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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.07.2019

Neustart auf Sardinien

Von wegen Dolce Vita!
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Mit "Von wegen Dolce Vita" hat Tessa Hennig erneut einen Roman mit einer unglaublich tollen,  lebensbejahenden Ü60-Protagonistin geschaffen. 
Der Klappentext umreißt den Handlungsbogen ziemlich gut und ...

Mit "Von wegen Dolce Vita" hat Tessa Hennig erneut einen Roman mit einer unglaublich tollen,  lebensbejahenden Ü60-Protagonistin geschaffen. 
Der Klappentext umreißt den Handlungsbogen ziemlich gut und dank des flotten Schreibstils ist man dann auch sofort mit Angie, Leonie und Janis unterwegs in Sardinien!

Angie ist einfach nur genial. Sie ist zwar im Herzen noch das Hippie-Mädchen von früher, aber trotzdem angekommen im 21.Jahrhundert. Ihre Erinnerungen an "damals" sind nicht verklärend, sondern maximal melancholisch. Ich fand ihren realistischen, offenen und humorvollen Umgang mit dem Alter mehr als erfrischend!
Janis ist nur auf den ersten Blick eine Spießerin. Auch sie ist ein Kind ihrer Zeit, dazu geprägt durch eine 68er Erziehung... sicher nicht immer einfach.
Tatsächlich hatte ich beim lesen das Gefühl in mir steckt ein wenig Janis - zusammen mit einem kleinen Anteil Angie...
Lediglich mit Leonie wurde ich (zu Beginn!) nicht warm. Wie im wahren Leben habe ich ein Problem mit der Einstellung "Ich bin erstmal gegen alles". Dazu der extrem lockere Umgang mit dem Thema kiffen - da musste ich als Mutter schon etwas Luft holen. Wie passend, dass Leonie in dem naturverbundenen Umfeld auf Sardinien davon völlig abzukommen scheint....

Die Landschaftsbeschreibungen sind klasse. Man fühlt sich beim lesen sofort auf die sardische Insel versetzt und dies auf eine Art, die Reiselust weckt! 
Generell ist übrigens ein nachhaltiger Umgang mit der Natur hier, so ganz nebenbei, sehr gut in die Handlung eingebettet.
Das ein Generationenkonflikt sich eigentlich nur auf eine Art lösen lässt, nämlich mit Ehrlichkeit plus reden, reden, reden und sehr viel Toleranz - wird hier sehr realistisch beschrieben.
Die Wandlung der einzelnen Personen ging mir, realistisch betrachtet, etwas zu schnell - aber was soll's! Das Ende war dadurch stimmig, die Zukunftsplanung toll gelöst, aber nicht rosarot!

Fazit: Wie immer bei Tessa Hennig liebe ich die humorvolle Geschichte, geschrieben in einem Stil, der die Seiten nur so fliegen lässt. Und auch diesmal möchte ich mit den Protagonisten unheimlich gern befreundet sein! Bitte, bitte mehr davon!

Veröffentlicht am 26.06.2019

Einfach magisch!

Eine Liebe zwischen den Zeiten
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Die in England lebende Lea erbt völlig überraschend von ihrer deutschen Großmutter ein Haus in Braunschweig. Spontan beschließt sie zwar es sich anzusehen, dann aber doch schnellstmöglich zu verkaufen.
Das ...

Die in England lebende Lea erbt völlig überraschend von ihrer deutschen Großmutter ein Haus in Braunschweig. Spontan beschließt sie zwar es sich anzusehen, dann aber doch schnellstmöglich zu verkaufen.
Das Haus ist ziemlich heruntergekommen, aber unglaublich schön und liebevoll eingerichtet.
Zufällig findet sie während des Hausputzes eine Art Zeitfenster, das es ihr ermöglicht in das Jahr 1938 zu
reisen.
Dort angekommen stellt Lea fest, das Haus und die antiken Möbel gehören einem jüdischen Arzt.

Carl, ein alter Freund ihres verstorbenen Vaters, kann Lea davon überzeugen, dass sie nicht verrückt wird und unterstützt sie dabei, Daniel, dessen Tochter Miriam, sowie die Enkelin Maxi zu retten.
Denn Lea weiß, die Progromnacht der Nazis steht unmittelbar vor der Tür und die kleine Familie ist in Gefahr!
Zum Glück kann Lea zwischen den Zeiten hin und her springen, lediglich die Mitnahme von Gegenständen ist eine Einbahnstraße.
Die Erklärungen in diesem Zusammenhang sind nie komplett unglaubwürdig, scheinen sogar logisch!

Im Mittelpunkt steht die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Lea und Daniel.
Eine Liebe ohne Zukunft, denn Daniel ahnt nicht einmal etwas von Leas Doppelleben!
Aber auch Miriam und die kleine Maxi haben sofort mein Herz erobert.
Als Lea erkennt, ihr Großvater war ein überzeugter Nazi, ihre Großmutter eine charakterschwache Frau, ahnt man, wie die Großeltern wohl an das Haus gekommen sind....

Die Beschreibung des Alltags klammern die politischen Umstände, zumindest im Detail, öfter aus. Das habe ich für den Fortgang der Geschichte nicht als schwierig empfunden, denn der Fokus der Handlung lag eher darauf, wie Lea versucht ihre eigene "Vergangenheit", die ja in der Zukunft liegt, zu verschleiern, um die Familie vor deren Zukunft, die für Lea Vergangenheit ist, zu warnen, bzw. zu retten.

Mich hat das Buch richtig begeistert, ich habe von Beginn an mitgefiebert!
Und immer habe ich mich gefragt, kann Lea die Vergangenheit ändern - und kann es ein Happy-End für Lea und Daniel überhaupt geben?
Und wenn nicht - wird die Familie den Holocaust überleben?
Die Richtung der Handlung war dann zwar irgendwann absehbar, trotzdem gab es noch eine kleine Überraschung und ein versöhnliches Ende!

Veröffentlicht am 26.06.2019

Schlechter Abklatsch

Der Fluch des Hauses Foskett
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Leider kann ich zu der Geschichte, zu dem eigentlichen Buch nicht viel sagen - ich musste nach einiger Zeit abbrechen.
Ist dem Autor nichts eigenes eingefallen?
Die Beziehung von Detektiv Sidney Grice ...

Leider kann ich zu der Geschichte, zu dem eigentlichen Buch nicht viel sagen - ich musste nach einiger Zeit abbrechen.
Ist dem Autor nichts eigenes eingefallen?
Die Beziehung von Detektiv Sidney Grice zur "Mitarbeiterin" March war wie ein extrem schlechter Abklatsch der Beziehung Sherlock Holmes - Dr.Watson.
Selbst die überhebliche Arroganz eines Detektives, der sich anderen geistig weit überlegen fühlt, wurde hier peinlich geklaut.
Nur fehlte der snobistische Charme von Sherlock Holmes - Sidney Grice war nur ein ungehobelter, grantiger und unsympathischer Griesgram.
Auch fehlten die zum lächeln anregenden Gespräche, wie man sie aus der Baker Street kennt.
Hier wollte ich March eher fragen warum sie solch einen frauenfeindlichen, arroganten Sack mit seinen permanenten Beleidigungen überhaupt erträgt. An ihrer Stelle hätte ich Grice sicher irgenwann.... lassen wir das!
Um was es ging.... keine Ahnung - ich war zu sehr damit beschäftigt irgendetwas positives zu finden. Leider vergeblich!

Veröffentlicht am 20.06.2019

Nur für Venedig-Kenner, bzw. Fans....

Die Mondschein-Lagune
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Die Archäologin Antonia kommt mit einem nicht näher definierten Forschungsauftrag von Berlin nach Venedig.  
Sie wohnt bei der Contessa Ada Foscarini und lernt Venedig an der Seite des jungen Dario kennen ...

Die Archäologin Antonia kommt mit einem nicht näher definierten Forschungsauftrag von Berlin nach Venedig.  
Sie wohnt bei der Contessa Ada Foscarini und lernt Venedig an der Seite des jungen Dario kennen und lieben.
Leider sind weder eine angekündigte "zauberhafte Liebesgeschichte", noch ein "düsteres Geheimnis" wirklich tragender Teil der Geschichte.
Es geht größtenteils um die Problematik der Stadt Venedig in Zusammenhang mit den Kreuzfahrtschiffen - und ganz besonders auch um die vielen Motorboote in der Lagune, die sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten und die Fundamente der Stadt immer mehr schädigen.
Dies ist sicherlich sehr problematisch, ja mittlerweile richtig dramatisch für diese wunderbare Stadt. Aber wenn ich eine Liebesgeschichte vor der Kulisse Venedigs erwarte, dann ist das schon etwas enttäuschend.
Dazu kommt, das mich Antonia und Dario nicht wirklich "abgeholt" haben.
Mir ist auch nicht wirklich klar, was Antonia eigentlich die ganze Zeit für ihre Forschungsarbeit gemacht hat. Eigentlich hat sie sich nur von Dario durch Venedig fahren lassen und hat über die genannten  Probleme gesprochen...
Ich habe die letzten Kapitel nur noch überflogen, vielleicht kam da noch wichtige Info.....?
Lediglich Contessa Ada hatte meine uneingeschränkte Sympathie!
Ihr düsteres Familiengeheimnisis war dann leider doch etwas... schnarchig-langweilig!
Extrem nervig fand ich die Zwischenkapitel, in denen sich die Adas Katze Mimi und die venezianische Kanalratte Canaletto "unterhalten".

Ich liebe Venedig - und das ist der einzige Grund, warum es 2 Sterne gab und nicht nur einen. Spannendes Thema, zu gewollt umgesetzt, in Summe nicht wie erhofft! 
Leider keine Leseempfehlung von mir. 

Veröffentlicht am 19.06.2019

Nie aufgeben!

Hannah und ihre Brüder
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Als Benjamin Solomon 2004 in Chicago den angesehenen Elliott Rosenzweig in aller Öffentlichkeit mit einer deutschen Wehrmachtspistole bedroht, ist dies von ihm genau geplant.  
Denn Ben will in Elliott ...

Als Benjamin Solomon 2004 in Chicago den angesehenen Elliott Rosenzweig in aller Öffentlichkeit mit einer deutschen Wehrmachtspistole bedroht, ist dies von ihm genau geplant.  
Denn Ben will in Elliott seinen früheren Freund und Ziehbruder Otto Piontek erkannt haben.
Jenen Otto, der 60 Jahre zuvor in Polen von der jüdischen Familie Solomon aufgenommen wurde und zusammen mit Ben wie ein Bruder gelebt hat.
Doch Otto hat sich irgendwann von der Ideologie der Nazis verführen lassen und innerhalb der NSDAP sogar Karriere gemacht.
Als Ben verhaftet wird, erzählt er seiner jungen Anwählin Catherine Lockhart seine Lebensgeschichte. Und dazu gehört natürlich auch seine große Liebe Hannah.
Ben wollte Elliot/Otto nie wirklich umbringen. Er will das endlich die Wahrheit ans Licht kommt und Otto seine Taten gesteht. Ben will keine Rache, nur Gerechtigkeit!

Das Buch "Hannah und ihre Brüder" ist nach "Karolinas Töchter" in Deutschland erschienen, spielt chronologisch aber davor.
Dies ist für die Handlung aber unwesentlich.

Im Prinzip spielt die Geschichte auf zwei Ebenen:
Zum einen geht es um die Erzählungen von Ben aus der Vergangenheit.
Zum anderen um das juristische Gezerre der Anwälte von Ben und Eliott.
Beeindruckend fand ich bei Bens Geschichte, dass die Grausamkeiten und die Gräuel des Nazi-Regimes für den Leser irgendwie immer präsent waren, auch wenn sie nicht permanent in aller schrecklichen Deutlichkeit im Fokus standen.
Auch die schleichende Verwandlung des sympathischen Otto zum menschenverachtenden Nazi-Schergen lief quasi nur hintergründig ab. Irgendwie war immer die Hoffnung, er kommt irgendwann zur Besinnung.
Auch hat mich fast durchgehend die Frage beschäftigt: Was wurde aus Hannah, die 2004 definitiv nicht mehr lebt....
Catherine Lockhart und Liam Taggart, ein Jugendfreund und Prvatdetektiv, der für sie arbeitet, reden zuerst nur aus Mitgefühl mit dem netten alten Ben Solomon. Aber nach und nach sind beide immer mehr von der gleichermaßen beeindruckenden, wie beklemmenden Lebensgeschichte berührt. 
Besonders Catherine fühlt sich Ben immer näher. Sie ist schließlich sogar bereit Karriere und Reputation aufs Spiel zu setzen, um als kleine Anwältin gegen die große, vom mächtigen Elliot Rosenzweig engagiete Anwaltskanzlei, anzutreten. 
Bei diesen juristischen Details merkt man, das der Autor selbst Jurist ist oder war. Die Einzelheiten der verschiedenen Sachverhalte werden erklärt ohne zu belehren.

Wie bereits bei "Karolinas Töchter" wird man auch hier wieder von Beginn an vom grandiosen Schreibstil des Autors in seinen Bann gezogen.
Nicht nur das Schicksal von Ben und Hannah, der Familie Solomon oder generell der geknechteten Menschen in Polen, hat mich richtig mitleiden lassen. Nicht selten musste ich tief durchatmen.
Ich habe regelrecht getrauert, wenn eine Person gestorben ist, die ich ins Herz geschlossen hatte!
Die Passagen der Gegenwart gaben einem manchmal zum Glück eine regelrechte Atempause!
Mir hat gefallen zu lesen wie Catherine und Liam zu dem Paar geworden sind, dass ich aus "Karolinas Töchter" schon kannte.