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Veröffentlicht am 20.02.2024

Spektakuläre Ganovinnengeschichte mit zuviel Personal

Mayfair House
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London, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der schwerreiche Mr. de Vries ist verstorben, einzige Erbin ist seine Tochter, die jetzt die riesige Villa allein bewohnt – so allein, wie man mit Heerscharen von ...

London, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der schwerreiche Mr. de Vries ist verstorben, einzige Erbin ist seine Tochter, die jetzt die riesige Villa allein bewohnt – so allein, wie man mit Heerscharen von Dienern eben lebt. Sie will sich schnellstens verheiraten und plant eine gigantische Party. Doch Miss de Vries ist keineswegs die einzige Tochter des reichen Mannes, und schon gar nicht die einzige Verwandte. Und so verfolgen die Dienstboten des Hauses eigene Pläne.
Besonders gut gefallen haben mir die weiblichen Hauptpersonen. Eigentlich handeln hier nur Frauen, und sie sind selbstbewusst und mutig bis zur Kühnheit. Aber es sind einfach zu viele: Zu viele wichtige Personen, zu viele komplexe Beziehungen, die das Geschehen beeinflussen und somit zu viele scheinbar gleichwertige Handlungsstränge, denen ich schließlich kaum noch folgen konnte. Mir fehlte eine Gewichtung, ein Fokus. So kam auch keine rechte Spannung auf, und für bloße Unterhaltung ist die Geschichte zu komplex. Schade. Doch es gibt eine Menge toller Ideen, was die Selbstinszenierung der Reichen betrifft. Auch Elend und Armut werden hier gezeigt und wie sich die nicht so reichen Leute so durchschlagen. Denn diese sind die Hauptpersonen. Doch eine charakterliche Entwicklung konnte ich nicht erkennen. Dafür stand wieder das Geschehen und die Frage, ob das Geplante denn gelingt, zu sehr im Mittelpunkt.
Fazit: Dies ist weder ein Spannungsroman noch eine Charakterstudie. Man hätte mehr draus machen können, auf dreimal so vielen Seiten.

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Veröffentlicht am 01.02.2024

Schwestern, Männer und Bücher

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
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Es geht um zwei unterschiedliche Schwestern, die einander sehr nahe stehen: Nora ist Literaturagentin, Stadtmensch und Karrierefrau. Libby, ihre jüngere Schwester ist verheiratet und schwanger mir ihrem ...

Es geht um zwei unterschiedliche Schwestern, die einander sehr nahe stehen: Nora ist Literaturagentin, Stadtmensch und Karrierefrau. Libby, ihre jüngere Schwester ist verheiratet und schwanger mir ihrem dritten Kind. Im Prolog des Buches lernt Nora den Lektor Charlie kennen, den sie für ein Buch erwärmen möchte, und das Treffen geht gründlich schief. Jahre später trifft sie diesen Mann wieder, das von ihm abgelehnte Buch ist ein Erfolg geworden, und er hat inzwischen die Stelle gewechselt. Hier entwickelt sich die genretypische Liebesgeschichte.
Nora erscheint als ziemlich überdrehte Person, die einige erfolglose Liebesbeziehungen hinter sich hat. Vieles, was in ihrem Leben passiert, analysiert sie als Geschichte, als Story, als vielleicht verkäufliches Buch. Das ist interessant und für die Leserin eine andere Sicht auf Bücher. Doch Nora steht sich oft selbst im Weg. Der selbstironische Humor, den sie speziell in Liebesdingen an den Tag legt, ist ein bisschen albern. Doch sie ist eine durchaus komplexe Person, ebenso wie Charlie und die schwangere Libby.
Das Geschehen verlagert sich von New York in ein kleines Dorf. Der Rest ist ein wenig klischeehaft und vorhersehbar. Die „enemies“ sind schon in der Mitte des Buches zu „lovers“ geworden, danach folgen Erotik, viele Gefühle und großes Drama bis zum Happy End. Doch die Dialoge sind witzig, ein- oder zweimal habe ich laut aufgelacht. Noras Vergangenheit erschließt sich mehr und mehr, und auch Charlie lernt man immer besser kennen, was die Portagonisten interessanter und glaubwürdiger macht.
Genrefans werden hier sicherlich gut bedient. Die Charaktere sind überraschend komplex, die Dialoge witzig. Unterhaltsam, aber etwas länglich.

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Veröffentlicht am 26.01.2024

Ausgrenzungen

Nachbarn
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Vierzehn Kurzgeschichten, mitten aus dem Leben. Wir befinden uns im beginnenden zwanzigsten Jahrhundert in den USA. Es sind eher arme Leute, um die es hier geht, meistens Frauen, und immer sind es Schwarze. ...

Vierzehn Kurzgeschichten, mitten aus dem Leben. Wir befinden uns im beginnenden zwanzigsten Jahrhundert in den USA. Es sind eher arme Leute, um die es hier geht, meistens Frauen, und immer sind es Schwarze. Es ist die Zeit der Rassentrennung. Die Autorin verstarb schon 1966 und wird erst jetzt (wieder-)entdeckt. Was für ein Fund!
Die Rassentrennung ist nicht ausdrücklich Thema des Buches, aber der Hintergrund jeder einzelnen Story. Es geht um Abhängigkeiten, Armut und Ausgrenzung. Und in einigen Fällen, nicht in allen, geht es um Unerhörtes: Da will eine schwarze Familie ihr Kind auf eine weiße Schule schicken. Da gehen vier schwarze Menschen in ein Restaurant, um zu Mittag zu essen. Und Winifred geht aufs College. Es ist erst wenige Jahre her, dass Rosa Parks sich weigerte, in einem Bus ihren Sitzplatz einem Weißen zu überlassen; damit nahm die Bürgerrechtsbewegung und letzlich das Ende der Rassentrennung ihren Anfang.
Der Stil der Autorin zeigt die Protagonistinnen aller Geschichten sehr authentisch. Wie sie sich fühlen in ihrem Alltag, wie sie leben und was sie denken, erscheint atmospärisch dicht und man kommt den Menschen sehr nah. Manche Geschehnisse überraschen, andere passieren heute noch: Da ist der Ehemann, der Frau und Kinder verlassen hat. Die Mutter, die mit ihren vier Kindern zum Arzt geht, um sie impfen zu lassen und dann dort im Wartezimmer sitzt und sitzt. Da ist die Frau, die die Tochter ihres Mannes aus dessen erster Ehe kennen lernt. Das sind heutige Geschichten ganz normaler Leute. Gerade dadurch wirkt der Rassismus noch bedückender.
Harte Kost. Aber großartige Literatur.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Amüsant und besonders

Spellbound - Lieber verhext als verstorben
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Spellbound ist ein Ort, in dem ausschließlich magische Wesen leben: Hexen, Vampire, Harpyen, Werwölfe, Gorgonen, Feen und viele andere. Anwältin Emma ist eine Hexe und aus der normalen, menschlichen Welt ...

Spellbound ist ein Ort, in dem ausschließlich magische Wesen leben: Hexen, Vampire, Harpyen, Werwölfe, Gorgonen, Feen und viele andere. Anwältin Emma ist eine Hexe und aus der normalen, menschlichen Welt hergekommen. Das geschah schon vor vier Bänden, dies ist der fünfte. Für mich war es der erste, den ich las. Es ist allerdings keine abgeschlossene Geschichte.
Emma ist Anwältin und arbeitet mit den ermittelnden Sheriffs zusammen. Da macht sie immer wieder den Eindruck einer vernünftigen Person. Doch wenn es um die Liebe geht, ist sie ein unvernünftiger Teenager, was ziemlich witzig erzählt wird. Der Mann, den sie seit mehreren Bänden liebt, wird bald eine andere heiraten. Lässt sich das noch verhindern? Als sie sich mit einem Minotaurus anfreundet, legt sie großen Wert darauf, dass dies „nur“ Freundschaft sei und kein Date. Sie gibt die Hoffnung auf ihren Daniel nicht auf.
Der Stil ist flüssig und leicht zu lesen. All die Geister, Vampire und Medusen machen das Buch amüsant und besonders, man könnte fast sagen: divers. Es gibt auch einen Kriminalfall. Ein Satyr wurde ermordet. Doch das ist eher ein Nebenplot. Im Mittelpunkt stehen die Liebesgeschichte und die zahlreichen seltsamen Wesen, die in größter Selbstverständlichkeit in Spellbound existieren und ihre Eigenarten ausleben. Damit hat mir das Lesen größtenteils Freude gemacht.
Fazit: Eine unterhaltsame Liebesgeschichte vor dem Hintergrund allerhand fantastischer Gestalten und Umstände. Man kommt gut rein, aber ein befriedigendes Ende gibt es nicht. Mit weiteren Fortsetzungen ist zu rechnen.

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Veröffentlicht am 05.01.2024

Sinnsuche 1968

Yoga Town
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Corinna ist weg. Ihr Exmann Lou, ein Althippie mit Gitarrenladen, und ihre Tochter Lucy, Yogalehrerin in Berlin, machen sich auf die Suche. Es geht in die Zeit vor Lucys Geburt zurück. Damals reisten viele ...

Corinna ist weg. Ihr Exmann Lou, ein Althippie mit Gitarrenladen, und ihre Tochter Lucy, Yogalehrerin in Berlin, machen sich auf die Suche. Es geht in die Zeit vor Lucys Geburt zurück. Damals reisten viele junge Leute nach Indien, um Erleuchtung zu finden, unter anderem auch die Beatles. Wie erreichen wir den Weltfrieden? Und was geschah mit Lous Bruder Marc?
Die gemeinsame Suche nach Corinna wird aus der Sicht der Tochter geschildert, die hier ihre Eltern von einer ganz anderen Seite kennen lernt, und damit auch sich selbst. Lou lässt in Rückblicken die damalige Zeit aufleben: Auf dem Hippie-Trail ging es zu Viert nach Süden und durch den Orient. Im Grunde waren sie in der Wildnis unterwegs, aber wenn mal ein Auto liegenblieb, fand sich ein anderes für die Weiterreise. Denn viele waren "on the road", unterwegs.
In dem kleinen indischen Ort Rishikesh sind noch heute die Reste des "Beatles-Ashram" zu besichtigen. Man spürt, dass der Autor persönlich vor Ort war, wenn auch viele Jahre später. Hier prallten östliche Spiritualität und westliche Popkultur aufeinander. Vor dem exotischen Hintergrund Indiens verfolgt man die weitere Entwicklung der Hauptpersonen, bis in die Meditation hinein und in den kreativen Schaffensprozess. Die Geschehnisse wirken sehr authentisch, und die Personen finden alle etwas, aber nicht immer das, was sie suchen. Immerhin hat Lou seine Bestimmung gefunden, damals. Und nun sucht auch Lucy.
Die Personen sind durchweg glaubhaft und sympathisch, auch wenn es Streit gibt. Das Buch liest sich sehr spannend, wie ein Thriller. Und es bleibt bewegend, bis zum Schluss. Eine besondere Empfehlung für Menschen, die in den Sechzigern und Siebzigern jung waren. Und für alle, die gerne mal auf eine weite Reise gehen.
Als besonderes Plus gibt es eine Playlist unter dem Titel "Yoga Town" auf den gängigen Streaming-Plattformen.

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