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Veröffentlicht am 28.09.2022

Laetitias dritter Fall- Atmosphärisch dichter Ausflug ins historische Theatermilieu Londons…

Die Intrigen am King’s Theatre
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London 1853:

Die Pfarrerswitwe Laetitia Rodd, hat sich im Laufe kürzester Zeit einen guten Namen bei der Aufklärung von Mordfällen gemacht. Dazu eilen ihr ein guter Ruf und Diskretion, auch in delikaten ...

London 1853:

Die Pfarrerswitwe Laetitia Rodd, hat sich im Laufe kürzester Zeit einen guten Namen bei der Aufklärung von Mordfällen gemacht. Dazu eilen ihr ein guter Ruf und Diskretion, auch in delikaten Situationen, voraus. Vielleicht auch deshalb bekommt sie eines Tages die Anfrage eines Nachbarn, der sie darum bittet in einem Scheidungsfall zu vermitteln. Es handelt sich bei dem besagten Paar um Freunde aus dem Schauspielermilieu. Das Familienoberhaupt, der einflussreiche Theaterbesitzer und Schauspieler Tom Transome, hat sich in den, um viele Jahre jüngeren und talentierten neuen Star am Theaterhimmel verliebt und will dafür seine Frau und seine drei bereits den Kinderschuhen entwachsenen Töchtern den Rücken kehren.

Laetitias erste Begegnung mit Tom Transome lässt sie mit widersprüchlichen Gefühlen zurück. Ganz klar ist es, dass sie hier einen egozentrischen „Bruder Leichtfuss“ vor sich hat- andererseits hat Tom auch eine sehr gewinnende Ader und verzaubert sein Publikum mit Scharfsinn und Humor.
Aber auch Toms Nochehefrau, Sarah, ist Laetitia sympathisch und so bemüht sie sich nach Kräften, eine finanzielle Einigung zwischen dem zerstrittenen Paar zu erzielen.
Das ist auch ganz im Sinne von Laetitias Bruder, der Tom bald schon vor Gericht vertreten soll, denn der Theaterbesitzer gerät in den Fokus einer Mordermittlung.
In den Überresten des alten, vor Jahren abgebrannten Theaters, das Tom einst besaß, wird bei Aufräumarbeiten die Leiche eines Schauspielers gefunden und der Ermordete war Tom seinerzeit durchaus ein Dorn im Auge.
Laetitia beteiligt sich an den Ermittlungen und hat schon bald weitere Verdächtige ausgemacht. Dass aber auch die weiblichen Mitglieder der Familie Transome sich nicht grün sind, lässt sie ebenfalls aufhorchen. Als dann ein weiterer Mord geschieht, verdichtet sich ihre Befürchtung, dass die Polizei im Dunklen tappt…


Seitdem ich, vor einiger Zeit, eher zufällig auf den ersten Band der Laetitia Rodds Reihe gestoßen bin, liebe ich die historische Krimireihe der Autorin, denn Kate Saunders hat einfach einen wunderbaren, der Zeitepoche angemessenen Schreibstil. Aber nicht nur das- begeistern kann mich zudem Laetitias trockener Humor der, dann und wann, durchblitzt und dass sie, obwohl sie eine Frau ihrer Zeit ist was hohe Moralansprüche etc. angeht, dennoch genau weiß, wie sie möglichen Verdächtigen Antworten entlockt ohne sich in die Bredouille zu bringen.
Kate Saunders Romanheldin ist scharfsinnig, einfühlsam und vor allem eine gute Zuhörerin. Und da die Romanreihe aus der Sicht Laetitias geschildert wird, ist man also mit der auf detektivischen Pfaden wandelnden Pfarrersfrau stets gleichauf.

Rodds aktueller Fall führt die Leser ins Theatermilieu und man sollte schon eine kleine Schwäche haben dafür, denn sämtliche involvierte Romanfiguren rund um das Theater sind halt selbstverliebte, größtenteils unsympathische Egozentriker, deren Schicksal einem beinahe egal ist. Aber obwohl es in diesem dritten Band von Nebenfiguren nur so wimmelt, konnte mich Kate Saunders dennoch ans Buch fesseln und das lag vor allem daran, dass ich den Kriminalfall sehr vielschichtig inszeniert fand. Vielschichtiger und abgründiger, als man es auf den ersten Blick vermutet. Denn zunächst sieht alles nur aus wie eine typische Familienfehde zwischen zwei verfeindeten Theaterdynastien.
Zugegeben, ich mochte die ersten beiden Teile der Reihe etwas mehr, dennoch möchte ich auch diesmal nicht weniger als fünf von fünf Punkten vergeben, da die historische Krimireihe zu dem besten Romanstoff gehört, den ich in den vergangenen Jahren gelesen habe.

Kurz gefasst: Laetitias dritter Fall- Atmosphärisch dichter Ausflug ins historische Theatermilieu Londons…


Laetitia Rodd Reihe:

1. Teil: Das Geheimnis von Wishtide Manor
2. Teil: Die Schatten von Freshley Wood
3. Teil: Die Intrigen am King’s Theatre

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Veröffentlicht am 23.09.2022

Opulenter Historienroman mit ungewöhnlicher Thematik, doch leider recht blassen Akteuren

Die Sprache des Lichts
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April 1582:

In der Nähe von Naumburg, Sachsen, lebt und arbeitet der Eigenbrödler Jacob Greve. Jacob unterrichtet seine Schüler in Sprachen und ist selbst ein absolutes Sprachengenie. Was keiner ahnt, ...

April 1582:

In der Nähe von Naumburg, Sachsen, lebt und arbeitet der Eigenbrödler Jacob Greve. Jacob unterrichtet seine Schüler in Sprachen und ist selbst ein absolutes Sprachengenie. Was keiner ahnt, Jacob fällt es nicht nur leicht neue Sprachen zu lernen, er hat eine besondere Fähigkeit, die sich kognitive Synästesie, nennt.
Freilich kennt man diese Gabe in der damaligen Zeit noch nicht und so wird er halt schon mal schräg von seinen Mitmenschen angeschaut, wenn er ihnen anvertraut, dass Sprachen auf ihn völlig anders wirken. Wörter erscheinen ihm farbig und besitzen für ihn einen wunderbaren Klang. Aber da Jacob zudem hochintelligent und sehr wissbegierig ist, ergibt er sich völlig seiner Gabe und verliert das Alltagsleben und seine Mitmenschen völlig aus den Augen.
Als er eine Zufallsbekanntschaft macht und auf den spitzbübischen Dieb Edward Talbot trifft, begreift dieser schon sehr bald, dass Jacob genau der richtige Mann ist, den er als Lockvogel benutzen kann. Edward erzählt Jacob von John Dee, dem berühmten englischen Mathematiker, Astronomen, Alchemisten und Vertrauten der englischen Königin. Laut Edward, ist Dee im Besitz eines besonderen Buches. Demjenigen, dem es gelingt den Code zu knacken, in dem es verfasst wurde, soll die Ehre zuteil werden, Gottes Sprache selbst, entschlüsseln zu können, die für die Menschheit verloren geglaubt scheint, nach der Vertreibung aus dem Paradies.

Jacob, von Ehrgeiz und Neugier gleichermaßen angestachelt, macht sich also auf nach England, wird unterwegs aber von Edward getrennt.
Tatsächlich gelingt es ihm Dees Aufmerksamkeit zu wecken, doch weiht dieser in jedoch nicht in alle Geheimnisse ein. Noch bekommt er das Buch Soyga zu Gesicht.
Und so beschließt Jacob schließlich selbst zu handeln. In einer Nacht und Nebelaktion stiehlt er das Buch, in dem Bestreben, Gottes Sprache zu entschlüsseln.
Sein Weg führt ihn, während seiner Suche auch zu Hirten aus den Bergen, die sich einer eigenartigen Sprache bedienen, die aus hohen und tiefen Tönen besteht. Angeblich soll diese Sprache eng verwandt sein mit der Ursprache.
Jacob ist hin und hergerissen, was er denn nun glauben soll. Und seine Gabe ist auch schon mächtigen Männern kundgetan worden. Auf der einen Seite stehen die Calvinisten, auf der anderen die Katholiken. Beide Parteien wollen das gleiche von Jacob und lassen ihn heimlich beschatten, von einer gewitzten jungen Frau…

Als ich kürzlich den Klappentext des historischen Romandebüts von Katharina Kramer las, fand ich die Handlung so außergewöhnlich, dass ich neugierig wurde.
Sicherlich, Bücher über Glaubenskriege mag es in Hülle und Fülle geben, doch ein Roman, in dem es um einen jungen Mann geht, der mit der seltenen Gabe der kognitive Synästesie geschlagen ist, war mir zuvor noch nicht untergekommen.
Die Autorin hat diesen Punkt nachvollziehbar für den Leser herausgearbeitet, so dass man sich, in Jacobs Gabe, gut hineindenken kann. Und auch hinsichtlich der Codierung von Sprachen hat sie eine unfassbar detaillierte und interessante Schilderung abgeliefert, die Mathematikern und Tüftlern desgleichen, sicherlich das Herz höher schlagen lässt. Die große Stärke dieses Romans ist aber auch gleichermaßen eine Schwäche, denn wenn man sich für diese Thematik nicht erwärmen oder dieser folgen kann, wird man nicht viel Freude an der Geschichte haben, da das Thema allumfassend ist.
Gleich mehrere Menschen stehen in diesem Roman im Mittelpunkt und Jacob ist nur einer von ihnen. Wir hätten da also auch noch Edward, die Spionin Margarete, einen jungen Mann dessen Identität ich hier nicht enthüllen möchte und John Dee.

Alle Personen sind Menschen ihrer Zeit. Einerseits gefangen in ihren Denkmustern, andererseits aber auch erfrischend aufgeschlossen gestrickt. Und im Grunde geraten die Akteure schließlich zwischen die Fronten von religiösen Fanatikern.
Ein leider immer noch aktuelles Thema! Würde ein jeder Mensch den anderen in Frieden leben lassen und nicht mit Hilfe von Gewalt belehren und bekehren wollen, wäre unsere Welt sicherlich eine bessere.

Und damit komme ich zu dem Punkt, der mir so gar nicht behagt hat beim Lesen. Ich fand, dass die Story irgendwann zu sehr in Richtung Okkultismus abdriftete, bzw. Jacob sich plötzlich in einer Situation wiederfand, die, bedenkt man seinen bisherigen Werdegang, kaum nachvollziehbar war für mich.
Genauso fand ich es sehr schade, dass einem die Akteure leider völlig fremd blieben. Man erfuhr zwar einiges über sie über ihren bisherigen Werdegang, doch ihre charakterlichen Tiefen wurden hingegen nicht ausgelotet. Dialoge der Hauptfiguren beschränkten sich auf Wortgeplänkel oder den Überlegungen hinsichtlich der Ursprache und Jacob wirkte einfach zu unsympathisch und nerdig, als dass man mit ihm hätte mitleiden können.
Einerseits ist es, bedenkt man die Sprachthematik, ein opulenter Historienroman, der für einen Debütroman außerordentlich gut geschrieben ist. Doch in Sachen Emotionalität kann die Autorin leider noch nicht alles aufbieten, was es für eine bessere Bewertung meinerseits benötigt hätte.

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Atmosphärisch dichter zweiter Band der Reihe. Ein echter Pageturner!

Wer mit den Toten spricht
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Sektionsassistentin Cassie Raven hat erst kürzlich eine schockierende Nachricht erhalten. Ihre Mutter wurde einst ermordet und zwar von ihrem Vater, der für die Tat jahrelang im Gefängnis saß und nun kürzlich ...

Sektionsassistentin Cassie Raven hat erst kürzlich eine schockierende Nachricht erhalten. Ihre Mutter wurde einst ermordet und zwar von ihrem Vater, der für die Tat jahrelang im Gefängnis saß und nun kürzlich entlassen wurde.
Und obwohl alles für die Schuld ihres Vaters spricht, kommt Cassie doch ins Grübeln, als er ihr eines Tages in den Weg tritt und vehement behauptet, dass er unschuldig sei und Kath die Liebe seines Lebens war.

Als sie ihrem besten Freund davon erzählt, ermutigt dieser sie, ein bisschen nachzuforschen, was Cassie auch macht. Sie begibt sich dafür ins Musikermilieu, denn ihr Vater war einst Mitglied einer irischen Folkband. Und die Gespräche mit einigen Zeitzeugen von einst, bekräftigen ihren Verdacht, dass damals nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, bei der Gerichtsverhandlung. Sie wendet sich schließlich an DS Flyte mit der Bitte um Hilfe. Und obwohl die Polizistin hin und hergerissen ist- schließlich ist ihr Cassie vor nicht allzu langer Zeit ziemlich auf die Nerven gegangen, während der Ermittlungen an einem Mordfall, vertraut sich doch auf die Intuition des Goth-Girls.

Dazu schleppt auch DS Flyte ein bislang unverarbeitetes Trauma mit sich herum und wäre über Cassies Beistand mehr als dankbar. Denn obwohl Cassie lediglich Sektionsassistentin in der Pathologie ist, weiß sie doch mehr über die Toten und deren Todesursachen, als so manch hochgelobter Rechtsmediziner…

Cassies Nachforschungen schrecken jedoch jemanden auf, der großes Interesse daran hegt, dass sie nicht zu sehr in der Vergangenheit gräbt. Und die unbekannte Person ist überaus mordlüstig…

Nachdem mit „Tote schweigt nie“ im vergangenen Jahr der erste Band um Cassie Raven, der eigenwilligen Sektionsassistentin erschien, habe ich dem zweiten Band regelrecht entgegengefiebert, da ich so begeistert war von der ungewöhnlichen Story um ein Goth-Girl mit leicht übersinnlichen Fähigkeiten, die Cassie dabei helfen, den Toten, die vor ihr auf dem Seziertisch liegen, Gerechtigkeit zukommen zu lassen.
Ihr besonderes Gespür für die Toten, bringt sie aber oftmals auch in die Bredouille. Etwa wenn sie etwas Entscheidendes entdeckt hat, das Ihrem Chef entgangen ist. So ist ihr gemeinsames Arbeitsverhältnis angespannt. Und auch bei DS Flyte eckt Cassie immer wieder an, doch immer noch knistert es zwischen ihnen.
Beide haben sich trotz allem schätzen gelernt, selbst wenn sie sehr unterschiedliche Menschentypen sind.

In dem neuen Band geht es abermals um einen ungeklärten Mord in Cassies privatem Umfeld, den bald schon ein weiterer auf dem Fuße folgt. Obwohl ich Cassies Nachforschungen sehr spannend erzählt fand, konnte mich die Nebenhandlung, in der es um einen ungeklärten Todesfall bei einem jungen Teenager geht, genauso berühren und packen. Dazu fand ich es interessant mehr über Cassies und Flytes familiären Hintergrund zu erfahren, weil die beiden Romanfiguren somit noch mehr Konturen bekommen, als zuvor.
Vielleicht mag „Wer mit den Toten spricht“ ein wenig mehr Richtung ruhig erzählter Krimi tendieren, als blutiger Thriller zu sein, doch entspricht das ehrlich gesagt eher meinem eigenen Lesegeschmack.
Überrascht hat mich übrigens eine falsche Fährte, auf die die Autorin ihre Leserschaft führt. Da dachte ich Ratefuchs doch tatsächlich ab der Mitte des Buches, ich wüsste schon, wie der Hase läuft. Was natürlich nicht der Fall war!
A. K. Turner hat mich also ziemlich an der Nase herumgeführt, wie es bei einer guten Krimi oder Thrillerlektüre sein sollte.

Auch den zweiten Band der Buchreihe habe ich in einem Rutsch gelesen, weil ich ihn einfach nicht vorab weglegen konnte. Zu sehr schürte die Autorin meine Neugierde. Und nun hoffe ich sehr, dass A.K. Turner uns Leser nicht allzu lange warten lässt, auf einen weiteren Teil. Desweiteren das das tolle Coverlayout, mit der angenehmen Haptik, beibehalten wird

Kurz gefasst: Cassie Raven- Goth-Girl und Sektionsassistentin mit dem besonderen Gespür für die Toten und ihr persönlichster Fall. Atmosphärisch dichter zweiter Band der Reihe. Ein echter Pageturner!

Cassie Raven Reihe:

1. Teil: Tote schweigen nie
2. Teil: Wer mit den Toten spricht

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Clever gemachter, unterhaltsamer Thriller mit Wien-Flair, der Lust auf den nächsten Band macht

Stille blutet
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Die Nachrichtensprecherin des kleinen Wiener TV Senders Quick-TV, Nadine Just, ist nicht gerade ein Sympathieträger. Schon oftmals ist sie angeeckt mit ihren sarkastischen und bösartigen Bemerkungen, die ...

Die Nachrichtensprecherin des kleinen Wiener TV Senders Quick-TV, Nadine Just, ist nicht gerade ein Sympathieträger. Schon oftmals ist sie angeeckt mit ihren sarkastischen und bösartigen Bemerkungen, die sie in die Social Media-Welt hinausposaunt hat. Aber, wie das mal so ist- kaum dass sie ermordet aufgefunden wurde, häufen sich nun die oberflächlichen Beileidsbekundungen im Web, die einen faden Beigeschmack hinterlassen. Sensationslüsterne und Medien überschlagen sich ebenfalls mit Kommentaren, denn Nadine kündigte ihr gewaltsam herbeigefügtes Ende nur wenige Stunden zuvor an. Und zwar im eigenen Sender, während sie ahnungslos die vermeintlichen Nachrichten des Teleprompters ablas.

Nadines Exfreund Tibor, erfolgreicher Teilhaber einer Werbeagentur fällt derweil aus allen Wolken, als ausgerechnet er als Hauptverdächtiger in den Fokus der Polizei gerät.
Denn eigentlich hatte er, nachdem Nadines denkwürdiger TV Auftritt im Fernsehen verfolgt hatte, lediglich im Sender nach dem Rechten sehen wollen, weil Nadine sich nicht mehr auf seine Handynachrichten meldete und die Gesuchte dann schließlich in ihrem eigenen Blut liegend , leblos in ihren Räumlichkeiten vorfand.

Die neue Kollegin bei der Polizei, Fina, hat keinen leichten Stand, denn ihr Kollege Oliver, neidet ihr den Job und lässt seine sarkastische Ader zu jedem Zeitpunkt an ihr aus. Mehr noch, er mobbt sie und lässt Bemerkungen fallen, die sie ganz schön Nerven kosten.
Als sich alle gleich auf Tibor als möglichen Mörder einschießen, nagt ein ungutes Gefühl in ihr. Die Kollegen belächeln sie ob ihrer Ahnung, doch Fina lässt nicht locker.
Als dann ein weiteres Mordopfer gefunden wird und sich erneut eine Verbindung zu Tibor herbeiführen lässt, gerät Fina ziemlich unter Druck im Revier. Dabei muss sie einen kühlen Kopf behalten, will sie den Täter überführen…

Seit Ursula Poznanskis „Vanitas“ Reihe, liebe ich die Krimis und Thriller der Autorin. Mit „Stille blutet“, legt sie nun den ersten Teil einer neuen Buchreihe vor und somit ist klar, dass so manche lose Handlungsfäden am Ende dieses Romans noch offen bleiben.
Besonders interessant an dem Ganzen, es gibt eine höchst mysteriöse Romanfigur, die sich zwischenzeitlich an die Leserschaft wendet, mal behauptet sie wäre keinesfalls der Mörder, andererseits den Leser zum Zeugen eines Mordes werden lässt.
Und obwohl am Ende durchaus die Handschellen klicken- wer die geheimnisvolle Figur sein mag, die die Leser stets einbezieht, wird man wohl erst im zweiten Teil in Erfahrungen bringen können.

Ich fand, dass die komplexe Storyline gut durchdacht wirkte und man einen Thriller bekommt, der nicht nur zum Miträtseln anregt, sondern auch zum Nachdenken; etwa wenn die Autorin sozialkritische Themen anspricht. Etwa Mobbing im Web oder im wahren Leben. Und welche Folgen unser neues, schnelllebiges Leben mit Internet & Co. auch in Bezug auf soziale Vereinsamung hat.
Zugegeben, Fina, die Kriminalistin, wirkt ein wenig schablonenhaft in ihrer Beschreibung. Natürlich ist sie clever, aber dazu mollig, einsam, depressiv und wird darüber hinaus noch gemobbt. Attribute, die man so oder ähnlich schon aus zahlreichen anderen Krimis und Thrillern kennen dürfte.
Aber abgesehen von diesem Minikritikpunkt fand ich es durchaus interessant zu lesen, wie sie versucht, sich im Revier gegen ihre männlichen Kollegen zu behaupten.

Außerdem darf man zudem Tibor über die Schulter schauen, der ein echter Unglücksrabe ist. Man ahnt leider bereits stets vor ihm, in welches Fettnäpfchen er mal wieder tappen wird. Dennoch ist es durchaus lesenswert und thrillig beschrieben, wie er sich aus der Schlinge, die sich immer enger um ihn zieht, herauszuwinden versucht.
Und die perfide Art und Weise, wie ihn jemand zum Sündenbock abstempeln will, lässt selbst den Leser nicht kalt. Man kann sich gut in ihn hineindenken und seine wachsende Verzweiflung verstehen. Dazu ist Ursula Poznanskis Schreibstil gelungen wie immer zu nennen.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Würdiger, lesenswerter Abschlussband der „Lütteby“ Reihe, der viel Wohlfühlatmosphäre verströmt

Das Wunder küsst uns bei Nacht
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„Ich habe dich unendlich lieb“, flüstert meine Mutter. Ich erwidere leise:“ Ich dich auch.“
Mehr gibt es in diesem Moment nicht zu sagen. Denn Liebe ist alles. (Zitat, S. 242 aus „Das Wunder küsst uns ...

„Ich habe dich unendlich lieb“, flüstert meine Mutter. Ich erwidere leise:“ Ich dich auch.“
Mehr gibt es in diesem Moment nicht zu sagen. Denn Liebe ist alles. (Zitat, S. 242 aus „Das Wunder küsst uns bei Nacht)

Vieles prasselt, zur Zeit, auf die arme Lina ein und sie kommt kaum dazu, mit den Veränderungen, auch im familiären Bereich, klar zu kommen. Dass ihre Mutter plötzlich wieder da ist, ändert alles, aber es wirft auch Fragen auf.
Warum nur hat ihre Mutter sie damals Hals über Kopf verlassen und allein in der Obhut ihrer Großmutter gelassen? Und hatte sie überhaupt jemals Gefühle für sie? Dazu stellt sich Lina eine weitere Frage- wer nur mag ihr Vater sein und warum hat er sich nie zu ihr bekannt?

Aber auch die übrigen Bewohner von Lütteby stehen vor gewaltigen Veränderungen. Besonders der ehrgeizige Bürgermeister Falk plant Ümbrüche, die keinesfalls von allen Dörflern getragen werden. Als Falk Lina einen Job anbietet, zögert sie. Zum einen klingt das Jobangebot finanziell äußerst lukrativ. Dazu hätte sie die Möglichkeit, sozusagen vor Ort, auf den Bürgermeister einzuwirken und manche seiner Entscheidungen zu hinterfragen. Aber es würde ihr auch den Zorn von Menschen einbringen, denen sie nahe steht.
Währenddessen schwebt Linas beste Freundin, die Pfarrerin im Ort, Sinje auf Wolke Sieben. Doch ihre große Liebe scheint nicht der Mann zu sein, den sie schon bald heiraten wollte…

Der dritte Band der bezaubenden Buchreihe um eine junge Frau, die in einem beschaulichen Örtchen am Meer lebt, geht in die dritte und entscheidende Runde. Endlich werden die noch offenen Familiengeheimnisse gelüftet und so wird die Neugierde der Leserschaft nun gestillt. Es ist ein würdiger Abschluss der Reihe und neben den vielen noch offenen Handlungssträngen, die diesmal verknüpft werden, erfährt man auch mehr über Linas Mutter und ihre Erkrankung.
Gerade die Momente zwischen Mutter und Tochter gehen einem sehr unter die Haut und rühren an und natürlich ist es auch schön, dass Freunde des Happy Ends zu ihrem Recht kommen.

Es gibt allerdings auch ein kleines „aber“, das mich von einer noch höheren Bewertung abgehalten hat.
Und zwar fand ich es schade, dass ein paar durchaus einschneidende Ereignisse im Leben von Linas Bekannten relativ fix und eher nebenher abgehandelt wurden. Gerade Sinjes Werdegang hat mich eigentlich genauso sehr interessiert, wie der von Lina, die dieses Mal etwas zu kurz kommt. Und auch die Liebesgeschichte zwischen Lina und Jonas hätte ruhig noch etwas intensiver geschildert werden können, für meinen Geschmack. Abgesehen von diesen kleinen Kritikpunkten ist aber auch der Abschlussband der „Lütteby“ Reihe sehr lesenswert.

Kurz gefasst: Würdiger, lesenswerter Abschlussband der „Lütteby“ Reihe, der viel Wohlfühlatmosphäre verströmt.

Zauberhaftes Lütteby:

1. Teil: Die Liebe tanzt barfuß am Strand
2. Teil: Das Glück kommt in Wellen
3. Teil: Das Wunder küsst uns bei Nacht

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