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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2019

Eigenständig lesbare Fortsetzung von „Winterjagd“, unterhaltsam, mit Längen

Schwarze Knochen
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Genres: Krimi, Belletristik für Frauen, Liebesroman, Heimatroman (Kleinstadt im winterlichen Kanada).

Der Roman ist eigenständig lesbar. Man erfährt, wie es mit der Gegend und Figuren aus „Winterjagd“ ...

Genres: Krimi, Belletristik für Frauen, Liebesroman, Heimatroman (Kleinstadt im winterlichen Kanada).

Der Roman ist eigenständig lesbar. Man erfährt, wie es mit der Gegend und Figuren aus „Winterjagd“ in Nebenrollen einige Monate später weitergeht. Spoiler sind enthalten. Als Fan freue ich mich über diese optionale Fortsetzung.
Enttäuschend sind die auffalllend vielen Parallelen zu „Im kalten Nebel“. Die ca. 36 Jahre alte Hauptfigur Rebecca ähnelt der dortigen Hauptfigur Meg. Auch hier rankt sich die Handlung um ein 20 Jahre altes Verbrechen, das nach Aufklärung verlangt, was Täter in Aufruhr versetzt. Es geht auch diesmal um Lügen, eine alte Flamme, verlorene Träume und zweite Chancen.
Im Vergleich finde ich die Romanze bei „Schwarze Knochen“ glaubhafter, aber ansonsten „Im kalten Nebel“ besser, weil die dortigen Charaktere farbiger, die Umgebung vielfältiger erlebbar und die Ermittlungen spannender und wendungsreicher sind.

Der Liebesteil kommt ohne explizite Erotikszenen aus. Viele gedankliche Monologe, streckenweise stark und intensiv mit tollen Zitaten, ein bisschen kitschig und voraussehbar.
Die Ermittlungen sind mal nüchtern und mal spannungsgeladen, insgesamt von durchschnittlicher Qualität. Ich konnte gut folgen, war weder gelangweilt noch so richtig mitgerissen, habe mitgerätselt. Einige Entwicklungen habe ich geahnt, manche Erkenntnisse haben mich angenehm überrascht.
Ein emotionales Highlight bilden für mich die Rückblenden.
Die Story ist glaubwürdig und vergleichsweise ruhig, kein effektheischender Action-Thriller.

Die Gedanken und inneren Kämpfe der Hauptfigur inkl. Reflektionen zum Vater-Tochter-Gespann machen einen großen Teil der Geschichte aus. Mit Vergleichen im Hinterkopf gelang es mir nach und nach mich hineinzufühlen.
Beschreibungen zu Natur, Räumen, Personen und Wetterlage geraten sehr ausführlich. Das erzeugt Atmosphäre und stärkt die Vorstellungskraft. Auch wenn ich das tendenziell mag, hätte ich ein etwas höheres Erzähltempo bevorzugt. Der Roman ist bei eigentlich überschaubarer Handlung sehr lang. Gefühlt bildet das Buch keine Werbung für die beschriebene Gegend (Depression, Sucht, Fernweh bei den Einwohnern), was ich bei den ersten beiden in deutscher Übersetzung veröffentlichten Werken von Loreth Anne White differenzierter empfand.

Ich vergebe knappe vier Sterne. Das Werk ist unterhaltsam, sodass ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Das Ende hat mich zufriedengestellt. Anders als die beiden Vorgänger hat es aber nicht die nötigen Wendungen, den beständigen Thrill oder den emotionalen Tiefgang entfacht, um ein Highlight zu bilden.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Auftakt zu einer emotionalen Nahe-Zukunft-Thriller-Trilogie

Das Signal
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Die Brüder Joshua und Philipp Tree haben einen Nahe-Zukunft-/Science-Fiction-/Cyber-/Umwelt-/Medizin-Thriller mit sowohl dystopischen als auch humorvollen Zügen geschaffen, der atmosphärisch und spannend ...

Die Brüder Joshua und Philipp Tree haben einen Nahe-Zukunft-/Science-Fiction-/Cyber-/Umwelt-/Medizin-Thriller mit sowohl dystopischen als auch humorvollen Zügen geschaffen, der atmosphärisch und spannend ist und zum Mitfühlen, -denken und -rätseln animiert.
Kapitelweise, in einem angenehmen Turnus von etwa 6 bis 10 Minuten, wird zwischen zwei Perspektiven gewechselt:
a. 2020 bis 2024, Bill, Arzt und engagierter Mitbegründer eines Start-ups im Bereich Medizintechnik (steuerbare Prothesen),
b. 2031, furchtsamer und rätselhafter Einsiedler mit Tochter in Montana.
Die Autoren haben erkennbar ihre jeweiligen Stärken und Kenntnisse eingebracht.
In Perspektive a gibt es am Anfang viele medizinische Ausdrücke, deren Bedeutung sich glücklicherweise zumeist aus dem Kontext ergibt. Dass viele davon im anhängenden Glossar erklärt werden (oder beim Markieren im eBook durch Wikipedia), führt zu einem kleinen Lerneffekt, was die kleine Beeinträchtigung des Leseflusses neutralisiert. Bis dato hatte ich den Vorgang eher nüchtern verfolgt, in der Annahme, den Ausgang zu kennen. Ich habe mich gefreut, als das Start-up Fahrt aufnahm und die Entwicklung zunehmend interessant, packend und schwer vorhersehbar wurde.
In Perspektive b ging mir das mysteriöse Vater-Tochter-Gespann von Anfang an ans Herz. Kapitel 16 hat echt Gänsehautfaktor.
Dank Zeit- und Ortsangaben zum Kapitelanfang lässt sich gut der Überblick behalten. Die Erzählebenen harmonisieren, sorgen für Abwechslung und halten das Spannungsmoment hoch, unterstützt durch Cliffhanger am Kapitelende. Man fragt sich, was/wer den Initiator bildet (sog. Black Box), wie man selbst entscheiden würde, wie die Erzählungen zusammenhängen und wie es zu den Begebenheiten in der Zukunft gekommen ist, die anders sind als erwartet.
Ich hatte früh eine Ahnung, wurde aber auch überrascht.
Mit objektivem Abstand betrachtet bilden die Figuren, deren charakterliche Entwicklung und Beziehungen zwar Klischees, was ich aber beim Lesen kaum gespürt habe.
Die angespannte, bedrohliche Atmosphäre wird gelegentlich durch Dialoge zwischen Bill und Steve aufgelockert. Mir gefällt der Gedanke, dass dabei womöglich die familiäre Kommunikation der Autoren Pate gestanden hat. Die Ernsthaftigkeit der Handlung bleibt gewahrt. Die Autoren bemühen sich erkennbar, das Gesamtkonstrukt glaubhaft zu gestalten und mögliche Einwände selbst aufzugreifen und Argumente anzubringen.
Meine 4-Sterne-Bewertung ist mit Tendenz zu 5 Sternen zu verstehen.
Unschön finde ich, dass die Geschichte bei 83 % endet. Es folgen ein sympathisches Nachwort, ein nützliches Glossar und Personenverzeichnis. Ab 87 % kommt eine Leseprobe zu "Ganymed erwacht", die für die allermeisten Leser sinnlosen Füllstoff bildet. Immerhin wird man durch die Überschrift "Epilog" darauf vorbereitet. Nichtsdestotrotz betrachte ich mit Argwohn, welche merkwürdigen Blüten die Berechnungen zu Amazon-Verkäufen/-Leihen treiben, was dem Trend der Ressourcenschonung widerspricht.
Das Werk endet unabgeschlossen. Am Ende werden zentrale Rätsel gelöst und neue Fragestellungen aufgeworfen. Ich bin gespannt, wie die Trilogie fortgesetzt wird.

Veröffentlicht am 15.07.2019

SF-Unterhaltung für Nerds, Spannung nachlassend

Ich bin viele
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Die Handlung ist verfasst aus der Perspektive des jungen Ingenieurs, Nerds und Self-Made-Millionärs Bob, dessen Bewusstsein man 117 Jahre nach seinem Unfalltod in digitaler Form wiederauferstehen lässt, ...

Die Handlung ist verfasst aus der Perspektive des jungen Ingenieurs, Nerds und Self-Made-Millionärs Bob, dessen Bewusstsein man 117 Jahre nach seinem Unfalltod in digitaler Form wiederauferstehen lässt, um ihn - geistig und persönlich herausfordernd - als Von-Neumann-Sonde Planetensysteme erforschen zu lassen.

Adressatenkreis:
Um alle Namensgebungen und Anekdoten verstehen zu können, ist es sicherlich vorteilhaft, Fan diverser älterer Serien wie z. B. „Star Trek“, „Raumschiff Enterprise“, „Star Wars“ zu sein. Wer obendrein technisches und physikalisches Hintergrundwissen hat, kann entsprechende Erläuterungen zu Funktionsweisen und Abläufen (Antriebssysteme, Ortung, Reparaturen, etc.) besonders gut nachvollziehen und den Lesegenuss noch steigern. In meinem Fall muss es ausreichen, mit einem solchen verheiratet zu sein, nebenher viel aufgeschnappt zu haben und gern SF zu lesen.

Die Vorzüge:
Stark ist das erste Drittel. Der lockere Sprachstil des Protagonisten ist voller Humor und lässt einen durch die Seiten fliegen. Schnell und sehr gern habe ich diesen Abschnitt gelesen. Ich war wissbegierig, wie Bob lernt, sich mit seinem Schicksal engagiert, mit Konkurrenz fertigwird, was seine Erkundungen des Weltraums ergeben und wie es vor politischer Drohkulisse mit der zurückbleibenden Erde weitergeht. Der faszinierenden Handlung konnte ich gut folgen. Vor meinem inneren Auge bildeten sich lebhafte Filmszenen.
Die psychologischen Reflektionen sind kurz und vergleichsweise oberflächlich, dafür treffend formuliert und bieten reizvolle Denkanstöße.

Die Nachteile:
So richtig emotional mitgehen konnte ich mit der Hauptfigur nicht. Ab dem zweiten Drittel flachen Spannung und Dramaturgie ab. Dass Bob über drei Bände fortbesteht, sich vervielfältigt und immer mächtiger wird, ist (u. a. durch den Klappentext) vorgezeichnet. Im Ergebnis wird auch bei gefährlichen Szenen die Laune angehoben. Das mag für manche Leser ein Vorteil sein, ich für meinen Teil mag es durchaus, mitzubangen und mitzuleiden, um Szenen des Erfolgs und Glücks dann umso mehr zu genießen. Aber die x-beliebigen Klone sind Mittel zum Zweck und wachsen mir als Leserin nicht ans Herz. Kampfhandlungen sind gefühlt eintönig und vorhersehbar, reißen nicht mehr mit. Getragen wird die Handlung durch Neugierde um die Weiterexistenz der Menschheit, Forschung rund um intelligentes Leben und den nerdigen Humor.
Bei wissenschaftlichen und technischen Ausführungen verschwimmt für mich als Laie die Grenze zwischen gesicherten Erkenntnissen, fundierten Theorien und experimentellen Ansätzen. Zweifellos habe ich etwas gelernt, tue mich aber schwer damit, das richtig einzuordnen. Selbst die Hauptfigur nimmt vieles nicht ernst, sodass der Eindruck verbleibt, vorrangig der Popcorn-Kino-Unterhaltung zu dienen.

Rechtschreibung und Interpunktion sind in Ordnung, aber nicht fehlerfrei. Bei der Übersetzung sind mehrere falsche Ausdrücke aufgefallen, z. B. „etwas steht und fehlt“. Die Titelgebung finde ich im Original besser.

Fazit: Tolle Idee. Aufregender Beginn. Nerdig-lustig. Mittelfristig mangelt es an Herz und Dramaturgie.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Highlight: Faszinierend, beeindruckend, inspirierend, emotional, atmosphärisch

Die Kinder der Zeit
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Ein Werk, das für mich als Noch-SF-Neuling neue Welten erschließt, da es über Forschung und Kämpfe um Leben, Macht, Territorium usw. weit hinausgeht.
Durch den Erzählstil fühlte ich mich angesprochen und ...

Ein Werk, das für mich als Noch-SF-Neuling neue Welten erschließt, da es über Forschung und Kämpfe um Leben, Macht, Territorium usw. weit hinausgeht.
Durch den Erzählstil fühlte ich mich angesprochen und involviert. Es wird chronologisch erzählt und kapitelweise zwischen drei sehr unterschiedlichen Orten/Lebensrealitäten gewechselt, jede auf ihre eigene Weise faszinierend, wobei die Erlebnisse und Einschätzungen von Portia, Bianca und Fabian die größten Wow-Erlebnisse und Gefühle bei mir entfacht haben.
Autor Adrian Tchaikovsky widmet sich tiefgründig der Frage, wie Evolution funktionieren könnte und lässt teilhaben an der Entwicklung von sozialen Strukturen (inkl. Umgang mit anderen Spezies), Bildung, Wissenschaft und Kultur einer nicht-menschlichen Art auf einem fernen Planeten. Es ist spürbar, dass er in solchen Themenfeldern studiert hat und Leidenschaft dafür hegt. Die Namensfindung ist sehr gut gelöst. Sowohl erheitert als auch nachdenklich gestimmt haben mich die Geschlechterrollen. Auch zu Details wie z. B. Kommunikationsbarrieren hat der Autor viel Aufwand betrieben und ein insgesamt realistisches Szenario entwickelt. Das ist sogar faszinierender als die Frage, wie es den letzten Resten der Menschheit ergeht.
Unweigerlich entwickelte ich Sympathien für im Konflikt zueinander stehenden Figuren. Es war abenteuerlich, sehr spannend und ich möchte keine Seite missen.
Die Beschreibungen erzeugen Atmosphäre. Es bildeten sich lebhafte, teils epische Bilder vor meinem inneren Auge.
Das Ende überrascht und ist gleichzeitig stimmig, beantwortet offene Fragen und stellt absolut zufrieden.
Dies ist eines der besten Bücher, die ich jemals gelesen habe.
Ich freue mich auf „Die Erben der Zeit“, eine optionale Fortsetzung, die im Dezember 2019 erscheint.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Band 1 von 2 - seichte Unterhaltung um kriminelle Machenschaften

Nimand ist perfeckt
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Die Autoren kenne ich als beheimatet in den Genres Fantasy, Nahe-Zukunft- und Science-Fiction-Thriller. Diesmal spielt sich alles ab im Düsseldorf der Gegenwart. Im Mittelpunkt stehen die temperamentvolle ...

Die Autoren kenne ich als beheimatet in den Genres Fantasy, Nahe-Zukunft- und Science-Fiction-Thriller. Diesmal spielt sich alles ab im Düsseldorf der Gegenwart. Im Mittelpunkt stehen die temperamentvolle Erzieherin Joe, der steinreiche Mordermittler Roman, kriminelle Familienclans und eigensinnige Omas.
Ein Mix aus Humor, Familiengeschichte, Krimi, Romanze und Spirituellem.
Das Cover ist auffällig, bunt, gewollt fehlerbehaftet und kann sinnbildlich verstanden werden für in der Geschichte vorkommende Figuren.
Der Klappentext hält durchaus was er verspricht. Es trifft bloß nicht meinen Geschmack, denn es handelt sich um seichte Unterhaltung in einfacher Sprache mit vielen Wiederholungen, ohne Denkanstöße. Die Gesellschaftskritik gerät nicht so unterschwellig-scharfzüngig wie ich es aus anderen Werken von Thariot und Sam Feuerbach kenne.
Abwechselnd schlüpft man in den Bewusstseinshorizont zweier Charaktere. Die Haupt- und Nebenfiguren sind skurril und überzeichnet. Interessant, aber wenig tiefgründig, wenig nachdenkend und reflektierend. Viele Handlungen wirken konstruiert. Auch die positiven Gefühlsregungen füreinander wirken sehr gewollt angesichts sonstiger Differenzen. Irgendwie nicht ernst zu nehmen. Mitfiebern konnte ich nicht.
Es gibt viele lustige Momente, die sich weniger aus schwarzem Humor und Wortwitz ergeben, sondern mehr aus Situationskomik und lockeren Sprüchen. Oft geht dies mit Klischees einher. Manchmal habe ich geschmunzelt oder gelacht, aber viele Gags wollten auch partout nicht zünden bei mir. Sehr schwer tue ich mich mit dem geschilderten rechtswidrigen Verhalten von Charakteren, die eigentlich sympathisch sein sollen. Während man vorsätzlich begangene Ordnungswidrigkeiten mit viel Wohlwollen noch als kreativen und der fiktiven Story zuträglichen Lösungsweg verstehen kann, hört der Spaß auf, wenn der Tod von Menschen mehrfach billigend in Kauf genommen wird.
Dass ein reales Verbrechen eingebettet ist, hat mir gefallen. Ansonsten gilt auch für den Krimi-Anteil, dass kein Thriller-Feeling aufkommen wollte, weil es zu oberflächlich und wenig glaubhaft abgehandelt ist.
Meine Lieblingsszenen sind solche mit Oma Eni und mit den Nashörnern.
Dies ist der erste Band einer Dilogie, der die allermeisten Fragen offen lässt.
Zwei meiner Lieblingsautoren haben es diesmal nicht geschafft, mich zu beeindrucken und mitzureißen.