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Veröffentlicht am 18.04.2018

Schatten aus der Vergangenheit …

Totenweg
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Nach einem brutalen Überfall liegt Bauer Fridtjof Paulsen lebensgefährlich verletzt in Hamburg im Krankenhaus. Um im elterlichen Apfelhof in der Elbmarsch bei der Ernte zu helfen, kehrt die junge Polizistin ...

Nach einem brutalen Überfall liegt Bauer Fridtjof Paulsen lebensgefährlich verletzt in Hamburg im Krankenhaus. Um im elterlichen Apfelhof in der Elbmarsch bei der Ernte zu helfen, kehrt die junge Polizistin Frida Paulsen an den Ort zurück, den sie die letzten Jahre nur selten aufgesucht hat. Zu schmerzlich sind ihre Erinnerungen an die Ermordung ihrer Freundin Marit, zu quälend ihr Schweigen über den Mörder. Auch Kriminalkommissar Bjarne Haverkorn, der den Überfall auf Fridas Vater klären soll, bedrücken die Erinnerungen an den Mord. Er leitete damals die Ermittlungen und konnte den Fall nie abschließen, der Mörder wurde nie gefunden. Er ist überzeugt, dass die damals 13jährige Frida ihm etwas verschwiegen hat und hofft nun, jetzt mehr von ihr zu erfahren …

Die Autorin Romy Fölck wurde 1974 in Meißen geboren und studierte Jura in Dresden. Sie begann 2006 zu schreiben und veröffentlichte in den folgenden Jahren zahlreiche Kurzkrimis. Sie lebt in der Elbmarsch, in der Nähe von Hamburg, wo auch ihr neuer Kriminalroman „Totenweg“ spielt.

Eine junge Polizistin, die ein dunkles Geheimnis mit sich rumschleppt, ein Kriminalkommissar kurz vor der Pensionierung, den private Sorgen mit seiner depressiven Ehefrau plagen und der seinen „Cold Case“ unbedingt noch lösen möchte, Obstbauern, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen, ein Großbauer, der skrupellos immer mehr Land aufkauft, ein brutaler Überfall, ein alter Mord und ein Mörder, der immer noch frei rumläuft – das sind die idealen Voraussetzungen für einen spannungsgeladenen Krimi. Fridas Rückkehr scheint nicht alle Dorfbewohner zu freuen, fürchtet der eine oder andere doch um seine Geheimnisse, die nach und nach ans Tageslicht kommen. Sie wird verfolgt und bedroht, und als dann eine Lagerhalle brennt wird auch Haverkorn klar, dass Marits Ermordung und der Überfall auf Fridtjof irgendwie zusammenhängen …

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, knapp und schnörkellos, dabei von beeindruckender Intensität. In Rückblenden lässt sie das Leben der Protagonisten in den letzten Jahren Revue passieren, was die Geschichte ungemein lebendig macht. Besonders die Gegensätze zwischen dem alternden, erfahrenen Kommissar und der jungen, manchmal noch stümperhaft agierenden Polizistin, konnten mich überzeugen. Die Handlung ist logisch aufgebaut, Spannung und Dramatik steigern sich immer mehr. Bis zum Schluss bleibt unklar, wer das Mädchen damals getötet hat und warum Fridtjof überfallen wurde. Atmosphärisch treffend ist auch das fiktive Dorf Deichgraben erfasst, das mit seinen Apfelhöfen, seinen alteingesessenen Familien und seinen Traditionen typisch für die Elbmarsch ist.

Fazit: Ein eher „leiser“ Krimi, der dennoch zu fesseln vermag und seine Spannung und Atmosphäre hauptsächlich von den gut geschriebenen Charakteren bezieht.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Viel idyllische Bretagne – wenig Krimi …

Bretonische Verhältnisse
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Seit Kommissar Georges Dupin vor beinahe drei Jahren von Paris in die Bretagne strafversetzt wurde, ist es ihm zur lieben Gewohnheit geworden, sein Frühstück in der Bar des Admiral in Concarneau einzunehmen. ...

Seit Kommissar Georges Dupin vor beinahe drei Jahren von Paris in die Bretagne strafversetzt wurde, ist es ihm zur lieben Gewohnheit geworden, sein Frühstück in der Bar des Admiral in Concarneau einzunehmen. Heute wird er dabei durch einen Anruf gestört - im Nachbarort Pont Aven wurde der 91jährige Besitzer des Hotel Central, Pierre-Louis Pennec, brutal erstochen in seinem Hotel aufgefunden. Zusammen mit seinen Mitarbeitern Kadeg und Riwal nimmt Dupin die Ermittlungen auf. Wer konnte den natürlichen Tod des alten, bereits schwer kranken Mannes nicht erwarten, und warum? Verdächtige gibt es zuhauf: Pierre-Louis’ Sohn Loic Pennec und dessen Frau Catherine, der Halbbruder des Ermordeten André Pennec, die Leiterin des Hotels Francine Lajoux, der Besitzer des örtlichen Kunstmuseums Frédéric Beauvois oder gar Monsieur Charles Sauré, der Leiter des Musée d’Orsay. Sie alle konnten erhoffen im Testament bedacht zu sein, das, wie Dupin herausfindet, der Ermordete am kommenden Tag bei seiner Notarin ändern wollte.

Während die Ermittlungen gerade anlaufen wird in der Bar des Hotels ein Fenster eingeschlagen. Die Wände in diesem Raum sind mit zahllosen Kopien von Werken bekannter Maler, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Bretagne gelebt hatten, verziert – doch offensichtlich wurde nichts gestohlen und nichts verändert. Warum also der Einbruch? Dupin muss nachdenken, und das kann er am besten bei einem langen Spaziergang zu den malerischen Klippen am Meer. Dort wird am nächsten Tag eine weitere Leiche gefunden …

Jean-Luc Bannalec ist ein Pseudonym des Autors, der in Deutschland und in der Bretagne im Finistère zu Hause ist. „Bretonische Verhältnisse“ ist der erste Band einer Serie um Kommissar Dupin, deren Bücher in zahlreiche Sprachen übersetzt und für das Fernsehen verfilmt wurden. Der siebte Band „Bretonische Geheimnisse“ wird am 26. Juni 2018 beim Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheinen. Für seine Verdienste um die Region Bretagne erhielt der Autor 2016 die Auszeichnung »Mécène de Bretagne« verliehen.

Der Protagonist Kommissar Georges Dupin hat das Zeug zur Kultfigur. Zunächst erscheint er kauzig, grantig und misslaunig, doch je näher man ihn kennenlernt, desto sympathischer wird er. Er braucht zum Denken Kaffee, viel Kaffee, und lange Spaziergänge an frischer Luft. Er liebt das gute Essen und die Spezialitäten der Bretagne. Sehr gerne arbeitet er alleine und hasst es, wenn er beim Denken gestört wird. Gerne vergisst er, gewollt oder ungewollt, seine Kollegen über den Fortgang der Ermittlungen zu informieren. Seine Fälle löst er mehr intuitiv als durch sachlich fundierte Polizeiarbeit.

Dupin dominiert in diesem Krimi, die anderen Personen sind mehr oder weniger nur Staffage in einer ansonsten wenig spannenden Geschichte. Man hat den Eindruck, dem Autor ginge es hauptsächlich darum, die Bretagne in Szene zu setzen - und dies ist ihm außerordentlich gut gelungen. So gut, dass man als Leser liebend gerne sofort die Koffer packen möchte, um diese schöne Gegend kennen zu lernen, das Essen zu genießen, im Meer zu baden, die Museen zu besuchen und Land und Leute zu treffen. Sehr erfreulich war für mich, dass der Krimi ohne blutiges Gemetzel auskommt. Es gibt zwar zwei Leichen, aber der Autor erspart uns eine detaillierte Beschreibung ihres Zustandes und überlässt dies unserer Phantasie.

Fazit: Eine Liebeserklärung an eine Landschaft, verpackt in einen erfreulich unblutigen Krimi mit einem interessanten Fall, der hauptsächlich von der Persönlichkeit des Kommissar Dupin lebt. Das Buch macht Hoffnung auf eine Steigerung in seinem 2.Fall.

Veröffentlicht am 14.04.2018

Schatten aus der Vergangenheit …

Totenweg
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Nach einem brutalen Überfall liegt Bauer Fridtjof Paulsen lebensgefährlich verletzt in Hamburg im Krankenhaus. Um im elterlichen Apfelhof in der Elbmarsch bei der Ernte zu helfen, kehrt die junge Polizistin ...

Nach einem brutalen Überfall liegt Bauer Fridtjof Paulsen lebensgefährlich verletzt in Hamburg im Krankenhaus. Um im elterlichen Apfelhof in der Elbmarsch bei der Ernte zu helfen, kehrt die junge Polizistin Frida Paulsen an den Ort zurück, den sie die letzten Jahre nur selten aufgesucht hat. Zu schmerzlich sind ihre Erinnerungen an die Ermordung ihrer Freundin Marit, zu quälend ihr Schweigen über den Mörder. Auch Kriminalkommissar Bjarne Haverkorn, der den Überfall auf Fridas Vater klären soll, bedrücken die Erinnerungen an den Mord. Er leitete damals die Ermittlungen und konnte den Fall nie abschließen, der Mörder wurde nie gefunden. Er ist überzeugt, dass die damals 13jährige Frida ihm etwas verschwiegen hat und hofft nun, jetzt mehr von ihr zu erfahren …

Die Autorin Romy Fölck wurde 1974 in Meißen geboren und studierte Jura in Dresden. Sie begann 2006 zu schreiben und veröffentlichte in den folgenden Jahren zahlreiche Kurzkrimis. Sie lebt in der Elbmarsch, in der Nähe von Hamburg, wo auch ihr neuer Kriminalroman „Totenweg“ spielt.

Eine junge Polizistin, die ein dunkles Geheimnis mit sich rumschleppt, ein Kriminalkommissar kurz vor der Pensionierung, den private Sorgen mit seiner depressiven Ehefrau plagen und der seinen „Cold Case“ unbedingt noch lösen möchte, Obstbauern, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen, ein Großbauer, der skrupellos immer mehr Land aufkauft, ein brutaler Überfall, ein alter Mord und ein Mörder, der immer noch frei rumläuft – das sind die idealen Voraussetzungen für einen spannungsgeladenen Krimi. Fridas Rückkehr scheint nicht alle Dorfbewohner zu freuen, fürchtet der eine oder andere doch um seine Geheimnisse, die nach und nach ans Tageslicht kommen. Sie wird verfolgt und bedroht, und als dann eine Lagerhalle brennt wird auch Haverkorn klar, dass Marits Ermordung und der Überfall auf Fridtjof irgendwie zusammenhängen …

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, knapp und schnörkellos, dabei von beeindruckender Intensität. In Rückblenden lässt sie das Leben der Protagonisten in den letzten Jahren Revue passieren, was die Geschichte ungemein lebendig macht. Besonders die Gegensätze zwischen dem alternden, erfahrenen Kommissar und der jungen, manchmal noch stümperhaft agierenden Polizistin, konnten mich überzeugen. Die Handlung ist logisch aufgebaut, Spannung und Dramatik steigern sich immer mehr. Bis zum Schluss bleibt unklar, wer das Mädchen damals getötet hat und warum Fridtjof überfallen wurde. Atmosphärisch treffend ist auch das fiktive Dorf Deichgraben erfasst, das mit seinen Apfelhöfen, seinen alteingesessenen Familien und seinen Traditionen typisch für die Elbmarsch ist.

Fazit: Ein eher „leiser“ Krimi, der dennoch zu fesseln vermag und seine Spannung und Atmosphäre hauptsächlich von den gut geschriebenen Charakteren bezieht.

Veröffentlicht am 04.04.2018

Ein Schweizer in Abessinien

Munzinger Pascha
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Lustlos und ziemlich halbherzig arbeitet Max Mohn, Reporter aus Olten in der Schweiz, an einem Bericht über einen Kunstmaler, als er zufällig in einem Lexikon folgenden Eintrag entdeckt: „WERNER MUNZINGER ...

Lustlos und ziemlich halbherzig arbeitet Max Mohn, Reporter aus Olten in der Schweiz, an einem Bericht über einen Kunstmaler, als er zufällig in einem Lexikon folgenden Eintrag entdeckt: „WERNER MUNZINGER PASCHA (1832-1875), Generalgouverneur der ägyptischen Provinzen am Roten Meer und des östl. Sudans, Afrikareisender und Sprachforscher“. Das interessiert Mohn doch viel mehr, als die Reportage über den Maler. Kurzentschlossen fliegt er nach Kairo und fotokopiert im dortigen Ägyptischen Staatsarchiv Munzingers noch erhaltene Korrespondenz. Doch zurück in Olten ist sein Interesse auch schon wieder verflogen. Es soll noch einige Zeit dauern, bis er sich ans Schreiben macht …

Der Autor Alex Capus wurde 1961 in Frankreich geboren und lebt heute mit seiner Familie in Olten im Schweizer Kanton Solothurn. Er studierte Geschichte, Philosophie und Ethnologie und arbeitete während und nach seinem Studium als Journalist und Redakteur bei verschiedenen Schweizer Zeitungen. 1994 veröffentlichte er seinen ersten Erzählband. Sein Debütroman ist „Munzinger Pascha“, der 1997 erschien. Mehrere Kurzgeschichten, historische Reportagen und Romane folgten, für die er zahlreiche Preise erhielt. Sorgfältig recherchierte und geschichtlich überlieferte Tatsachen verknüpft Capus gerne mit fiktiven Geschichten, die überwiegend in der Schweiz spielen.

Zwei Männer – zwei Geschichten: Werner Munzinger hat wirklich gelebt, was durch Aufzeichnungen und Briefe belegt ist. Als Forschungsreisender kam er 1852 über Kairo und dem Roten Meer nach Abessinien (heute Eritrea und Äthiopien), gelangte zu Reichtum durch Handel mit Europa, wurde von Ägypten zum Gouverneur oder Pascha ihrer eroberten Provinzen eingesetzt und ungewollt in Kriege und Intrigen verwickelt. Der fiktive Teil der Geschichte berichtet von dem jungen Lokalreporter Max Mohn, der mehr oder weniger gescheitert und unzufrieden mit seinem Dasein ist. Geplagt von Schreibblockaden und gelangweilt vom Provinzleben begibt er sich 150 Jahre später nach Kairo und hofft, mehr über den Munzinger Pascha herauszufinden und neue Anregungen zu bekommen.

Der Schreibstil ist flüssig, gut verständlich und gelegentlich leicht ironisch. Die beiden Haupt-Charaktere sind sehr differenziert und gut heraus gearbeitet, keiner ist eigentlich Sympathieträger, aber jeder hat seine besonderen Eigenarten. Dem Autor gelingt es, sowohl Werner Munzinger als auch Max Mohn lebendig werden zu lassen. Als Leser ist man mittendrin in der Vergangenheit und erlebt die strapaziösen Expeditionen bei glühender Hitze in unwegsame Gegenden hautnah mit. Erschüttert stellt man fest, dass sich Munzinger nach und nach abhängig macht und zum Vasall der ägyptischen Regierung wird. Man leidet und fühlt aber auch mit Max Mohn, wie er linkisch versucht, eine Frau zu beeindrucken und wie Polja dann mit ihm auf der Harley-Davidson durch die Nacht fährt, immer Richtung Süden …

Fazit: Lesenswerte Roman-Biografie über einen außergewöhnlichen Mann und gleichzeitig eine interessante Studie über Afrika zur Kolonialzeit.

Veröffentlicht am 02.04.2018

Einsamkeit im Alter oder Honi soit qui mal y pense

Unsere Seelen bei Nacht
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Sie sind beide über siebzig, Addie Moore und Louis Waters, beide seit einigen Jahren verwitwet und sehr einsam. Man kennt sich flüchtig, wie man eben jemanden kennt, der seit über vierzig Jahren in der ...

Sie sind beide über siebzig, Addie Moore und Louis Waters, beide seit einigen Jahren verwitwet und sehr einsam. Man kennt sich flüchtig, wie man eben jemanden kennt, der seit über vierzig Jahren in der Nachbarschaft wohnt. Lange hatte Addie überlegt und gezögert, nun fasst sie sich ein Herz und klingelt bei Louis. Sie hat ihm ein Angebot zu machen, kein unmoralisches, wie sie extra betont. Sie bietet ihm an, die Nächte bei ihr zu verbringen, neben ihr im Bett zu liegen, zu reden und nicht alleine einzuschlafen. Am nächsten Abend steht Louis vor Addies Tür … - Das nächtliche Treffen der beiden alten Leute bleibt in der Kleinstadt Holt in Colorado nicht lange geheim. Die Nachbarn tuscheln und sind schockiert, Louis‘ Tochter Holly, die extra aus Colorado Springs angereist kam als sie von der Geschichte erfuhr, ist empört und Addies Sohn Gene verbietet der Mutter gar den Umgang mit Louis …

Ein wunderbarer kleiner Roman von knapp 200 Seiten, den der US-Schriftsteller Kent Haruf (1943–2014) noch kurz vor seinem Tod fertig gestellt hat und der 2015 posthum unter dem englischen Titel Our Souls at Night erschienen ist. Der in Colorado beheimatete Lehrer schrieb insgesamt sechs Romane, die alle in der fiktiven Kleinstadt Holt spielen und für die er einige Preise und Auszeichnungen erhielt. Die deutsche Ausgabe erschien am 22.3.2017 im Diogenes-Verlag und wurde von der als Pociao bekannten Übersetzerin, Autorin und Verlegerin Sylvia de Hollanda einfühlsam übersetzt.

Der Schreibstil Harufs ist ruhig und distanziert. Es gelingt ihm großartig, Gefühle einfach und schön auszudrücken. Er fesselt den Leser an die Geschichte, ohne unnötige Spannung entstehen zu lassen. Nach kurzer Zeit hat man sich auch daran gewöhnt, dass die wörtlichen Reden nicht durch Satzzeichen hervorgehoben sind. Kurze Kapitel und knappe Dialoge erzeugen mit sparsamen Worten das unbestimmte Gefühl, dass den beiden Protagonisten nur noch wenig Zeit bleibt. Der feinfühlige, liebevolle Umgang miteinander macht das Geschehen sehr real und authentisch – sie liegen nebeneinander im Bett, endlose Gespräche füllen die Nacht und Erinnerungen aus ihrer beider Leben werden ausgetauscht.

Die wohlige Grundstimmung wird aber jäh gestört, als Addies Sohn Gene auftaucht. Auf geradezu hinterhältige Weise greift er in ihr Leben ein, indem er droht, ihr den Enkel zu entziehen. Das ist zu viel für Addie, zumal der kleine Jamie dringend die Liebe seiner Großmutter braucht, die ihm im Elternhaus nicht gegeben wird. Wie wird sich Addie entscheiden? Zerbricht dieses wunderbare späte Glück? Bleiben ihr und Louis nur noch die heimlichen nächtlichen Telefongespräche? Dem Leser jedenfalls bleibt eine Hoffnung: Ein Film mit Jane Fonda und Robert Redford soll in Vorbereitung sein!

Fazit: Ein bewegender, warmherziger Roman über Liebe im Alter und spätes Glück, aber auch über Neid, Bosheit und Missgunst der Mitmenschen. Ein Lese-Highlight!