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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2023

Vom Swing zum Stolpern

Lindy Girls
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"Lindy Girls" entführt uns auf leichte und recht unterhaltsame Weise in das aufregende Berlin der 1920er Jahre, geprägt von der aufkommenden Swing- und Jazzära. Tanz und Musik stehen im Mittelpunkt dieses ...

"Lindy Girls" entführt uns auf leichte und recht unterhaltsame Weise in das aufregende Berlin der 1920er Jahre, geprägt von der aufkommenden Swing- und Jazzära. Tanz und Musik stehen im Mittelpunkt dieses Romans.
Die Handlung erstreckt sich über den Aufbau einer Tanzgruppe und die Herausforderungen, die es in den ersten Monaten zu bewältigen gilt, um sich in der männerdominierten Welt zu etablieren. Die Kapitel sind dabei aus der Sicht verschiedener Protagonisten geschrieben: Die Choreographin Wally strebt danach, eine erfolgreiche Charleston-Tanzgruppe zu gründen, während die Sekretärin Gila ein Buch über diese Gruppe schreiben möchte. Die Mitglieder der Tanzgruppe gewähren Einblicke in ihre Leben, wobei die Schwierigkeiten der damaligen Zeit, angebliche Gleichberechtigung, Antisemitismus sowie der Kampf um Selbstverwirklichung und Emanzipation thematisiert werden. Bei diesen Themen hätte ich mir allerdings mehr Tiefe gewünscht.
Der Roman bietet seichte Unterhaltung für zwischendurch, wobei stellenweise die Handlung etwas langatmig gewirkt und der häufige Wechsel zwischen den Perspektiven eine gewisse Aufmerksamkeit erfordert hat. Der Sprachstil ist gut an die damalige Zeit angepasst.
Ich habe bereits einige Romane von Anne Stern gelesen. Im Vergleich dazu empfand ich "Lindy Girls" leider als weniger authentisch und mitreißend. Dennoch bietet er einen interessanten Einblick in die bewegte Zeit des Berliner Nachtlebens der 1920er Jahre.

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Veröffentlicht am 23.08.2023

Wenn die Spannung auf der Strecke bleibt

Eine glückliche Familie
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Protagonistin im Roman „Eine glückliche Familie“ ist Beth, deren Mutter vor 30 Jahren die Familie verlassen hat. Gegenwärtig lebt Beth ein erfülltes Leben mit ihren beiden Kindern, einer erfolgreichen ...

Protagonistin im Roman „Eine glückliche Familie“ ist Beth, deren Mutter vor 30 Jahren die Familie verlassen hat. Gegenwärtig lebt Beth ein erfülltes Leben mit ihren beiden Kindern, einer erfolgreichen Karriere und einem engen Freundeskreis, obwohl ihr Vater nach einem Schlaganfall im Pflegeheim ist. Doch plötzlich steht eine ältere Frau vor ihrer Tür und gibt sich als ihre lang verschwundene Mutter aus. Anfangs freut sich Beth über die vermeintliche Rückkehr ihrer Mutter, doch bald häufen sich seltsame Ereignisse und die Geschichte nimmt unerwartete Wendungen.
Die Charaktere in diesem Buch wirken oberflächlich, naiv und wenig authentisch. Während Beths Lebenssituation und die mysteriösen Vorkommnisse Potenzial für eine spannende Handlung bieten könnten, enttäuscht die Umsetzung. Die Verläufe wirken vorhersehbar und überzogen, was die Geschichte unglaubwürdig macht.
Trotz der vielversprechenden Hinweise auf einen fesselnden Psychothriller fehlt es „Eine glückliche Familie“ an Tempo und Spannung. Die Handlung ist zäh an einigen Stellen, und die Geschichte verschenkt das Potential, das im Klappentext steckt.
Die Erzählweise des Buches ist flüssig und angenehm geschrieben, wobei eine einfache Sprache verwendet wird. Allerdings ziehen sich auch einige Längen durch die Erzählung, was das Leseerlebnis leider beeinträchtigt.

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Veröffentlicht am 05.07.2023

Ein Lokalpolitiker, ein Webentwickler, eine Ingenieurin und Putin treffen sich beim Arzt…

Putin im Wartezimmer
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In Lou Bihls Roman dreht es sich um eine Gruppe übergewichtiger Menschen, die bei Ihrer gemeinsamen Hausärztin ein Seminar über gesunde Ernährung besuchen. Das Ernährungsseminar selbst ist dabei weniger ...

In Lou Bihls Roman dreht es sich um eine Gruppe übergewichtiger Menschen, die bei Ihrer gemeinsamen Hausärztin ein Seminar über gesunde Ernährung besuchen. Das Ernährungsseminar selbst ist dabei weniger von Interesse, die Wartezeiten vor jeder Sitzung aber dafür umso mehr. Denn die Patientengruppe hat stehts etwas Zeit unter sich, bevor die Ärztin zum Beginn des eigentlichen Seminars dazustößt. Diese Zeit wird von den Damen und Herren gemischten Alters rege zum Austausch über aktuelle Themen genutzt, wobei sich schnell alle auf den Krieg in der Ukraine als Thema einigen können. Die Erzählperspektive wechselt zwischen den verschiedenen Gruppenteilnehmern und der Ärztin selbst.

Die Idee des Buches ist durchaus originell und auch gut umgesetzt. Die Gesprächsteilnehmer sind sehr unterschiedlich von Alter, Charakter und Herkunft, aber die Gedankenwelten sind dennoch überraschend ähnlich, sodass ein Erzählerwechsel manchmal kaum auffällt. Die Dialoge sind eher wenig authentisch, eine derart fundierte, eloquente und gut recherchierte Diskussion bedürfte im echten Leben einer ausführlichen Vorbereitung aller Beteiligten. Aber die Autorin schafft es dadurch, viele verschiedene Perspektiven auf den Ukrainekrieg, das Geschehen drumherum und die Auswirkungen auf Deutschland, in einem einzigen Raum einzufangen.

Das Buch lässt sich gut lesen, es ist eine Art Zusammenfassung der Situation zur Zeit des Redaktionsschlusses. Wer die Berichterstattung einigermaßen verfolgt, wird hier keine allzu neuen Denkanstöße erfahren.

Alles in Allem ein durchaus lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Toll illustriert, inhaltlich wenig einfallsreich

Animal Jack - Das Herz des Waldes
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Der Comic „Animal Jack 1“ handelt von dem kleinen Jungen Jack. Er spricht nicht, was ihn zum Außenseiter macht. Seine Eltern interessieren sich mehr für ihr Handy als für ihren Sohn. Jack kann sich in ...

Der Comic „Animal Jack 1“ handelt von dem kleinen Jungen Jack. Er spricht nicht, was ihn zum Außenseiter macht. Seine Eltern interessieren sich mehr für ihr Handy als für ihren Sohn. Jack kann sich in jedes Tier verwandeln. Da dies aber nicht in allen Situationen passend ist, eckt er damit oft bei seinen Mitschülern und Eltern an. Als Kinder aus der Schule entführt werden, ist seine Chance gekommen, sich zu behaupten. Begleitet wird er von einem kleinen Glühwürmchen, das seine Gedanken ausspricht.

Als pädagogisch wertvoll würde ich die Geschichte nicht einstufen.
Es gibt einige Punkte, die mir nicht gefallen haben, u.a. die falsche Sprechweise des Fauns, klischeehafte Charaktere, die Erziehungsmethoden der Eltern, das verletzende Verhalten der Nymphen.
Die Art der Illustration gefällt auch meinen beiden Mädchen, vor allem die bunten Farben und witzigen und vielfältigen Tierfiguren. Die Bilder haben eine gute Druckqualität und das Cover macht einen hochwertigen Eindruck.

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Veröffentlicht am 12.02.2023

Ein wichtiges Thema für alle, aber für die Arbeit mit Betroffenen nur bedingt geeignet

HIRNSALAT
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Das Cover hat und die Illustrationen haben meinen Kindern gut gefallen. Für betroffene Kinder, die manchmal auch Probleme mit dem Sehen bzw. der visuellen Wahrnehmung haben, hätte ich hier klare und begrenzte ...

Das Cover hat und die Illustrationen haben meinen Kindern gut gefallen. Für betroffene Kinder, die manchmal auch Probleme mit dem Sehen bzw. der visuellen Wahrnehmung haben, hätte ich hier klare und begrenzte Zeichnungen und eine andere Schriftart für besser geeignet gehalten.

Die Beschreibungen der Kinder haben mir und meinen eigenen Kindern gut gefallen, sie waren verständlich und wertschätzend. Ich fand es auch sehr gut, dass es keine Diagnosen bzw. Zuordnungen gab. Nach der Beschreibung der Kinder werden einige Ursachen für den Hirnsalat beschrieben. Die eingeschobenen Erklärungen finde ich gut nachvollziehbar, frei von Schuldzuweisungen und authentisch. Meiner Ansicht nach können Erklärungen der Ursachen für Hirnsalat auch dazu beitragen, Kinder zu entlasten und zeigen, dass sie für ihr Verhalten nichts können und es falsch ist, sie daraufhin auszugrenzen.

Ich habe es mit einer Gruppe Schülerinnen in der Förderschule gelesen (mit FASD, ADHS, etc.). Die Problembeschreibungen waren einigen Kindern zu langatmig und wurden von ihnen als langweilig empfunden. Hier fehlte ihnen die Handlung mit einem Spannungsbogen. Manchen war auch die Sprache zu komplex. Bis zu dem wichtigen Teil mit den Stärken und der Clubgründung sind wir leider gar nicht gekommen, den habe ich dann frei erzählt in einfacherer Sprache.

Ich finde das Buch insgesamt sehr wertschätzend und es zeigt, dass wir alle unsere Stärken haben und unsere Schwächen auch in Ordnung sind.

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