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Veröffentlicht am 15.01.2022

Arroganter Ermittler und schlauer Totengräber

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Dieser Roman führt ins Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts, eine Epoche, die vom Heraufdämmern der Moderne geprägt war, was sich auch auf die Verbrechensbekämpfung auswirkte.
Wien 1893: Leopold von Herzfeldt ...

Dieser Roman führt ins Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts, eine Epoche, die vom Heraufdämmern der Moderne geprägt war, was sich auch auf die Verbrechensbekämpfung auswirkte.
Wien 1893: Leopold von Herzfeldt wurde von Graz nach Wien versetzt und ist bestrebt, die Methoden seines Mentors, des Staatsanwalts und Erfinders der Kriminologie Hans Gross, auch dort einzuführen. Der Fall eines unheimlichen Serienmörders scheint eine perfekte Gelegenheit zu sein, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Doch mit seiner vorlauten Art macht er sich bei vielen Kollegen unbeliebt und soll daher in einem anderen Fall ermitteln. Dieser führt ihn auf den erst vor knapp 20 Jahren eröffneten Wiener Zentralfriedhof, wo er dem Totengräber Augustin Rothmayer begegnet, einem seltsamen Kauz, der die Ermittlungen aber tatkräftig unterstützt und einige wertvolle Hinweise liefert.

Tatsächlich handelt es sich bei dem Totengräber um eine interessante Persönlichkeit. Er lebt zurückgezogen auf dem Friedhof, kann neumodischen Erfindungen wie dem Telefon so gar nichts abgewinnen, stellt sich aber andererseits als Mann der Wissenschaft heraus, der viele Phänomene rund um Tod und Verwesung mittels einer naturwissenschaftlichen Herangehensweise untersucht.
Mit Leo konnte ich dagegen nicht so recht warm werden. Er wirkt ziemlich arrogant, scheint zu glauben, dass er als einziger Ahnung von seinem Job hat und ergeht sich bei jedem Rückschlag in Selbstmitleid.
Außerdem hätte er einige Dinge und Zusammenhänge schon früher bemerken oder richtig deuten können. Zumindest ein Teil der Auflösung war für mich nicht überraschend.

Aus diesen Gründen konnte mich die Lektüre nicht begeistern, obwohl die Geschichte vor interessanten Hintergründen spielt. Die Handlung beleuchtet nicht nur Leben und Sterben im Wien der Jahrhundertwende, sondern thematisiert auch unser Verhältnis zum Tod.
Falls es eine Fortsetzung geben sollte, würde ich mir jedenfalls wünschen, dass der Totengräber eine größere Rolle bekommt.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Faszinierender Inhalt in leider fehlerhafter Ausführung

Herzlich willkommen im Universum
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Dieses Buch stellt eine Rundreise durch das Universum aus astrophysikalischer Sicht dar und hilft den Lesern, ein tieferes Verständnis für das Universum, in dem wir leben, zu entwickeln.
Obwohl Neil deGrasse ...

Dieses Buch stellt eine Rundreise durch das Universum aus astrophysikalischer Sicht dar und hilft den Lesern, ein tieferes Verständnis für das Universum, in dem wir leben, zu entwickeln.
Obwohl Neil deGrasse Tysons Name größer am Cover steht, leisten die drei Autoren einen ähnlichen Beitrag zum Gesamtwerk. Tyson berichtet über Sterne, Planeten (inklusive der Frage, warum Pluto keiner ist) und die Wahrscheinlichkeit für Leben im Universum. Strauss nimmt sich die Galaxien vor und Gott betrachtet Einsteins Relativitätstheorien und berichtet, was wir über Dinge wie den Urknall, die Form des Universums, die Möglichkeit von Zeitreisen oder die Zukunft intelligenten Lebens wissen.
Entstanden ist das Buch aus einem Undergraduate-Kurs, den die Autoren an der Universität Princeton gehalten haben, was man vor allem dem ersten Teil stark anmerkt. Mit seinem lebendigen Stil und den witzigen Bemerkungen, die immer wieder eingestreut werden, könnte ich ihn mir gut als Vortrag vorstellen.
Auch der Rest ist großteils allgemein verständlich geschrieben. Nur gegen Ende werden ein paar schwerer fassbare Konzepte vorgestellt, was aber in der Natur der Sache liegt.
Teilweise spektakuläre Bilder und hübsch gezeichnete Grafiken tragen außerdem zur Anschaulichkeit bei.

Was den Inhalt betrifft könnte ich dieses Buch daher beinahe uneingeschränkt weiterempfehlen.
Der Text ist jedoch mit relativ vielen Fehlern gespickt, die bisweilen auch den Sinn eines Satzes ändern oder unklar machen. Ich gehe davon aus, dass dies im Zuge der Übertragung ins Deutsche passiert ist.
Ein derart engagiertes und interessantes Werk hätte eine sorgfältigere Bearbeitung verdient gehabt!

Veröffentlicht am 13.01.2022

Der Onkel Franz auf Verbrecherjagd

Mostkost
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Klaus Ranzenberger mutet dem schon aus anderen Werken bekannten Onkel Franz diesmal so einiges an Aufregung zu: Der Beginn wäre noch relativ harmlos mit zwei verfeindeten Nachbarn und einem mitgehörten ...

Klaus Ranzenberger mutet dem schon aus anderen Werken bekannten Onkel Franz diesmal so einiges an Aufregung zu: Der Beginn wäre noch relativ harmlos mit zwei verfeindeten Nachbarn und einem mitgehörten Ehestreit. Doch kurz darauf ist die Ehefrau verschwunden und dies soll nicht das letzte verdächtige Ereignis bleiben.
Der Onkel Franz lässt sich von seinem Spezl Albert dazu überreden, Nachforschungen anzustellen, was zwar zu interessanten Erkenntnissen führt, die beiden aber auch in einige gefährliche Situationen bringt.

Dem Ausdruck „Krimödie“ wird dieser Roman sicher gerecht – vor allem, was den zweiten Wortteil betrifft. Die Lektüre ist unterhaltsam. Sie enthält authentisch gezeichnete Figuren und amüsant und lebensnah geschilderte Begebenheiten, die ein paar allzu menschliche Verhaltensweisen illustrieren.
Nicht nur der Onkel Franz verströmt einiges Lokalkolorit. Er wird auch von interessanten Nebendarstellern begleitet, etwa der Tante, die genau weiß wie sie ihren Gatten und seine Eigenheiten zu nehmen hat, dem Juniorchef eines Wirtshauses, dessen Bemühen, gehobenere Umgangsformen einzuführen, bei Personal wie Stammgästen auf wenig Gegenliebe stößt, oder einem Polizisten, der es mit der Amtsverschwiegenheit nicht so genau nimmt. Selbst der aus Linz kommende Kriminaler akkulturiert sich schnell im Innviertel.
Der kriminalistische Aspekt konnte mich dagegen etwas weniger begeistern. Viel Spannung kommt nicht auf und zumindest in den Grundzügen ist das meiste vorhersehbar. Außerdem wirkt die Arbeit der Polizei teilweise ziemlich unprofessionell, wohl damit die Hobby-Ermittler glänzen können.
Angesichts der Tatsache, dass hier eben der Humor im Mittelpunkt steht, kann ich dieses Buch dennoch allen Freunden des Innviertels empfehlen.

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Veröffentlicht am 13.01.2022

(Mal mehr, mal weniger) interessante Reiseberichte

Von Rom bis an die Ränder der Welt
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In 20 Kapiteln beleuchtet dieses Buch Reisen und vor allem Reiserouten der Vergangenheit.
Es folgt unter anderem den Straßen der Römerzeit, rekonstruiert den Weg eines Ablasskollektors im Deutschland ...

In 20 Kapiteln beleuchtet dieses Buch Reisen und vor allem Reiserouten der Vergangenheit.
Es folgt unter anderem den Straßen der Römerzeit, rekonstruiert den Weg eines Ablasskollektors im Deutschland des 15. Jahrhunderts anhand seiner Spesenabrechnung, begleitet Pilger ins Heilige Land, nimmt die Perspektiven weniger privilegierter Italien-Reisender ein und beschreibt zum Abschluss eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn im Sommer 1992, kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Bei dem Autor handelt es sich zweifellos um einen großen Experten seines Fachgebiets. Er hat hier vielfältige Informationen zusammengetragen, welche deutlich machen, wie und zu welchen Zwecken in früheren Zeiten gereist wurde. Dabei gibt es immer wieder Überraschungen, beispielsweise darüber wie gut organisiert Reisen damals schon waren oder dass auch entlegene Ziele regelmäßig angesteuert wurden.
Nicht nur die Fakten an sich sind interessant. Es ist auch spannend, aus welch verschiedenartigen und teilweise unerwarteten historischen Quellen diese abgeleitet wurden.
Das Lesevergnügen war für mich jedoch etwas durchwachsen. Gerade am Anfang kommen zähere Abschnitte vor, bei denen nur eine Station nach der anderen aufgezählt wird. Es gibt aber auch beinahe mitreißende Stellen, wo ich mich gut in die jeweiligen Reisenden hineinversetzen konnte.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Wie kann man innerhalb einer Verschwörung einen Plan von einer Verschwörungstheorie unterscheiden?

Operation Feuerberg
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Dieser Roman führt wieder in das schon aus „Ein Inselreich“ bekannte Neu-Österreich, wo der Großteil der Bewohner auch im Jahr 2018 noch davon überzeugt ist, Teil der Habsburger Monarchie zu sein und einem ...

Dieser Roman führt wieder in das schon aus „Ein Inselreich“ bekannte Neu-Österreich, wo der Großteil der Bewohner auch im Jahr 2018 noch davon überzeugt ist, Teil der Habsburger Monarchie zu sein und einem gütigen Kaiser zu unterstehen, der vom fernen Wien aus seine schützende Hand über ihre kleine Insel in der Südsee hält.
Auf Einladung von Peter von Bonholtz, dem Neffen des Inselhauptmanns Anote von Bonholtz, reist Chefinspektor Eberhard Graf erneut nach Neu-Österreich, diesmal in Begleitung seiner Freundin, der Historikerin Dr Julia Stelzhammer, – und gerät gleich in eine Verschwörung rund um einen angeblichen Vulkan und den Plan, die gesellschaftliche und politische Ordnung der Insel auf neue Beine zu stellen.
So müssen die beiden nicht nur mit der ohnehin skurrilen Situation auf der Insel zurechtkommen, sondern sich auch öfters fragen, welche der seltsamen Dinge, die sie beobachten, nun tatsächlich mit der Verschwörung zusammenhängen.

Ob beabsichtigt oder nicht, ich habe mich bei der Lektüre ständig an die Corona-Krise erinnert gefühlt. Es wird sogar eine Maskenpflicht eingeführt, um sich vor „miasmatischen Gasen“ zu schützen.
Die Art, wie hier eine „erfundene“ Katastrophe benutzt wird, um (nicht ganz klare) politische Ziele zu verfolgen, regt schon zum Nachdenken an ...

Erzählt wird davon wieder in einem eher sachlichen Stil. Dennoch kommt durch die Absurdität mancher Situationen und das geschickte Spielen mit Klischees der Humor nicht zu kurz. Etwas gestört hat mich nur, dass sich manches ständig wiederholt, beispielsweise Eberhards und Julias schlechtes Gewissen den unbedarften Einwohnern gegenüber oder Eberhards Klagen über die Kokosnuss-basierte Küche.
Außerdem hätten der Handlung (wie schon beim ersten Teil) einige Seiten mehr gutgetan.
Unterhaltsam ist das Ganze aber allemal. Es gibt ein paar kleine Überraschungen und die Geschichte wird zu einem gelungenen Abschluss gebracht.