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Veröffentlicht am 21.02.2022

Lach- und Krachgeschichten mit Stil

Meine kleine Welt
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Klappentext:
„Die gesammelten Familiengeschichten von SPIEGEL-Bestsellerautor
Ewald Arenz
Eine völlig normale fünfköpfige Familie steht im Mittelpunkt dieser heiteren kleinen Geschichten. Eine beinahe ...

Klappentext:
„Die gesammelten Familiengeschichten von SPIEGEL-Bestsellerautor
Ewald Arenz
Eine völlig normale fünfköpfige Familie steht im Mittelpunkt dieser heiteren kleinen Geschichten. Eine beinahe normale jedenfalls. Wenn nicht gerade der vierjährige Otto mit gutem Gewissen böse Spielfiguren im Klosett versenkt. Oder die dreizehnjährige Philly die Eltern penetrant in fortschrittlichem Denken unterweist. Oder ihr eben volljährig gewordener, spätpubertärer Bruder Theo mal wieder meint, den Monarchisten und Provokateur mimen zu müssen.
Also streitet und liebt man sich, lacht mit- und übereinander und bietet, wenn es darauf ankommt, der Welt geschlossen die Stirn.
Ewald Arenz lässt uns mit feinem Witz und sanfter Ironie am nie alltäglichen Familienalltag teilhaben. Und seinem Alter Ego Heinrich gelingt es auf bewundernswerte Weise, über all den Widrigkeiten Humor zu bewahren und augenzwinkernd zu zeigen, um wie viel ärmer seine kleine Welt ohne diese kleinen Katastrophen wäre.“

Den Leser erwartet hier mal ein ganz anderer Ewald Arenz als in seinen Vorgänger-Büchern. Hier dürfen wir in sein Privatleben eintauchen und anhand von vielen Kurzgeschichten das Chaos-Leben der Familie Arenz miterleben. Was man für dieses Buch braucht? Gar nicht viel, aber Humor sollte man haben, Wonne an gescheiter Wortwahl und dem feinem Witz zwischen den Zeilen erkennen können. Hier geht es um das ganz normale Familienleben und das bietet sowieso immer genügend Lach- und Krachpotential. Warum man dieses Buch lesen sollte? Ganz klar: Arenz verwebt einen feinen und anspruchsvollen Sprachstil mit einer gewissen Prise Humor. Das kann nie schaden! Es ist ein Spiegel von uns allen…Sie werden sehen! Man kann Humor völlig unter Klamauk abstempeln aber Arenz schafft es, diesen Humor eine gehörige Prise Stil beizumischen. Wenn das einer kann, dann Arenz!
Ja, ich habe es geliebt! Die Geschichten sind kurz, knackig, zum vorlesen perfekt geeignet, bei einigen muss man laut lachen, bei anderen kann man schmunzeln…Das Leben ist bunt und bei Arenz ist es sogar kunterbunt. Ich vergebe sehr gern 5 von 5 Sterne für diesen Brüller!

Veröffentlicht am 20.02.2022

Zu extrem gedacht

Mit Tieren leben
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Klappentext:
„Wir verwöhnen unsere Haustiere, und abends grillen wir Rindersteaks. Wir sehen uns Naturdokumentationen an und wissen gleichzeitig, dass die meisten Nutztiere ein elendes Leben führen, bis ...

Klappentext:
„Wir verwöhnen unsere Haustiere, und abends grillen wir Rindersteaks. Wir sehen uns Naturdokumentationen an und wissen gleichzeitig, dass die meisten Nutztiere ein elendes Leben führen, bis sie auf unseren Tellern landen.
Henry Mance zeigt uns, wie wir diese Widersprüche auflösen und einen respektvolleren Umgang mit allen Arten dieses Planeten etablieren können.“

Ich muss gestehen, genau auf so ein Buch habe ich seit langem gewartet. Sie denken jetzt mir Sicherheit, ich fände es großartig und bin immer noch begeistert davon, aber da liegen sie falsch. Es ist keine Frage das sich Autor Henry Mance den Tierschutz auf die Fahne geschrieben hat (wobei mich schon sehr gewundert hat, das er NUR 2 Hühner hält! Hühner brauchen zum glücklich-sein schon ein paar mehr Kameraden um sich herum…)und das er eine unbändige Lust hatte dieses Buch zu schreiben, aber, jetzt kommt von mir das große ABER, ich lasse mir nicht von einem Autor vorschreiben (und das macht er mit ganz klaren Worten!) was ich essen solle und was nicht. Jedenfalls nicht mit seiner Argumentation. Ich bin Genussmensch und liebe es zu kochen, zu essen und richtig gepflegt Essen-zu-gehen (so mit schick anziehen und dem ganzen Firlefanz) aber eines schreibe ich mir dabei immer auf die Fahne: ich muss wissen wo die/meine Lebensmittel (egal ob Gemüse, Fleisch, Fisch) herkommen. Selbstredend geht das ins Geld. Man muss es sich leisten können in der heutigen Gesellschaft. Leider geht Mance darauf gar zu selten ein und das finde ich schwach. Es dann einfach sein zu lassen, Fleisch und Fisch zu kaufen und zu essen ist das Eine, aber es braucht dazwischen einfach auch eine gut-überlegende Mitte. Mance hat in vielen Punkten recht, keine Frage aber wie gesagt, die Art und Weise wie er einiges verteufelt ist für mich zu übertrieben. Er brauch mir nicht sagen, das wir unsere Tierwelt besser schützen müssen, denn genau das sind auch meine Gedanken aber selbstredend gibt es noch genug Menschen denen das egal ist. Wir Menschen überzüchten, nutzen Tiere schamlos aus und pumpen sie mit Medizin teilweise in den Tot. Für Mance gibt es in dieser Welt nur Schwarz oder Weiß und ich sehe eben eine graue Zone. Genau diese Zone sind jene seltene Bauern die ihre Tiere lieben und ohne Medikamente, Powerfutter etc. so natürlich wie möglich eben aufziehen. Diese Bauern (auch sehr eben viel Bio, wobei das eben auch nicht immer das Non-plus-ultra ist) respektieren ihre Tiere mit Außenanlagen, frischer Luft und allen Naturgeschehnissen, bestem frischen Futter und genau da schmecken Eier auch noch nach „Eier“. Zudem müssen wir am Grundstock bohren! Unsere Felder werden immer mehr überdüngt und dann sollen Kühe darauf weiden - ein Kreislauf beginnt, der schwer zu beenden ist. Seine Verteufelung geht mir zu weit, denn genau meine beschriebene Grauzone ist für die Menschen richtig, die nicht auf gutes Fleisch (da kostet ein Kilogramm Rindfleisch eben auch mal 52.-€) verzichten wollen oder können. Bei den Eiern ist es genau das selbe! Jeder heult im TV wenn dort die männlichen Küken geschreddert werden, aber selbst kaufen sie Bodenhaltungseier….Bio-Eier kosten im Durchschnitt -.70€ pro Ei. Viel Geld aber man kann die Aufzucht der Bruderhähne mit dabei unterstützen. Wir Menschen essen einfach viel zu viel Fleisch und das ist der Knackpunkt! Angebot und Nachfrage regelt den Markt und wenn ein Tomahawk-Steak für 12.-€ das Kilogramm (Haltungsform 1!) im Discounter angeboten wird, ist das einfach abartig und traurig. Denken Sie mal an früher, als es nur Sonntags einen feinen Braten gab! Das war das Highlight der Woche! Und genau da müssen wir ansetzen und nicht gleich die radikale Lösung a la Mance wählen und komplett darauf verzichten. Denn genau dieses Denken ist ebenso schädlich für die Umwelt und das spricht er ebenso wenig an. Wenn wir Menschen jetzt komplett aufhören Fleisch zu essen, verändert sich nicht nur unsere weiterzuentwickelnde Geschichte für die Zukunft, sondern auch das der Tiere selbst und auch das unseres Planeten im Allgemeinen. Rassen und Arten sterben beispielsweise aus um nur einige Parts kurz anzuschneiden. Darüber gibt es bereits viele Studien dazu.
Mance sollte der Sache mehr auf den Grund gehen und erstmal auf die Bodenkultur (Permakultur ist hier das Stichwort!) eingehen, weiter dann mit einer artgerechten Viehhaltung (artgerecht wohlgemerkt so mit gesunden Wiesen; gesundes, reines Wasser; keine Kunstdünger im Boden oder Unkrautvernichter; kein Schreddern/ vergasen mehr von männlichen Küken oder eine Kastration ohne Betäubung von Ferkeln; einen Aufzucht der Kälbchen bei der Mutterkuh etc. etc…… die Liste könnte noch weiter gehen!) und dem was der Mensch überhaupt so braucht an lebensnotwendigen Mineralien und Stoffen. Wenn man so radikal wie er sofort handeln würde, ist dies egal ob für Mensch oder Tier, auch nicht gesund.
Ich vergebe 2 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 17.02.2022

Ok, aber mehr auch nicht

Die Frauen von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 1)
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Klappentext:

„Im Sommer 1914 erfüllt sich für Emma ein Traum: Sie wird eine der ersten Pflegerinnen im prachtvollen Wiener Tiergarten Schönbrunn. Voller Leidenschaft widmet sie sich ihren Schützlingen, ...

Klappentext:

„Im Sommer 1914 erfüllt sich für Emma ein Traum: Sie wird eine der ersten Pflegerinnen im prachtvollen Wiener Tiergarten Schönbrunn. Voller Leidenschaft widmet sie sich ihren Schützlingen, den Zebras, Giraffen und Orang-Utans. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, werden fast alle Männer eingezogen. Schneller als ihr lieb ist, muss Emma Verantwortung für die Tiere übernehmen und außerdem noch für ihre schwangere Schwester sorgen. An ihrer Seite steht Tierarzt Julius, der verletzt von der Front zurückgekehrt ist und nach dessen Nähe sich Emma zunehmend sehnt. Während die Bevölkerung gegen Ende des Krieges hungert, werden die Rufe immer lauter, den Zoo zu schließen. Kann Emma mit Julius’ Hilfe retten, was ihr am meisten am Herzen liegt?“





Autorin Beate Maly hat mit „Die Frauen von Schönbrunn“ den Auftakt ihrer mehrteiligen Reihe gestartet. Hauptprotagonistin Emma ist einem gleich von Beginn an sympathisch. Ihre Liebe und Zuneigung zu den Tieren ist deutlich erkennbar und ja, man nimmt es ihr ab. Neben den Tieren, die leider immer mehr ins Hintertreffen geraten, rückt die Liebelei mit dem Tierarzt Julius in den Fokus. Die damalige Zeit hat tiefe Spuren in den Seelen der Menschen hinterlassen und dies spürt man auch bei Julius. Aber nicht nur er hat seinen Seelenrucksack zu tragen sondern auch Emma hat allerlei böse Töne zu verdauen. Das eine Frau in dieser Zeit als Tierpflegerin arbeiten will, fällt völlig aus dem Rahmen aber sie kämpft sich durch. Die Zeiten werden im Buch immer dunkler, die Zeichen des Ersten Weltkriegs wiegen schwer.

Der Sprachstil und die Wortwahl sind flüssig und gekonnt gewählt. Wie gesagt und auch wie anderen Lesern ebenfalls aufgefallen ist, treten die Tiere und deren Betreuung in den Hintergrund. Ein paar reale Fakten (Hungersnot und deren Bekämpfung) wurden geschönt, das hätte das Buch nicht nötig, passt aber eben nicht ins Heile-Welt-Bild.

Richtig umwerfen konnte mich das Buch nicht und genau deshalb gibt es 3 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 16.02.2022

Welch besonderes Werk!

Annie Dunne
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!ein Lesehighlight 2022!



Klappentext:

„Der Roman, der in einem Sommer des Jahres 1959 in der irischen Grafschaft Wicklow spielt, erzählt von einer Frau, mit der es das Leben nicht gut gemeint hat. ...

!ein Lesehighlight 2022!



Klappentext:

„Der Roman, der in einem Sommer des Jahres 1959 in der irischen Grafschaft Wicklow spielt, erzählt von einer Frau, mit der es das Leben nicht gut gemeint hat. Von den Privilegien und dem Wohlstand ihrer Kindheit sind der alleinstehenden, mit einem Buckel gezeichneten Annie nur noch die Erinnerung und ihr Stolz geblieben. Mittellos und ohne Obdach ist sie schon vor Jahren auf dem abgelegenen Bauernhof ihrer Cousine untergeschlüpft. Dort, mit Hund und Hühnern, Kühen und Kälbern und einem feindseligen Pony hat sie eine Art bescheidenes Glück gefunden und in Sarah eine Lebens- und Seelengefährtin. Wie jedes Jahr kommen die kleinen Kinder von Annies Neffen zu Besuch bei den beiden Frauen, doch dieses Mal ist etwas anders. Ein Schatten liegt auf diesem Sommer, eine Bedrohung, die Annie um den Schlaf bringt. Annies Kräfte lassen nach, das ihr anvertraute Mädchen hat Alpträume, das Pony bringt sie bei einem Ausflug alle in Gefahr, und zu allem Überfluss macht sich ein Mann auf dem Hof und in Sarahs Leben breit.“



Sebastian Barry hat „Annie Dunne“ verfasst. Was erwartet denn nun den Leser? Eine seelisch verletzte, alte Dame. Und das soll man lesen? Und ob und vor allem genießen! Annies Leben ist gezeichnet von vielen großen und kleinen Schicksalsschlägen. Ihr Aussehen ist da noch das geringste mit dem sie sich rumschlagen muss. Und schon hat man sie oder sie uns! Die Protagonistin beginnt einem Leid zu tun und wir sind auf der Sinnsuche nach dem „Warum“. Ihre gesamte Art und Weise wirkt so dermaßen unterkühlt und zerzaust, dass man sich wirklich fragt, warum ist sie dann überhaupt noch auf diesem Planeten? Ist sie aber wirklich so oder ist dies nur Fassade? Es kommen aber Wendungen auf und diese Wendungen nimmt sie an. Ob dies dankend geschieht, muss jeder selbst erlesen. Ihre Neffen sind jedenfalls ein klein wenig Balsam für ihre Seele und auch für den Leser. Niemand kommt böswillig oder unterkühlt auf die Welt aber warum ist Annie so? Und vor allem wie knacken wir dieses harte Nuss? Annie ist liebevoll und zeigt dies immer wieder in kleinen und großen Passagen und was soll ich sagen? Ich liebe sie! Sie zeigt einen festen aber keinen eisigen Charakter, so jedenfalls sehe ich es. Alles was man am Anfang über sie liest, verfliegt in gewissem Maße, wenn man es als Leser auch verfliegen lässt. Sebastian Barry weiß ganz genau wo er das Ruder für uns Leser herumreißen muss und wann genug ist. Er hat einen wahrlich zauberhaften und süchtig-machenden Schreibstil. Ein wenig poetisch, ein wenig philosophisch, ein wenig Normalität und genau das zeichnet diese wunderschöne Geschichte aus. Sein Ausdruck ist kraftvoll wenn es sein muss und ebenso still und leise wenn es eben auch dorthin gehört. Er benötigt keine Effekthascherei, er benötigt nur Auffassungsgabe und Phantasie und die hat er! Die Geschichte rund um Annie ist abwechslungsreich, stimmt nachdenklich und versöhnt einem mit dem ersten Eindruck rund um die Protagonistin. Wer hier einen seichten Landroman erwartet ist hier falsch. Man muss sich mit jeder Zeile auf Annie einlassen und viele Kapitel erstmal sacken lassen, mal darüber nachdenken und wieder einsteigen. Es ist ein Roman der nachhallt und einfach nur ganz besonders ist. Hierfür gibt es klare 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.02.2022

War nicht mein Buch

Am Gletscher (Steidl Pocket)
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Klappentext:

„Im äußersten Westen Islands liegt der Snaefellsgletscher, an seinem Fuße versieht Pfarrer Jon Primus sein Amt. Doch die Seelsorge, die er den Menschen (und Tieren) angedeihen lässt, ist ...

Klappentext:

„Im äußersten Westen Islands liegt der Snaefellsgletscher, an seinem Fuße versieht Pfarrer Jon Primus sein Amt. Doch die Seelsorge, die er den Menschen (und Tieren) angedeihen lässt, ist von ganz eigener Art. Was dem Bischof davon zu Ohren kommt, gibt Anlass zur Besorgnis: Der Mann repariere die Kirche nicht, taufe die Kinder nicht, beerdige die Toten nicht. Und was hat es mit der Leiche auf sich, die auf den Gletscher geschafft worden sein soll?

All dies zu erkunden, ist keine leichte Aufgabe für den jungen Theologen, der sich als Vertreter des Bischofs – kurz »Vebi« – mit Tonbandgerät und Stenoblock in die Abgeschiedenheit des Gletschers begibt. Er macht skurrile Bekanntschaften, hört

sagenhafte Erzählungen und wird in krude Dispute verwickelt. Und er trifft auf eine »Wahrheit«, die sich nicht protokollieren lässt.“



Autor Halldór Laxness schrieb „Am Gletscher“. Zugeben ich bin mit dem Buch nicht warm geworden, was nicht am Buchtitel lag. Ausdruck, Sprachwahl und genereller Aufbau waren kurz, trocken und nicht ganz deutbar. Hauptprotagonist Jon Primus wechselt nicht nur die Ansprache an den Leser mehrmals im Buch, er bleibt einem fern und vor allem unergründlich genau wie der Bischof. Wer selbst schon mal auf Island war weiß, dass die Menschen ein besonderer Schlag sind ebenso die Landschaft und die Mythen die sich um dieses Fleckchen drehen. Aber die doch leicht verwirrenden Erzählungen von Vebi in der Gletscherregion war schon mehr als seltsam. Ich konnte dem nicht wirklich folgen und bin mir nicht ganz sicher was uns Laxness damit sagen wollte. Gletscher haben ganz besondere „magische Kräfte“. Wer jemals vor einem echten Gletscher stand, weiß was ich meine.

Das Buch wird als „witzig“ bezeichnet aber ganz ehrlich, hierfür scheint mein Humor nicht ausreichend qualifiziert zu sein. Ich kann leider nur 2 von 5 Sterne vergeben.