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Veröffentlicht am 10.12.2017

Die Jagd nach dem Kentuckymörder

Böses Blut
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Die A-Gruppe der schwedischen Polizei erhält eines Hinweis des FBI, wonach ein amerikanischer Serienmörder sich auf dem Weg nach Schweden befindet. Der Versuch, ihn schon am Flughafen abzufangen, schlägt ...

Die A-Gruppe der schwedischen Polizei erhält eines Hinweis des FBI, wonach ein amerikanischer Serienmörder sich auf dem Weg nach Schweden befindet. Der Versuch, ihn schon am Flughafen abzufangen, schlägt fehl und einige Zeit später werden in Stockholm Leichen gefunden, die auf eine Verbindung zu dem berüchtigten Kentuckymörder schließen lassen. Paul Hjelm, Kerstin Holm und ihre Kollegen nehmen die Ermittlungen auf, im Zuge derer sie sich mit den Abgründen der menschlichen Seele und der internationalen Politik auseinander setzten müssen.

Insgesamt ist dies ein ordentlich geschriebener und bisweilen mit einem Schuss Humor gewürzter Krimi. Es gelingt, eine gewisse Spannung aufzubauen, die Geschichte ist flott erzählt und es gibt einige interessante Wendungen.
Am Ende bleiben allerdings einige Ungereimtheiten bestehen und viele Fragen unbeantwortet.
Über den reinen Kriminalfall hinaus lässt der Autor auch immer wieder sozialkritische Betrachtungen einfließen, etwa über schwierige Familienverhältnisse oder das Leben im Zeitalter der Globalisierung. Dies verleiht dem Ganzen zwar durchaus einen interessanten Touch, wirkt aber teilweise gekünstelt, vor allem wenn an Hand der Polizisten selbst irgendwelche Verhaltensweisen (beispielsweise Ehebruch oder Gewalt in einer Beziehung) illustriert werden sollen.
Generell sind die Protagonisten nicht besonders gut gezeichnet. Obwohl relativ viele persönliche Informationen gegeben werden, wirken sie doch farblos und teilweise hölzern. Außerdem agieren sie für eine Eliteeinheit manchmal ziemlich unprofessionell.

Fazit: Für Fans von Schwedenkrimis ganz lesenswert, besonders hohe Erwartungen sollte man daran aber nicht knüpfen.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Die Vielfalt der menschlichen Gesellschaften

Vermächtnis
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Schon in früheren Werken wie „Der dritte Schimpanse“ und „Arm und reich“ griff Jared Diamond immer wieder auf Erfahrungen mit Gesellschaften zurück, die heute noch so leben wie es bis vor wenigen Jahrtausenden ...

Schon in früheren Werken wie „Der dritte Schimpanse“ und „Arm und reich“ griff Jared Diamond immer wieder auf Erfahrungen mit Gesellschaften zurück, die heute noch so leben wie es bis vor wenigen Jahrtausenden für die gesamte Menschheit charakteristisch war, um so beispielsweise Hinweise auf die evolutionäre Entwicklung des Menschen zu erhalten.

Hier stehen derartige Kulturen nun im Mittelpunkt.
Im Wesentlichen stellt Diamond das Leben der traditionellen Völker dem in den von ihm als WIRED (western, educated, industrialized, rich, democratic) bezeichneten modernen Industriegesellschaften (wobei er vor allem an die USA und Europa denkt) gegenüber.
Er erklärt etwa, wie diese sich Fremden gegenüber verhalten, ihre Konflikte lösen, mit Kindern und alten Menschen umgehen und auf Gefahren reagieren. Im letzten Teil versucht er Antworten auf Fragen zu geben, die viele Menschen heute umtreiben: Warum gibt es Religionen und welche Funktionen haben sie im Lauf der Geschichte erfüllt? Wie kam es zu der großen Sprachenvielfalt auf der Erde und ist es sinnvoll, sterbende Sprachen zu retten? Und weshalb sind Krankheiten wie Krebs oder Diabetes bei Naturvölkern beinahe unbekannt?

Bei der Lektüre dieses Buches ist vor allem eindrucksvoll, wie vielfältig die Lebens- und Gesellschaftsformen sind, derer sich die Menschheit bedient. Es reicht nicht, nur von traditionell versus modern zu sprechen, selbst benachbarte Stammesgesellschaften lösen dasselbe Problem (beispielweise die richtige Erziehung der Kinder) bisweilen auf völlig unterschiedliche Weise.
Anders als es der Untertitel vermuten ließe ist es nicht die Absicht des Autors, die Lebensweise traditioneller Gesellschaften zu verherrlichen. Er verschweigt nicht, dass dort auch negative Phänomene vorkommen (beispielsweise Kindesmord oder Witwentötung) und erklärt, dass die romantische Vorstellung vom friedlichen Zusammenleben der edlen Wilden oftmals weit von der Realität entfernt ist und dass ein organisiertes Staatswesen durchaus seine Vorteile hat (wenn beispielsweise durch ein geordnetes Justizsystem Rachemorde vermieden werden).
Andererseits zeigt sich aber auch, dass unsere moderne Lebensweise in vielen Punkten nicht mit unserem evolutionären Erbe übereinstimmt (zum Beispiel unsere Ernährung oder die Art wie wir mit kleinen Kindern umgehen) und dass es Dinge gibt, bei denen wir uns (manche) Naturvölker zum Vorbild nehmen sollten (etwa Methoden zur Konfliktlösung).
In dem Buch werden Völker aus aller Welt beschrieben, besonders häufig kommen aber diverse Bewohner Neuguineas vor. Dort hat Jared Diamond selbst viel Zeit verbracht und kann daher immer wieder eigene Erlebnisse einfließen lassen. Das trägt zur Anschaulichkeit bei und macht manche Ausführungen lebendiger.

Viele Stellen sind allerdings eher trocken und wenn etwa in einem einzigen Absatz die Namen von einem halben Dutzend verschiedener Völker vorkommen, ist das eher verwirrend.
Was mir außerdem ein bisschen fehlte, war eine Art Gesamtbetrachtung der jeweiligen Gesellschaften. In jedem Kapitel wird ein bestimmter Aspekt behandelt, wenn man aber wissen möchte, wie ein Volk insgesamt lebt, müsste man sich alle diese verstreuten Informationen zusammenklauben.

Insgesamt ist dies dennoch ein sehr lesenswertes Buch. Es zeigt, dass vieles, was für uns Bewohner der ersten Welt völlig selbstverständlich und normal ist, auf große Teile der übrigen Weltbevölkerung ausgesprochen ungewöhnlich wirken muss. Außerdem legt der Autor dar, welche Änderungen an unserem Lebensstil jeder einzelne Bürger oder auch die Gesellschaft als ganzes vornehmen könnte, um gesünder und glücklicher zu werden und mehr im Einklang mit unseren natürlichen Bedürfnissen zu leben.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Diäten humorvoll betrachtet

Langenscheidt Diät-Deutsch/Deutsch-Diät
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Kaum schlägt man eine Frauenzeitschrift auf, wird man schon mit den „besten“ Diättipps überhäuft. Überall werden die neusten Erkenntnisse zum Thema Ernährung präsentiert und die aktuellen Wundermittel ...

Kaum schlägt man eine Frauenzeitschrift auf, wird man schon mit den „besten“ Diättipps überhäuft. Überall werden die neusten Erkenntnisse zum Thema Ernährung präsentiert und die aktuellen Wundermittel zur Gewichtsreduktion angepriesen.

Susanne Fröhlich und Constanze Kleis wollen sich diesem Gebiet hier nun auf humorvolle Art nähern.
Das Büchlein fügt sich im Prinzip gut in das Konzept dieser Langenscheidt-Reihe ein. Verschiedene Punkte wie „Bin ich zu dick?“, „Gute Gründe, irgendwann später mit einer Diät zu beginnen“ oder „Die Metamorphose der guten Vorsätze“ werden auf witzige Weise behandelt.

Man kommt bei der Lektüre durchaus öfters ins Schmunzeln, manche Witze wirken allerdings auch etwas bemüht und ein großer Teil des Inhalts besteht aus Varianten der Aussage „Diäten sind sowieso zwecklos und wer etwas anderes behauptet, lügt“
Ich hätte mir von diesem Werk etwas mehr erwartet.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Familiendrama auf abgeschiedener Insel

Schneesturm und Mandelduft
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Die Ausgangssituation dieses Krimis ist durchaus interessant:
Der Polizist Martin Molin lässt sich von seiner Freundin Lisette dazu überreden, ein Wochenende gemeinsam mit ihrer Familie auf einer Insel ...

Die Ausgangssituation dieses Krimis ist durchaus interessant:
Der Polizist Martin Molin lässt sich von seiner Freundin Lisette dazu überreden, ein Wochenende gemeinsam mit ihrer Familie auf einer Insel zu verbringen. Schon kurz nach seiner Ankunft merkt er, dass in dieser Familie nicht gerade Harmonie herrscht und dass die Gedanken der meisten Familienmitglieder sich vor allem darum drehen, wie sie sich einen möglichst großen Anteil an dem riesigen Vermögen des Großvaters sichern können.
Kurz nachdem dieser eine Enterbung angekündigt hat, bricht er tot zusammen – vergiftet, wie Martin sofort feststellt.
Und da wegen eines Unwetters keine Verbindung zum Festland hergestellt werden kann, muss er die notwendigen Ermittlungen alleine aufnehmen.

So erinnert dieses Werk an Krimi-Klassiker, in denen ein Ermittler alleine – ohne technischen Schnickschnack und ohne Unterstützung eines riesigen Teams einschließlich Gerichtmediziner und Profiler – durch bloßes Nachdenken den Fall löst.
Das mag zwar etwas altmodisch wirken, ist meiner Meinung nach aber zumindest eine interessante Abwechslung.
Auch wenn die Situation – zerstrittene Familie auf abgeschiedener Insel – etwas konstruiert wirkt, wird zu Beginn doch eine gewisse Spannung aufgebaut.
Dann flacht die Handlung allerdings immer mehr ab, unergiebige „Verhöre“ des eher dilettantisch wirkenden Martin wechseln sich mit Streitereien und gegenseitigen Beschuldigungen zwischen den Familienmitgliedern ab - zwischendurch wird immer wieder Kaffee serviert.
Die Auflösung kommt dann sehr plötzlich und wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen.

Trotz einiger interessanter Ansätze ergibt sich daher nur ein mittelmäßiger Gesamteindruck.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Was geschah am ...

365 Schicksalstage
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Johannes Sachslehner hat es sich zum Ziel gesetzt, zu jedem Tag des Jahres (vom 1.Jänner bis zum 31. Dezember) ein geschichtliches Ereignis auszuwählen und in einem meist ein bis zwei Seiten langen Beitrag ...

Johannes Sachslehner hat es sich zum Ziel gesetzt, zu jedem Tag des Jahres (vom 1.Jänner bis zum 31. Dezember) ein geschichtliches Ereignis auszuwählen und in einem meist ein bis zwei Seiten langen Beitrag zu beschreiben.
Hier finden sich nun diverse Meilensteine der österreichischen Geschichte (von der Ostarrichi-Urkunde bis zum EU-Beitritt), Positives (zum Beispiel gewonnene Schlachten oder der Abschluss der Staatsvertrages) wie auch Negatives (etwa Unterdrückung der Bevölkerung und Verbrechen während der NS-Zeit) wird erzählt und auch kulturelle und sportliche Höhepunkte (wie die ersten Salzburger Festspiele oder Cordoba) dürfen nicht fehlen.
Der zeitliche Rahmen ist dabei sehr weit gesteckt, die meisten Artikel befassen sich aber mit der Neuzeit und vor allem der Zeitgeschichte, der aktuellste Eintrag handelt von Felix Baumgartners Stratos-Projekt am 14. Oktober 2012.

Manchmal hatte ich dabei allerdings den Eindruck, dass der Autor ein bisschen „schummelt“, also ein Ereignis nicht immer dem aller-bedeutendsten Tag zuordnet, sondern um ein paar Tage davon abweicht. Man muss ihm aber natürlich zugute halten, dass es sicher nicht leicht ist, zu jedem Datum ein (und nur ein) bedeutendes Geschehen auszuwählen.
Man merkt jedenfalls, dass hinter diesem Werk einige Mühe steckt, die Aufmachung wirkt hochwertig und es gibt viele Farbbilder zur Illustration. Umso störender ist es, dass sich leider immer wieder der eine oder andere Tippfehler eingeschlichen hat – vielleicht stand der Lektor schon unter Zeitdruck, um das Buch noch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft rauszubringen.
Außerdem hätte ich mir ein Inhaltsverzeichnis oder ein Register gewünscht, das würde das Wiederauffinden mancher Artikel erleichtern.

Nichtsdestotrotz kann ich dieses Werk jedem, der sich für Österreich und seine Geschichte interessiert, nur weiterempfehlen!

Meiner Meinung nach ist es bei der Lektüre aber sicher hilfreich, wenn man bereits über gewisse historische Grundkenntnisse verfügt. Denn die Ausführungen sind doch relativ knapp und konzentrieren sich auf das Ereignis als solches, was davor und danach geschah wird bestenfalls kurz angedeutet, sodass die Einordnung in den größeren historischen Zusammenhang dem Leser selbst überlassen bleibt.