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Veröffentlicht am 29.10.2023

Heilige, Galgen und Ruinen wollen erforscht werden

Lost & Dark Places Odenwald
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Das Buch „Odenwald“ ist bereits das dritte Buch der Reihe „Lost & Dark Places“, das die geschichtsbegeisterte Fotografin in diesem Jahr vorlegt. Nach „Sachsen“ ist ihr damit ein weiterer großer Wurf gelungen. ...

Das Buch „Odenwald“ ist bereits das dritte Buch der Reihe „Lost & Dark Places“, das die geschichtsbegeisterte Fotografin in diesem Jahr vorlegt. Nach „Sachsen“ ist ihr damit ein weiterer großer Wurf gelungen. Aus verschiedenen Gründen lese ich diese Bücher eher mit geschichtlichem Interesse, als dass ich sie auf meinen Reisen nutze. Es ist in jedem Fall eine absolute Bereicherung des Geschichts- und Regionalwissens, wenn man dann noch das Glück hat, den einen oder anderen Ort zu besuchen, umso besser.
Es sind 33 geheimnisvolle Orte, die beschrieben und mit sehr stimmigen Bildern illustriert werden. Ich greife hier nur ganz wenige Geschichten heraus, die es mir besonders angetan haben: Das Grab des Wunderrabbis in Michelstadt und im gleichen Ort die Einhardsbasilika aus der Karolingerzeit. Erwähnenswert der Zusatztipp: Abstecher zur Synagoge im gleichen Ort. Dann fand ich besonders verlockend die Burg Breuberg, die Ruine Schauenburg oder die Pfeilerbasilika in Amorbach. Egal, alle 33 Ziele sind so hingebungsvoll beschrieben, so detailliert recherchiert und fantastisch bebildert, ich bin einfach begeistert. Übrigens, der einzige Ort, den ich schon besucht habe, ist Heidelberg. Dass dort eine Thingstätte ist, wusste ich nicht.
Die für mich schönste Geschichte jedoch ist die der Walburga. Sie scheint mir so spannend und historisch wertvoll, da könnte ich mir vorstellen, es gäbe ein ganzes Buch über sie. Ich war kürzlich in Antwerpen, wo ein von Peter Paul Rubens geschaffener Hochaltar für die Walburgakirche existierte, die Kirche wurde abgerissen, der Altar zersägt, aber es soll Reste in der Liebfrauenkathedrale geben. Die habe ich leider beim Besuch nicht gesehen oder bemerkt. Im Nachhinein finde ich das trotzdem spannend.
Das Einzige, was mir am Buch im Gegensatz zum Band „Sachsen“ nicht so gefällt, ist die typografische Idee, die Seiten mit einem „antiken Grauschleier zu versehen“. Schade, so sehen die Seiten nicht schöner aus und ich dachte immer wieder, ich hätte einen Fehldruck vor mir. Aus meiner Lehrzeit weiß ich, dass manchmal die Transportwalzen für die gedruckten Bögen schmutzig waren, das sah dann auch so aus.
Cornelia Lohs hat einen gut lesbaren Erzählstil, ein fundiertes Wissen und offensichtlich viel Freude an den Orten, die sie sich erwählt. Auch die Zusatztipps sind oft echte Schmankerl für Geschichtsfans!
Fazit: Wer gerade nicht reist, nimmt Geschichtsunterricht! Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Schlaf und Schlafforschung im Detail

Besser schlafen
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Der Titel „Besser schlafen“ hat mir gefallen, ich möchte gern besser (durch)-schlafen, da war der Griff zu diesem Buch ein Muss. Die Schlafforscherin Prof. Dr. Birgit Högl widmet sich in fünf Kapiteln ...

Der Titel „Besser schlafen“ hat mir gefallen, ich möchte gern besser (durch)-schlafen, da war der Griff zu diesem Buch ein Muss. Die Schlafforscherin Prof. Dr. Birgit Högl widmet sich in fünf Kapiteln allen Aspekten des Schlafs und den Grundlagen der Schlafforschung. Ganz zum Schluss gibt es noch einen wissenschaftlichen Fragebogen, der den Leser herausfinden lässt, zu welchem Chronotyp er gehört. Ich ahnte es schon während des Lesens, ich bin weder Nachteule noch Lerche.
Für mich besonders interessant waren die Informationen zu äußeren Einflüssen, zur inneren Uhr und zum Schlafmangel. Das Buch ist ein wissenschaftlich fundiertes, populärwissenschaftlich geschriebenes Sachbuch, keine „Schlaf-Ratgeber“, den sich vielleicht so mancher Leser wünscht. Aber wenn man dieses Buch genau liest, findet man für sich persönlich einige Ansätze, die es zu überdenken gibt. So zum Beispiel bei mir die Licht-Problematik, ich gehe sehr selten hinaus, weil ich gehbehindert bin. Gerade in der kalten, regnerischen Jahreszeit ist auch der Rollstuhl keine angenehme Option. Aber ich habe herausgelesen, dass ein Mensch täglich mindestens eine Stunde Tageslicht benötig. Was im Umkehrschluss bedeutet, ich muss mehr raus oder mir eine Tageslichtlampe zum Ausgleich anschafften.
Die vielen interessanten Details, die zur Schlafforschung geschrieben wurden, sind aufschlussreich und helfen einem auch zu verstehen, warum manche Beschwerden, die im Zusammenhang mit „schlechtem“ Schlaf auftreten, nicht einfach mit Medikamenten zu beseitigen sind. Aber besonders zu Schlafmedikamenten, egal ob frei verkäuflich oder auf Rezept zu beziehen, hätte ich mir noch ausführlichere Erklärungen gewünscht. Der Griff zur Schlaftablette ist so weit verbreitet und wird aus meiner Sicht von Betroffenen als völlig normal angesehen.
Da ich das gedruckte Exemplar gelesen habe, hätte ich mir vielleicht im Anhang einen Index und ein Glossar gewünscht. Wer das Buch auf dem E-Reader liest, hat ja die Möglichkeit der Suche bzw. kann noch einmal schnell eine Begriffserläuterung anklicken.
Die Buchgestaltung möchte ich hier ausdrücklich loben, das Nachtblau des Schutzumschlages wiederholt sich im Buch bei der Schrift und den Hauptkapitelseiten, die zudem auch noch einen Sternenhimmel imitieren. Die Schrift liest sich hervorragend (auch im Bett) und die Einteilung in nummerierte Überschriften und Unterüberschriften bestärkt den Eindruck einer wissenschaftlichen Arbeit. Das Herausheben von MYTHOS und RICHTIG lockert nicht nur auf, sondern bringt den Leser auch immer wieder in die richtige Spur.
Eigentlich wäre hier schon mein Fazit fällig und die Sternebewertung. Diese fällt mir aber doch sehr schwer, denn das Buch ist von Anfang bis Ende mit Gendersternchen angefüllt. Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum eine hochintelligente Wissenschaftlerin ihren Text derart verunstaltet. Das folgende Zitat von S. 20 zeigt, dass Lesefluss und Verständlichkeit der Ausführungen erheblich erschwert werden: „Auch Psychiaterinnen, Internistinnen, insbesondere Kardiologinnen, Pulmologinnen, HNO-Ärztinnen und Kinderärztinnen gehören dazu. Selbst Zahnärztinnen können sich in Schlafmedizin spezialisieren, ebenso Psychologinnen, naturgemäß Pflegerinnen und Technikerinnen, aber es gibt auch immer mehr Ingenieurinnen, Physikerinnen und Biologinnen etc., die vor allem in der Forschung arbeiten.“ Besonders abstrus wird es, wenn von „Jägerinnen und Sammler*innen“ die Rede ist. Umgangssprachlich wird man wohl noch in hundert Jahren von „Jägern und Sammlern“ sprechen, man kann aber die sogenannte Geschlechtergerechtigkeit plus Gendern, wie in diesem Buch exemplarisch, wahrlich übertreiben. Mag sein, dass ich altmodisch, konservativ und intolerant bin, aber ich habe Deutsch gelernt, das ist meine Muttersprache und bin nicht bereit, eine Verschlechterung der deutschen Sprache unwidersprochen zu akzeptieren. Für dieses schöne, interessante und hilfreiche Buch tut es mir umso mehr leid. Einen Sterneabzug nehme ich nicht vor, ich werde trotzdem nur den sachbezogenen Inhalt werten.
Fazit: Ich habe viele neue Informationen erhalten, der Input war sehr umfangreich, obwohl ich schon einiges über Schlaf in anderen Publikationen gelesen habe. Die Buchgestaltung hat mir sehr gefallen, das steht gerade bei Sachbüchern nicht unbedingt immer im Vordergrund. Die Gendersternchen haben mir die Freude leider gründlich verdorben.

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Veröffentlicht am 23.10.2023

Ein Vergnügen der besonderen Art

Unterwegs
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Dieses Buch ist wunderschön. Ich konnte nicht aufhören, es durchzublättern, die Geschichten in meiner eigenen Reihenfolge zu lesen und alles immer wieder anzuschauen. Der deutsche Schreibstil gefällt mir ...

Dieses Buch ist wunderschön. Ich konnte nicht aufhören, es durchzublättern, die Geschichten in meiner eigenen Reihenfolge zu lesen und alles immer wieder anzuschauen. Der deutsche Schreibstil gefällt mir sehr, es ist eine wunderbare Übersetzung von Dagmar Brenneisen. Das englische Original hingegen, das ich zum Vergleich angeschaut habe, ist nicht so mein Geschmack. Nur der Titel "The Writer's Journey" ist fast noch besser als "Unterwegs". Die Gestaltung des Buches lehnt sich eng ans Original, die Schriftauswahl der Grundschrift für die deutsche Ausgabe ist jedoch durch die Serifenschrift wesentlich angenehmer lesbar.
Der Titel UNTERWEGS suggeriert ja zuerst einmal nur ein Reisebuch, erst beim Lesen des Untertitels "Die Reisen großer Schriftstellerinnen und Schriftsteller" weiß man, dass hier nicht nur die Welt mit ihren außergewöhnlichen Orten erkundet wird, sondern auch das Leben und die Gedanken von Schriftstellern. Da ich gern und viel lese und gern und viel reise, für mich die perfekte Kombination. Travis Elborough hat ganz verschiedene Schriftsteller ausgewählt, von Hans Christian Andersen über Hermann Hesse bis zu Virginia Woolf trifft man auf Berühmtheiten ohne Ende. Ein Vergnügen der besonderen Art. Dass man sich mit diesen Geistesgrößen dann auf große Fahrt begeben kann, ist nicht nur interessant zu lesen, es bringt einem auch jede Menge neuer Erfahrungen zur Lebensgeschichte der Schriftsteller wie zur Geschichte der Reiseziele. Mich hat das Buch total fasziniert. 35 Storys reihen sich aneinander, eine so schön wie die andere. Herausgreifen möchte ich für die Rezension nur die von Patricia Highsmith, Travis Elborough erzählt von ihren mehr oder weniger glücklichen Liebeserlebnissen, einer "unmöglichen Ehe" und ihren weiblichen Partnerinnen und wie sie in Positano ganz nebenbei eine ihrer wichtigsten Hauptfiguren fand: Mr. Ripley. So kurz und so anmutig ist das alles beschrieben, man muss sofort zum Bücherschrank, die Krimis von Highsmith wollen noch einmal gelesen werden.
Fazit: wer Schriftsteller, Reisen und Lesen liebt, der ist bei diesem Buch richtig, ein Lesevergnügen der besonderen Art.

Unterwegs

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Veröffentlicht am 21.10.2023

Ein Schmerzgeplagter dreht den Spieß um

Wege aus dem Schmerz
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Alan Gordon hatte Schmerzen, lange und stark, an einem bestimmten Punkt begann er gegen die Schmerzen zu kämpfen. Mit ungewöhnlichen Mitteln, aber ihm hat es geholfen. Er berichtet gemeinsam mit Alon Ziv ...

Alan Gordon hatte Schmerzen, lange und stark, an einem bestimmten Punkt begann er gegen die Schmerzen zu kämpfen. Mit ungewöhnlichen Mitteln, aber ihm hat es geholfen. Er berichtet gemeinsam mit Alon Ziv über die Strategien, die zur Heilung chronischer Schmerzen eingesetzt werden können. Dass das Gehirn des Menschen Schmerzen verinnerlicht, speichert, immer wieder abruft, sich dagegen stemmt und trotzdem nie aufhört, neue Schmerzen zu erzeugen, das ist keine neue Erkenntnis. Und dass Ärzte aller Richtungen oftmals abwinken und den Patienten wissen lassen, das wäre alles psychisch bedingt, das wäre somatisch, und bestenfalls eine Behandlung in der Psychotherapie empfehlen, das weiß wohl jeder, der dieses Buch liest, weil er seinen chronischen Schmerzen irgendwie entkommen möchte.

Die bevorzugte Strategie der Autoren heißt Empfindungsverfolgung. Mit dieser Methode sollen die Schmerzen beobachtet werden, ich würde es auch Achtsamkeitsübung oder Anti-Schmerz-Meditation nennen. Wie bei allen psychiatrischen Behandlungen kommt es auf den Patienten an, kann er sich eindenken in die Phänomene, die die Autoren beschreiben? Aus meiner Sicht nur mit einem Buch als Anleitung sehr schwer, mit einem Psychotherapeuten und wiederkehrenden Behandlungsterminen kann ich mir das besser vorstellen. Menschen, die im Leben stehen, rund um die Uhr gefordert sind, schwer abschalten können, die werden das so nebenbei kaum schaffen. Neuroplastische Schmerzen sind schwer zu behandeln, insbesondere, wenn sie mit neurologischen Erkrankungen und akuten Schmerzen gemeinsam auftreten.

Das Buch liest sich recht flüssig, aber nach einer Weile hatte ich das Gefühl, ich bin in einem Commercial gelandet oder in einer religiösen Erweckungszeremonie. Die vielen Beispiele und teilweise merkwürdigen Gleichnisse, die Patientenmeinungen, all das wurde mir beim Lesen zu viel, zu übermäßig. Ich verlor die tatsächliche Absicht des Buches, mir einen Weg aus dem Schmerz zu weisen, irgendwie aus den Augen.

Einige Abschnitte haben mir gefallen und einige waren auch tatsächlich neu für mich, z. B. die sog. Alarmbereitschaft, in der sich mein Körper offenbar befindet, die wurde gut erklärt, wie auch der Schmerz-Angst-Teufelskreis. Für mich auch wichtig: ich weiß jetzt zumindest, dass meine "Vermeidungstaktiken" absolut in Ordnung sind.

Bevor man jedoch davon ausgeht, dass man unter neuroplastischen Schmerzen leidet, sollte man unbedingt abklären lassen, ob eine akute Erkrankung vorliegt. Ist nämlich ein Nerv erst einmal so sehr geschädigt, das es nicht mehr reversibel ist, dann hilft einem auch keine Psychotherapie mehr, dann ist man im schlimmsten Fall dauerhaft z. B. gehbehindert. Darauf hätte m. E. das Buch gesondert eingehen müssen, um Fehlselbstbehandlungen zu vermeiden.

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Fabulierkünstler Kehlmann in Hochform

Lichtspiel
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Daniel Kehlmann ist immer für eine Überraschung gut! Lichtspiel ist ein wunderbarer Roman und Ulrich Nöthen macht ihn zu einem Hörgenuss der Extraklasse.
Es mischen sich wahre Ereignisse mit Fiktionalem, ...

Daniel Kehlmann ist immer für eine Überraschung gut! Lichtspiel ist ein wunderbarer Roman und Ulrich Nöthen macht ihn zu einem Hörgenuss der Extraklasse.
Es mischen sich wahre Ereignisse mit Fiktionalem, der Fabulierkünstler Kehlmann ist hier zur Hochform aufgelaufen. Das Porträt von G. W. Pabst, dem berühmten Filmregisseur, und das Porträt einer Diktatur, die die Kunst vor ihren Karren spannte, beides ist absolut hörenswert und verschmilzt zu einer mitreißenden Symbiose.
Das größte Lob für ein Hörbuch ist es doch, dass ich sofort das Buch kaufen möchte, um alles noch einmal intensiv zu erleben. Nöthens Stimme werde ich dabei wohl immer im Kopf haben.

Lichtspiel

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