Profilbild von Hyperventilea

Hyperventilea

Lesejury Star
offline

Hyperventilea ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Hyperventilea über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2024

Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit wundersamer Geheimzutat

Pineapple Street
0

„Es war das Geld, das sie so furchtbar machte. Es hatte sie verwöhnt und verweichlicht und verdorben, und sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun sollte.“

Die Schwestern Darley und Georgiana Stockton ...

„Es war das Geld, das sie so furchtbar machte. Es hatte sie verwöhnt und verweichlicht und verdorben, und sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun sollte.“

Die Schwestern Darley und Georgiana Stockton wohnen im New Yorker Nobelviertel Brooklyn Heights und stammen aus einer sehr reichen Familie. Ihre Schwägerin Sasha hingegen wurde nicht wie sie mit dem goldenen Löffel im Mund geboren und muss sich daher an die Gepflogenheiten in ihrer Schwiegerfamilie erst noch gewöhnen. Keine leichte Aufgabe, sich in der Familie Stockton zu behaupten und akzeptiert zu werden, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Ob es ihr gelingt?

Dank des leichten, angenehmen Schreibstils war es kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Der Roman ist aus drei verschiedenen Perspektiven geschrieben. Es wird geschildert, was Georgiana, Darley und Sasha aktuell erleben, was sie denken und fühlen. Aus der jeweiligen Sicht der erzählenden Figur entwickelt sich die Handlung mit abwechselndem Fokus weiter.

Darley kümmert sich hauptsächlich um ihre beiden Kinder. Für sie ein Fulltimejob, müssen doch permanent, diverse Freizeitaktivitäten organisiert und koordiniert werden. Muttersein ist für Darley eine Flucht aus der stressigen, nervenaufreibendem Arbeitswelt. Doch dann sinkt der Stern ihres beruflich überaus erfolgreichen Ehemanns Malcolms…
Darleys Schwester Georgiana arbeitet in einer gemeinnützigen Firma. Sie scheint noch recht unbedarft, nicht geerdet und in vielerlei Hinsicht auf der Suche. Ihren Traummann hat sie beispielsweise bisher noch nicht gefunden. Zumindest hat der sie noch nicht richtig wahrgenommen…
Schwägerin Sasha ist mit Darleys und Georgianas Bruder verheiratet, die beiden leben im altehrwürdigem Familiendomizil der Stocktons wie in einem Museum. Sasha wuchs unter völlig anderen Umständen auf als die Stocktons. Von ihren Schwägerinnen wird sie „Goldgräberin“ genannt, was ihr verständlicherweise schwer zu schaffen macht.
Die Figuren werden auf authentische, nachvollziehbare Weise dargestellt. Sie entwickeln sich individuell weiter.

Jenny Jackson kann zweifelsohne schreiben. Sie schafft mit ihrem Roman „Pineapple Street“ auf wundersame Weise Bemerkenswertes, ohne dass ich erklären kann, wie genau. Ihre Charaktere sind überwiegend eigentlich recht unangenehm und unsympathisch: Darley, Georgiana und ihre Eltern beispielsweise verhalten sich oft wie arrogante Snobs und dennoch entwickelt man Sympathien und Mitgefühl für sie, gewinnt sie sogar lieb.
Außerdem hat die Geschichte objektiv recht wenig Handlung. Und doch geht von ihr ein besonderer Sog aus, eine ganz eigene Art von Spannung, die mich fesselte. Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen.
Die Autorin beobachtet genau, porträtiert mit scharfsinnigen, analytischem und weisem Blick eine besondere Familie. Dabei überzeugt sie immer wieder mit ihrem Humor, stellt Szenen urkomisch auf herrlich skurrile Weise dar. Man kommt ihren oberflächlichen, fehlbaren Figuren nahe, schaut tief in sie hinein, erkennt ihre Dilemmata. Vieles kreist dabei um die Fragen, ob und wie Geld glücklich machen kann und was Liebe und Familie letztendlich wirklich definiert und ausmacht. Parallelen zu Jane Austen sind daher nicht weit hergeholt. Zumal „Pineapple Street“ ohne Frage auch ein Gesellschaftsroman ist, schließlich stehen die Figuren wie auch bei Jane Austen für Vertreter ihrer speziellen gesellschaftlichen Schicht und Generation.
Mich hat der kluge, kurzweilige, witzige Roman wirklich großartig unterhalten. Ein echtes Lesevergnügen. Wie ein Lieblingsgericht hat er wohl eine besondere Geheimzutat, die ihn ausmacht, die ich aber nicht konkret benennen kann. Vielleicht einfach Erzählkunst?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2024

Mord im Schlaf? Interessanter Fall mit wendungsreichem, überraschendem Finale

Anna O.
0

„Wir weiden uns zwar an Geschichten über Menschen wie du und ich, sind aber überzeugt davon, dass wir selbst ganz anders sind. Im Schlaf jedoch sind wir alle gleich.“

Dr. Ben Prince ist Psychologe und ...

„Wir weiden uns zwar an Geschichten über Menschen wie du und ich, sind aber überzeugt davon, dass wir selbst ganz anders sind. Im Schlaf jedoch sind wir alle gleich.“

Dr. Ben Prince ist Psychologe und Schlafforscher. Er soll sich um einen ganz besonderen Fall kümmern: Seine Patientin Anna O. scheint vor vier Jahren im Schlaf zwei Menschen kaltblütig ermordeten zu haben. Sie wurde mit einem blutigen Messer in der Hand gefunden. Seitdem befindet sie sich in einem schlafähnlichen Zustand und ist bisher nicht mehr aufgewacht. Ben setzt alles daran, Anna zu wecken, um die Umstände der Morde näher beleuchten zu können. Ob es ihm gelingt? Ist Anna tatsächlich eine Mörderin? Die Lage spitzt sich zu, als ein weiterer Mord geschieht.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven geschildert. Hauptsächlich wird die Sichtweise von Ben dargestellt, zwischendurch sind aber auch Passagen aus Annas Notizbuch abgedruckt. Zudem kommen Annas Mutter Emily, die unbekannte, aber sehr gut informierte Lola, ein ominöser Patient X, für den Anna sich früher interessierte, und die Polizistin und Matthews Exfrau Clara zu Wort. Es wird nicht durchgehend chronologisch erzählt. Wie die einzelnen Abschnitte zusammenhängen, klärt sich zum Schluss. Der Roman liest sich flüssig und leicht.

Alle handelnden Personen sind vielfältige, interessante aber auch sehr spezielle, herausfordernde Charaktere, denen ich beim Lesen nicht richtig nahe kam. Sympathien konnte ich daher für niemanden entwickeln. Aus Anna, durch Schlaf zur Passivität verdammt, wurde ich nicht richtig schlau. Ihr Notizbuch offenbart teilweise ihre Motive, richtig einschätzen kann man die Figur aber dennoch nicht. Auch in der Öffentlichkeit wird Anna sehr zwiespältig und unterschiedlich wahrgenommen. Wer ist sie wirklich?
Ben Price scheint von dem Fall Anna O. besessen, der auch sein Privatleben ordentlich aufmischt. Bens Exfrau Clara hat als Kriminalkommissarin eine etwas anderes geartetes Interesse am Fall, geht es ihr doch darum, für Gerechtigkeit zu sorgen und Mörder zu überführen.
Annas Familie wirkt alles andere als aufrichtig und ehrlich, obwohl ihre Mutter Emily sogar ihre Karriere als Politikerin aufgegeben und sich offiziell dem Glauben und Gott zugewandt hat. Hier ist niemandem zu trauen und jeder ist potenziell verdächtig.

„Anna O.“ ist für mich nicht der atem- und schlafraubende Thriller, als der er beworben wird. Das Buch lässt sich zwar durchgehend leicht lesen, doch gerade am Anfang passiert insgesamt doch recht wenig und es werden immer wieder längere wissenschaftliche Fakten und Erklärungen zum Schlaf eingeschoben. Auch im Mittelteil bleiben der Leserschaft einige Phasen zum Durchatmen und man bekommt hinreichend Gelegenheit, sich mit der Frage von Schuld und Schuldfähigkeit auseinanderzusetzen, mit der einem der Roman konfrontiert. Das Ende hat es auf besonderes Weise in sich: überraschend bis zur letzten Seite mit mehreren, raffinierten, aber teils etwas überkonstruierten Wendungen. Mich hat der Krimi, den ich innerhalb von zwei Tagen gelesen habe, insgesamt recht gut unterhalten. Kein Thrillerhighlight, aber gerade zum Ende hin ein spannendes Leseerlebnis.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2024

Drei Geschichten in einem Band - Disneyabenteuer einfach und prägnant mit vielen Bildern für Leseanfänger erzählt

Disney: Starke Heldinnen - Teil 2 - Erstleseabenteuer - ab 7 Jahren - 2. Klasse
0

Wer kennt sie nicht, die Disneyheldinnen Belle, Tiana und Rapunzel? Ihre Abenteuer („Die schöne und das Biest“, „Küss den Frosch“ und „Rapunzel neu verföhnt“) werden in diesem Sammelband für Erstleser ...

Wer kennt sie nicht, die Disneyheldinnen Belle, Tiana und Rapunzel? Ihre Abenteuer („Die schöne und das Biest“, „Küss den Frosch“ und „Rapunzel neu verföhnt“) werden in diesem Sammelband für Erstleser erzählt.

Die Geschichten sind in leicht verständlicher Sprache in Gegenwart geschrieben. Satzbau und Wortwahl sind sehr schlicht gehalten. Durch die Verwendung des Präsens wirkt die Sprache mehr sachlich und beschreibend als lebendig. Es handelt sich schließlich auch um eine Zusammenfassung von Filmen. Die Schrift ist groß, der Zeilenabstand weit, so ist der Text für Leseanfänger unkompliziert zu lesen. Jede Geschichte besteht aus fünf bis sieben kurzen Kapiteln. Die bunten, bewegten Bilder stammen alle aus den Originalfilmen. Sie sind im klassischen, gefälligen Disneystil gezeichnet, sprechen Kinder bestimmt an und motivieren sie, egal, ob sie die Filme kennen oder nicht. Das Buch richtet sich an Kinder, vornehmlich Mädchen, ab sechs Jahren.

Belle, Rapunzel und Tiana sind schöne, unabhängige, kluge Hauptfiguren, die alle ihre Frau stehen und mutig selber aktiv werden. Jedes Mädchen wird hier sicher seine Lieblingsheldin finden.

Als Kind besaß ich ein ähnliches Buch mit verschiedenen Disneygeschichten, das ich immer wieder gerne angeschaut und gelesen habe. „Starke Heldinnen“ erinnert mich sehr an das Buch aus meiner Kindheit. Die Sprache ist definitiv nicht schön zu lesen, es wird hier in wenigen, schlichten Sätzen stark verkürzt für Kinder erzählt, was in den Filmen passiert. Manche Aspekte wurden mir persönlich dabei etwas zu sehr gestrafft, so empfand ich einige Handlungsstränge als nicht mehr ganz logisch und folgerichtig. Dass viele Kinder die Filme vermutlich schon kennen, wird sie zusätzlich ermutigen und anspornen, nun die Geschichten selbstständig zu lesen. Die bekannten Bilder werden dabei alle Disneyfans begeistern. Unterm Strich ein prima Geschenk für alle kleinen Disneyprinzessinnenfans, die gerade lesen gelernt haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2024

Schöne Gestaltung, recht einfältige Geschichte mit verbesserungsbedürftigem Ende

Emily Meermädchen - Rettung für die Delfine (ein Meerjungfrauen-Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren)
0

Emily und ihre Freunde beobachten beim Spielen im Meer ein geheimnisvolles Schiff. Kurz darauf treffen sie auf Delfine, die in einem Netz gefangen wurden. Was ist da los?

Der Text ist klar und kindgemäß ...

Emily und ihre Freunde beobachten beim Spielen im Meer ein geheimnisvolles Schiff. Kurz darauf treffen sie auf Delfine, die in einem Netz gefangen wurden. Was ist da los?

Der Text ist klar und kindgemäß in der Vergangenheit formuliert. Satzbau und Wortwahl sind sehr einfach gehalten. Dank der großen Schrift und einem weiten Zeilenabstand lässt sich die Geschichte auch von Leseanfängern leicht lesen. Auf jeder Seite findet sich nur wenig Text, so dass sich Leseanfänger nicht überfordert fühlen. Die Geschichte ist in sechs Kapitel mit lesefreundlicher Länge eingeteilt. Das Buch enthält viele bunte, hübsche Bilder, bei denen Blautöne dominieren. Die äußere Gestaltung finde ich ansprechend und gelungen. Das glitzernde Cover sticht sofort ins Auge. Das Buch richtet sich an Erstleser, vermutlich eher an Mädchen ab sechs Jahren.

Mit Emily und ihren Freunden können sich Kinder bestimmt gut identifizieren. Viele Mädchen wären sicher gerne eine Meerjungfrau und könnten sich frei im Ozean bewegen. Die Personenauswahl ist multikulturell.

So interessant das Szenario und der Schauplatz, so einfallslos und einfältig finde ich die Handlung. Freilich sind die Möglichkeiten für Erstlesebücher begrenzt, da die Geschichte verständlich und nachvollziehbar in einfacher Sprache erzählt werden muss, da darf es nicht zu kompliziert werden. Aber ein wenig mehr Mühe hätte sich die Autorin schon geben können. Vor allem die Wendung am Ende war für mich überhaupt nicht überzeugend und unglaubwürdig. Ich empfand den Gedanken dahinter als recht naiv und und die Lösung des Problems als wenig nachhaltig. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.08.2024

Einfühlsame, bunte Mutmachgeschichte für Schulanfänger und Vorschulkinder

Mutmurmeln für den ersten Schultag
0

Beim Gedanken an den morgigen ersten Schultag ist Linus ganz murmelig und ziemlich mulmig zumute. Seine Freundin Lolle hat da eine Idee, was helfen könnte. Gemeinsam machen Linus und Lolle verschiedene ...

Beim Gedanken an den morgigen ersten Schultag ist Linus ganz murmelig und ziemlich mulmig zumute. Seine Freundin Lolle hat da eine Idee, was helfen könnte. Gemeinsam machen Linus und Lolle verschiedene Mutproben. Den Mut der Mutproben lassen sie in Murmeln rutschen, die sich dann in Mutmurmeln verwandeln. Ob diese Mutmurmeln den beiden am ersten Schultag helfen?

Die Geschichte ist abwechslungsreich, lebendig und kindgemäß formuliert. Sie lässt sich leicht und flüssig vorlesen. Die leuchtend bunten Bilder sind auf die Handlung abgestimmt, stellen wichtige Szenen der Geschichte dar. Meist wirken sie fröhlich, passen sich aber auch der Stimmung an, so geht es im Keller etwas dunkler und unheimlicher zu. Sehr gelungen finde ich die drolligen Figuren und ihre ausdrucksstarke Mimik. Allerdings sind die Kinder im Verhältnis zu den Erwachsenen etwas zu groß geraten. Das Buch richtet sich an Vorschulkinder, die bald in die Schule kommen.

Während Linus eher schüchtern und zurückhaltend scheint, ist seine Freundin Lolle nicht auf den Mund gefallen und kommt recht aufgeweckt und selbstbewusst rüber. Die beiden einfallsreichen Kinder ergänzen sich perfekt. Zusammen haben sie viel mehr Mut als allein, was in der Geschichte an vielen Stellen schön deutlich wird.

Der erste Schultag ist ein ganz besonderer Tag, dem viele Kinder mit gemischten Gefühlen entgegenblicken. Auf einfühlsame Art vermittelt „Mutmurmeln“, dass es völlig normal ist, vor diesem wichtigen Tag auch ein bisschen Angst zu haben. Kinder und ihre Gefühle werden hier ernst genommen. Gleichzeitig wird aber auch eine schöne Lösung geliefert, was Kinder gegen diese Angst, ihr murmeliges Gefühl im Bauch, tun können. So können sie sich selbst mit eigenem Mutmurmeln, die Mut spenden, wenn man sie fest drückt, die Angst nehmen. Wunderbar eignet sich das Buch auch zum Vorlesen in der Schule am ersten Schultag. Es bietet zudem eine Grundlage für spannende Unterrichtsgespräche. Sicher wird sich jedes Schulkind am ersten Tag über eine eigene Mutmurmel freuen. Ein kleines, hübsches Geschenk mit Symbolkraft. „Mutmurmeln“ ist ein buntes, warmherziges Mutmachbuch für alle Schulanfänger.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere