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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2024

Was ist wahr?

Ohne jeden Zweifel
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Als Einzelkind hat Daniel eine enge Beziehung zu seinen Eltern. Tilda und Chris haben alle Zelte in London abgebrochen und sich eine Farm in Schweden gekauft, auf der sie ihren Lebensabend verbringen wollen. ...

Als Einzelkind hat Daniel eine enge Beziehung zu seinen Eltern. Tilda und Chris haben alle Zelte in London abgebrochen und sich eine Farm in Schweden gekauft, auf der sie ihren Lebensabend verbringen wollen. Sie scheinen glücklich und zufrieden. Deshalb fällt Daniel aus allen Wolken, als sein Vater ihn anruft. Tilda musste hospitalisiert werden, denn sie leidet unter Wahnvorstellungen. Tilda, die sich selbst aus der Klinik entlösst und zu Daniel nach London flieht, erzählt eine ganz andere Version. Sie werde in dem kleinen Ort und in der engen Gemeinschaft unterdrückt und drangsaliert. Die Tochter des Gemeindeoberhauptes sei verschwunden, denn diese habe sich ebenfalls gewehrt.

Wem soll Daniel glauben?


Die Geschichte, die die Zerrissenheit von Daniel in den Mittelpunkt stellt, hat mich von der ersten Seite an gepackt. Einerseits erfährt er von seinem Vater, wie krank und psychotisch Tilda ist. Andererseits erzählt seine Mutter Tilda, wie sie ihr Leben in Schweden erlebt. Als Beweis zieht sie Briefe, Listen, Aufzeichnungen und Fotos aus ihrer mitgebrachten Ledertasche. Fast die ganze Geschichte ist wie ein langes Gespräch zwischen Daniel und Tilda aufgebaut. Die Vorkommnisse in Schweden erfährt man aus der Erzählung Tildas. Sehr oft enden die Kapitel mit einem Cliffhanger, diese verleiten dazu schnellstens weiterzulesen.

Man ahnt es, Daniel ist hin - und hergerissen und fragt sich, was Tildas Wahnvorstellungen geschuldet ist und was sich tatsächlich ereignet hat. Wie Daniel ging es auch mir. Ich wusste lange nicht, was ich glauben soll. Diese Zweifel sind ganz klar der starke Kern der Geschichte. Einige der Beweise, die Tilda da aus der Ledertasche zaubert, empfand ich als langatmig. Ich denke da an Tagebucheinträge, die Holzsammeln, entdeckte Fussabdrücke und Elchsichtungen im Wald betreffen.

Immer wieder gibt es ganz viel Schweden-Feeling mit mystischen Wesen, wie Trolle oder Bootsfahrten auf dem Fluss. Die letzten Kapitel sind in der Gegenwart geschrieben und mehr als überraschend. Damit wirft der Autor meine ganzen Annahmen über Bord und diese Wendung hat mich sehr begeistert.

Dies war mein erstes Buch von Tom Rob Smith und wird sicher nicht mein letztes sein. Ich mochte sehr, wie er durch den ungewöhnlichen Aufbau die Handlung mit nur wenigen Passagen in der Gegenwart trotzdem fesselnd behält.

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Veröffentlicht am 18.09.2024

Die Grube, die man gräbt ...

Dunkler Abgrund
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Als neue Justizministerin Norwegens muss Clara Lofthus den Spagat zwischen Karriere und Kindern vollbringen. Ihre beiden Jungs, die Zwillinge Andreas und Nikolei, erzieht sie seit dem Tod von Haavard alleine. ...

Als neue Justizministerin Norwegens muss Clara Lofthus den Spagat zwischen Karriere und Kindern vollbringen. Ihre beiden Jungs, die Zwillinge Andreas und Nikolei, erzieht sie seit dem Tod von Haavard alleine. Drohbriefe, die kurz nach ihrer Wahl eintreffen, machen ihr Angst. Trotzdem will sie ihren Söhnen ein möglichst normales Leben ermöglichen. An einem Freitagabend, als sie nach einem langen Arbeitstag endlich zu Hause in Oslo ankommt, sind Andreas und Nikolei verschwunden. Ein Brief, der in der Wohnung liegt, bestätigt Claras Befürchtungen: ihre Söhne wurden entführt. Clara macht sich mithilfe ihres Chauffeurs auf die Suche und erkennt sehr rasch, dass ihre Vergangenheit mit der Entführung der Zwillinge zusammenhängt.


Nach "Tiefer Fjord" ist dieses Buch der zweite Band mit Clara Lofthus. Im ersten Band war vor allem ihr Mann Haavard im Vordergrund, dieser ist ja nun tot und Clara bekommt mehr Präsenz. Die Umstände von Haavards Tod sind ...sagen wir es mal so ... mehr als überraschend und eine eigentlich logische Entwicklung nach Band eins. Den Start in die Geschichte empfand ich als zu sehr in die Länge gezogen, dafür wird es nach einem Drittel spannend und entwickelt Sog. Dieser zweite Band kann meiner Meinung nach auch ohne Vorwissen aus dem ersten Band gelesen werden.

Ruth Lillegraven hat durch ihre Perspektivwechsel, die kapitelweise eine andere Figur in Ich Perspektive erzählen lassen, einen lebendigen und abwechslungsreichen Thriller geschaffen. Einerseits erzählen die Zwillinge ihre Sicht der Dinge, dann wieder Carla selbst oder Personen aus ihrem Umfeld. Gerade Letztere zeigen, wie sehr Carla ihr Umfeld zu täuschen weiss und wie gut, sie die Fassade aufrecht hält. Die Kriminalität geschieht hinter der Fassade der herausragenden Karriere und der Sorge für die Kinder.

Ich war sehr gespannt zu erfahren, wie Carla sich aus der Grube, die sie sich gegraben hat, wieder hinaus manövrieren will.

Die Protagonistin Carla ist sicher eine Figur, die polarisiert. Auch bei mir. Denn zeitweise hat sie mir leidgetan, dann hat mich ihre kalte und unnahbare Art wieder sehr geschockt.

Ruth Lillegraven hat wieder einen Thriller mit einem neuartigen Aufbau zu einem bekannten Thema " Kinder einer Person, die in der Oeffentlicheit steht, werden entführt" geschaffen. Neu ist die Entführung mit der Verbindung zu der Vergangenheit und wie die Geschichte aufgebaut und strukturiert ist. Auch neu ist die Auflösung der Entführung. Diese hat mich regelrecht begeistert und ist schlussendlich sehr stimmig mit dem Vorlauf der Entführung.

Die Botschaft der Geschichte, dass man immer bekommt, was man verdient, passt wie die Faust aufs Auge.

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Erst zäh, dann fesselnd!

Er will nicht gehen
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Das Haus Nummer 18 in der Forrester Avenue in Putney steht zum Verkauf. Die Besitzer Lucy und Sam können sich das Haus nicht mehr leisten. Nun hat sich ein potenzieller Käufer angemeldet und da die Maklerin ...

Das Haus Nummer 18 in der Forrester Avenue in Putney steht zum Verkauf. Die Besitzer Lucy und Sam können sich das Haus nicht mehr leisten. Nun hat sich ein potenzieller Käufer angemeldet und da die Maklerin zu spät zum Besichtigungstermin kommt, muss Lucy die Führung durch das Kaufobjekt mit ihm absolvieren.

Lucy, die unter psychischen Problemen leidet, beisst wohl oder übel in den sauren Apfel. Denn schliesslich brauchen Sam und sie das Geld aus dem Verkauf dringend. Der Käufer ist ihr von Beginn weg nicht geheuer. Als er in den Keller verschwindet, kippt die Besichtigung, denn er weigert sich, das Haus zu verlassen.


Die ersten 150 E-Book Seiten geschieht wenig und dadurch empfand ich diese Seiten als zäh wie Kaugummi. Auf zwei Erzählebenen wird einerseits endlos die Wohnungsbesichtigung erörtert. Buchstäblich jedes Zimmer wird beschrieben und die im Klappentext angekündigten "seltsamen Fragen" fand ich nicht seltsam, sondern normal, wenn man ein Haus besichtigt. Fesselnd war das Ganze nicht, sondern gähnend langatmig. Hier wurde leider zugunsten von Küchengeräten und Beschaffenheit der Fenster verpasst, Lucys psychische Probleme eindringlicher darzustellen.

Auch der zweite Erzählstrang war nicht viel besser. Denn da ist man als Leser dabei, als Sam, der als Assistent im Institut für Verhaltungsforschung und Psychologie arbeitet, eine Selbsthilfegruppe leitet. Hier erfährt man vieles über Phobien und Neurosen. Dies jedoch in eher trockener und nüchterner Form. Es ist einfach öde die verschiedenen Figuren der Selbsthilfegruppe bei ihrem Seelenstriptease zu verfolgen.

Nach einem Drittel des Buches entwickelt sich die Geschichte dann doch noch in Richtung Thriller und schleichend zeigen einige Figuren ihr wahres Gesicht. Auch der Ursprung der Belagerung des potenziellen Käufers wird nach und nach aufgedeckt. Ein Plot - Twist hat mich überrascht und für den zähen Start in das Buch entschädigt.

C.M Ewan fokussiert sich im ersten Drittel zu sehr auf Beschreibungen des Interieurs. In den beiden verbleibenden Dritteln beschreibt er authentisch die Vorgänge in dem Haus und konnte mich schlussendlich mit Wendungen, die ich nicht habe kommen sehen, fesseln.

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Veröffentlicht am 12.09.2024

Survivor!

Final Girls
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Tief traumatisiert von den Ereignissen bei der Geburtstagsparty ihrer Freundin Janelle versucht Quincy Carpenter das Geschehen von damals zu vergessen. Ihre Freunde wurden getötet, als ein fremder Mann ...

Tief traumatisiert von den Ereignissen bei der Geburtstagsparty ihrer Freundin Janelle versucht Quincy Carpenter das Geschehen von damals zu vergessen. Ihre Freunde wurden getötet, als ein fremder Mann in der Hütte, in der sie feierten, ein Massaker veranstaltet hat. Quincy konnte sich als Einzige retten und wurde in den Medien als Final Girl gefeiert.

Zehn Jahre später wird sie schlagartig an die blutige Tat erinnert. Denn Samantha, die ähnliches durchmachen musste, steht vor der Türe. Auch sie ist ein Final Girl. Erinnerungen kommen bei Quincy hoch, die sie weiterhin zu verdrängen versucht.



"Final Girls" ist der erste Thriller von Riley Sager, das ein Pseudonym des Autors ist.
Für meinen Geschmack enthielt dieser Thriller etwas viel "Jugendroman" und etwas wenig Spannung. Die Kapitel, die zehn Jahre zuvor, kurz vor und nach dem Massaker handeln, sind Jugendbuch pur. Da die feiernden Anwesenden alles Jugendliche sind, sind Themen wie erste Liebe, Freundschaft, Alkohol, Party und Fun angesagt.

Daneben sind die Kapitel in der Gegenwart, also zehn Jahre nach Quincys traumatischem Erlebnis, sehr in die Länge gezogen. Schleppend und seitenlang geht es um ihr Befinden, die Beziehung zu ihrem Freund Jeff und ihrem Beruf, der eher ein Hobby ist. Sie bäckt und vermarktet die Fotos auf ihrem Blog. Jeff, der als Rechtsanwalt arbeitet, verdient anscheinend nicht viel und so leben die beiden von Quincys Schmerzensgeld. Wie in Amerika üblich, wurde nach der Tat verklagt, wer nur verklagt werden konnte und sichert dadurch Quincys und Jeffs Unterhalt während Jahren.

So ist die erste Hälfte nicht nur sehr langatmig, sondern auch auf das Befinden von Quincy ausgelegt. Als sie Besuch von Samantha, einem weiteren Final Girl bekommt, wandelt die Handlung sich, gewinnt an Tempo und wird interessanter. Denn Sam bringt Pep in die Geschichte. Die Ereignisse überschlagen sich im letzten Drittel des Thrillers und bergen eine für mich mehr als überraschende Wendung. Eine Wendung, die ich eigentlich als geübte Thrillerleserin hätte kommen sehen müssen ... aber nein, Riley Sager konnte mich da erwischen. Das hat einiges an meiner Bewertung gerettet.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Klare Leseempfehlung!

Deine größte Angst
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Ein Amokfahrer rast am Weihnachtsmarkt in der Konstanzer Altstadt in die Menge. Siebzehn Menschen sterben!

Acht Menschen, die die Amokfahrt überlebt haben, werden regelmässige Gruppensitzungen angeboten. ...

Ein Amokfahrer rast am Weihnachtsmarkt in der Konstanzer Altstadt in die Menge. Siebzehn Menschen sterben!

Acht Menschen, die die Amokfahrt überlebt haben, werden regelmässige Gruppensitzungen angeboten. Ihr Therapeut ist Falk Hagedorn, ehemaliger LKA Ermittler und Therapeut mit eigener Praxis für Psychotherapie. Hagedorn war ebenfalls zum Zeitpunkt der Amokfahrt auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs und kann sich bestens in seine Patienten hineinversetzen. Währenddessen will die Polizei unbedingt den Mörder fassen und ermittelt auf Hochdruck.


Matthias Bürgel greift in seinem Thriller ein Thema auf, das leider auch im realen Leben immer wieder die Welt in Schrecken versetzt. Amokfahrten geschehen quer durch alle Länder immer wieder. Das Wissen, dass man in ein solches Verbrechen als Unbeteiligter geraten kann, hat bei mir beim Lesen für Gänsehaut gesorgt. Diese Gänsehaut steigt noch auf ein höheres Level durch die authentische Beschreibung des Autors während dieser Geisterfahrt durch den Weihnachtsmarkt.

Ein Teil der Handlung spielt sich auf Schloss Seeheim ab. Dort hält Hagedorn Gruppentreffen mit Menschen, die die Amokfahrt zwar überlebt, aber schwer verletzt oder einen nahen Menschen verloren haben. Reihum und in immer wieder eingeschobenen Kapiteln erzählen sie, wie sie diese schrecklichen Minuten auf dem verhängnisvollen Weihnachtsmarktbesuch erlebten. Teilweise hat es mich regelrecht geschüttelt beim Lesen, so echt und bedrückend waren diese Passagen.

Falk Hagedorn ist eine Figur, die viele Facetten aufweist. Als Psychotherapeut geht er sehr einfühlsam mit (fast) allen seinen Patienten um. Er zeigt aber auch eine verletzliche Seite, die die Figur dadurch äusserst vielschichtig macht. Der Täter, der aus Gründen, die in seiner Vergangenheit liegen, mordet, belegt mit seinem Verhalten, dass es durch und durch kranke Menschen auf dieser Welt gibt. Fiktiv und real... denn wie oben erwähnt, geschehen Amokfahrten leider auch in der Realität. Beide, Hagedorn und der Täter sind psychologisch durchdacht charakterisiert und ebenso wie auch die anderen Figuren überzeugend.

Wieder hat Matthias Bürgel einen mitreissenden, spannenden und tollen Thriller geschrieben. Mit Schrecken und Wehmut musste ich beim Start in dieses Buch lesen, dass dies der letzte Fall von Falk Hagedorn ist.

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