoff gewünscht, hat mich ein wenig unbefriedigt zurückgelassen. Ansonsten habe ich mich aber von „Der Strafpilgerin“ wunderbar unterhalten gefühlt und könnte mir auch sehr gut vorstellen, dass der Romanstoff für eine Verfilmung taugen würde.

Kurz gefasst: Abwechslungsreicher, spannender Historienschmöker mit ungewöhnlichem Setting; ein „Road Movie“ im Mittelalter spielend.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

„Good Girl- Entführt“ ist ein aufwühlender Pageturner, den man nicht zur Seite legen kann, bis man alle wichtigen Hintergründe zur Entführung Mias erfahren hat

Good Girl. Entführt
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Die Lehrerin Mia Dennett stammt aus wohlhabendem Hause. Ihr Vater, ein Richter, ist ein gefühlskalter Mensch, dem die Arbeit über alles geht, was sich auch im Familienleben niederschlägt. Dennoch reagiert ...

Die Lehrerin Mia Dennett stammt aus wohlhabendem Hause. Ihr Vater, ein Richter, ist ein gefühlskalter Mensch, dem die Arbeit über alles geht, was sich auch im Familienleben niederschlägt. Dennoch reagiert das Ehepaar Dennett über alle Maßen bestürzt, als es erfährt, dass Mia spurlos verschwunden ist. Auch die Schwester von Mia, Grace macht sich große Sorgen, dennoch kann sich der dazu gerufene Detective Gabe Hoffman des Gefühls nicht erwehren, dass Mias snobistische Familie Geheimnisse hat.
Er macht sich auf die Suche nach Mia, als sie jedoch bereits eine lange Zeit als vermisst gilt, und sich der Anfangsverdacht, dass sie entführt wurde, bestätigt, fürchtet er das Schlimmste und macht den Dennetts keine große Hoffnungen mehr, das ihre Tochter womöglich noch lebend gefunden werden könnte.
Doch Mia, immer noch in der Hand ihres Entführers, lebt…

Ich habe die Inhaltsangabe bewusst sehr vage gehalten, weil „Good Girl- Entführt“ zu den Büchern gehört, die trotz bekannter Ausgangssituation mit überraschenden Wendungen aufwarten, über die man erst zu gegebener Zeit aufgeklärt werden sollte, um nicht die Spannung vorweg zu nehmen.

Überhaupt sollte man sich erst auf diesen Roman einlassen, wenn man genügend Lesezeit zur Verfügung hat, denn einmal angefangen, kann man es nicht mehr zur Seite legen.
Die Story wird aus verschiedenen Perspektiven vorangetrieben. Da hätten wir zunächst Eve, Mias Mutter, man erfährt einiges über das gespannte Verhältnis zu ihrer Tochter, ihrer großen Mutterliebe, über ihre Verlustängste und die Hoffnung darauf, dass sie ihre Tochter irgendwann wieder in die Arme schließen kann. Aber auch die Ehe von Eve steht unter keinem guten Stern, da Eves Mann sich im Laufe der Jahre zu einem unerträglichen Despoten entwickelt hat.
Einen wichtigen Blick auf das Geschehen bekommt man als Leser aber auch durch die Augen des Entführers geboten, der eigentlich gar nicht so böse und gefühlskalt ist, wie man es anfänglich annimmt. Die dritte wichtige Perspektive eröffnet sich einem durch Gabes Beschreibungen, der auf den Fall angesetzt wurde und im Lauf der Geschichte gewisse Sympathien für Eve entwickelt. Und auch durch Mias Augen darf man letztendlich blicken, allerdings geschieht das erst gegen Ende des Romans.
Der Erzählstil ist ungewöhnlich, jedoch interessant und für die Art und Weise, wie sich am Ende alles auflöst, ideal zu nennen.
Zwar hatte ich schnell eine Ahnung bezüglich des Drahtziehers der Entführung, jedoch konnte mich das auch nicht davon abhalten, den Roman neugierig weiterzulesen, um in Erfahrung bringen zu können, ob meine Vermutung sich bestätigen würde.

Kurz gefasst: „Good Girl- Entführt“ ist ein aufwühlender Pageturner, den man nicht zur Seite legen kann, bis man alle wichtigen Hintergründe zur Entführung Mias erfahren hat.

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