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Veröffentlicht am 13.01.2022

Faszinierende Tour durch Vergangenheit und Zukunft des Universums

Bis zum Ende der Zeit
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Brian Greene beweist hier wieder einmal seine Fähigkeit, auch komplexe wissenschaftliche Inhalte allgemein verständlich aufzubereiten und mittels Vergleichen aus dem Alltagsleben anschaulich zu machen. ...

Brian Greene beweist hier wieder einmal seine Fähigkeit, auch komplexe wissenschaftliche Inhalte allgemein verständlich aufzubereiten und mittels Vergleichen aus dem Alltagsleben anschaulich zu machen.
Er nimmt sich hier nicht weniger vor als die Betrachtung der gesamten Geschichte des Universums vom Urknall bis in die Unendlichkeit und zeigt dabei, dass Fragen welche die Menschheit schon lange bewegen – Warum gibt die Welt? Was ist der Sinn unseres Lebens? Und wie wird das Alles enden? –mit Hilfe der bekannten Gesetzte der Physik beantwortet werden können.
Er legt dar, dass die Entropie, die umgangssprachlich oft als „Zunahme von Unordnung“ umschrieben wird, die Entstehung geordneter Strukturen sehr wohl zulässt und bisweilen sogar fördert, erklärt, weshalb es möglich ist, dass Etwas aus Nichts entsteht und was abstoßende Gravitation damit zu tun hat, konstatiert, dass ein freier Wille in der „klassischen Bedeutung“ nicht existiert und wieso es dennoch sinnvoll ist, jemanden für seine Taten verantwortlich zu machen, wirft Blicke in eine unvorstellbar weit entfernte Zukunft und vieles, vieles mehr.
Ich habe mir während des Lesens bei fast jeder zweiten Seite gedacht „Diese Information musst Du unbedingt in Deiner Rezension unterbringen.“ Aber das hätte zu weit geführt und wäre immer noch zu wenig gewesen.
(Lediglich der Mittelteil, wo sich der Autor beispielsweise mit der Entstehung von Religion, Kreativität oder Sprachen befasst, hätte etwas kürzer ausfallen und er sich mehr auf sein eigentliches Fachgebiet konzentrieren sollen.)
Ich kann daher jedem, der sich für Naturwissenschaft interessiert, nur raten, dieses Buch zu lesen. Es wird Sie vieles mit anderen Augen sehen lassen und eröffnet auch eine neue Perspektive auf einen Sinn des Lebens abseits von Religionen.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Tote in Vergangenheit und Gegenwart

Salzburgsünde
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Bei Martin Meranas bereits neunten Fall ist zunächst unklar, ob es sich überhaupt um einen Fall handelt. Als auf dem Salzburger Kapuzinerberg das Skelett einer 1956 verschwundenen Frau gefunden wird, ist ...

Bei Martin Meranas bereits neunten Fall ist zunächst unklar, ob es sich überhaupt um einen Fall handelt. Als auf dem Salzburger Kapuzinerberg das Skelett einer 1956 verschwundenen Frau gefunden wird, ist Merana vor allem deshalb bestrebt, die Umstände ihres Todes aufzuklären, weil er die Tochter der Verstorbenen gut kennt.
Zunächst fördern seine Nachforschungen kaum verwertbare Ergebnisse zutage. Doch dann geschieht ein Mord in der Gegenwart, der das Ermittlerteam auf einige neue Spuren bringt.

Der Roman besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen. Der erste gibt ein paar Einblicke in Meranas Privatleben, befasst sich aber vor allem mit der Toten vom Kapuzinerberg und Befragungen von Leuten, die mit ihr zu tun hatten. Hier geht es für einen Krimi fast zu gemächlich zu. Man lernt aber zumindest einige interessante Personen kennen und es wird gut dargestellt, wie unterschiedlich Erinnerungen sein können.
Nach dem „neuen“ Mord zieht das Tempo deutlich an, bis hin zu einiger übertriebener Dramatik. Die Auflösung ist in ihren Grundzügen leicht vorhersehbar und wirkt teilweise unrealistisch.
Zusätzlich gibt es einige „Rückblenden“, die aus der Sicht eines ca 16jährigen Burschen erzählt werden. Obwohl diese jeweils nur zwei bis vier Seiten umfassen, sind sie mir doch zunehmend auf die Nerven gegangen. Mag sein, dass ich zu jung bin. Leute, die ihre Jugend in den 1950er Jahren verbracht haben und/oder Elvis-Presley-Fans sind, mögen an diesen Abschnitten ihre Freude haben. Ich fand es aber anstrengend, dass gefühlt jedes zweite Wort ein Begriff aus der damaligen Jugendsprache ist. Außerdem redet so doch niemand „mit sich selbst“.

Alles in allem bleibt daher ein etwas zwiespältiger Gesamteindruck. Immerhin machte es mir Manfred Baumann durch seinen eingängigen und plastischen Schreibstil wieder leicht, in die Geschichte einzutauchen, sodass ein paar inhaltliche Schwächen weniger ins Gewicht fallen. Darüber hinaus ist es schön, Merana und seine Kollegen wieder zu treffen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2022

Zweitausend Jahre österreichische Geschichte im Überblick

100 x Österreich: Geschichte
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Dem Konzept der „100 x Österreich“ – Reihe folgend hat der Historiker Georg Hamann für dieses Buch 100 jeweils zwei Seiten lange Beiträge verfasst, die zusammen einen chronologischen Überblick zur österreichischen ...

Dem Konzept der „100 x Österreich“ – Reihe folgend hat der Historiker Georg Hamann für dieses Buch 100 jeweils zwei Seiten lange Beiträge verfasst, die zusammen einen chronologischen Überblick zur österreichischen Geschichte geben – vom keltischen Regnum Noricum bis zum EU-Beitritt.
Dabei werden die Entwicklungen nachgezeichnet, die zum heutigen Österreich geführt haben. Er beschreibt beispielsweise den Weg der verschiedenen Bundesländer, stellt die wichtigsten Herrscherpersönlichkeiten vor und wirft auch ein paar Blicke auf gesellschaftliche und kulturelle Änderungen.
So sind hier zweifellos viele interessante Informationen verarbeitet, alles in allem bewegt sich die Darstellung jedoch nur entlang der üblichen Pfade. Sicher ist dies vor allem dem begrenzten Platz von nur etwas über 200 Seiten geschuldet. Ich hätte es dennoch schön gefunden, wenn auch ein paar weniger bekannte oder originellere Fakten eingestreut worden wären.
Außerdem habe ich den Verdacht, dass der Autor selbst nicht ganz glücklich mit den ihm auferlegten Einschränkungen war. Die Unterteilung in 100 Abschnitte wirkt bisweilen etwas gezwungen.
Als kurzweilige Lektüre und Ergänzung zu den anderen Teilen der Reihe kann ich dieses reich bebilderte Werk dennoch empfehlen. Geschichtsinteressierte Österreicher werden darin aber wenig Neues erfahren.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Faszinierende Sprachenvielfalt

In 20 Sprachen um die Welt
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Der niederländische Linguist und Journalist Gaston Dorren stellt hier die 20 sprecherreichsten Sprachen der Welt vor – von der 20. Vietnamesisch bis zur 1. Englisch. (Deutsch mit 200 Millionen Sprechern ...

Der niederländische Linguist und Journalist Gaston Dorren stellt hier die 20 sprecherreichsten Sprachen der Welt vor – von der 20. Vietnamesisch bis zur 1. Englisch. (Deutsch mit 200 Millionen Sprechern hat es dabei als 11. knapp nicht in die Top Ten geschafft.)
Er beleuchtet ihre Geschichte und ihre wichtigsten Eigenschaften und illustriert an diesen Beispielen auch einige allgemeine Themen der Linguistik. So erklärt er beispielsweise, wie Sprachen zu ihrer Schrift kommen, überlegt, welche Faktoren Vielsprachigkeit begünstigen, spürt den Gemeinsamkeiten innerhalb der indoeuropäischen Sprachfamilie nach oder fragt, ob eine Sprache gewisse Eigenschaften aufweisen muss, um sich als Lingua franca durchzusetzen.
Dieses Buch bietet daher eine Fülle interessanter Einblicke in die Vielfalt und Faszination der Sprachen dieser Welt. Es ist spannend, zu beobachten, wie historische Entwicklungen und politische Umwälzungen sich immer auch auf die beteiligten Sprachen ausgewirkt und zu deren Umgestaltung, Auf- oder Abstieg beigetragen haben. Auch zeigt sich, wie sehr sich verschiedene Sprachen in ihrer Grundstruktur unterscheiden (was Sprachlerner mit indoeuropäischer Muttersprache vor einige Herausforderungen stellt), dass sie aber doch auch immer wieder überraschende Gemeinsamkeiten aufweisen.
Ein besonderes Lob verdient auch die Übersetzung (aus dem Englischen), die hervorragend ans Deutsche angepasst wurde, unter anderem auch viele Beispiele mit deutschen Wörtern enthält etc.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Berichte von der Front

Kulturkampf im Klassenzimmer
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Als die Lehrerin und SPÖ-Personalvertreterin Susanne Wiesinger vor einigen Jahren mit ihren Beobachtungen dazu, was im österreichischen, und insbesondere im Wiener, Schulsystem schiefläuft, an die Öffentlichkeit ...

Als die Lehrerin und SPÖ-Personalvertreterin Susanne Wiesinger vor einigen Jahren mit ihren Beobachtungen dazu, was im österreichischen, und insbesondere im Wiener, Schulsystem schiefläuft, an die Öffentlichkeit trat, sorgte dies für einige Aufregung und noch mehr Kritik.
Im Gegensatz zu vielen ihrer Kritiker kann die Autorin hier aber tatsächlich von ihren Erfahrungen „an der Front“ erzählen.
Diese beziehen sich in erster Linie auf die Probleme von und mit Schülern mit Migrationshintergrund, und dabei vor allem auf den Einfluss des Islam, dessen Auswirkungen in den Klassenzimmern wie auch in den Lebensrealitäten der Schüler immer stärker werden. Was nicht nur dazu führt, dass oft kein normaler Unterricht mehr möglich ist, sondern auch das Entstehen von Parallelgesellschaften fördert, in denen die westlichen Werte nichts gelten.
Doch auch das Versagen der Institutionen, zu deren Aufgabe die Bekämpfung derartiger Probleme gehören würde, wird thematisiert. Sie berichtet etwa von Gewerkschaftsfunktionären, deren Handeln primär von Parteiräson bestimmt ist, oder von der Untätigkeit des Jugendamts.
Der Text ist jedoch bisweilen zu unstrukturiert und ich hätte mir mehr konkrete Beispiele statt allgemeiner Lamentos gewünscht. Außerdem ist die Darstellung doch sehr einseitig.
Dennoch habe ich den Eindruck, dass es der Autorin tatsächlich um die Sache geht. Nachdenklich gestimmt hat mich vor allem ihre wiederholte Feststellung, dass aus falsch verstandener Toleranz heraus bei Kindern aus anderen Kulturkreisen ein Ausmaß an Unterdrückung und religiöser Indoktrination akzeptiert wird, das wir bei „unseren“ Kindern nie zulassen würden.