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Veröffentlicht am 27.11.2020

Möglicherweise der neue Jugendbuchhit?

The Loop. Das Ende der Menschlichkeit (The Loop 1)
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"The Loop" ist ein High-Tech-Gefängnis in dem die minderjährigen Insassen als Stromversorgung diesen. Und wenn sie nicht gerade der täglichen, sechs Stunden andauernden Folter unterzogen werden, bei der ...

"The Loop" ist ein High-Tech-Gefängnis in dem die minderjährigen Insassen als Stromversorgung diesen. Und wenn sie nicht gerade der täglichen, sechs Stunden andauernden Folter unterzogen werden, bei der ihre gesamte Energie aus ihrem Körper gesaugt wird, müssen sie als Versuchskaninchen herhalten, um an ihnen die neuesten Gadgets zu testen, die später dann, in die Körper der Modifizierten eingebaut werden, natürlich nur wenn man es sich leisten kann.
Aber plötzlich funktioniert der perfektionierte Tagesablauf im Loop, gesteuert von der KI Happy, nicht mehr reibungslos und bei den Insassen geht das Gerücht um, dass ein neuer Krieg bevorsteht!

The Loop ist der brandneue dystopische Jugendroman von Ben Oliver, der mich von Anfang an gepackt hat und bis zur letzten Seite (und darüber hinaus) nicht losgelassen hat.
Olivers Stil ist perfekt für die Geschichte des 16-jährigen Luka und seine Gedanken. Oliver spricht durchaus schwierige und wichtige Themen an, ohne dabei zu kompliziert oder anstrengend zu werden. Gleichzeitig schreibt er über Jugendliche, Slums und Gangs ohne in der Sprache anfällig zu werden. Er hat den genauen Punkt getroffen, der für dieses Buch perfekt passt. Vielleicht ist das was Geschieht an dem einen oder anderen Punkt unrealistisch, aber hier bekommt der Roman von mir den Actionbonus, solange es nicht zu "overpowered" ist und gut aussieht, lass ich ihm da etwas Freiheit.

Der Roman spricht viele wichtige Themen an, auf die wir uns derzeit gerade zubewegen. Unter anderem (ohne zu viel zu spoilern) spricht die KI Happy die Gerichtsurteile, ein Algorithmus entscheidet über Leben und Tod (oder den Loop, der vermutlich schlimmer ist als der Tod). Zu welchen Problemen diese Art der Entscheidungsfindung, nicht nur im Justizwesen, führen kann, wurde durchaus schon erforscht.

Ich kann den zweiten Band kaum erwarten und werde mir bis dahin vermutlich weiter den Kopf zerbrechen, was da jetzt eigentlich genau passiert ist!

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Spannendes Rätselraten in neuem Setting

Raum der Angst
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Raum der Angst ist ein spannender Thriller einer ganz neuen Art. Er wird verkauft als "Escape-Room-Thriller" und war der erste seiner Art, den ich gelesen habe. Mit seinem Setting in und rund um einen ...

Raum der Angst ist ein spannender Thriller einer ganz neuen Art. Er wird verkauft als "Escape-Room-Thriller" und war der erste seiner Art, den ich gelesen habe. Mit seinem Setting in und rund um einen tödlichen Escape Room erinnert er an Filme wie Saw, The Cube und Escape Room, steht diesen aber in nichts nach.
Trotz der eingeschränkten Möglichkeiten, etwas eigenes in diesem sehr limitierten Genre zu erschaffen, hat der Autor doch einige Alleinstellungsmerkmale für sich herausarbeiten können:
Die Räume des Escape Rooms selbst, sind gut und detailreich geschrieben. Der Leser/die Leserin kann mitraten und mitfiebern, mit den eingesperrten Versuchskaninchen. Der Großteil der Lösungen ist auch durchaus logisch und man kann selbst auf diese Lösungen kommen.
Das Escape Room-Thema durchzieht das ganze Buch, nicht nur die Versuchskaninchen im Escape Room müssen Rätsel lösen um aus dem Raum zukommen und ihr Leben zu retten, auch die ermittelnden Polizisten sehen sich vor Rätseln und Aufgaben gestellt um in den Escape Room zu kommen und die Versuchskaninchen zu reten.
Der Roman hat eine sehr gute und durchaus plausible Begründung für die Geschehnisse und die Motive des Täters. Nebenbei wirft er auf moralische Fragen auf, die dem Leser/der Leserin jedoch nicht zu stark aufgedrängt werden.
Als letzter Punkt, ist der Roman sehr gut als Einzelband angelegt, bei dem ein weiterer Band folgen kann, aber nicht muss!

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Ein Puzzle aus alten Ideen nur lauwarm aufgewärmt

Jigsaw Man - Im Zeichen des Killers
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Der Jigsaw Man treibt in London sein Unwesen - er tötet Menschen und verteilt ihre Leichen zerstückelt in Süd-London.

Leider kommt über die fast 500 Seiten des Romans kaum Spannung auf, sodass der Leser ...

Der Jigsaw Man treibt in London sein Unwesen - er tötet Menschen und verteilt ihre Leichen zerstückelt in Süd-London.

Leider kommt über die fast 500 Seiten des Romans kaum Spannung auf, sodass der Leser kaum motiviert wird weiterzulesen. Viel zu oft werden unwichtige Nebenhandlungen lang und breit ausgerollt und lenken vom eigentlichen Fall ab. Immer wieder wird ein und das selbe Problem im Privatleben von Hauptermittlerin Henley angesprochen ohne es auch nur ansatzweise zu lösen - wie auch den Fall.
Die "Lösung" des Falls, die nicht unbedingt durch Beweise gefestigt wird, höchstens durch Indizien - wie es auch einmal im Roman den Ermittlern vorgeworfen wird - liegt ab spätestens 50% des Romans auf der Hand und es dürfte selbst für den unerfahrenen Thrillerleser keine Überraschung sein.

Einen weiteren Minuspunkt sammelt der Punkt bezüglich des Hauptantagonisten der Reihe - er scheint zwar übermenschlich intelligent und charmant, dass sollte ihn jedoch nicht unsterblich machen. Aber der Anfang einer Reihe ist nun mal der Anfang und dann brauchen wir ihn noch ein bisschen. (So weit ich weiß, sind Holmes und Moriarty auch nicht gleich in Band 1 die Reichenbachfälle hinuntergestürzt...)

Und wenn wir schon bei Sherlock Holmes sind, das war nicht die einzige Ähnlichkeit zu anderen Krimis, Thrillern und wahren Serienmördern der mir aufgefallen ist. Manchmal dachte ich mir, ob die Autorin auch eigene Ideen eingebaut hat. Hier nur ein paar der Dinge, die ich einfach schon zu oft gesehen habe: der charismatische Verbrecher im Gefängnis, der von den Ermittlern besucht wird (Hannibal Lecter lässt grüßen), Mord nach den drei Affen, die nicht sehen, nichts hören, nichts sagen, sexuell verzweifelte Frauen, die sich nach dem charismatischen Verbrecher sehnen und ihm Liebesbriefe schreiben, etc.

Sehr auffällig war auch einerseits die Erwähnung von sehr vielen Marken, die Ermittler hatten kein Smartphone, sie hatten ein iPhone, sie essen klein Fast Food, sie essen McDonalds-Essen, sie trinken nicht Wasser, sie trinken Evian... Es ist ein Roman und keine Dauerwerbesendung, zumindest hab ich das gedacht, wie ich den Roman begonnen habe.
Auch sprachlich hat das Niveau in der zweiten Hälfte stark abgenommen. Da werden Frauen (von anderen Frauen) als Weib bezeichnet, Ehefrauen als Bitch, etc. und irgendwie bekommen immer die Frauen, die harten Worte ab. Die Frauen im Roman sind sowieso der größte Schwachpunkt, den keine der Frauen ist ein starkes, weibliches Vorbild. Nach dem Roman könnte der Leser meinen, die sexuelle Frustration und ihr Verlangen nach einen Orgasmus wird einer Frau früher oder später zum Verhängnis.

Aber trotz all dieser Punkte und einer der nervigsten und unsympathischsten Protagonistinen seit langem, hatte das Buch doch etwas, das mich davon abgehalten hat, es abzubrechen. Ich werde die Reihe zwar bestimmt nicht weiterlesen, aber dieser Band bekommt doch 2 Sterne.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Großartige Science-Fiction, der es an nichts fehlt

Ace in Space
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Danai ist Pilotin, doch als der Konzern für den sie fliegt, ihr befiehlt auf unschuldige Zivilisten zu schießen desertiert sie und schließt sich der Jockey-Gang ihrer Mutter an. Von da an geht es für sie ...

Danai ist Pilotin, doch als der Konzern für den sie fliegt, ihr befiehlt auf unschuldige Zivilisten zu schießen desertiert sie und schließt sich der Jockey-Gang ihrer Mutter an. Von da an geht es für sie um krasse Stunts, Videos und Likes, Likes, Likes! - Oder gibt es doch wichtigeres im Leben?

Das AutorInnen-Duo hat einen Roman geschaffen, der zwar oft leicht und spaßig wirkt, aber trotzdem wichtige Themen thematisiert, die sich auch auf die aktuelle Zeit auslegen lassen. Gleichzeitig ist der Roman wichtig für den Gender-Aspekt in der Belletristik, denn der Roman ist gegendert und spricht auch einige damit zusammenhängende Themen an, ohne, dass dies in irgendeiner Form störend auffällt.

Einen Minuspunkt gibt es dann doch, da es (für mich zumindest) am Anfang sehr lang gedauert hat, bis ich mich in der Welt und der neuen Sprache zurecht finden konnte.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Eine Komposition von einem Roman

Der letzte Satz
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Robert Seethaler begleitet Gustav Mahler auf seiner letzten Schifffahrt von New York nach Europa. Dabei blickt der schon sehr schwache Mahler zurück auf sein ereignisreiches Leben voll Erfolg, Liebe, Enttäuschungen ...

Robert Seethaler begleitet Gustav Mahler auf seiner letzten Schifffahrt von New York nach Europa. Dabei blickt der schon sehr schwache Mahler zurück auf sein ereignisreiches Leben voll Erfolg, Liebe, Enttäuschungen und Schmerzen.

Gustav Mahler wird in diesem kurzen Roman von verschiedensten Seiten beleuchtet. Der Leser lernt ihn kennen als melancholischen Menschen, der seit seiner Kindheit schon wusste, dass ihm ein Leben voll Krankheit und Schmerzen bevorsteht, der nun, mit gerade einmal 50 Jahren, dem Ende seines Lebens entgegenblickt. Andererseits erfährt der Leser auch von der launischen Seite, des jungen Komponisten, der nicht still sitzen kann und sein Abbild nicht in einer Büste verewigt sehen möchte. Und neben diesen Seiten, darf auch der verzweifelte Liebhaber, der liebende Vater und der strenge Direktor, der das Beste aus seinem Ensemble herausholen möchte, nicht fehlen.

All diese Facetten des Leben Mahlers präsentiert Seethaler sprachlich ähnlich einer Komposition. Seine Worte klingen wie Musik und fließen angenehm und leicht beim Lesen, wie von eine angenehme Symphonie von einem meisterhaften Orchester. Wieder einmal zeigt sich, dass Seethaler ein Meister des biographischen Erzählens ist, dessen Wortgewandheit im deutschen Sprachraum kaum ein anderer Autor gleich kommt.

Der Roman gibt zwar nicht viele Fakten über Mahler und sein Leben wieder, jedoch lernt der Leser viel über die Gedanken und Gefühle Mahlers. Der Roman porträtiert nicht nur einen Komponisten, sondern auch dessen Zeit, berühmte Zeitgenossen, sowie den Antisemitismus, der schon im Kaiserreich Österreich vorhanden war.

Die Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2020 erhielt Robert Seethaler für diesen Roman zurecht, denn er ist ein sprachliches Meisterwerk, das leicht verständlich ist und an dem es nichts auszusetzen gibt.

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