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Veröffentlicht am 30.04.2018

Die zweite Braut

Die zweite Braut
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Marburg im Jahr 1537: Obwohl die junge Anne früh beide Eltern verloren hat, erlebt sie eine schöne Kindheit und Jugend im Hause ihres Onkels. Als der Landgraf Philipp von Hessen sie als Vorleserin und ...

Marburg im Jahr 1537: Obwohl die junge Anne früh beide Eltern verloren hat, erlebt sie eine schöne Kindheit und Jugend im Hause ihres Onkels. Als der Landgraf Philipp von Hessen sie als Vorleserin und Gesellschafterin in seine Dienste nimmt, geht ein Traum für die junge Frau in Erfüllung, und sie ist neugierig auf das Leben am landgräflichen Hof. Während einer Reise, die sie mit ihrem Onkel unternimmt, lernt Anne einen jungen Mann kennen und verliebt sich unsterblich in ihn. Mit Martin möchte sie ihr weiteres Leben verbringen, und die Liebenden schmieden Zukunftspläne Was Anne zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ist, dass sich Philipp von Hessen mit dem Gedanken trägt, sie zu seiner zweiten Frau zu nehmen. Außerdem ist da noch ein Ritter des Landgrafen, der sie besitzen will. Als Martin ihr nachreist, eskaliert die Angelegenheit, und es wird nicht nur für das junge Paar gefährlich, sondern auch für die Menschen, denen Anne vertraut.
In gewohnt kurzweiliger Form erzählt Sibylle Baillon diese mittelalterliche Geschichte, in die so einige historisch authentische Personen verwickelt sind. Man erfährt viel über das Leben am Hofe des Landgrafen und über die dortigen Gepflogenheiten. Die Stellung der Frauen zur damaligen Zeit ist sehr ausführlich dargestellt, und schnell wird klar, wie wenig selbst die höher gestellten Damen bei Hof zu sagen hatten, gar nicht zu sprechen von den Mägden, die von vielen Rittern als Freiwild angesehen wurden. Wie es Anne in ihrer Situation geht, ihre geheimen Gedanken und Gefühle, während sie quasi zwischen drei Männern steht, ist so glaubwürdig erzählt, dass man regelrecht mit der jungen Frau mitfiebert und leidet.
Sehr interessant finde ich an diesem Roman, wie geschickt die Autorin historische Fakten in die fiktive Handlung einbindet. Auch das mit Philipps Zweitehe ist keine reine Erfindung, sondern der Landgraf war wirklich, obwohl verheiratet, auf Brautschau. Auch seine Situation und die Probleme, die es zu lösen galt, sind lebendig dargelegt.
Der Roman kann mit einer Vielzahl farbiger und sehr gut gezeichneter Charaktere aufwarten. Sehr sympathisch waren mir beispielsweise Annes gute Freundin Neslin. Wie im richtigen Leben, so begegnet man liebenswerten Menschen, aber auch welchen, mit denen man lieber nichts zu tun haben möchte. Nicht nur einmal hätte ich Anne am liebsten zugeflüstert, sie solle auf der Hut sein. Den sympathischen Charakteren wird im Verlauf der Handlung auch einiges abverlangt, und sie erleben schlimme Dinge. Aber alles, was passiert und wie es geschildert ist, erscheint sehr authentisch und könnte durchaus so oder ähnlich passiert sein.
Mein Fazit: Ein fesselnder Roman mit interessanten Charakteren und einem faszinierenden historischen Hintergrund, der nicht nur gut unterhält, sondern dem Leser auch das raue Leben im 16. Jahrhundert lebhaft nahe bringt.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Ein wundervoller Roman über starke Frauen, die auch in Krisenzeiten zusammenstehen und dem Schicksal trotzen

Die Frauen von Savannah
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CeeCee hat keine leichte Kindheit, denn der Vater ist kaum zuhause, hat der Familie den Rücken gekehrt, und die Mutter ist psychisch krank. Man kann sich gut in das Mädchen hinein versetzen, die quasi ...

CeeCee hat keine leichte Kindheit, denn der Vater ist kaum zuhause, hat der Familie den Rücken gekehrt, und die Mutter ist psychisch krank. Man kann sich gut in das Mädchen hinein versetzen, die quasi auf ihre Mutter aufpassen muss und dabei ihre Kindheit verliert. Da sich die Mutter in der Öffentlichkeit oft daneben benimmt, was CeeCee peinlich ist, hat das Mädchen auch keine Freunde, sondern verkriecht sich in jeder freien Minute bei ihren Büchern. Ihre einzige Vertraute ist Mrs. Odell, eine alte Dame in der Nachbarschaft. Nach dem plötzlichen Unfalltod der Mutter wird CeeCee bei ihrer Großtante Tootie aufgenommen. Diese lebt in einem schönen alten Haus in Savannah. Tooties Köchin, die anfangs ein wenig ruppig wirkt, entpuppt sich als warmherzige Frau, die CeeCee schnell zur mütterlichen Freundin wird. Die ganze Geschichte ist aus CeeCees Sicht, in der 1. Person, erzählt, was man an der geradlinigen, schlicht gehaltenen Erzählweise merkt, die jedoch, trotz aller Einfachheit, sehr schön und bilderreich ist. Es ist die Poesie und Weltsicht eines jungen Mädchens, das viel zu schnell vernünftig und erwachsen werden musste.
Die Charaktere sind sehr lebendig beschrieben, und wie gesagt, CeeCee, Mrs. Odell, Tootie und die Köchin Oletta sowie auch die Nebenfiguren sind überwiegend sympathisch gezeichnet. Aber nicht alles ist so idyllisch wie es scheint, auch bei CeeCees neuer Familie gibt es Sorgen, denn eines Tages erlebt das Mädchen einen rassistischen Überfall mit, was sie erst verarbeiten muss. Insgesamt hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, bis auf Kleinigkeiten, so kamen mir beispielsweise einige Charakterisierungen von Tooties Nachbarinnen etwas überspitzt vor. Aber das mindert keinesfalls die Lesefreude an diesem schönen Sommerroman, in dem CeeCee liebe Menschen und Freunde findet und ihr Schicksal eine glückliche Wendung nimmt, denn auch wenn es diverse Probleme gibt, die von den Protagonisten bewältigt werden müssen, so strahlt der Roman doch insgesamt eine positive, warmherzige Stimmung aus.

Veröffentlicht am 23.04.2018

Cornwall Seasons 3

Frühlingsleuchten
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In diesem Band der Cornwall-Seasons geht es um die dritte Freundin im Bunde. Chesten, die junge Tierärztin, ist seit Jahren unglücklich verliebt in einen verheirateten Mann. Sie hofft, dass er sich eines ...

In diesem Band der Cornwall-Seasons geht es um die dritte Freundin im Bunde. Chesten, die junge Tierärztin, ist seit Jahren unglücklich verliebt in einen verheirateten Mann. Sie hofft, dass er sich eines Tages für sie entscheidet, aber dazwischen beschleichen sie Zweifel, ob das jemals geschehen würde.
Chesten ist eine liebenswerte junge Frau, aber obwohl sie in Bree und Alys zwei ehrliche, zuverlässige Freundinnen und Ratgeberinnen hat, ist sie eher verschlossen, wenn es um ihre Beziehung geht.
Mit Darren tritt eine völlig neue „Größe“ in Chestens Leben, denn sie merkt, dass sie viele Gemeinsamkeiten mit dem tiefgründigen Mann hat. Darren ist anfangs nicht leicht zu durchschauen, und doch fühlt sich Chesten zu ihm hingezogen, denn schon allein, dass er einen verletzten Hund gerettet hat, macht ihn der überzeugten Tierärztin und Tierschützerin sympathisch. Sie könnte sich durchaus vorstellen, ihm näher zu kommen, wäre da nicht ihr Geliebter Yestin. Manchmal möchte man Chesten einen kleinen Schubs geben, denn als „außenstehender Beobachter“ hat man einen guten Überblick und weiß einfach immer ein wenig mehr als die Protagonisten.
Im Lauf der Handlung muss Chesten einige schwere Entscheidungen treffen, die auch mich beim Lesen sehr berührt haben.
Wie könnte es anders sein, so spielen auch in diesem Band einige Vierbeiner eine wichtige Rolle, denn da sind nicht nur Chestens eigene Tiere, sondern auch die Katzen und Hunde ihrer Freunde. Einen Roman ohne Tiere, das könnte ich mir bei Cara Lindon gar nicht vorstellen, denn die gehören einfach immer dazu.
Der Titel „Frühlingsleuchten“ kommt nicht von ungefähr, und auch das wunderschöne Coverbild schmückt das Buch nicht zufällig, denn dazu gibt es eine zauberhafte Szene im Roman. Es ist eine Geschichte, in die man richtig eintauchen kann. Man genießt die wundervollen Landschaftsbeschreibungen, und man erlebt Freud und Leid mit den sympathischen Protagonisten.
Vom Verständnis her ist es übrigens kein Problem, dieses Buch einzeln zu lesen, auch wenn die Geschichten aufeinander aufbauen. Ich habe die Cornwall-Seasons von Anfang an verfolgt und den Eindruck gewonnen, dass sich die Autorin von Band zu Band nochmal gesteigert hat, und auch wenn ich alle Bände gut fand, so kann ich doch sagen, dass mir dieser dritte Band bisher am allerbesten gefallen hat. „Frühlingsleuchten“ ist ein wundervoller Roman, unterhaltsam und humorvoll geschrieben, aber auch mit traurigen, tiefsinnigen Elementen, kurz gesagt: ein Leseerlebnis mit der ganzen Bandbreite an Emotionen.

Veröffentlicht am 18.04.2018

In ihrem aktuellen Sommerroman entführt und Petra Schier wieder einmal nach Lichterhaven, in den entzückenden kleinen Ort am Meer

Vier Pfoten am Strand
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Als der Künstler Ben Brungsdahl nach Lichterhaven kommt, möchte er dort eigentlich nur in Ruhe arbeiten, aber dann macht ihm sein Hund einen Strich durch die Rechnung. Boss ist eine amerikanische Bulldogge, ...

Als der Künstler Ben Brungsdahl nach Lichterhaven kommt, möchte er dort eigentlich nur in Ruhe arbeiten, aber dann macht ihm sein Hund einen Strich durch die Rechnung. Boss ist eine amerikanische Bulldogge, und er hat in seinem jungen Leben schon Schlimmes erlebt. Ben nahm ihn bei sich auf, weil ihm der Hund leid tat, aber dass es so schwierig sein würde, hatte er sich nicht vorgestellt. Boss hat kein Vertrauen zu den Menschen, denn zu oft wurde er schon enttäuscht oder gequält. Da Ben sich mit der Erziehung des sturen Vierbeiners nicht mehr zu helfen weiß, engagiert er die Hundetrainerin Christina. Sie gewinnt nicht nur das Herz des Hundes, sondern nimmt plötzlich auch in Bens Leben und Gedanken immer mehr Raum ein.

Dies ist nicht der erste Lichterhaven-Roman, denn schon im Sommer 2016 habe ich „Körbchen mit Meerblick“ gelesen, und auch dieses Buch spielt in dem fiktiven Ort am Meer. Die Wahl eines Schauplatzes für mehrere Bände und die Verknüpfung verwandtschaftlicher oder freundschaftlicher Verhältnisse in mehreren Romanen, das ist bei Petra Schier schon so etwas wie ein Markenzeichen. Mir gefällt das sehr, denn beim Lesen ist es fast so, als würde man gute alte Freunde besuchen. Der kleine Ort ist schon vertraut, und auch viele der Charaktere in diesem Roman kannte ich bereits vom vorherigen Band. Auch in „Körbchen mit Meerblick“ war ein Hund die „Hauptperson“, und Schoki ist hier ebenfalls wieder mit von der Partie.
Die wichtigste Rolle spielt aber diesmal Boss, und er hat seinen Namen mit der Tat, denn wenn er mit Ben unterwegs ist, weiß man nicht, wer hier eigentlich wen an der Leine führt. Boss ist in der Handlung kein niedlicher kleiner Welpe mehr, wie auf dem Cover abgebildet, sondern er befindet sich gerade in der Hunde-Pubertät. Mit seinen fünfzig Kilo wirft er sein Herrchen mit Leichtigkeit um, was Ben so gar nicht gefällt. Zum Glück ist Christina nicht nachtragend, denn die erste Begegnung zwischen der Hundetrainerin und Ben fällt alles andere als liebenswürdig aus.

Zugegeben, eine amerikanische Bulldoge wäre nicht der Hund meiner Wahl, schon der Größe wegen. Würde mir ein Hund wie Boss begegnen, würde ich respektvollen Abstand halten. In diesem Roman bekommt er aber eine eigene Stimme. In vielen Kapiteln ist Boss der Ich-Erzähler und erklärt, wie er die Welt und die Menschen sieht. Das ist mit so viel Einfühlungsvermögen und so liebenswert geschrieben, dass ich den großen, tollpatschigen und etwas stürmischen Hund sehr schnell ins Herz geschlossen habe. Auch die menschlichen Protagonisten dieses Lichterhaven-Romans sind wieder sehr sympathisch, und man kann sich wunderbar in die verschiedenen Situationen hineinversetzen. Es ist, als würde man den Sommer am Meer selbst miterleben. Entsprechend leidet man in diversen Momenten auch direkt mit, und ich muss zugeben, dass ich am Ende sogar ein paar Tränen vergossen habe, was zeigt, wie tief ich emotional in die Handlung eintauchen konnte. Großes Kompliment an die Autorin, die es mit tollen Charakteren, spannenden Handlungsfäden und einem herzlichen, humorvollen Schreibstil regelmäßig schafft, mich mit ihren Romanen zu fesseln und in ihre fiktiven Welten mitzunehmen.
Es ist mir nicht leicht gefallen, mich von Boss, Ben und Christina zu verabschieden. Aber es gibt einige Hinweise im Buch, dass es sicher ein freudiges Wiedersehen in Lichterhaven geben wird, und darauf bin ich schon riesig gespannt!

Veröffentlicht am 15.04.2018

Das Licht muss über die Finsternis siegen!

Rabenschwarze Beute
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Dies ist bereits der neunte Alpenkrimi von Nicola Förg. Ich verfolge diese Krimireihe schon seit einiger Zeit, genau genommen seit der fünfte Band erschienen ist, und die beiden Kommissarinnen Irmi Mangold ...

Dies ist bereits der neunte Alpenkrimi von Nicola Förg. Ich verfolge diese Krimireihe schon seit einiger Zeit, genau genommen seit der fünfte Band erschienen ist, und die beiden Kommissarinnen Irmi Mangold und Kathi Reindl, zwei völlig unterschiedliche Charaktere, sind mir in dieser Zeit schon recht vertraut geworden. Die beiden Frauen und ihr Team sind natürlich immer mit von der Partie, und es fließen auch immer private Ereignisse und Gedanken mit in die Handlung ein, aber die Bände lassen sich trotzdem jederzeit einzeln lesen, weil jedes Buch eine abgeschlossene Handlung hat. Die privaten Entwicklungen sind nicht so gravierend, dass es stören würde, wenn man die Reihenfolge nicht strikt einhält.
Da sich diesmal Irmis und Kathis gesamte Abteilung, unter dem Motto „Teamspirit“, zu einem Hütten-Wochenende trifft, lernt man die einzelnen Charaktere besser kennen. Nicola Förg hat sie alle sehr ausführlich und lebendig beschrieben.
Die Ermittlungsarbeiten drehen sich in dieser Folge gleich um zwei mysteriöse Todesfälle, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, aber nach und nach ergeben sich doch Anhaltspunkte zu Verbindungen. Lange Zeit tappen die Ermittlerinnen im Dunkeln, und auch ich muss gestehen, dass ich fast bis zuletzt keine Ahnung hatte, worauf das alles hinauslaufen würde.
Spannend waren bisher alle Folgen, aber diese hat mich besonders stark berührt, was weitgehend daran lag, dass es hier unter anderem um das Schicksal eines Kindes geht.
Wie man es von der Autorin kennt, widmet sie sich in ihrem Krimis immer auch einem Umwelt-Thema, das in irgend einer Form mit dem Kriminalfall verknüpft ist. Diesmal geht es um den Vogelschutz. Nicola Förg lässt stets viele Informationen zum entsprechenden Thema in die Handlung einfließen, so dass ihre Romane nicht nur kurzweilig und fesselnd sind, sondern auch immer viel Lehrreiches enthalten. Gerade hier, zu den Zusammenhängen zwischen Vogelschutz und Architektur, habe ich sehr viel Neues erfahren.
Wie bereits oben erwähnt, hat das Buch den Untertitel „Alpenkrimi“, fällt also unter die Kategorie Regionalkrimis. Dass die Handlung im Raum Allgäu und Oberbayern spielt, macht sich bei der Sprache bemerkbar. Mundart-Begriffe und bayerische Redensarten setzt die Autorin sehr gekonnt ein, was dem Roman einerseits Atmosphäre verleiht, aber doch so sparsam Anwendung findet, dass die Verständlichkeit auch für Nicht-Bayern gewährleistet ist.
Wer hier einen „Landhaus-Krimi“ erwartet, wird jedoch schnell feststellen, dass „Rabenschwarze Beute“ alles andere als beschaulich und gemütlich ist. Dies ist ein eher ernster, tiefsinniger Krimi mit vielschichtiger Handlung und eindringlichen Schilderungen. So dramatisch wie sich die Handlung entwickelt, da tun sich dunkle Abgründe der menschlichen Seele auf. Ein Buch, das einen nicht mehr loslässt!