Das Sündenbuch
Der Wissenschaftler Marek hat den Tod seiner Gattin niemals überwunden und die Ähnlichkeit seiner kleinen Tochter Jana mit der geliebten Frau ist so groß, dass er täglich aufs Neue an sie erinnert wird, ...
Der Wissenschaftler Marek hat den Tod seiner Gattin niemals überwunden und die Ähnlichkeit seiner kleinen Tochter Jana mit der geliebten Frau ist so groß, dass er täglich aufs Neue an sie erinnert wird, die schmerzhafte Wunde nie zu verheilen scheint. Er entschließt sich daher, Jana in Prag, bei seinem Bruder Karel und dessen Familie, in Obhut zu geben und geht nach Deutschland. Marek unterrichtet an der Universität in Heidelberg und trifft an einem kalten, unwirtlichen Abend in einer Schenke einen geheimnisvollen Fremden, der ihm ein kostbar aussehendes Amulett und ein dazu gehörendes Buch verkauft. Zunächst zögernd vertieft Marek sich mit wachsender Neugier in die Lektüre und erkennt schließlich begeistert, dass es sich um ein großes Geheimnis handelt, dem er hier auf der Spur ist. Das Buch, das er in Händen hält, ist ein Teil davon, das Amulett das zweite. Marek ist bewusst, dass seine Suche nach dem zweiten, fehlenden Buch, brisant und höchst gefährlich ist. Er fertigt daher eine Kopie des Buches an und sendet das Original nach Prag, zu seiner Tochter Jana. Und er tut gut daran, denn die Verfolger sind ihm bereits dichter auf den Fersen, als er ahnt …
In Prag, bei Onkel Karel, trifft das Paket seines Vaters gleichzeitig mit der Mitteilung über seinen Tod ein. Jana fällt aus allen Wolken, war doch der Vater ihr einziger Strohhalm, an den sie sich klammert, um aus der kurz bevorstehenden arrangierten Ehe mit ihrem Cousin Tomek zu entkommen. Jana durfte das Privileg erfahren, eine exzellente Ausbildung zur Apothekerin zu genießen und die Übernahme der Apotheke ihres Onkels nach der Hochzeit war bereits geplant. Das Eintreffen der Todesnachricht und die Ankunft des jungen Forschers und Arztes Dr. Conrad Pfeiffer ändern jedoch die scheinbar aussichtslose Lage der jungen Frau und Jana bricht aus ihrem Leben aus. Sie begleitet Conrad Pfeiffer auf der abenteuerlichen Suche nach dem fehlenden Buch …
Um die Spannung nicht vorweg zu nehmen, möchte ich nun nicht näher auf die Handlung eingehen. Beate Maly hat mit diesem historischen Roman eine Spannungslektüre der besonderen Art geliefert. Die interessante Geschichte um das von der Kirche so titulierte „Sündenbuch“ wird mit gut recherchierten historischen Hintergründen bereichert. Der fesselnde Schreibstil zieht den Leser unweigerlich in seinen Bann, und auch wichtige geschichtliche Ereignisse finden in diesem Buch Erwähnung. Beate Maly geht auf das Leben der Bevölkerung und die Rolle der Frau in der Gesellschaft im Jahre 1618 genauso ein, wie sie auch den Kampf zwischen Katholiken und Protestanten und die ungebrochene Macht der Kirche beschreibt. Die geheime Bruderschaft des Papstes, die „Fraternitas Secreta“, ist wohl ein Ausbund der Fantasie der Autorin, nichtsdestotrotz bereichert sie die Geschichte mit gefährlichen und unheimlichen Elementen. „Dieses Buch ist Sünde - und wer es besitzt, ist dem Tode geweiht!“ Mit dieser Aussage versucht die Kirche, das Buch, oder besser gesagt die Bücher, in seine Gewalt zu bringen. Und sie tut dies mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln …
Die Protagonisten dieses Romans wirken authentisch und sind sehr glaubwürdig dargestellt. Jana, als unerschrockenes, rebellisches Mädchen, das sich gegen einengende Konventionen zur Wehr setzt, trifft auf den Freigeist und Forscher Conrad, ein Paar, das prädestiniert erscheint, die Welt zu erobern. Als die abenteuerliche Reise losgeht, werden sie durch den verschmähten Verlobten Tomek und seinen Freund Jendrik hartnäckig verfolgt. Auch diesen beiden Figuren schenkt Maly viel Aufmerksamkeit und auch hier glänzt die Autorin mit vielschichtigen Charakteren. Auf der langen Reise zu den vermuteten Aufbewahrungsorten der fehlenden Teile des großen Geheimnisses treffen Jana und Conrad auf weitere interessante Personen, die ins Geschehen eingeflochten werden. Ein permanent hoher Spannungsbogen führt letztendlich zu einem fulminanten Finale, das auf eine Fortsetzung hoffen lässt.
Dies war mein erstes Buch von Beate Maly, und es wird mit Sicherheit nicht mein letztes sein. Ich bedanke mich von Herzen beim Vorablesen-Team, das es mir ermöglicht hat, dieses Buch testlesen und auf diese Art und Weise diese Autorin kennen lernen zu dürfen. „Vorablesen“ ist es daher zu verdanken, dass ich mich seit heute zu den Fans von Beate Maly zähle und mir in Kürze das Buch „Die Zeichenkünstlerin von Wien“ zu Gemüte führen werde. Durch „Das Sündenbuch“ wurde ein Feuer der Begeisterung für diese österreichische Autorin geweckt.
Fazit: Großartiges Buch, für das ich gerne 5 Bewertungssterne vergebe und das ich Liebhabern des Genres „Historischer Roman“ gerne weiter empfehle.