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Veröffentlicht am 26.11.2019

Der gewisse Zauber fehlt einfach...

Die fantastischen Abenteuer der Christmas Company
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Kater Mr Livingstone und sein Frauchen Freda finden sich nach einem sehr merkwürdigen Anruf am Nordpol wieder - dem Zuhause des Weihnachtsmannes und seiner großen Werkstatt. Die „Christmas Company“ ist ...

Kater Mr Livingstone und sein Frauchen Freda finden sich nach einem sehr merkwürdigen Anruf am Nordpol wieder - dem Zuhause des Weihnachtsmannes und seiner großen Werkstatt. Die „Christmas Company“ ist ein modernes Unternehmen. Als sich aber eines Tages Computerhacker und sehr ungemütliche Wintergeister in der Company niederlassen, gerät die Weihnachts-Vorbereitung komplett ins wanken. Freda und ihre neuen Freunde begeben sich auf eine sehr mutige Reise mit einem ganz besonderen Ziel - sie wollen das Weihnachtsfest retten! Egal zu welchem Preis!



Corinna Gieseler hat mit „Die fantastischen Abenteuer der Christmas Company“ ein sehr modernes Buch für die herannahende Weihnachtszeit verfasst. Ihr Schreibstil ist dabei sehr einfach und man hat dadurch einen sehr raschen Lesefluss. Leider ist mir die Geschichte zu modern, der Weihnachtszauber kommt irgendwie nicht so richtig auf, es werden zu viele Details auf andere Themen gerichtet. Gieseler ist sehr ausschweifend und verwirrt den Leser damit. Das eigentliche Ziel, Weihnachten zu retten, gerät hier und da in den Hintergrund. Die Weihnachtsstimmung, die man aus anderen bekannten Büchern kennt, kommt nicht in dem Maße auf, wie man es eigentlich sich wünscht bzw. erwartet. Durch die vielen Charaktere verliert man als Leser den Überblick. Ein weiteres Manko ist der ständige Stress in diesem Buch. Natürlich muss Freda Gas geben um das Weihnachtsfest zu retten, aber das hätte es auch mit ein paar weniger spektakulären Aktionen und Charakteren getan. Schließlich will man, egal ob als Kind oder Erwachsener, gerade in der (Vor-)Weihnachtszeit das besinnliche daran doch genießen. Stress und Hektik sind da keine große Hilfe.

Aber, und das ist der Grund für meine 3 Sterne, die Geschichte ist nunmal komplett anders aufgebaut. Sie ist modern, hat Humor und dennoch einen schönen Tenor: gemeinsam schafft man (fast)alles.

Dies ist mal eine ganz andere Weihnachtsgeschichte als sonst!

Veröffentlicht am 25.11.2019

Wo ist Gilberto?

Hobalala
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Im Jahr 2019 ist einer der wichtigsten Männer der Musikgeschichte leider von uns gegangen: Joao Gilberto. Er hat einen neuen Musikstil geprägt, den Bossa Nova, und hat sich mit dieser Musik einfach unsterblich ...

Im Jahr 2019 ist einer der wichtigsten Männer der Musikgeschichte leider von uns gegangen: Joao Gilberto. Er hat einen neuen Musikstil geprägt, den Bossa Nova, und hat sich mit dieser Musik einfach unsterblich gemacht.



Im Buch „Hobalala“ geht Autor Marc Fischer an die Copacabana und auf die Suche nach diesem Genie. Wer war Gilberto? Was steckt genau hinter seiner Musik? Wir tickt das Herz des Bossa Nova? Viele Fragen die beantwortet werden wollen.

Fischer hat dieses Buch zum 80. Geburtstag von Gilberto geschrieben - 8 Jahr vor seinem Tot. Sein Schreibstil ist auf eine besondere Weise einnehmend, aber ich muss gestehen, das es mich nicht vom Hocker gerissen hat. Die Art „Detektivgeschichte“ nimmt man Fischer irgendwie nicht ganz ab. Denn eigentlich weiß man als Kenner des Bossa Nova, das er Gilberto niemals antreffen wird. Somit ist die Geschichte rein theoretisch bereits aufgelöst, um in diesem Jargon zu bleiben. Aber, und das sind die absoluten Pluspunkte für dieses Buch, er nimmt uns mit in die Welt von Joao Gilberto. Er trifft interessante Personen, beschreibt uns die Landschaft in der all die wunderschönen Lieder entstanden sind, aber Gilberto bleibt ein unentdeckter Mythos. Die Absage der Plattenfirma, die Fischer bekommt, lässt ihn richtig zurückwerfen. Aber warum aufgeben! Nur steht fest, das Gilberto sich niemals so frei, wie Fischer es gedacht hätte sich der Öffentlichkeit zeigt. Er war ein sehr eigensinniger Mann mit ganz seltsamen Marotten. Er scheute die Menschen aber nicht die Musik. Er war besessen vom Bossa Nova, hatte einen Virus gegen den es kein Mittel gab...Man merkt das Fischer dadurch richtig enttäuscht ist, aber was hat er erwartet?! Er taucht auf und der große Meister lädt ihn zum Mojito ein und trällert dabei „Girl from Ipanema“‘? Nein! Dennoch ist das Buch sehr unterhaltsam geschrieben, wenn auch, wie schon gesagt, nicht umhauend.

Ich freue mich aber dennoch über jedes Buch über dieses Musik-Genre und auch über ein wenig Träumerei. Es wäre doch zu schön gewesen wenn Fischer Joao Gilberto angetroffen hätte, ihn hätte näher kennenlernen dürfen....aber nicht jeder Traum kann gelebt werden.





Für alle Bossa Nova-Fans ein interessantes Buch über den Meister mit dem einnehmenden Gitarrenklang den es je gab!

Veröffentlicht am 18.11.2019

Back to the roots

Archiv der verlorenen Kinder
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Mutter, Vater uns zwei Kinder wollen sich auf die Reise machen. Es soll eine besondere Reise werden, nämliche in die Heimat der Apachen. Eine Reise zu den eigentlichen Wurzeln...
Gleichzeitig reisen tausende ...

Mutter, Vater uns zwei Kinder wollen sich auf die Reise machen. Es soll eine besondere Reise werden, nämliche in die Heimat der Apachen. Eine Reise zu den eigentlichen Wurzeln...
Gleichzeitig reisen tausende Kinder aus Zentralamerika aus. Nur bekleidet mit dem was sie tragen und einem kleinen Rucksack voller Leben, reisen sie gen Norden. Ihr Führer ist ein Coyote. Er macht ihnen nicht nur Angst, er ist der Schrecken in Menschengestalt. Die Kinder begeben sich auf diese Reise um endlich ihre Eltern in den USA wieder zu sehen...die andere Reise zu den Wurzeln....

Man merkt schon an meiner kurzen Inhaltswiedergabe, dass dieser Roman ein straffes Thema hat. Valeria Luiselli beschreibt eine Reise und eine Reise. Nur die letztere ist eine Flucht. Dennoch verfolgen beide Parts das selbe Ziel: back to the roots - zurück zu den Wurzeln. Luiselli greift ein sehr aktuelles Thema auf. Überall in den Medien wird über solche „Wanderungen“ berichtet. Nur über die Strapazen und die dazu gehörigen Ängste/Folge, berichten die Medien nie oder mehr als selten....es passt eben nicht so ganz ins Bild. Umso grotesker ist die Geschichte der Familie zu den Apachen...es scheint ein makaberer Vergleich aber es passt irgendwie....wenn auch sehr sehr weit hergeholt. Das Leben beider gerät aus den Fugen, nur so verdammt anders, das es Parts gibt, die man zwei Mal lesen muss. Die Wechsel sind Luiselli recht gut gelungen. Trotzdem gelingt ihr der Tiefgang der Geschichte nur sehr müßig. Man muss schon sehr genau zwischen den Zeilen lesen, aber das fällt oft schwer. Ihr Schreibstil, das mag vielleicht auch an der Übersetzung liegen, ist recht steif und kühl. Es passt zwar auf gewisser Art zur Geschichte, ist aber dennoch zu wenig. Das dieser Roman sehr vielschichtig und vielseitig ist, merkt mit Sicherheit jetzt jeder Leser. Dennoch hat er mich nicht ganz überzeugt.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Das Leben ist zum leben da

Wir waren eine gute Erfindung
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!ein Buchhighlight 2019!

Salomon und Sarah sind eine Einheit. Als Sarah stirbt, bricht für Salomon eine Welt auseinander, aber dennoch geht das Leben weiter. Auch somit die Familienfeste. Nun ist es an ...

!ein Buchhighlight 2019!

Salomon und Sarah sind eine Einheit. Als Sarah stirbt, bricht für Salomon eine Welt auseinander, aber dennoch geht das Leben weiter. Auch somit die Familienfeste. Nun ist es an ihm sie alle an einen Tisch zu bringen und die Trauer ein wenig bei Seite zu schieben. Das Sederfest soll nun Anlass genug bieten auch mal wieder zu lachen und mit den lieben Menschen in seinem Leben zusammen zu sein. Es wird gesungen, gelacht, gewitzt und geherzt. Aber das alles ohne Sarah und ihre Wärme und vor allem ohne ihre große Kunst alles zusammenzuhalten....

Joachim Schnerf hat ein wahres Meisterwerk in der Literaturwelt geschaffen! Dieses Buch ist so besonders und einmalig! Ich habe so selten eine so poesiehafte Erzählung lesen dürfen wie diese! Hier dringen Tränen vor Freude und Trauer nah beieinander heran aber auch Witz, lachen und eine gewisse Trübsinnigkeit begleiten die Geschichte um Salomon und Sarah. Er hat als einziger seiner Familie Auschwitz überlebt, und was macht der gute Mann?! Er reißt Witz darüber wie es nur einer kann der es erlebt hat. Schwärzer geht Humor kaum. Aber genau das alles so zu erzählen, das man nicht mit den ständigen düsteren Bildern konfrontiert wird, ist wirklich magisch. Schnerf nimmt uns als Leser ganz besonders ein. Er wählt seine tiefgründigen Worte, Sätze mit ganz viel Bedacht und verletzt somit niemanden. Er beschreibt auf eine ganz andere, aber dennoch sehr gefühlvolle Art wie das Leben sich gestaltet, wie man es lebt und wie man trauert. Figur Salomon ist ihm dabei hervorragend gelungen, aber auch alle anderen Charaktere (hier bleibt kein Auge trocken vor lachen!). Ein weiteres Highlight ist die Berührung mit einer anderen Kultur. Das Judentum wird hier in ein sehr feinfühliges Licht gestellt.
Das man so eine Geschichte so „verpacken“ kann, ist eigentlich kaum zu glauben. Seine Figuren heben nicht ab, sind auch bis zu einem gewissen Punkt recht unnahbar, aber das tut der Geschichte keinen Abbruch. Es liest sich sehr außergewöhnlich und grenzt schon fast ein wenig an Ungeheuerlichkeit wenn man mit Salomon mitlacht....aber das Leben ist doch viel zu kurz um nicht auch über die dunkelsten Dinge die man erlebt hat zu lachen. Vielleicht aus Schutz vor sich selbst oder aus Verzweiflung...Salomon gibt jedem Leser unzählige Rätsel damit auf und jeder wird eine andere Theorie finden. Die Geschichte mit der Familienzusammenführung ist Schnerf jedenfalls perfekt gelungen!

Dieses Buch ist so großartig! Ich bin sehr schwer beeindruckt! Aber Vorsicht!: die Geschichte hallt unheimlich nach!

Veröffentlicht am 18.11.2019

Eine schöne Geschichte und dazu ein Glas Riesling

Rieslingsommer
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Luisa und ihre Tochter Amelie müssen raus aus ihrem Zuhause. Die Überlegung fällt Luisa nicht leicht, aber sie geht wieder in ihr altes Zuhause, einem wunderschönen Weingut ihrer Familie, zurück. Die Ankunft ...

Luisa und ihre Tochter Amelie müssen raus aus ihrem Zuhause. Die Überlegung fällt Luisa nicht leicht, aber sie geht wieder in ihr altes Zuhause, einem wunderschönen Weingut ihrer Familie, zurück. Die Ankunft dort, wird nicht von allen Familienmitgliedern toleriert. Streit bahnt sich an. Besonders mit ihrer Schwetser Bianca. Das Weingut hat die besten Jahre hinter sich und Luisa und selbst Amelie können das nicht verstehen. Der Drang etwas zu verändern ist da....und der Name „Schwanthaler“ steht doch im Rheingau für besondere Rieslinge!
Nach einer besonderen Entdeckung wandelt sich das Blatt auf eine Weise, die selbst Uroma Lisbeth nicht für möglich gehalten hätte...

Heike Wanner holt mit „Rieslingsommer“ den warmen Hauch des Sommers wieder zurück. Die Geschichte um Luisa und Amelie ist einfach nur rührend und liebenswert. Ich mochte beide Figuren sofort und dadurch entstand beim lesen ein richtiger Sog. Die Story ist simpel, kommt ohne große Gefühle aus und alle beteiligten Charaktere dürfen wunderbar einen gewissen Raum einnehmen, ohne das es dabei überlaufen wirkt. Man wird in dieser Story keine großen Gefühle antreffen, dafür liest sich diese Geschichte zu schnell. Aber es tut auch manchmal ganz gut, etwas zu lesen, wo man nicht viel darüber nachdenken muss. Auch das können nur wenigen Autoren, ohne sich dabei zu verzetteln. Heike Wanner hat es aber geschafft, ob bewusst oder unbewusst - egal! Man ahnt auch als Leser wie es mit Schäfer Jörn oder auch Amelie und Jonathan weiter geht, aber auch das ist nicht dramatisch. Im Gegenteil. Die Geschichte plätschert sehr flüssig dahin und fügt sich in allen Strängen harmonisch ein. Der liebenswerteste Charakter in diesem Buch ist, in meinen Augen, Uroma Lisbeth. Sie ist der heimliche Star der Geschichte! Ihre Entdeckung des Internets, ihr Humor und ihre Feinfühligkeit haben mein Herz erwärmt. So eine Uroma wünscht sich doch jeder!
Wanner zeigt, dass vier Generation unter einem Dach nicht immer harmonieren aber es auch lernen sich wieder zu vertrauen und zu vertragen - eigentlich doch ein schöner Tenor für eine Geschichte.
Das Cover ist selbstredend und einfach nur wunderschön. Es passt sehr gut, genau so wie der Titel des Buches, zur gesamten Geschichte. Nur eines verleitet zum ablenken beim lesen: die Lust auf ein Glas wunderbaren trockenen und kühlen Riesling! Dieses Buch macht so Lust darauf und hat den Zauber rund um das schöne Rheingau ganz besonders eingefangen.

Ich mochte die Geschichte sehr und kann sie nur empfehlen, wenn man mal etwas leichtes und unaufgeregtes lesen möchte! Die Geschichte erhält von mir eine klare Leseempfehlung!