Romantische, klassische Historical Romance, in der ein sympathisches Heldenpaar agiert, das man einfach nur mögen muss
Der falsche Lord für die LadyWeil ihre Mutter bereits bei ihrer Geburt verstarb, steht Lady Fiona, nachdem nun auch ihr Vater das Zeitliche gesegnet hat, fast ganz allein auf der Welt. Aber neben einer liebevollen Tante, gibt es noch ...
Weil ihre Mutter bereits bei ihrer Geburt verstarb, steht Lady Fiona, nachdem nun auch ihr Vater das Zeitliche gesegnet hat, fast ganz allein auf der Welt. Aber neben einer liebevollen Tante, gibt es noch den hartherzigen Vormund, den Schwager ihres Vaters, der sie, kaum dass ihr Vater unter der Erde liegt, zu seinem Landsitz bringt um sie dort bei dessen Frau abzuliefern. Dort soll Lady Fiona den richtigen gesellschaftlichen Schliff erhalten. Doch die Frau ihres Vormunds, die kürzlich ihre jüngste Tochter verlor, ist sehr streng, zwingt sie, sich in ein viel zu enges Korsett schnüren zu lassen und hat ständig etwas an Fiona auszusetzen. Fiona vermisst daher ihr altes Leben sehr. Ein Leben mit einem liebevollen Vater, der sie beschützte, der ihr Freiraum bot und der sie sorglos über die Wiesen reiten ließ.
Als nach Jahren ihr Vormund wieder erscheint, damit sie in die Gesellschaft eingeführt werden kann, ist Fiona zunächst überglücklich darüber, denn sie hat das abgeschiedene, triste Landleben ziemlich satt. Doch ihre Freude darüber, auch endlich wieder ihre liebevolle Tante mit schottischen Wurzeln treffen und umarmen zu dürfen, wandelt sich recht bald in Ärger, als sie erfährt, dass ihr Vormund plant, sie mit dessen ältesten Sohn zu verheiraten. Einem Mann, der bereits seine große Liebe traf und beerdigen musste und körperlich versehrt ist.
Anthony, der etwas jüngere Zwillingsbruder, soll, bis Fionas Gatte in spe in London eingetroffen ist, den Aufpasser für die junge Schottin spielen, was ihm auf ganzer Linie missfällt. Er fürchtet, dass das Mündel seines Vaters womöglich eine überaus langweilige, stumpfsinnige Dame sein könnte, denn immerhin hat sie seine Mutter jahrelang klaglos ertragen. Außerdem hasst er seinen manipulativen, kalten Vater sehr und verachtet dessen Schachzüge um das Familienvermögen zu mehren. Dazu hatte es Anthony, der seit seiner Kindheit stottert, nie einfach im Schatten des nur wenig älteren Bruders zu bestehen. Als Anthony in einem Teesalon eine junge, attraktive rothaarige junge Dame in weiblicher Begleitung entdeckt, lässt diese sein Herz höher schlagen und das, obwohl er sich doch geschworen hatte, sich nie wieder zu verlieben, seitdem ihm das Herz gebrochen wurde. Wer ist die unbekannte Schöne nur? Schon bald begegnet er ihr wieder…
Da ich eine Schwäche für eine schöne und stimmungsvolle Covergestaltung habe, fiel mir Helena Hearts Historical Romance zunächst deswegen beim Stöbern ins Auge. Doch nachdem ich den Klappentext durchgelesen hatte, wurde ich neugierig auf die Geschichte von Anthony und Fiona. Das Heldenpaar musste bereits einige Schwierigkeiten im Leben bestehen und beide sehnen sich nach Liebe und Fürsorglichkeit.
Doch Fiona ist bereits Anthonys Bruder versprochen und so müssen beide über ihren Schatten springen, aus ihrer selbst gewählten Komfortzone ausbrechen und sich behaupten lernen, wenn sie ihr Glück finden wollen.
Ich fand, dass die Autorin ein gutes Händchen dafür hat, die Gefühlswelt ihrer Protagonisten zu beschreiben. Man kann sich gut in Fiona und Anthony hineinversetzen und schließt sie schnell in sein Leserherz. Die erste Hälfte des Romans lässt sich dazu auch sehr flott lesen, da Helena Heart einige dramatische Momente eingebaut hat, fiebert man regelrecht mit dem Heldenpaar mit. Auch die zweite Hälfte liest sich flüssig und meine Lesefreude blieb eigentlich fast ungetrübt, doch fand ich dann, dass sich gewisse Schwierigkeiten eine Spur zu leicht aus dem Weg räumen ließen. Beispielsweise passte es gar nicht zum resoluten, grausamen Verhalten des Vormunds, sich plötzlich so zurückzuziehen, denn er hatte ja einiges zu verlieren in finanzieller Hinsicht. Ich denke, es hätte eigentlich nur ein paar Seitenzahlen zusätzlich gebraucht. Und wenn Helena Heart den Spannungsbogen und die Dramatik ein wenig länger konstant gehalten hätte, hätte ich diesem Roman die volle Punktzahl verliehen. So muss ich allerdings einen halben Punkt bei meiner Bewertung abziehen.
Dennoch ist es ein empfehlenswerter Roman und ich war ganz angetan vom guten Schreibstil, den die Autorin an den Tag legt, der sich hinter dem anderer, renommierter Autorinnen dieses Genres, keinesfalls verstecken muss. Mich hat es sehr gefreut, eine neue Autorinnen- Entdeckung zu machen und ich hoffe sehr, dass die Autorin noch viele weitere Historical Romances schreiben wird.
„Der falsche Lord für die Lady“, ist allerdings eher die richtige Lektüre, für Leser die klassische Historical Romances mögen, denn obwohl der Roman durchaus Romantik verströmt, findet man keinerlei explizit dargebotene Liebesszenen vor. Die bleiben allein der Phantasie des Lesers überlassen. Ich fand ehrlich gesagt auch nicht, dass es den Roman in irgendeiner Form vervollständigt hätte, denn die Romance hat eigentlich alles Nötige zu bieten.
Gefallen hat es mir aber vor allem, dass das Heldenpaar perfekt unperfekt gestrickt ist. Beide haben ihre Fehler und Ängste, doch lernen sie und wachsen über sich hinaus. Wunderbar fand ich beispielsweise, wie Fiona Anthony ob seiner Sprachschwierigkeiten, vor anderen verteidigt. Und nun bin ich gespannt, ob Anthonys Bruder auch eine eigene Geschichte bekommen wird.
Kurz gefasst: Romantische, klassische Historical Romance, in der ein sympathisches Heldenpaar agiert, das man einfach nur mögen muss.