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Veröffentlicht am 11.09.2017

Drei Frauen und ein Todesfall

Tausend kleine Lügen
1

Dieser Roman beginnt gewissermaßen mit einem Knalleffekt: Während eines Quizabends für die Eltern der Grundschule im australischen Städtchen Pirriwee kommt es zu mehreren Körperverletzungen und einem Todesfall. ...

Dieser Roman beginnt gewissermaßen mit einem Knalleffekt: Während eines Quizabends für die Eltern der Grundschule im australischen Städtchen Pirriwee kommt es zu mehreren Körperverletzungen und einem Todesfall.
Nach diesem spannungsgeladenen Auftakt werden die letzten sechs Monate vor den dramatischen Ereignissen geschildert, wobei immer klarer wird, dass hinter den Kulissen dieser idyllischen Schule viele Streitigkeiten und Intrigen ablaufen.
Drei Frauen stehen im Mittelpunkt der Handlung, aus deren Perspektive abwechselnd erzählt wird: Die 24jährige Jane ist erst vor kurzem nach Pirriwee gezogen. Sie versucht, ihrem Sohn Ziggy eine gute Mutter zu sein und sich in die Schul-Gemeinschaft einzufügen, doch ihre diversen Unsicherheiten sowie ein traumatisches Erlebnis aus ihrer Vergangenheit belasten sie. Madeline ist fast das genaue Gegenteil. Sie ist offen und kommunikativ, geht aber auch keiner Konfrontation aus dem Weg. Und in solche wird sie häufig verwickelt, hat sie doch nicht nur mit Schwierigkeiten innerhalb ihrer Patchwork-Familie zu kämpfen, sondern zeigt auch immer großen Einsatz, wenn es darum geht, ihren Freunden beizustehen. Die wunderschöne Celeste scheint dagegen nach außen hin ein perfektes Leben zu führen, in ihrer Ehe liegt jedoch Einiges im Argen.
In den Text, vor allem am Ende vieler Kapitel, werden Ausschnitte aus Interviews eingefügt, die mit einigen der Beteiligten nach dem Quizabend geführt wurden. Diese geben neue Einblicke ins Geschehen, zeigen insbesondere, wie unterschiedlich dieselbe Situation von verschiedenen Leuten interpretiert werden kann, und bauen mit geschickt eingestreuten Andeutungen einige Spannung auf.

So entsteht ein flott geschriebener und unterhaltsamer Frauenroman, der mit ein paar kriminalistischen Elementen gewürzt ist. Dass man zu Beginn nicht weiß, was passieren wird und wer das Opfer ist, animiert zum Miträtseln. Die Auflösung ist zwar teilweise vorhersehbar, enthält aber auch einige überraschende Wendungen.
Die Protagonistinnen wirken sehr sympathisch. Es sind interessante Charaktere, die alle ihre eigenen Stärken und Schwächen haben, und mit vielerlei Problemen kämpfen müssen. Obwohl ich nicht jede ihrer Verhaltensweisen nachvollziehen konnte, fiel es mir - auch aufgrund des lebendigen Erzählstils - leicht, mich in sie hineinzuversetzen.
Außerdem gelingt es der Autorin sehr gut, den Mikrokosmos einer Grundschule darzustellen, mit all den Interaktionen und Reibereien zwischen den Eltern, bei denen allzu oft vor allem das eigene Ego im Vordergrund steht.

So bietet dieses Buch fesselndes Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite, weshalb ich es nur weiterempfehlen kann!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung
Veröffentlicht am 07.08.2017

Intelligente Maschinen in verschiedenen Facetten

Was sollen wir von Künstlicher Intelligenz halten?
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Fast 200 Wissenschaftler und sonstige Denker aus den verschiedensten Bereichen beantworten hier in meist zwei bis vier Seiten langen Beiträgen die Frage „Was sollen wir von künstlicher Intelligenz halten?“

Ihre ...

Fast 200 Wissenschaftler und sonstige Denker aus den verschiedensten Bereichen beantworten hier in meist zwei bis vier Seiten langen Beiträgen die Frage „Was sollen wir von künstlicher Intelligenz halten?“

Ihre Überlegungen wirken dabei großteils besonnen, übertriebene Katastrophenszenarien sind ebenso Mangelware wie allzu utopische Zukunftsvisionen. Es klingt aber häufig eine gewisse Besorgnis mit, wie das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine sich weiterentwickeln wird, wobei vielfach auch betont wird, dass wir bereits jetzt mehr und mehr Aufgaben und Entscheidungen an Computer delegieren. Daneben gibt es auch einige Autoren, welche die Entstehung von echter KI in absehbarer Zeit generell für unrealistisch halten.

So prallen hier doch einige Meinungen aufeinander und werden verschiedene Facetten der möglichen Problemstellungen im Zusammenhang mit intelligenten Maschinen beleuchtet.

Ich fand dieses Buch jedoch weniger spannend als die anderen Ausgaben zur Edge-Frage (wie zum Beispiel „Wie funktioniert die Welt?“, „Was ist ihre gefährlichste Idee?“ oder „Welche wissenschaftliche Idee ist reif für den Ruhestand?“).
Dies liegt an der diesmal sehr eingeschränkten Fragestellung. Während sonst ein breites Themenspektrum abgedeckt wurde, handelt es sich hier bei den meisten Antworten um Variationen der immer gleichen Grundaussagen.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Von den Einzellern zum Homo sapiens

Das Tier in Dir
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Dieses Buch lädt ein zu einer spannenden Reise durch den menschlichen Körper sowie auch durch den Verlauf der Evolution – vom Einzeller bis zum Homo sapiens. Ein Teil unseres Körpers nach dem anderen wird ...

Dieses Buch lädt ein zu einer spannenden Reise durch den menschlichen Körper sowie auch durch den Verlauf der Evolution – vom Einzeller bis zum Homo sapiens. Ein Teil unseres Körpers nach dem anderen wird besucht und auf seine Vorläufer im Tierreich hin untersucht.
Die diversen Entwicklungslinien und deren Ursachen werden dabei gut und nachvollziehbar beschrieben. Zahlreiche Bilder tragen zur Anschaulichkeit bei, wobei ich vor allem die vielen CT-Aufnahmen interessant fand.

Aus wissenschaftlicher Sicht wirken die Ausführungen allerdings bisweilen nicht wirklich fundiert. In den Text schleichen sich immer wieder unrichtige oder zu flapsige Aussagen ein. Teilweise ist dies sicher dadurch zu erklären, dass dieses Werk auf einer Fernseh-Dokumentation beruht. Da an seiner Entstehung aber auch viele Experten beteiligt gewesen sind, wäre doch etwas mehr zu erwarten gewesen.

Nichtsdestotrotz eine unterhaltsame und leicht lesbare Erinnerung daran, dass wir mit unseren tierischen Vorfahren mehr gemeinsam (und ihnen auch mehr zu verdanken) haben als uns meist bewusst ist.

Veröffentlicht am 26.07.2017

Eine Geschichte voll Abenteuer und Freundschaft

Krone des Schicksals
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Papinberc (Bamberg) 1208: Vor vier Jahren war es den Freunden Walther von der Vogelweide, Otto von Herneberch, Heinrich von Kalden und Gerold von Waldeck gelungen, einen legendenumwobenen Edelstein aus ...

Papinberc (Bamberg) 1208: Vor vier Jahren war es den Freunden Walther von der Vogelweide, Otto von Herneberch, Heinrich von Kalden und Gerold von Waldeck gelungen, einen legendenumwobenen Edelstein aus dem brennenden Konstantinopel zu entwenden. König Phillip will diesen nun nutzen, um seinem Neffen Federico zum Amt des Kaisers zu verhelfen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, ein Drama folgt auf das nächste und vor allem Walther erleidet schreckliche Verluste, was dazu führt, dass er sich von der Welt zurückzieht.
Neunzehn Jahre später weiß niemand mehr, wo der Stein geblieben ist, und ausgerechnet Walther erhält den Befehl, ihn wiederzubeschaffen. Es beginnt eine abenteuerliche und gefährliche Suche, bei der auch Leute mitmischen, die einen alten Groll gegen ihn hegen.

Walther von der Vogelweide dürfte wohl der bekannteste Minnesänger des Mittelalters sein. In dieser Eigenschaft tritt er hier allerdings kaum in Erscheinung, es werden nur ein paar bereits vor dem Einsetzen der Romanhandlung verfasste Lieder zitiert.
Walther erscheint vielmehr als ein Mann, der den Verlust seiner großen Liebe sowie einige weitere Schicksalsschläge lange nicht überwinden kann und sich erst nach und nach dazu aufrafft, seine passive Lebenseinstellung zu revidieren.
Auch die anderen Protagonisten sind interessant angelegt. Man kann die Freundschaft zwischen Walther und seinen Gefährten gut spüren, teilweise fand ich ihre Darstellung jedoch etwas zu kitschig.

Der Roman ist in einem lebendigen Stil geschrieben, vor allem diverse „Action-Szenen“ werden anschaulich geschildert. Es wird aus der Sicht verschiedener Personen erzählt, wobei das Wechselspiel der Perspektiven gut komponiert ist und für einige Dynamik sorgt. Immer wieder wird Spannung aufgebaut, so manche Geheimnisse harren ihrer Aufdeckung, einiges ist aber auch ziemlich vorhersehbar.

Obwohl relativ viele historische Persönlichkeiten vorkommen, dürfte der Inhalt doch sehr weit von realen bzw beweisbaren historischen Ereignissen abweichen. Der Autor erläutert die tatsächlichen Hintergründe aber in einem ausführlichen Nachwort.

Veröffentlicht am 26.07.2017

Kräuter und Kriminalfälle

Blutkraut, Wermut, Teufelskralle
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Wie schon in „Salbei, Dill und Totengrün“ hat Manfred Baumann auch hier wieder Kurz-Krimis zum Thema Kräuter zusammengestellt. In den sechs Episoden steht jeweils eine Pflanze im Mittelpunkt, die zu Beginn ...

Wie schon in „Salbei, Dill und Totengrün“ hat Manfred Baumann auch hier wieder Kurz-Krimis zum Thema Kräuter zusammengestellt. In den sechs Episoden steht jeweils eine Pflanze im Mittelpunkt, die zu Beginn kurz vorgestellt wird.
Die Geschichten drehen sich beispielsweise um einen Mafiaboss, der sich als Pizzabäcker engagiert, ein Hexenhaus, in dessen Umfeld Leute verschwinden, eine Entführung, die nicht nach Plan verläuft, und einiges mehr.

Der Inhalt gestaltet sich also abwechslungsreich und trotz der Kürze der einzelnen Texte gelingt es immer wieder, Spannung zu erzeugen. Manches ist aber auch vorhersehbar.
Generell ist die Qualität etwas schwankend. Manche Stellen sind richtig fesselnd, andere wirken dagegen langweilig oder konstruiert. Auch sind einige der Protagonisten zu farblos gezeichnet oder wirken klischeehaft.
Dafür werden die Kräuter sehr gut in die Handlung integriert und einige interessante Informationen über ihre Wirkungsweise sowie die sie umgebende Mythologie eingeflochten.

Fazit: Obwohl es aus kriminalistischer Sicht ein paar Schwächen gibt, ist dieses Buch schon allein seiner originellen Idee wegen doch empfehlenswert.