Profilbild von Karin1910

Karin1910

Lesejury Star
offline

Karin1910 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karin1910 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2023

Kurzgeschichten unterschiedlicher Qualität

Weihnachten im Readerschein
0

Dieser Band versammelt 24 Kurzgeschichten rund um das Thema Weihnachten. Diese wurden von 22 Autorinnen und zwei Autoren aus dem Piper Verlag verfasst und sollen natürlich auch als Werbung für deren Bücher ...

Dieser Band versammelt 24 Kurzgeschichten rund um das Thema Weihnachten. Diese wurden von 22 Autorinnen und zwei Autoren aus dem Piper Verlag verfasst und sollen natürlich auch als Werbung für deren Bücher dienen.
Dabei werden verschiedene Genres abgedeckt. Der Schwerpunkt liegt aber auf diversen Liebesgeschichten.
Die Qualität ist allerdings schwankend. Es gibt sehrwohl kreative oder spannende Geschichten. Viele sind jedoch auch eher banal und vorhersehbar.
Immerhin wird etwas weihnachtliches Flair verbreitet, sodass sich die Lektüre vielleicht doch als Einstimmung auf das Fest eignen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.05.2023

Leben und (Aus)sterben am Beginn des Paläozäns

Die letzten Tage der Dinosaurier
0

Dinosaurier faszinieren die Menschen schon seit langem und gerade auch die Tatsache, dass alle nicht avischen Dinosaurier (also alle Nichtvogeldinosaurier) zum Ende der Kreidezeit plötzlich ausstarben, ...

Dinosaurier faszinieren die Menschen schon seit langem und gerade auch die Tatsache, dass alle nicht avischen Dinosaurier (also alle Nichtvogeldinosaurier) zum Ende der Kreidezeit plötzlich ausstarben, hat schon zu einiger Mythenbildung und zahlreichen teilweise weit hergeholten Theorien geführt.
Die US-amerikanische Wissenschaftsredakteurin Riley Black zeichnet hier ein auf dem aktuellen Forschungsstand beruhendes Bild der damaligen Ereignisse. Sie beschreibt, was vor und während des Einschlags des Asteroiden passierte, der den „schlimmsten Tag in der Geschichte des Lebens auf der Erde“ einläuten sollte, und verfolgt die weitere Entwicklung dessen, was eine Stunde, einen Tag, einen Monat, ein Jahr, einhundert Jahre, eintausend Jahre, einhunderttausend Jahre und eine Million Jahre danach geschah. Dabei konzentriert sie sich vor allem auf das Geschehen im Hell Creek im urzeitlichen Montana, wirft aber immer wieder auch kurze Blicke auf andere Teile der Welt. Natürlich stehen meist größere und „interessantere“ Tiere im Vordergrund, in den ersten Kapiteln eben Lebewesen wie Tyrannosaurus rex und Triceratops horridus, danach vor allem Säugetiere (einschließlich der ersten Primaten). Aber auch die Schicksale von Amphibien, Krokodilen, verschiedenen Pflanzenarten oder Ammoniten werden betrachtet.
Man kann dabei ganz gut nachverfolgen, wovon Leben und (Aus)sterben abhingen und dass auch Gruppen, die oft als „Gewinner“ des Massensterbens dargestellt werden, hohe Verluste erlitten. Auch wird deutlich, wie sehr wir (und natürlich auch alle anderen Lebensformen) unsere Existenz diversen Zufällen zu verdanken haben.

Es gibt allerdings auch einige Kritikpunkte: Zunächst ist der Titel des Buches irreführend. Obwohl die Dinosaurier immer wieder erwähnt werden, geht es in Wirklichkeit nicht um ihre „letzten Tage“, sondern darum, was nach ihrem Aussterben passierte.
Außerdem ist der Inhalt doch häufig ziemlich spekulativ und manche Sätze zu reißerisch. Zumindest wird in Anhang dann klargestellt, welche Beschreibungen tatsächlich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und woher die Autorin die Inspiration für manche Handlungselemente hat.
Dazu kommt, dass der Text bisweilen holprig ist und ein paar eindeutig falsche oder zumindest unklare Aussagen enthält. Dies könnte aber auch an der Übersetzung liegen.

Fazit: Die Grundidee, den Ablauf eines Massenaussterbens und dessen Konsequenzen im Zeitverlauf zu verfolgen, ist jedenfalls interessant und ich konnte hier einiges Neues erfahren. Beispielsweise, dass die meisten großen Dinosaurier bereits in den ersten Stunden nach dem Einschlag ausstarben. Teilweise war ich aber nicht ganz sicher, wie verlässlich die eine oder andere Darstellung ist.
Deswegen kann ich dieses Buch nur eingeschränkt weiterempfehlen. Als Ergänzung zu anderen Büchern über diese Materie ist es aber doch lesenswert.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Ein Schatten spricht

Barbarossa - Im Schatten des Kaisers
0

Michael Peinkofer hat hier einen Roman über den wohl berühmtesten Herrscher des deutschen Mittelalters verfasst. Erzählt wird die Geschichte – von einem Schatten:
Der (fiktive) Arndt von Cappenberg tritt ...

Michael Peinkofer hat hier einen Roman über den wohl berühmtesten Herrscher des deutschen Mittelalters verfasst. Erzählt wird die Geschichte – von einem Schatten:
Der (fiktive) Arndt von Cappenberg tritt schon in frühster Jugend in die Dienste des beinahe gleichaltrigen Friedrich von Staufen, dem schon damals eine große Zukunft prophezeit wird. So ist er bei dessen Siegen und Niederlagen, Triumpfen und Tragödien hautnah mit dabei.

Das Problem ist nur, dass man davon beim Lesen relativ wenig spürt. Es ist sicher nicht leicht, ein ganzes Leben in nur 540 Seiten zu pressen. Es hätte aber dennoch „lebendiger“ sein können. Der Ich-Erzähler Arndt hat keine echte Persönlichkeit, definiert sich, von ein paar wenigen Szenen abgesehen, nur über seine Beziehung zum Kaiser. Doch auch diesem, also dem Menschen Friedrich, kommt man nicht wirklich näher.
Es handelt sich vielmehr um einen weitgehend sachlichen Bericht über allerlei bedeutsame Ereignisse (und hierbei vor allem kriegerische Auseinandersetzungen) in der Zeit zwischen 1130 und 1190. Ich hätte mir dabei jedoch öfters eine etwas genauere Schilderung der politischen Hintergründe gewünscht.

Alles in allem ist dieses Buch für historisch interessierte Leser dennoch empfehlenswert.
Für mich war es außerdem spannend, es mit anderen historischen Romanen über Barbarossa zu vergleichen. Dabei fällt doch auf, dass manche Ereignisse oder Persönlichkeiten von verschiedenen Autoren unterschiedlich interpretiert bzw dargestellt werden.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Das Unendliche und die Fundamente der Mathematik

Die Entdeckung der Unendlichkeit
0

Um 1870 wurde Mathematik noch auf ganz andere Weise betrieben als heute. Die Beweisführung war weniger streng, dass eine Aussage plausibel wirkte, reicht oft aus.
Einer der Wegbereiter der Moderne war ...

Um 1870 wurde Mathematik noch auf ganz andere Weise betrieben als heute. Die Beweisführung war weniger streng, dass eine Aussage plausibel wirkte, reicht oft aus.
Einer der Wegbereiter der Moderne war Georg Cantor, der im ausgehenden 19. Jahrhundert spektakuläre Einsichten in das Wesen des Unendlichen gewann, die häufig jeder Intuition widersprachen. Dass es genauso viele Brüche wie natürliche Zahlen gibt, obwohl erstere doch viel zahlreicher scheinen, war dabei noch eines der harmlosesten Ergebnisse. Auf seinem Weg durch die verschiedenen Stufen der Unendlichkeit gewann er überraschende Erkenntnisse und entwickelte viele kreative Beweisideen.
Doch auf eine Frage fand auch er keine Antwort.
Dieses Rätsel wurde erst in den 1960er Jahren gelöst -und das auf eine Weise, die wenige Jahrzehnte zuvor völlig undenkbar gewesen wäre.
Dazwischen gab es eine Grundlagenkrise in der Mathematik, welche letztlich dazu führte, dass dieses Fachgebiet ein ganz neues Fundament erhielt. Ungenauigkeit und Unbestimmtheit wurden getilgt, jedes noch so kleine Detail musste aus einer überschaubaren Anzahl an Axiomen abgeleitet werden.
Vor allem aber mussten die Mathematiker akzeptieren, dass ihre Tätigkeit Grenzen unterworfen ist, dass nicht jede Aussage entweder wahr oder falsch ist, sondern es in jedem Axiomensystem Fragen gibt, die unentscheidbar sind.

Von all dem erzählt der Mathematiker Aeneas Rooch in teilweise lockerem Tonfall und doch sehr fundiert. Im Gegensatz zu den meisten anderen populärwissenschaftlichen Mathe-Büchern belässt er es nicht bei ein paar theoretischen Beschreibungen und vagen Andeutungen, sondern betreibt tatsächlich „echte“ Mathematik. Er führt viele wichtige Beweise im Detail vor, beschreibt, wie die natürlichen Zahlen aus fünf simplen Axiomen abgeleitet werden können, .... und vieles mehr.
Eigenartig nur, dass er fast immer, wenn es richtig interessant wird, in die „Nerd-Zone“ ausweicht. Ich denke, er hätte auch den „normalen“ Lesern mehr zutrauen können.
Außerdem hat mir ein Stichwortverzeichnis gefehlt, wodurch es leichter gewesen wäre, wichtige Stellen nochmal nachzulesen.
Ansonsten kann ich dieses Buch allen an Mathematik Interessierten, die bereit sind, auch komplexere Gedankengänge nachzuvollziehen, nur weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Heimat oder Freiheit?

Dreieinhalb Stunden
0

„Alle, die jetzt gingen, verloren ihr Zuhause. Alle, die weiterfuhren, ihre Freiheit.“
13. August 1961: Der Interzonenzug von München nach Ost-Berlin beherbergt eine bunte Mischung an Fahrgästen. Die ...

„Alle, die jetzt gingen, verloren ihr Zuhause. Alle, die weiterfuhren, ihre Freiheit.“
13. August 1961: Der Interzonenzug von München nach Ost-Berlin beherbergt eine bunte Mischung an Fahrgästen. Die wenigsten ahnen, was zeitgleich in der DDR geschieht. Als die Nachricht die Runde macht, dass in Berlin eine Mauer gebaut wird, müssen sich diejenigen, deren Ziel im Osten liegt, entscheiden: Rechtzeitig vor der Grenze aussteigen, ihr bisheriges Leben aufgeben und Freunde und Familie vielleicht nie wiedersehen. Oder weiterfahren und auf ihre Freiheit und ihre Zukunftsträume verzichten.

Die Romanhandlung umfasst nur ein paar Stunden einer „von außen betrachtet“ weitgehend normal verlaufenden Bahnfahrt, während derer sich allerdings wahre Dramen abspielen und lebensverändernde Entscheidungen getroffen werden müssen. Als Leser wird man in diese Situation gewissermaßen hineingeworfen. Besonders viele Infos zum historischen Hintergrund gibt es nicht, dieser kann bei den meisten wohl ohnehin als bekannt vorausgesetzt werden.
Erzählt wird aus zahlreichen unterschiedlichen Perspektiven und es kommen viele verschiedene Personen vor. Manche Persönlichkeiten und Schicksale werden ausführlicher beleuchtet als andere, sie alle sind aber auf ihre Weise interessant und ergreifend. Nicht jedes Verhalten ist immer nachvollziehbar, einiges bleibt ungeklärt und es gibt kein wirkliches Happy End. Dies alles wirkt aber stimmig.
Trotz des unaufgeregten Stils ist die Lektüre sehr packend und regt natürlich auch zum Nachdenken darüber an, wie man selbst unter vergleichbaren Umständen entscheiden würde. Ich kann dieses Buch daher nur weiterempfehlen und werde mir auch den zugehörigen Film bald ansehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere