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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2023

Grandios!

Bis wir Wald werden
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!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Ein Hochhaus am Waldrand ist das Zuhause von Nanush und ihrer Urgroßmutter Babulya. Einst hat die Urgroßmutter ihre Urenkelin von Sibirien nach Deutschland getragen, ...

!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Ein Hochhaus am Waldrand ist das Zuhause von Nanush und ihrer Urgroßmutter Babulya. Einst hat die Urgroßmutter ihre Urenkelin von Sibirien nach Deutschland getragen, nun deckt Nanush die alte Frau abends mit einer Steppdecke zu. Voller Wärme und Poesie erzählt Birgit Mattausch von einem unzertrennlichen Familienband und einer ganz besonderen Hausgemeinschaft.



Wenn Babulya sagt, sie seien aus dem Frühling gekommen, weiß Nanush, dass ihre Urgroßmutter nicht nur sie beide damit meint, sondern alle Bewohner*innen des Hauses: Oma Elsa, die weder Hochdeutsch noch Russisch spricht, Felek, die aus Kurdistan geflüchtet ist, Vitali, der sich von seinem Hund beschützen lässt, oder Gregorij, der weiß, wie man Sonnenblumenkerne im Mund schält. Jahrelang war Babulyas Küche der Mittelpunkt all ihrer Geschichten, mit den Tomatenpflänzchen am Fenster und dem Salbei an der Decke. Doch nun ist Babulya so alt, dass sie kaum noch ihr Bett verlässt. Was bedeutet es für die Hausgemeinschaft und was bedeutet es für Nanush, wenn die Hüterin ihrer Erinnerungen eines Tages nicht mehr da ist? Ein Familienroman, der bildstark vom Wurzelnschlagen auf betoniertem Terrain erzählt.“



Ich kann bei dem Buch von Birgit Mattausch klar sagen: es ist ein echtes Sahnestück in der Literaturwelt welches sie hier geschaffen hat. Allein der Titel „Bis wir Wald werden“ ist schon so extrem tiefgründig und genau so empfand ich auch die komplette Erzählweise. Mattausch (be)schreibt nicht nur direkt, sondern eben auch sehr viele bildhafte Momente und auch viel Zweideutiges (herrlich zum analysieren) und eben auch enorm viele Metaphern. Wer damit generell Probleme hat, sollte dieses Buch erst gar nicht lesen…Die Geschichte rund um Protagonistin Babulya ist einerseits hier eine besondere aber schlussendlich finden sich solche Geschichten sehr häufig in der Realität wieder. Babulya ist eine Vertriebene, ein Flüchtling die aus Sibirien floh und sie war nicht allein. Für sie war es selbstverständlich mehreren Menschen ebenfalls dabei zu helfen. Nur an sich zu denken gab es für Babulya nicht. Egal wem sie helfen konnte, sie tat es und sie nahm sie bei sich auf. Daraus entstand bei allen Leidensgenossen eine tiefe Verbundenheit die manchmal gar keiner Worte bedarf. Ich empfand Babulya wie einen großen und alten Baum dem nunmehr die Kraft fehlt, alles Geäst und die Wurzeln weiter am Leben zu halten. Sie ist das Herz des Hauses in dem alle wohnen aber die Kraft neigt sich dem Ende. In Babulya sind alle Erinnerung aufbewahrt wie in einer Schatztruhe. Sie kennt sie alle und auch die Geschichten aller im Haus. Wie mag es also sein wenn dieses Schatztruhe nicht mehr zu öffnen ist? Mattausch hat feine Töne hier angeschlagen und erzählt äußerst bewegend und bildhaft. Das Thema Vertreibung sowie die Sehnsucht nach der alten Heimat und der Aufbau in der Neuen werden wahrlich gut getroffen. Wie lange ist man fremd? Wann lohnt es sich die neue „Heimatsprache“ zu lernen? Wie wird man in der neuen Heimat aufgenommen? Kann es überhaupt mehrere Heimat-Gedanken geben? Hier geht es ums sehr intensive und emotionale Fragen im Buch, die definitiv zum nachdenken anregen. Mattausch hat diese, für meine Begriffe zumindest, grandios in eine Geschichte verpackt, die ich absolut nur empfehlen kann! Ein grandioses Buch! 5 Sterne!

Veröffentlicht am 22.10.2023

4 Sterne!

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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Klappentext:

„Katha ist eine Instanz in ihrem 1-Personen-Betrieb, der sich der Aufgabe verschrieben hat, es allen recht zu machen. Von klein auf hat Katha gelernt, sich anzupassen, sich zu kümmern und ...

Klappentext:

„Katha ist eine Instanz in ihrem 1-Personen-Betrieb, der sich der Aufgabe verschrieben hat, es allen recht zu machen. Von klein auf hat Katha gelernt, sich anzupassen, sich zu kümmern und keinen Ärger zu machen. So macht sie es auch in Dortmund, wo sie seit der Scheidung der Eltern zusammen mit Mutter und Schwester lebt. Doch dann trifft sie auf Angelica. Angelica ist für die Mädchen rund um Katha etwas zwischen Freundin und Ersatzmutter. Eine Frau, die sieht und zuhört. Ein Jahr folgt, in dem nicht nur verstorbene Hamster wiederauftauchen und Kindmänner vertrieben werden, sondern in dem Katha ihre Rolle als Dienstleisterin für das Wohlergehen der anderen mehr und mehr hinterfragt. Als Angelica schwer krank wird, gerät ihre ganze Welt ins Wanken.“



Autorin Sina Scherzant hat mit diesem Buch ihr Debüt auf den Buchmarkt gebracht. „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ handelt von Katha und ihrem recht verkorksten Leben. Katha wird sehr deutlich beschrieben und ihre Sicht auf alles sowie eben dieses „alles recht machen“ schmerzt hier und da selbst beim Leser. Sie ist ein Scheidungskind und man könnte jetzt meinen, das es daran liegt wie sie eben ist. Aber gerade im heranwachsenden Alter wird man heller und weiser und somit sucht man sich seinen Weg. Katha macht das auch bis zu einem gewissen Punkt. Sie lässt Angelica in ihr Leben und genau dort fällt auf, wo es bei Katha immer gefehlt hat: sie nimmt sie wahr, sie hört ihr zu, sie kommuniziert mit ihr und ja, Katha ist für sie ein Mensch mit Seele und Herz und genau das erkennt auch Katha bei Angelica. Nie zuvor hatte sie all das erfahren. Durch ihre Art war sie fast unsichtbar und trat nie in Erscheinung oder blieb bei ihrer Familie im Gedächtnis! Hier ist das jetzt etwas anderes! Aber auch dieses Begegnung ist nur zeitlich begrenzt und so lernt Katha weiter für‘s Leben. Die Autorin geht hier recht tief in die Psychologie und Analytik. Sie verwebt dies gekonnt mit Dialogen oder Geschehnissen und bietet dem Leser eine interessante Struktur. Ihre Protagonistin muss sich überall anpassen aber sie will es auch irgendwie so weil sie so nie für Fehler getadelt wurde oder eben immer Ruhe um sich hatte. Zu so einer Lage gehören viele Faktoren! Wer generell ein ruhiger Mensch ist, aus dem macht man keinen Rebellen aber hier geht es auch darum was Protagonistin Katha eigentlich will bzw. nach was sie sich sehnt. Im Buch erlesen wir Freundschaften und auch tiefe Verbundenheit, wir erlesen Freude und Trauer und auch wie wichtig es ist, einen Menschen als Leiter für sich zu haben, der einen auch sieht und respektiert. Menschen die so jemanden brauchen, werden unendlich dankbar sein aber es gibt auch die Selbstständigen und Ehrgeizigen unter uns…Scherzant nutzt eine zeitgemäße Sprache mit vielen psychologischen und analytischen Zwischentönen. Ihr Ausdruck ist immer recht passend und wechselt mal zwischen deutlich ernsteren Tönen bis hin zu humorvollen. Hier und da gab es für meine Begriffe ein paar Längen die nicht hätten sein müssen aber alles in allem ist die Geschichte rund um Katha definitiv lesenswert! 4 Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 08.10.2023

2,5 neutrale Sterne

Kajzer
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Klappentext:

„Die Geschichte seiner eigenen Familie hatte den in Toronto geborenen Menachem Kaiser nicht sonderlich interessiert, ehe er nach Polen aufbrach, ins ehemalige schlesische Industriegebiet. ...

Klappentext:

„Die Geschichte seiner eigenen Familie hatte den in Toronto geborenen Menachem Kaiser nicht sonderlich interessiert, ehe er nach Polen aufbrach, ins ehemalige schlesische Industriegebiet. Dort besaßen seine Vorfahren einst ein Mietshaus, das von den Nazis enteignet wurde; Versuche einer Restitution waren bisher gescheitert.

Und plötzlich befindet man sich inmitten einer abenteuerlichen Ermittlung, begleitet den Erzähler zu skurrilen Schatzsuchern, durchforscht mit ihm Keller und Tunnel, läutet an fremden Türen, beauftragt eine mysteriöse Anwältin …

Vergangenheit und Gegenwart kommen einander in diesem ganz und gar außergewöhnlichen Erinnerungsbuch nahe. Was bedeutet es, ein Erbe anzunehmen, und gibt es überhaupt so etwas wie historische Gerechtigkeit?“



Autor Menachem Kaiser will uns hier in seinem aktuellen Buch seine jüdische Familiengeschichte erzählen. Um diese aber erzählen zu können muss er auf Spurensuche gehen. Vorab: Das Buch ist weder Roman noch Sachbuch noch Roadtrip. So richtig in ein Genre lässt es sich nicht stecken und es fällt auch schwer hier zu bewerten. Warum? Kaiser verzettelt sich einfach mehr und mehr in seinem Geschreibe und seinem Erzählstoff. Zudem bin ich hin und her gerissen ob er überhaupt einen Fokus für sich gesetzt hat. Zum Einen wird schnell klar, eigentlich will er gar nichts weiter über seine Familie wissen aber dann irgendwie doch - sei’s drum. Also begibt er sich auf Spurensuche gen Polen. Woher der Sinneswandel? Mal findet er etwas von seinem Großvater dann von dem dann von dem und bleibt schlussendlich bei der Geschichte des Bruders seines Großvaters stecken. Zum Anderen verbeißt er sich in all den ganzen Geschichten und sein Forscherdrang und der Drang seine Wurzeln kennenzulernen wird immens groß. Man kann das alles ja verstehen aber es ist wahrlich schwierig dem Autor zu folgen und irgendeinem roten Faden zu folgen. Kaiser erlebt und entdeckt so viel und muss dies erstmal verarbeiten. Keine Frage sind Schatzsuche und Co. mehr als spannend aber findet er denn das was er sucht? Was sucht er denn wirklich? Nur die Geschichten oder aber Geschichten und somit Einblicke in seine Familie und somit auch zu seinen Wurzeln? Kann er eine Beziehung zu all dem aufbauen? Oft wirkt dies leider nicht so, sondern eher nach Effekthascherei. Als Leser folgt man Kaiser mühselig und ist irgendwie Teil einer Reise aber der Tenor bzw. Kaisers eigentliche Erkenntnis geht in all dem Wirrwarr unter oder taucht vielleicht auch gar nicht auf. Es gibt einfach zu viele Längen im Buch, bei denen man als Leser schon Durchhaltevermögen braucht. Neben all der Ahnenforschung gibt Kaiser aber auch Einblicke in die polnische Politik und das Geschehen wie dort mit der Nazi-Vergangenheit umgegangen wird. Dieser Part war für mich der spannendste da ich hier selbst Erfahrungen aus meiner Familie vergleichen konnte die ebenfalls mal auf Spurensuche in Schlesien unterwegs war. Zumal es höchst interessant ist, wenn plötzlich „Auswärtige“ auftauchen, die in alten Wunden bohren und nach Dingen fragen, die man einfach gern verdrängt und über die man eben nich spricht. Aber mehr interessantes gab es für mich in diesem Buch leider nicht. Ich hatte große Erwartungen aber leider wurden die nicht erfüllt. neutrale 2,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 08.10.2023

Besser als Band 1! 4 Sterne!

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 2)
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Klappentext:

„Halle an der Saale, 1905. Der Besitzer der Schokoladenfabrik, Ernst David, hat es nicht leicht. Das Traditionsunternehmen steht am Wendepunkt: Schafft es den Wandel zu einer Schokoladenmanufaktur, ...

Klappentext:

„Halle an der Saale, 1905. Der Besitzer der Schokoladenfabrik, Ernst David, hat es nicht leicht. Das Traditionsunternehmen steht am Wendepunkt: Schafft es den Wandel zu einer Schokoladenmanufaktur, oder bleibt es eine kleine Handwerksstube? Zudem interessieren sich seine zwei Töchter immer für die falschen Männer. Die Ältere der beiden, Cäcilie, soll eine Verbindung mit dem Chocolatier Julius eingehen, dem Sohn des mächtigen Kakaoimporteurs Leopold Mendel. Doch Julius hat nur Augen für Ida, Tochter einer alteingesessenen Hallorenfamilie. Er trifft sich heimlich mit der schönen Salzwirkertochter, wohlwissend, dass ihre Liebe keine Zukunft hat ...“



Die Halloren-Saga geht mit diesem Band also in die zweite Runde. Nachdem Band 1 in meinen Augen ganz ok war, kam Band 2 definitiv sehr gut in Fahrt! Der Fokus liegt hier auf Ernst Davids beiden Töchtern Cäcilie und Ida. Die Autorin Amelia Martin entspinnt ein feines Netz aus machbaren Möglichkeiten aber auch aus unwägbaren Situationen. Ihr Schreibstil ist dabei immer flüssig und man fliegt regelrecht durch die Seiten. Der Duft von Salz und Schokolade schwebt dabei immer wieder mit und man fühlt sich sehr gut in die Geschichte hinein. Schnell ist klar: Julius und seine Hingabe zu Ida - kann einfach nicht gut gehen! Oder doch? Die Heimlichkeiten, die zwischen den beiden entstehen, lassen einen äußerst gut austarierten Spannungsbogen aufweisen und man liest gespannt Seite um Seite wie es wohl mit den Beiden weiter geht. Es gibt dennoch so einige Stellen die bei mir Fragezeichen hinterlassen haben und ja, es gab auch Kitsch und Klischee in der Story. Selbstredend haben beide Frauen ihren Kopf, ihren Willen aber die Zeiten damals waren alles andere als für selbstbestimmte Frauen gemacht. Themen wie Vernunftehe und Co. sind hier an der Tagesordnung und ja, man kann es als Leser nur schwer verstehen. Schlussendlich ist es mal wieder die versagte Liebe die hier im Vordergrund steht und der keimende Kampf und Zwist zwischen zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. 4 von 5 Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 08.10.2023

Sehr gut!

Perlenbach
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Klappentext:

„Monschau, Ende des 19. Jahrhunderts: In der Tuchmacherstadt kreuzen sich die Wege von Wilhelm, Jacob und Luise, die schon als Kinder der gemeinsame Wunsch verbindet, den strengen Normen ...

Klappentext:

„Monschau, Ende des 19. Jahrhunderts: In der Tuchmacherstadt kreuzen sich die Wege von Wilhelm, Jacob und Luise, die schon als Kinder der gemeinsame Wunsch verbindet, den strengen Normen und Regeln ihrer Zeit zu entfliehen. Luise will Ärztin werden, Jacob träumt von einem ungebundenen Leben fernab der Fabrik seines Vaters, und der Bauernsohn Wilhelm will der Enge und Armut seines Heimatdorfes Wollseifen entfliehen. Zunächst scheint alles möglich, doch im ausgehenden Jahrhundert ist nur wenig Raum für individuelle Lebensentwürfe, vor allem wenn Liebe im Spiel ist. Auf einmal ist die Freundschaft der drei in Gefahr, und nicht nur Wilhelms Weg nimmt eine völlig andere Richtung als gewünscht …“



Da mir der Roman „Ginsterhöhe“ sehr gut in Erinnerung geblieben ist, war ich neugierig auf den neuen Roman von Autorin Anna-Maria Caspari. Schauplatz ist wieder die Eifel und als Leser von eben „Ginsterhöhe“ kommen mir eben Schauplatz und so einigen Namen doch recht bekannt vor! Ist dieser Roman auch separat lesbar? Absolut! Caspari nimmt uns gekonnt an die Hand und stellt uns ihre Hauptprotagonisten vor. Mit Luise, Wilhelm und Jacob haben wir ein stürmische Trio. Alle drei haben sie ihren Lebenstraum, stellt sich nur die Frage ob dieser auch umsetzbar ist. Ihre Freundschaft erlebt viel Positives aber auch Negatives und so ist es oft nicht leicht bei den Drein. Als Leser empfand ich dennoch hier und da Distanz und kam mir unerwünscht vor. Die Drei machen ihr Ding bzw. versuchen es und lassen kaum jemanden an sich heran. Neben all den Personen und ihren Träumen beschreibt Caspari aber auch sehr gut die damalige Zeit mit all ihrer Technik und ihrer Wirtschaft. Als Leser kann man so Zusammenhänge besser verstehen und ist irgendwie doch mittendrin. Wie so oft im Leben ist es aber eben fraglich wie lange so eine Freundschaft, die bereits seit Kindertagen besteht, auch hält und vor allem was sie alles aushalten muss, darf und kann. Neugierig? Lesen Sie selbst und machen sich ihr ganz eigenes Bild aus der Zeit von damals! Anna-Maria Caspari weiß jedenfalls wie sie dem Leser angenehme und kurzweilige Lesestunden bereiten kann! 4 Sterne!