Heilige, Galgen und Ruinen wollen erforscht werden
Lost & Dark Places OdenwaldDas Buch „Odenwald“ ist bereits das dritte Buch der Reihe „Lost & Dark Places“, das die geschichtsbegeisterte Fotografin in diesem Jahr vorlegt. Nach „Sachsen“ ist ihr damit ein weiterer großer Wurf gelungen. ...
Das Buch „Odenwald“ ist bereits das dritte Buch der Reihe „Lost & Dark Places“, das die geschichtsbegeisterte Fotografin in diesem Jahr vorlegt. Nach „Sachsen“ ist ihr damit ein weiterer großer Wurf gelungen. Aus verschiedenen Gründen lese ich diese Bücher eher mit geschichtlichem Interesse, als dass ich sie auf meinen Reisen nutze. Es ist in jedem Fall eine absolute Bereicherung des Geschichts- und Regionalwissens, wenn man dann noch das Glück hat, den einen oder anderen Ort zu besuchen, umso besser.
Es sind 33 geheimnisvolle Orte, die beschrieben und mit sehr stimmigen Bildern illustriert werden. Ich greife hier nur ganz wenige Geschichten heraus, die es mir besonders angetan haben: Das Grab des Wunderrabbis in Michelstadt und im gleichen Ort die Einhardsbasilika aus der Karolingerzeit. Erwähnenswert der Zusatztipp: Abstecher zur Synagoge im gleichen Ort. Dann fand ich besonders verlockend die Burg Breuberg, die Ruine Schauenburg oder die Pfeilerbasilika in Amorbach. Egal, alle 33 Ziele sind so hingebungsvoll beschrieben, so detailliert recherchiert und fantastisch bebildert, ich bin einfach begeistert. Übrigens, der einzige Ort, den ich schon besucht habe, ist Heidelberg. Dass dort eine Thingstätte ist, wusste ich nicht.
Die für mich schönste Geschichte jedoch ist die der Walburga. Sie scheint mir so spannend und historisch wertvoll, da könnte ich mir vorstellen, es gäbe ein ganzes Buch über sie. Ich war kürzlich in Antwerpen, wo ein von Peter Paul Rubens geschaffener Hochaltar für die Walburgakirche existierte, die Kirche wurde abgerissen, der Altar zersägt, aber es soll Reste in der Liebfrauenkathedrale geben. Die habe ich leider beim Besuch nicht gesehen oder bemerkt. Im Nachhinein finde ich das trotzdem spannend.
Das Einzige, was mir am Buch im Gegensatz zum Band „Sachsen“ nicht so gefällt, ist die typografische Idee, die Seiten mit einem „antiken Grauschleier zu versehen“. Schade, so sehen die Seiten nicht schöner aus und ich dachte immer wieder, ich hätte einen Fehldruck vor mir. Aus meiner Lehrzeit weiß ich, dass manchmal die Transportwalzen für die gedruckten Bögen schmutzig waren, das sah dann auch so aus.
Cornelia Lohs hat einen gut lesbaren Erzählstil, ein fundiertes Wissen und offensichtlich viel Freude an den Orten, die sie sich erwählt. Auch die Zusatztipps sind oft echte Schmankerl für Geschichtsfans!
Fazit: Wer gerade nicht reist, nimmt Geschichtsunterricht! Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.