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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2020

Schwere Lesekost, für Science-Fiction-Neulinge zu kompliziert …

Kantaki
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Enthalten sind die Einzelbände „Diamant“, „Der Metamorph“ und „Der Zeitkrieg“.
Autor Andreas Brandhorst hat einen enormen Weltenbau entwickelt, der wohl jedem Respekt abnötigt. Man springt zwischen irdischen ...

Enthalten sind die Einzelbände „Diamant“, „Der Metamorph“ und „Der Zeitkrieg“.
Autor Andreas Brandhorst hat einen enormen Weltenbau entwickelt, der wohl jedem Respekt abnötigt. Man springt zwischen irdischen und außerirdischen Figuren, unterschiedlichsten Orten, verschiedenen Zeiten, Paralleluniversen. Es kommen manchmal mehrere fremdartige Begriffe in einem Satz vor. Ich las konzentriert, wollte verstehen, wo und wann ich bin und warum, Rahmenhandlung und Spannungsbogen identifizieren, Zusammenhänge begreifen. Es wirkt technisch detailliert, ohne Anwenderorientierung. Das strengte an, war sehr zäh, machte auf Dauer keinen Spaß. Zwar gibt es so eine Art Enzyklopädie im Anhang, aber – vielleicht meinem Lerntyp geschuldet – konnte ich mir das auf diese Weise Vermittelte nicht merken.
Auch die Charaktere blieben mir suspekt. Valdorian - mächtig, alt, mit Angst vor einem baldigen Tod - ist ein reizvoller, aufregender Antagonist. Es fiel schwer, mich hineinzudenken und Spannung zu empfinden. Seine Motive bleiben nebulös. Woher die Anziehungskraft zwischen der sympathischen Kantaki-Pilotin Lidia und ihm herkommt, wo sie doch in Werten und Weltanschauung so unterschiedlich sind, habe ich nicht verstanden.
Trotz einer gewissen Faszination habe ich erstmal abgebrochen. Vielleicht beginne ich nochmal, wenn ich mehr Erfahrungen im Genre gesammelt habe. Die Rezension würde ich dann ergänzen.
Geduldige, intellektuelle, erfahrene Science-Fiction-Leser könnten das Werk mögen.

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Weltuntergang in spannend und wissenschaftlich …

Vakuum
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Dieser Hard-Science-Fiction-Roman spielt in den 2020ern und bildet eine Mischung aus den Hollywood-Filmen „Deep Impact“ und „Der Anschlag“ und dem Roman des Kollegen Brandon Q. Morris „The Hole“. Im Mittelpunkt ...

Dieser Hard-Science-Fiction-Roman spielt in den 2020ern und bildet eine Mischung aus den Hollywood-Filmen „Deep Impact“ und „Der Anschlag“ und dem Roman des Kollegen Brandon Q. Morris „The Hole“. Im Mittelpunkt steht ein Phänomen, das die Existenz des ganzen Universums bedroht, und der Umgang der USA damit. Es dominiert eine nüchterne, wissenschaftlich-analytische Stimmung und Herangehensweise. Außerirdische, Wurmlöcher, übersinnliche Phänomene usw. spielen keine Rolle. Action, Panik und Aufruhr finden oft abseits der Hauptspielplätze statt. Solche Elemente fand ich besonders aufregend. Hier hätte ich gern mehr „mitgefühlt“. Trotzdem empfand ich die Handlung als spannend und packend. Astronaut Colin und Physikerin Susan sind Hauptfiguren. Ein Frauenheld und ein strenger Workaholic. Nicht die typischen Sympathieträger, aber sie gewinnen im Laufe der Geschichte an Substanz, machen eine Entwicklung durch, sind fehlerbehaftet, wirken realistisch, sodass mich ihr Schicksal interessierte.
Die ergänzende Perspektive der jungen Pala ist schwer zu verorten, völlig andersartig, was aufmerksam lesen lässt, fasziniert und angenehm zum Spekulieren anregt.
Die wissenschaftlichen Erklärungen zu Weltraum, Technik und Naturwissenschaften haben geholfen, meinen Wissensschatz auszubauen. Am Anfang nahm ich es so wahr, dass der Wissensvermittlung in Dialogform die Selbstverständlichkeit fehlte (im Sinne von: Kollege stellt sich wohl absichtlich doof). Im weiteren Verlauf fand ich das passender in den Kontext der Handlung eingebettet. Gerade für einen Roman dieses Genres ist es - auch dank chronologischer Erzählweise und überschaubarer Figurenanzahl - leicht verständlich geschrieben und für wissbegierige Laien geeignet.
Es gibt 64 Kapitel, die dementsprechend kurz sind. Mag ich sonst nicht, weil Gefühle und Atmosphäre leiden. Es kommt aber dem Tempo zugute und passt hier. Neugierde veranlasste mich oft, mehr zu lesen als eigentlich vorgesehen.
Großes Lob für das "echte" Ende mit Wow-Effekt. Autor Phillip P. Peterson gelingt es, alle Fäden zusammenzuführen, brauchbare Ausblicke zu geben, den Weltenbau erlebbar zu machen. Ein gutes Nachwort mit Quellenangaben rundet die Geschichte ab. Bleiben nur noch so Fragen wie: Wozu die Meerschweinchen? …
Zur Top-Bewertung von fünf Sternen reicht es für mich bloß deshalb knapp nicht, weil ich inmitten der Katastrophe gern noch mehr gefühlsmäßigen Ausnahmezustand erlebt hätte. Wer auf Humor, Kitsch, Liebe, persönliche Dramen ohnehin nicht so steht, dürfte voll auf seine Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Dramatisch, einfühlsam, sympathisch und berührend

Cinder & Ella
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Die Handlung zu diesem Liebesroman ist nur in groben Zügen dem Klassiker Cinderella nachempfunden (verstorbene Mutter, Stiefmutter, zwei garstige Stiefschwestern, begehrtester Junggeselle weit und breit), ...

Die Handlung zu diesem Liebesroman ist nur in groben Zügen dem Klassiker Cinderella nachempfunden (verstorbene Mutter, Stiefmutter, zwei garstige Stiefschwestern, begehrtester Junggeselle weit und breit), ist vielschichtiger, mit mehr Akteuren und diversen Schauplätzen, spielt glaubhaft in der jetzigen Zeit in den USA, bietet reichlich Unvorhergesehenes.

Ella ist ein warmherziges, bescheidenes, kluges Bücherwürmchen. Aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen infolge eines schweren Unfalls ist sie nicht das typische Supermodel/Prinzesschen, sondern punktet mit ihrem Wesen. Sie war mir auf Anhieb sympathisch und ich konnte mich mit ihr identifizieren. Auch Schauspieler Brian alias Cinder habe ich schnell ins Herz geschlossen.
Kapitelweise wechselnd taucht man in die Gedanken- und Gefühlswelten dieser zwei Protagonisten ein, nimmt an inneren Kämpfen teil, ohne störende Wiederholungen oder Wissenslücken. Mag es auch noch so klischeebehaftet sein: Durch die einfühlsame Erzählweise und den Detailreichtum war es spannend und wunderschön, alles mitzuverfolgen. Der Schlagabtausch zwischen den beiden ist charmant, witzig und aufbauend. Ich habe kräftig mitgelitten, gebangt, gehofft, mich mitgefreut.
Es gibt auch tolle Nebenfiguren, z. B. die individuelle Vivian mit ihren Vätern und den netten Physiotherapeuten Daniel. Die Bausteine fügen sich stimmig zusammen. Mir gefallen die Überraschungen in der Charakterzeichnung, welche das Schwarz-Weiß-Schema zum Ende hin durchbrechen.

Behinderung, Aussehen, Wiedereingliederung, Mobbing, Meinungsbildung u. a. in sozialen Medien, wahre und trügerische Freundschaft, Ausgrenzung, Freundschaft zwischen Frau und Mann, Scheidungskind-/Patchwork-Problematik, Neid und Vergebung spielen eine Rolle. Hierdurch können Denkanstöße vermittelt und Toleranz gefördert werden, was ich sehr gut finde.

Es ist nicht mein bevorzugtes Genre. Umso froher bin ich, dieses zu Herzen gehende Buch kennengelernt zu haben.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Abenteuerlicher, dramatischer Band 2

Exodus 9414 - Der dunkelste Tag
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Man wechselt diesmal kapitelweise zwischen vier Perspektiven an drei Orten und zwei Zeiten, die stückchenweise zusammengeführt werden: a) Jazmin Harper und Denis auf dem interstellaren Siedlungsschiff ...

Man wechselt diesmal kapitelweise zwischen vier Perspektiven an drei Orten und zwei Zeiten, die stückchenweise zusammengeführt werden: a) Jazmin Harper und Denis auf dem interstellaren Siedlungsschiff USS London 9414 / 9495 (Zeitdilatation macht’s möglich), b) Physiker und Navigator Maximilian Harper auf der USS Boston 3075, c) Historikerin und Professorin Isabella auf der Erde 3075.

Jazmin und Denis kennt man aus „Exodus 2727“. Die Fortsetzung knüpft gut an, sodass ich auch ohne Inhaltszusammenfassung direkt wieder drin war. Von Max hat man bis dato nur gehört. Für seine Perfektion und Beliebtheit könnte man ihn hassen und doch ist er mir aufgrund seiner lockeren, offenen Art auf Anhieb sympathisch. Zwar lässt sich mit den „jungen“ Harpers nicht vollumfänglich mitfühlen. Aber es sind coole Typen. Es bereitet Spaß, sie auf ihrer Odyssee kurz vorm jeweiligen Ziel zu begleiten. Mein liebster Charakter ist Neuzugang Isabella, die beruflichen Erfolg, Integrität und ein von Natürlichkeit geprägtes Leben in Einklang bringt.
In den Nebenrollen bin ich vernarrt in R2 und Donald. Schön, dass man in groben Zügen erfährt, was aus Finch, dem Bruder von Jazmin und Max, wurde. Das rundet den Vorgängerband nachträglich ab.

Wie man es es vom Autor kennt, werden auch hier von künstlicher Intelligenz Heldentum und Weltuntergang heraufbeschworen. Die Handlung bietet einen bunten, aufregenden Mix: Action, futuristischer Kampf, ein bisschen Agenten-, Wirtschafts-, Ethik- und Justiz-Thriller, ruhige Szenen rund um Selbstfindung, Beziehungen und Vertrauensfragen, Forschergeist, anschauliche technische Gimmicks, ernst und doch mit Humor. Unterhaltungsaspekte stehen im Vordergrund. Immer nah an den Hauptfiguren. Über den Weltenbau und die Entwicklung der Menschheit hätte ich gern etwas mehr erfahren.

Ich mag die aufgeworfenen Fragen, z. B. zu Rechten von Hybriden aus Mensch und Maschine.
Als positiv nehme ich wahr, dass Thariot dem Werk seinen persönlichen Stempel aufdrückt, indem er z. B. Gozo und Malta (seine Wahlheimat) rühmt und beiläufig die RWTH Aachen (familiäre Wurzeln) zur ultimativen Eliteuniversität erklärt. Zum Grübeln brachten mich Parallelen zu seiner Genesis-Reihe, z. B. in der Namensgebung. Ob er das extra macht, um Cross-Over-Spekulationen zu schüren?

Thariot schreibt flüssig, temporeich und für einen großen Adressatenkreis, auch für SF-Laien, verständlich. Durch den chronologischen Erzählstil und die Kapitelüberschriften lässt sich leicht der Überblick behalten. Zur Umgebung und zur Funktionsweise eingesetzter Technik erhielt ich lebhafte Eindrücke. Dies ist eins dieser Bücher, die man genüsslich verschlingt und dann traurig ist, dass immer weniger übrigbleibt.

Band 2 dieser Space-Thriller-Dilogie bietet ein gelungenes „echtes“ Ende, das die wichtigen Fragen rund um die Protagonisten beantwortet und ansonsten noch Raum für die eigene Vorstellungskraft lässt.

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Veröffentlicht am 07.08.2020

Ideenreich, faszinierend, stimmig, spannend

Krieg der Klone
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Diese Trilogie ist flüssig lesbar, spannend und abenteuerlich. Neben kriegerischen Handlungen spielen Ausbildung, Forschergeist, Rätsel, Psyche und Zwischenmenschliches eine große Rolle.
Bereits 2007/2008 ...

Diese Trilogie ist flüssig lesbar, spannend und abenteuerlich. Neben kriegerischen Handlungen spielen Ausbildung, Forschergeist, Rätsel, Psyche und Zwischenmenschliches eine große Rolle.
Bereits 2007/2008 im Deutschen erstveröffentlicht sind nach meinem Eindruck viele innovative, substantiierte, interessante und gut verknüpfte Ideen enthalten, die für Laien in Technik, Naturwissenschaften und Militär (dazu zähle ich mich) verständlich erklärt werden. Zur Entwicklung von Gesellschaft und Politik auf der Erde und im weit erforschten Universum hat der Autor John Scalzi ein stimmiges Gerüst entworfen und mit Leben gefüllt. Lobenswerterweise sind Gesellschaftskritik, Gedankenspiele und Denkanstöße enthalten, z. B. zum Ich-Bewusstsein. Ich fühlte mich an „Sharship Troopers“ erinnert, jedoch mit weniger Splatter und stattdessen höherer Glaubwürdigkeit. Es entsteht der Eindruck, dass die Zukunft ähnlich aussehen könnte.
Sehr gut gefällt mir, dass verschiedene Aliens in Anatomie, Intellekt, Kultur und Wechselwirkungen untereinander näher beleuchtet werden. Die Consu und die Rraey sind für mich die reizvollsten.

Der Auftaktband „Krieg der Klone“ ist in der Ich-Perspektive verfasst, als Leser bewege ich mich im Bewusstseinshorizont von John Perry, werde von ihm adressiert, mache Bekanntschaften, lerne und erkunde gemeinschaftlich. Es herrscht eine melancholische Grundstimmung. Enthalten sind viel augenzwinkernder Humor, Ironie, Wortwitz, was ich sehr mag. So richtig gefühlsmäßig mitgehen konnte ich zwar nicht (vielleicht weil er schon so lebenserfahren ist und den Tod kaum fürchtet), aber er wuchs mir schon irgendwie ans Herz. Band 1 kommt ohne Cliffhanger aus, ist eigenständig lesbar, macht gleichzeitig Lust, dieses Universum weiter quantitativ und qualitativ kennenzulernen.

Band 2 „Geisterbrigaden“ beleuchtet mit allwissendem Erzähler das Innenleben mehrerer Figuren, knüpft an Nebenfiguren und den bekannten Weltenbau an, bietet neue Charaktere und Schauplätze. Der Blickwinkel ist bei den Hauptakteuren kaum distanzierter als bei Band 1, bildet durch die Vielfalt ein tolles, breites Wahrnehmungsfeld ab. Ich fand Cainen und Jared besonders stark. Band 2 hält nach meinem Empfinden die spannendsten und besten Mysterien, Verstrickungen und Wendungen bereit. Auch hier gibt es ein zufriedenstellendes Ende.

Band 3 „Die letzte Kolonie“ ist stilistisch wieder wie Band 1, greift bei neuer Rahmenhandlung offen gebliebene Fäden auf, ist bodenständig, weniger von Tempo geprägt, stellt nicht mehr Krieg, sondern Pioniergeist in den Mittelpunkt. Humor ist wieder reichlich vorhanden, gefühlt etwas trockener und scharfzüngiger. Ein Highlight bildet der verbale Schlagabtausch mit Savitri. Ein toller Abschluss der Trilogie.

Mit John Scalzi macht es mir Spaß, komplexe neue Zukunftswelten und Kulturen zu ergründen. Ich werde gern weitere Romane von ihm lesen.

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