Die braunen Pelikane von Lobos Island
Die Insel der PelikaneLisa Willis hat ihr Projekt zur Umsiedelung der Halsbandsittiche in Heidelberg erfolgreich abgeschlossen, nicht zuletzt auch, weil das Budget der Fakultät nach nunmehr zwei Jahren erschöpft ist. Nun ist ...
Lisa Willis hat ihr Projekt zur Umsiedelung der Halsbandsittiche in Heidelberg erfolgreich abgeschlossen, nicht zuletzt auch, weil das Budget der Fakultät nach nunmehr zwei Jahren erschöpft ist. Nun ist sie ohne Job und es ist fraglich, ob die Fakultät ihre Arbeit als Vogelkundlerin/Ornithologin weiterhin unterstützen kann; die Stellen sind stets befristet und heiß begehrt. Hinzu kommt, dass sie überhaupt keine Idee hat, was ihr nächstes Projekt sein soll. Um die Wartezeit vor dem Gespräch mit ihrem Vorgesetzten zu überbrücken, liest sie in einer Fachzeitschrift und wird dort auf das Thema der „braunen Pelikane“ aufmerksam, die vor fast 30 Jahren nahezu ausgestorben waren. Der Bestand in Kalifornien hat sich wieder etwas erholt, auf „Lobos Island“, einer Insel vor dem Küstengebiet von Big Sur, hat die Population aus unerklärlichen Gründen jedoch überdurchschnittlich zugenommen. Die Gründe dafür kennt wahrscheinlich nur der Leuchtturmwärter auf „Der Insel der Pelikane“, da die Insel von niemandem außer ihm betreten werden darf.
Der Artikel löst bei Lisa eine Mischung aus wissenschaftlicher Neugierde und Anziehung von Unerforschtem aus und zieht sie so sehr in ihren Bann, dass sie das Geheimnis der braunen Pelikane zu ihrem nächsten Forschungsobjekt machen möchte. Es fehlt nur die Unterstützung der Fakultät, die ihr Professor Meinhard schon nach wenigen Tagen zusagen kann.
Um Lisas Partnerschaft mit Alex ist es in letzter Zeit nicht ganz so gut bestellt und ihre Ankündigung, für ein Forschungsprojekt nach Kalifornien gehen zu wollen, stößt auf totales Unverständnis und so verlässt Lisa neben ihrer Heimatstadt Heidelberg auch ihren Freund Alex um sich in Kalifornien ganz und gar der Erforschung der braunen Pelikane widmen zu können.
Im „Lobos Motel“, einer kleinen Pension, welche direkt in Sichtweite vor Lobos Island liegt, bekommt Lisa ein Zimmer. Finnley, der Leuchtturmwärter und Besitzer der Insel, lässt Lisa beim ersten Zusammentreffen deutlich spüren, dass er an ihr und ihrer Forschungsarbeit nicht interessiert ist.
In der Bibliothek des Instituts für Meeresbiologie in Carmel wird Lisa unfreiwillig Zuhörerin eines Gespräches nach welchem ihr klar wird, dass hier irgend etwas nicht stimmt.
Obwohl sich Lisa zunehmend unwohler fühlt, möchte sie unbedingt das Geheimnis von Finn, dem eigenbrötlerischen Leuchtturmwärter, und seinen braunen Pelikanen auf Lobos Island aufdecken.
„Die Insel der Pelikane“ ist der 1. Band der 2-teiligen Serie „Geheimnisse der Brandung“ von Hannah Hope. Erscheinungstermin für Teil 2 „Der Ruf der Pelikane“ ist für den 18.06.2024 vorgesehen.
Die Geschichte wird aus 2 Perspektiven beschrieben. Zum einen erzählt Lisa aus ihrer Sicht, immer in der Gegenwart. Zum anderen erzählt Finnley aus seiner Perspektive und zwar wird seine Geschichte von seiner frühesten Kindheit an erzählt. Zuerst, wie er seinen Großvater auf Lobos Island besucht und dann, wie er später mit seinem Vater und seiner Mutter auf Lobos Island lebt, da sein Vater – nach dem Tod des Großvaters – die Stelle als Leuchtturmwärter übernimmt. Finns Mutter litt unter Depressionen und hat Mann und Sohn verlassen, Finns Vater war Alkoholiker und ist einfach verschwunden. Seitdem ist Finn Leuchtturmwärter auf Lobos Island. Die Geschichte von Finn als erwachsener Person beginnt zeitgleich mit Lisas Eintreffen in Kalifornien. Von da an laufen beide Handlungsstränge parallel in der Gegenwart.
Ich hatte leider etwas anderes von dem Buch erwartet. Ich ging davon aus, dass Lisa sich auf Lobos Island mit der Erforschung der Pelikane beschäftigt und durch ihre permanente Anwesenheit auf der Insel den Einzelgänger Finnley nach und nach „auftaut“ und die Beiden sich dann in der Sache der Pelikane zusammentun: Gegen wen auch immer. Es gibt da nämlich noch andere Personen, die hinter das Geheimnis der braunen Pelikane kommen wollen und denen ist auch jedes Mittel recht.
Lisa schafft es jedoch gar nicht auf die Insel, da Finn ihr unmissverständlich zu verstehen gibt, dass er ihre Anwesenheit auf der Insel nicht duldet. Sie versucht also von ihrem Standort aus herauszufinden, welches Geheimnis sich um die braunen Pelikane und den Leuchtturmwärter rankt und über Tiara, die Pensionsinhaberin, versucht sie an nähere Informationen zu kommen, da offensichtlich ist, dass Tiara und Finn sich seit Jahren kennen, sich aber aus dem Weg gehen. Tiara verhält sich von Tag zu Tag merkwürdiger und Lisa findet sich da auch schon mal kurzfristig in ihrem Pensionszimmer eingeschlossen. Tiaras diverse Aktionen hätten jeden Menschen mit gesundem Verstand umgehend abreisen lassen – Lisa jedoch bleibt. Am Ende schafft sie es doch noch auf die Insel, aber die Umstände dazu sind nicht die, die sie eigentlich wollte.
Das Buch ist – für meine Begriffe – eine Mischung aus Krimi, Romance und Mystery. Die 268 Seiten hatte ich in relativ kurzer Zeit gelesen, da der Schreibstil der Autorin angenehm und flüssig zu lesen ist. Die Geschichte ist zwar in sich abgeschlossen, der Schluss lässt jedoch ein paar Fragen unbeantwortet, die wahrscheinlich im nächsten Band aufgegriffen werden. Die „Liebe auf den 1. Blick“-Sache zwischen Lisa und Finn war für mich dann doch etwas unrealistisch, die eingestreuten Informationen über die braunen Pelikane fand ich jedoch sehr unterhaltsam und interessant.
„Die Insel der Pelikane“ war für mich jetzt kein Pageturner, trotzdem hat es mich gut unterhalten – ich hatte nur leider andere Erwartungen an die Geschichte. Ob ich den Nachfolgeband lesen werde, weiß ich tatsächlich heute noch nicht. Das entscheide ich spontan im Juni 2024.