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Veröffentlicht am 03.02.2019

Der bisher eindrucksvollste und spannendste Roman der Cormoran-Strike-Reihe

Weißer Tod
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Es gibt nicht viele Autoren, die eine mehrbändige Reihe so gekonnt wie J. K. Rowling/Robert Galbraith plotten können, was sie ja bereits mit den Harry-Potter- Büchern hinlänglich bewiesen hat.

„Weißer ...

Es gibt nicht viele Autoren, die eine mehrbändige Reihe so gekonnt wie J. K. Rowling/Robert Galbraith plotten können, was sie ja bereits mit den Harry-Potter- Büchern hinlänglich bewiesen hat.

„Weißer Tod“, Nummer 4 der Kriminalromane um Cormoran Strike und seine Assistentin Robin Ellacott, setzt unmittelbar nach dem Ende des Vorgängers „Die Ernte des Bösen“ ein. 2012, Olympiade in London: der Serienmörder ist gefasst, Strikes Anonymität ein Opfer der medialen Aufmerksamkeit. Und dann ist da noch die Hochzeit der durch diesen Fall traumatisierten und mittlerweile arbeitslosen Robin mit ihrem langjährigen Freund Matthew, dem langweiligen und übergriffigen Buchhalter. Man möchte ihr „Tu’s nicht“ zurufen, denn wir wissen ja, dass das eigentliche Paar sie und Strike sind. Es kommt, wie es muss, sie erkennt ziemlich schnell, dass es ein Fehler war.

Strike hat mehr Aufträge, als er bewältigen kann und freut sich, als Robin wieder in das Tagesgeschäft mit einsteigt. Ein Fall treibt ihn ganz besonders um, nämlich der des verstörten jungen Mannes, der die Geschichte eines Verbrechens erzählt, das er glaubt, vor vielen Jahren mitangesehen zu haben. Aber auch der Kultusminister benötigt seine Dienste, warum und womit entzieht sich jedoch Strikes Kenntnis. Dazu kommt das seit langem verschollene Bild eines bekannten Malers, die Veruntreuung von Geldern, Machtmissbrauch und Intrigen innerhalb von Regierungskreisen, die einen Undercover-Einsatz von Robin in Westminster nötig machen.

Es ist eine unglaubliche Stofffülle, die Rowling/Galbraith in diesem über achthundert Seiten starken Roman verarbeitet, für mich der bisher eindrucksvollste und spannendste der Cormoran-Strike-Reihe. Zwar verliert sie sich oft im Detail, aber schon allein ihre Personenbeschreibungen und die damit einhergehende Kritik an der britischen Upper Class lohnt jede Zeile. Und man weiß es ja auch bereits aus den Vorgängern, dass sämtliche Informationen, Drehungen und Wendungen, für den späteren Verlauf der Handlung, und hier insbesondere für die Auflösung der verschiedenen offenen Fragen von Bedeutung sind. So werden alle losen Fäden, und das meint wirklich alle, am Ende zu einem runden und befriedigenden Schluss verwoben. Man darf gespannt sein, was Frau Rowling für die nächsten Bände der Reihe noch in petto hat.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Zwischen Tradition und Moderne

Das Jahr der Katze
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Man muss den Vorgänger „Der Arm des Kraken“ nicht zwingend gelesen haben, aber es hilft, die Beziehung zwischen dem Yakuza-Killer und dessen Freundin Nikola zu verstehen. Onishi fühlt sich für sie verantwortlich, ...

Man muss den Vorgänger „Der Arm des Kraken“ nicht zwingend gelesen haben, aber es hilft, die Beziehung zwischen dem Yakuza-Killer und dessen Freundin Nikola zu verstehen. Onishi fühlt sich für sie verantwortlich, seit er in Berlin/Prenzlauer Berg eigenmächtig ein Blutbad unter der vietnamesischen Mafia angerichtet hat, bei dem Nikolas Freund Yukio ums Leben gekommen ist. Sie verlassen Berlin und verstecken sich in der Wohnung eines Freundes in Tokio.

Die beiden sind aber nicht nur auf der Flucht vor den Vietnamesen sondern auch vor der Yakuza-Organisation Nekodoshi-gumi. Deren Anführer Takeda schätzt es überhaupt nicht, dass seine Organisation sowohl die Aufmerksamkeit der deutschen Polizei als auch die der vietnamesischen Rivalen erregt, hat er doch genug mit organisationsinternen Streitereien zu tun, bei denen es um die Neuausrichtung der „Geschäftsfelder“ geht.

Unterstützung findet Onishi bei seinem alten Lehrer Harara, einem Meister der Kampfkunst, der die traditionellen Denkweisen, orientiert am Kodex der Samurai hochhält und verkörpert. Denkweisen, die weder in eine moderne Industriegesellschaft noch in eine globalisierte Verbrechenswelt passen, weshalb auch Meister Harara in das Visier der Nekodoshi-gumi gerät.
Es sind diese Gegensätze, die „Das Jahr der Katze“ zu einem reizvollen und spannenden Roman machen. Peters erzählt sie aus zwei Perspektiven: einerseits der auktoriale Erzähler, der Onishi und Nikola auf ihren Fluchtwegen in Tokio begleitet, andererseits der Ich-Perspektive Hararas, der über Disziplin, Tradition und Zen monologisiert und philosophiert. Inwieweit dieses Denken (noch) zeitgemäß ist, mag jeder Leser für sich entscheiden. Zumindest werden wir dadurch darauf hingewiesen, unser Bild von Japan zu hinterfragen.

Wer nun glaubt, dies ginge alles zu Lasten des Tempos, sei beruhigt. Es gibt jede Menge Action, vor allem ausgiebige Schwertgefechte. Wir sind ja im Land der Samurai – wobei dies offenbar das Zugeständnis des Autors an die Klischees in den Köpfen seiner Leser ist.

Veröffentlicht am 30.01.2019

Eine gelungene Fortsetzung der Reihe

Wundbrand
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Die Wege von Olivia Rönning und Tom Stilton haben sich in „Wundbrand“, Band Nr. 5 der Reihe des schwedischen Autorenpaars Cilla und Rolf Börjlind getrennt. Die Kommissarin ermittelt in Stockholm in einem ...

Die Wege von Olivia Rönning und Tom Stilton haben sich in „Wundbrand“, Band Nr. 5 der Reihe des schwedischen Autorenpaars Cilla und Rolf Börjlind getrennt. Die Kommissarin ermittelt in Stockholm in einem Fall, bei dem eine Staatsanwältin durch eine Autobombe getötet wurde, Tom Stilton nimmt sich einen Auszeit und ist mit seiner Freundin Luna in dem Yoga-Retreat seiner Halbschwester in Thailand abgetaucht. Geplagt von Schuldgefühlen sucht er Abstand zu seinem letzten Fall, bei dem er die Gerechtigkeit für die Opfer in die eigene Hand genommen hat. Das könnte gelinge, wäre da nicht die Bitte einer Landsmännin, den Aufenthaltsort einer zwielichtigen Person ausfindig zu machen…

Wie bereits in den Vorgängern verarbeiten die Autoren auch in „Wundbrand“ jede Menge aktuelle gesellschaftspolitische Themen: #MeToo, die Verfolgung der Rohingya, Drogenkartelle, Jagd auf bedrohte Arten, Pädophilie. All das irgendwie miteinander verbunden und mehr oder weniger schlüssig in die Handlung eingearbeitet.

Lange Zeit laufen die Ermittlungen in Schweden und Thailand parallel nebeneinander her, man fragt sich, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Aber je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr verzahnen sich die beiden Fälle. Und dieses Zusammenführen der losen Enden beherrschen die Börjlinds perfekt, sodass am Ende keine Fragen offenbleiben. Auch wenn man sich manchmal des Eindrucks nicht erwehren kann, dass zugunsten der Themen die Story überkonstruiert und mit zahlreichen Klischees überfrachtet wurde.

Sprachlich eher schlicht, gradlinig mit einer gut ausgearbeiteten Spannungskurve erzählt, ist „Wundbrand“ eine gelungene Fortsetzung der Reihe für Leser, die die vorherigen Bände kennen und mit den Personen vertraut sind. Allen anderen würde ich empfehlen, zu Band 1 „Die Springflut“ zu greifen und danach „Die dritte Stimme“, „Die Strömung“ und „Schlaflied“ chronologisch zu lesen, damit sie die Personen und ihre Beziehungen zueinander richtig einordnen können.

Veröffentlicht am 28.01.2019

Überzeugt durch Aufbau und Sprache

Schwarze Seele
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Patsy Logan ist zurück, KHK bei der Münchner Polizei, mit deutscher Mutter und irischem Vater, manchen Lesern mit Sicherheit bereits aus dem Vorgänger „Harte Landung“ bekannt. In „Schwarze Seele“ muss ...

Patsy Logan ist zurück, KHK bei der Münchner Polizei, mit deutscher Mutter und irischem Vater, manchen Lesern mit Sicherheit bereits aus dem Vorgänger „Harte Landung“ bekannt. In „Schwarze Seele“ muss sie gleich an zwei Fronten kämpfen. Zum einen sind da ihre vergeblichen Versuche, schwanger zu werden, die einen Keil zwischen sie und ihren Mann treiben. Zum anderen soll sie den Fall des an Halloween ertrunkenen Donal McFadden aufklären, dessen Obduktion den Beweis dafür liefert, dass er eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Gemeinsam mit seiner Schwester Siobhan ist dieser nach München gekommen, um seine Frau Fiona „Fee“, die ihn für ihren Jugendfreund verlassen hat, wie er es ausdrückt „zur Vernunft zu bringen“.

Wer hätte ein Motiv und die Gelegenheit, Donal zu töten? Die Zahl der Verdächtigen ist überschaubar, aber die Beweislage ist dünn, und so gestaltet sich der Fall schwieriger als anfangs erwartet. Zug in die Ermittlungen kommt erst dann, als sich Patsy und ihre Kollegin Kris, selbige auch mit familiären Problemen geschlagen, das persönliche Umfeld Fionas anschauen.

Der Kriminalfall an sich ist wenig spektakulär und eher konventionell gestrickt. Dafür nimmt das Privatleben der Beteiligten sehr viel Raum ein, was ja nicht automatisch schlecht sein muss. Allerdings entwickelt sich hier wenig, zu viel sich wiederholendes Kreisen um die immer gleichen Themen. Für mich auch eindeutig zu viel München und zu wenig „grüne Insel“, wenn schon die Ermittlerin irische Wurzeln hat, das Opfer und ein Teil der Verdächtigen aus Irland kommen. Deshalb hätte es mich auch gefreut, wenn der Handlungsfaden um das spurlose Verschwinden und den mutmaßlichen Selbstmord des Vaters der Protagonistin weiter ausgeführt worden wäre. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Der Aufbau der Story hingegen konnte mich überzeugen. Teilweise gradlinig aus der Sicht Patsys erzählt, aber immer wieder unterbrochen durch Einschübe aus der Vergangenheit der Beteiligten (mal mehr, mal weniger informativ), was den Erzählfluss spürbar belebt und aufgelockert hat.

Und wie bereits bei dem Vorgänger kann ich die sprachliche Qualität dieses Krimis nur loben, die sich wohltuend von dem abhebt, was man üblicherweise von deutschen Vertretern des Genres geboten bekommt. Kurz, klar, prägnant, kein Drumherumgerede, wenn man mal von den persönlichen Nabelschauen absieht.

Alles in allem ist "Schwarze Seele" schlussendlich ein Kriminalroman, bei dem die Spannung durch das Verzetteln im Privaten leider streckenweise auf der Strecke bleibt, der aber mit Sprache und Aufbau punkten kann.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Vorhersehbarer Psycho ohne Thrill

Alles, was du fürchtest
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Nach dem exzellent geplotteten Vorgänger „Die Gerechte“ von Peter Swanson hatte ich große Erwartungen an diesen Psychothriller. Und ich sage es gleich vorweg, sie wurden leider nicht erfüllt. Die Ausgangssituation ...

Nach dem exzellent geplotteten Vorgänger „Die Gerechte“ von Peter Swanson hatte ich große Erwartungen an diesen Psychothriller. Und ich sage es gleich vorweg, sie wurden leider nicht erfüllt. Die Ausgangssituation ist klassisch: eine mental instabile junge Frau, Kate, tauscht mit ihrem Cousin Corbin, der ihr gänzlich unbekannt ist (wo gibt’s denn so etwas), auf Zeit die Wohnung. Er übernimmt ihr Apartment in London, sie zieht in Boston bei ihm ein, hoffend, dass ihr dadurch ein Neuanfang gelingt und sie ihre Ängste und Panikattacken endlich hinter sich lassen kann. Doch daraus wird nichts, denn in der Wohnung nebenan wird deren Bewohnerin Audrey tot aufgefunden. Kate ist verunsichert und gleichzeitig elektrisiert, wittert überall Gefahren, beginnt aber gleichzeitig damit, das Leben und die Bekanntschaften ihrer toten Nachbarin unter die Lupe zu nehmen, um das Rätsel um deren gewaltsamen Tod zu lösen.

Gleichzeitig erfahren wir Unschönes aus der Vergangenheit ihres Cousins, der in eine unheilvolle Beziehung zu einem früheren Freund verstrickt ist und Audrey offenbar auch näher kannte als er zugibt. Und dann ist da noch Alan, gleichfalls Bewohner des Apartmentkomplexes (und ein Stalker der Toten, was Kate aber erst allmählich dämmert), sowie Jack Ludovico, ein ehemaliger Freund von Audrey, der ständig im passenden und unpassenden Moment rund um den Block auftaucht. Nun ja, soweit durchaus überschaubares Personal, jeder von ihnen in irgendeiner Weise mit der Toten verbunden. Jeder von ihnen ist, wie sich im Verlauf der Handlung nicht nur andeutet sondern immer klarer wird, ähnlich wie Kate, neben der Spur. Allesamt äußerst unsympathische Zeitgenossen.

Und genau darin liegt für mich der Knackpunkt dieser Story. Swanson hat mit diesen Personenzeichnungen den Bogen eindeutig überspannt. Zum einen ist der Täter relativ früh bekannt, zum anderen wird das Verhalten der Beteiligten schnell vorhersehbar, was beides zu Lasten der Spannung geht. Mir haben hier die unerwarteten Wendungen gefehlt und Protagonisten, deren Schicksal mich nicht kalt lässt. Einen fesselnden Psychothriller stelle ich mir anders vor.