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Veröffentlicht am 03.07.2019

Für die Fans von "rohem" Fisch

Ceviche. Das Kochbuch
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Juan Danilo, gebürtiger Peruaner und ehemaliger Chefkoch in einem peruanischen Restaurant in Berlin, macht uns in „Ceviche. Das Kochbuch: Peruanisch magisch“ mit einem legendären Gericht seiner Heimat ...

Juan Danilo, gebürtiger Peruaner und ehemaliger Chefkoch in einem peruanischen Restaurant in Berlin, macht uns in „Ceviche. Das Kochbuch: Peruanisch magisch“ mit einem legendären Gericht seiner Heimat Peru bekannt, dem Ceviche. Allerdings sollte man schon ein Faible für Fisch bzw. andere Meerestiere haben, denn sonst wird das mit der Freude an diesem Kochbuch nichts.

Ceviche ist leicht, eiweißreich und gesund, das ideale Gericht an heißen Tagen. Im Prinzip ein Fischtartar, kalt gegart mit dem Saft von Limetten oder anderen Zitrusfrüchten und Salz. Säure ist hier die magische Zutat, die den Garprozess in Gang setzt. Natürlich kann und sollte man das Gericht mit zusätzlichen Zutaten aufpeppen, besonders geeignet hat sich bei mir dafür Chili erwiesen, der dem Ceviche einen zusätzlichen Kick verleiht und durchaus als Ersatz für die traditionell verwendeten Aji-Schoten verwendet werden kann.

Ein einfaches Prinzip, das mich allerdings gerade deshalb zu einer grundsätzlichen Frage bringt: Wofür braucht man ein Kochbuch, das sich ausschließlich mit diesem Gericht beschäftigt? Jeder halbwegs ambitionierte Hobbykoch kann und wird doch eh mit zusätzlichen Gewürzen, knackigen Gemüsen etc. experimentieren. Oder?

Das Kochbuch an sich besticht durch seine hochwertige Ausstattung und die farbenprächtigen mit den Rezepten korrespondierenden Fotos. Wir erfahren Einzelheiten zur peruanischen Küche und über die Tradition der Ceviche. Der Rezeptteil nimmt zu einen Bezug auf die unterschiedlichen Zubereitungsarten sowie die verschiedenen Fische und Meerestieren, die dabei Verwendung finden. Ergänzt wird dies durch vegetarische Alternativen, einen Dessert-Teil und Beschreibungen von Extras, die Einzug in die Rezepte gehalten haben.

Ein Kochbuch, das auf 168 Seiten leider nur einen Aspekt der peruanischen Küche umfassend behandelt, aber Fans von „rohem“ Fisch mit Sicherheit inspiriert.

Veröffentlicht am 03.07.2019

Ein Cold Case für Ingrid Nyström und Stina Forss

Schneewittchensarg
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Bei der Eröffnung einer Glaskunst-Ausstellung werden die Besucher mit einem bizarren Kunstwerk konfrontiert. In einem Glassarg liegen die sterblichen Überreste einer Braut. Es stellt sich heraus, dass ...

Bei der Eröffnung einer Glaskunst-Ausstellung werden die Besucher mit einem bizarren Kunstwerk konfrontiert. In einem Glassarg liegen die sterblichen Überreste einer Braut. Es stellt sich heraus, dass es sich um eine junge Frau handelt, die am Tag ihrer Hochzeit vor fast fünfzig Jahren spurlos verschwunden ist. Gunnar Gustavsson, sitzengelassener Bräutigam und nun Firmenchef, möchte endlich mit der Vergangenheit abschließen und wissen, was bei der Brautentführung damals passiert ist. Ingrid Nyström und Stina Forss, die diesen „Cold Case“ bearbeiten, müssen tief in die Vergangenheit abtauchen, um diesen „Cold Case“ aufzuklären.

Verschiedene Zeitebenen, unterschiedliche Orte, wechselnde Perspektiven bestimmen diesen siebte Band der Reihe des deutsch-schwedischen Autorenduos Voosen/Danielsson. Für den Leser keine besonders große Herausforderung, sind die jeweiligen Abschnitte doch immer entsprechend gekennzeichnet. Wie bei einem alten Fall so üblich, werden die Ermittlungen hauptsächlich von intensiver Recherche dominiert. Das zieht sich bisweilen, da der Leser ja immer wieder auf den aktuellen Stand der beiden Kommissarinnen gebracht werden muss. Von daher hält sich das Tempo eher auf einem niedrigen Level, auch wenn zahlreiche unerwartete Wendungen an der Spannungsschraube drehen.

Was mich immens gestört hat, waren die ausufernden Beschreibungen des angespannten Verhältnisses von Nyström und Forss, die keinerlei Bezug zur Handlung hatten und auch die Beziehung der Ermittlerinnen nicht wirklich voran brachten. Das mag ja für all diejenigen Leser interessant sein, die die sechs Vorgängerbände gelesen haben, mir war das zu viel Drumherumgerede. Für die Kenner der Reihe kein Problem, Einsteigern würde ich „Schneewittchensarg“ eher nicht empfehlen und raten, die Romane chronologisch zu lesen.

Veröffentlicht am 03.07.2019

Kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch

Wilder Winter
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Hap und Leonard, die beiden Freunde, so verschieden wie Feuer und Wasser. Hap Collins ist der hemdsärmelige, grundehrliche Typ aus der Arbeiterklasse, der zwar Gewalt ablehnt, aber wenn es sein muss, für ...

Hap und Leonard, die beiden Freunde, so verschieden wie Feuer und Wasser. Hap Collins ist der hemdsärmelige, grundehrliche Typ aus der Arbeiterklasse, der zwar Gewalt ablehnt, aber wenn es sein muss, für seine Überzeugungen einsteht und schon mal zuschlägt. Anders hingegen der Afroamerikaner Leonard Pine, den seine Aggressivität immer wieder in Schwierigkeiten bringt, der nichts mehr hasst als Intoleranz und als republikanischer Texaner und Vietnam-Veteran kein Problem damit hat, Waffen bei Bedarf einzusetzen. Joe Lansdale hat diesen beiden eine Reihe gewidmet, mittlerweile zwölf Bände, wobei „Wilder Winter“ der Auftaktband und bereits 1990 erschienen ist.

Die Story klingt erstmal unspektakulär: Haps Ex-Frau Trudy bittet ihn um Hilfe. Ihr derzeitiger Lover, ein radikaler Umweltaktivist, hat im Gefängnis von einem Bankräuber erfahren, wo dieser seine Beute versteckt hat und will diese nun heben und das Geld für den revolutionären Kampf verwenden. Nur dumm, dass er mit den Örtlichkeiten in Ost-Texas nicht vertraut ist. Hier muss Hap in die Bresche springen, der die Gegend am Sabine River wie seine Westentasche kennt. Leonard warnt ihn, weiß er doch, dass nie etwas glatt läuft und es immer Ärger gibt, wenn Trudy auftaucht. Natürlich wird er rechtbehalten, und die beiden Freunde finden sich bald in einer Situation wieder, die sie in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet hätten.

Ich bin ein großer Fan von Lansdales Romanen, speziell „Das Dickicht“ hat es mir angetan. Mit der Hap & Leonard Reihe konnte er mich bisher aber nur bedingt überzeugen, da die Qualität der einzelnen Bände doch sehr unterschiedlich war. „Wilder Winter“ ist keine große Literatur, aber höchst unterhaltsam. Die Story ist einfach und stringent erzählt, die Sprache ist derb, geprägt von schwarzem Humor. Die beiden Protagonisten sympathisch, Gut und Böse klar definiert. Alles in allem kurzweilige Noir-Unterhaltung für zwischendurch.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Dünne und anspruchslose Story

Something in the Water – Im Sog des Verbrechens
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Von der Presse in ihrem Heimatland gelobt, von Reese Witherspoon gepusht, die Filmrechte bereits verkauft – für die Schauspielerin und Autorin Catherine Steadman könnte es nicht besser laufen. Sie ist ...

Von der Presse in ihrem Heimatland gelobt, von Reese Witherspoon gepusht, die Filmrechte bereits verkauft – für die Schauspielerin und Autorin Catherine Steadman könnte es nicht besser laufen. Sie ist mit ihrem Debüt „Something in the Water – Im Sog des Verbrechens“ auf Erfolgskurs.

Frisch verheiratet verbringen Erin und Mark ihre Flitterwochen auf Bora Bora, einem Atoll im Südpazifik. Leisten können sie sich diesen Luxusurlaub mit Erster Klasse-Flug und Top-Hotel eigentlich nicht, denn Mark hat seinen gutdotierten Job verloren. Aber sie genießen es, haben sie doch lange genug darauf gespart. Sonne, Schirmchendrinks und kristallklares Wasser, so lässt sich’s leben. Bei einem Tauchausflug stoßen sie auf das Wrack eines abgestürzten Flugzeugs und finden eine große Tasche. Doch anstatt den Fund der Polizei zu melden, behalten sie diese. Hätten sie mal die Finger davon gelassen, denn damit nimmt das Unheil seinen Lauf…

Seien wir doch mal ehrlich, eine solche Geschichte haben wird in englischen Lady-Thrillern doch schon zigmal gelesen. Mit viel Drumherumgerede über Erins Trauma in der Vergangenheit, darüber wie sie ihren wunderbaren Ehemann kennengelernt hat, wie die Hochzeit geplant wurde, wird die dünne und anspruchslose Story aufgeblasen. Genießen kann man das nur, wenn man über Logiklücken hinwegsieht und seinen gesunden Menschenverstand an der Garderobe abgibt. Für mich gehört „Something in the Water – Im Sog des Verbrechens“ jedenfalls eindeutig in die Kategorie Bücher, die die Welt nicht braucht.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Historischer "Closed Room" Roman

Die letzte Stunde
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Minette Walters, die englische Bestsellerautorin psychologischer Spannungsromane, wechselt mit „Die letzte Stunde“ das Genre und wendet sich der Historie zu.

Dorset, Südengland, wir schreiben das Jahr ...

Minette Walters, die englische Bestsellerautorin psychologischer Spannungsromane, wechselt mit „Die letzte Stunde“ das Genre und wendet sich der Historie zu.

Dorset, Südengland, wir schreiben das Jahr 1348. Schiffe haben die Pest ins Land gebracht, die Todesfälle häufen sich. Lady Anne, Herrin von Develish, zählt zu den klugen Köpfen ihres Standes. Sie hat bei Nonnen eine umfassende Erziehung genossen hat, und sie reagiert schnell. Um die Menschen zu schützen, die unter ihrer Fürsorge stehen, entscheidet sie sich für die komplette Isolation ihrer Wasserburg. Niemand darf diese verlassen, aber auch der Zutritt wird jedem verwehrt. Tragischerweise betrifft diese Anordnung auch ihren Mann, der mit seinem Gefolge auf dem Rückweg von einem benachbarten Anwesen ist und nun außen vor bleiben muss. Alle sterben an den Folgen der Krankheit.

Die Vorräte reichen nicht ewig, die Reserven schwinden. Das Leben auf der Burg verändert sich, und nicht jeder kommt damit zurecht. Standesunterschiede verschwinden im Angesicht des Kampfes ums Überleben. Es ist nicht mehr die gesellschaftliche Position, die den Rang bestimmt, es ist die Art und Weise, wie man mit den neuen Verhältnissen zurechtkommt. Hier wird Thaddeus für Anne schnell unentbehrlich, ein ehemaliger Dienstbote, den sie aufgrund seiner Fähigkeiten zum Verwalter einsetzt. Hunger, Streitereien und Entbehrungen nagen an dem inneren Frieden, aber es kommt noch heftiger, als ein rätselhafter Mord geschieht.

Im Gegensatz zu ihren straff erzählten Kriminalromanen nutzt Walters in diesem historischen „closed room“ Roman die breite Leinwand, verliert sich aber selten in Nebensächlichkeiten. Ihre Sympathien gehören den Niederen, den Rechtlosen, die ihr Leben in den Dienst der Gemeinschaft stellen und mehr moralische Integrität als Klerus und Adel besitzen In ihren Beschreibungen des Feudalsystems, der Landschaft, Personen, Lebensumstände etc. ist die Autorin so akribisch, wie wir es von ihr gewohnt sind, was mit Sicherheit intensiver Recherchearbeit geschuldet ist. Bleibt zu hoffen, dass sie dieses hohe Niveau auch in „In der Mitte der Nacht“, dem zweiten Band der Pest-Saga, halten kann. Ich gehe davon aus.

Allen Fans von Rebecca Gablé und Ken Follet nachdrücklich empfohlen!