...und das gelingt ihm auch. Er macht eine Ausbildung zum Antiquar und eröffnet kurz darauf mit den Büchern seiner verstorbenen Mutter sein eigenes Antiquariat in ...
Norbert Paulini wollte Leser werden...
...und das gelingt ihm auch. Er macht eine Ausbildung zum Antiquar und eröffnet kurz darauf mit den Büchern seiner verstorbenen Mutter sein eigenes Antiquariat in Dresden. Zuerst läuft es gut, doch nach der Wende bleiben die Kunden aus, Paulini muss sein Geschäft aufgeben, hat mit Geldsorgen zu kämpfen, sein soziales Umfeld ändert sich und er findet keinen Halt mehr im Leben.
Dieser erste Teil des Buches, also Paulinis Jugend, seine Entdeckung der Literatur, seine leidenschaftliche Betätigung als Antiquar und die Zeit der Wende waren durchaus gelungen und lasen sich leicht.
Doch in den letzten beiden Teilen wird die Geschichte plötzlich aus der Sicht des Biographen von Paulini erzählt und aus der Sicht von dessen Lektorin. Mit diesem Perspektivbruch geht auch eine Langatmigkeit einher. Die dem Leser unbekannten und neuen Figuren tragen kaum etwas bei und ziehen stattdessen die Geschichte nur unnötig in die Länge. Was schade ist, weil eine anfangs einnehmende Erzählung zu keinem ihr angemessenen Ende findet.
Natur und Krieg. Bienen und Menschen. Leben und Tod.
All dies verwebt Norbert Scheuer auf großartige und einfühlsame Weise in seinem Roman „Winterbienen“. Er erzählt in Tagebuchform über das Leben des ...
Natur und Krieg. Bienen und Menschen. Leben und Tod.
All dies verwebt Norbert Scheuer auf großartige und einfühlsame Weise in seinem Roman „Winterbienen“. Er erzählt in Tagebuchform über das Leben des Imkers Egidius Arimond in der Eifel, der während des Zweiten Weltkriegs Juden in seinen Bienenstöcken bis zur belgischen Grenze schmuggelt. Das Fortschreiten des Krieges, die Frauengeschichten des Protagonisten und seine Epilepsie, die immer schlimmer wird, weil er sich keine Medikamente mehr besorgen kann und schließlich die zunehmend gefährlicher werdenden Fahrten mit den Flüchtlingen führen dazu, dass die Situation beklemmender und bedrückender wird.
Bevor die Geschichte jedoch an Rasanz zunimmt, gelingt es Scheuer, über den Krieg, der „doch immerzu anwesend [ist]; ein schrecklicher Dämon, der seit Menschengedenken existiert, versteckt in einem Winkel lauert und jederzeit unerwartet hervorkommen kann, um blindwütig die Natur und ihre Kreaturen zu schänden”, eindrücklich zu erzählen. Denn er stellt ihn dem Leben der Bienen und ihrem Rhythmus gegenüber, verbindet beides sprachlich miteinander und schafft so einen Kontrast, aber auch ein Nebeneinander.
Einerseits sind die Bienen untrennbar mit den Schrecken des Krieges verbunden und beschützen nicht nur die Flüchtlinge in den Bienenkästen, indem sie sich wie eine Traube um die Menschen legen, sondern auch die Notizen Egidius’ und eine Notration seines Medikaments, die in den Kästen der Bienen sicher aufgehoben sind. Auf einer metaphorischen Ebene lassen sich außerdem die abstürzenden Flugzeuge, die an der Front gefallenen Soldaten, von denen lediglich die Särge den Weg zurück in die Eifel finden, mit einer Krankheit vergleichen, die die Bienen ihres Orientierungssinns beraubt. Sie finden nicht mehr in den Stock zurück und sterben. Ein anderes Bild sind die Menschen im Bunker, die sich wie ein Bienenschwarm zusammenfinden: „Im hintersten Winkel des großen Bunkers in der Bahnhofstraße hängt der ganze Ort gleichsam wie eine zitternde Menschentraube zusammen.”
Andererseits aber, stehen die Bienen in ihrem Verhalten für all das, was der Krieg nicht ist. Sie arbeiten zusammen, sorgen besonders im Winter füreinander und verteilen “Wärme im Staat”, damit die Larven nicht erfrieren, während der Krieg Hass und Kälte im von menschlicher Hand geführten Staat verteilt. Der ewige Rhythmus der Bienen stellt sich dem Hass, dem Töten und der Zerstörung gegenüber. Sie bleiben vom Krieg unberührt: „Der Lärm der Angriffe scheint den Bienen nichts auszumachen; sie leben in einer anderen, wie es scheint, friedlichen Welt, sie interessiert der Krieg nicht.” Erst als Soldaten auf die Bienenstöcke schießen und diese mutwillig zerstören, hält der Krieg der Menschen selbst in der Bienenwelt Einzug.
Scheuers Roman ist wie der Tanz der Bienen, wie ihr „Sprachballett”. Er wird den Schrecken des Kriegs gerecht und schafft es gleichzeitig, dass diese nicht die Überhand gewinnen. Er bahnt sich erzählerisch einen Weg durch das Jahr 1944, indem er die Innenansichten des Protagonisten, historische Fragmente, Naturbeschreibungen der Eifellandschaft und den Rhythmus und das Leben der Bienen zu einem Gesamtbild verknüpft. Nicht zuletzt hat Scheuer Egidius Arimond mit diesem Roman ein ihm würdiges Denkmal gesetzt.
“Ich hätte noch so viel mehr komponieren können. Es fühlt sich an, als hätte ich gerade erst angefangen, dabei ist es schon wieder zu Ende.”
Robert Seethaler läßt in diesem kurzen Roman Gustav Mahler ...
“Ich hätte noch so viel mehr komponieren können. Es fühlt sich an, als hätte ich gerade erst angefangen, dabei ist es schon wieder zu Ende.”
Robert Seethaler läßt in diesem kurzen Roman Gustav Mahler auf dessen eigenes Leben zurückblicken. Fließend geht die Gegenwart, in der sich der kranke Mahler auf einem Schiff von New York nach Europa befindet, in Erinnerungen über. Es sind Episoden seines Lebens, die in jetzt beschäftigen: Der Tod seiner Tochter Maria, das Kenennlernen mit Alma, seine Arbeit in Wien, die Reisen, Almas Affäre mit Gropius und schließlich seine Krankheiten, sein schwacher Körper, der den bevorstehenden Tod ankündigt.
Robert Seethaler bedarf nie großer Worte und Gesten, um eine Geschichte so zu erzählen, dass sie ihre volle Wirkung entfalten kann. Er verliert sich nicht in Ausschweifungen und auch mit Der letzte Satz gelingt es ihm, den Worten und Sätzen Leben einzuhauchen. Er wird Mahler gerecht und fast scheint es, als wäre da keine unüberbrückbare zeitliche Distanz mehr, die den großen Komponisten vom Leser trennt. Mahler wird greifbar, indem seine Geschichte introspektiv und nachdenklich erzählt wird. Ein empfehlenswertes Buch!
Das Kennenlernen von Superpflanzen, die nichts umhaut, die robust, schön und insektenfreundlich sind, verspricht das Buch allen interessierten Leser*innen auf seinem Cover. Und dieses Versprechen hält ...
Das Kennenlernen von Superpflanzen, die nichts umhaut, die robust, schön und insektenfreundlich sind, verspricht das Buch allen interessierten Leser*innen auf seinem Cover. Und dieses Versprechen hält es auch!
Es ist voller Informationen zu den einzelnen Blumen, Bäumen und Sträuchern. Zu jeder Pflanze gibt es einen Steckbrief mit den wichtigsten Eigenschaften. Darüber hinaus stellt die Autorin die Pflanze in einem kurzen Text vor und gibt eigene Tipps zum Beispiel zum Standort, der Pflanzzeit usw. Auch die unterschiedlichen Sorten der Pflanze werden erwähnt.
Unterteilt sind die einzelnen Pflanzen in vier Kategorien: Standorthelden, Klimapflanzen, Robuste Pflanzen und Nachhaltigkeitshelden. Wenn man also für einen bestimmten Ort in seinem Garten nach einer Pflanze sucht oder mit einer bestimmten Absicht pflanzen möchte, kann man im entsprechenden Kapitel nachschlagen und findet dort sofort geeignete Pflanzen.
Doch das Buch bietet noch viel mehr als die Pflanzenübersicht. In einer Einleitung gibt die Autorin wichtige Tipps, um den Garten in Zeiten des Klimawandels widerstandsfähiger zu machen. Mulchen und Kompost sind einige der Tricks, die dazugehören. Auch die Gewinner und Verlierer des Klimawandels, sowohl in der Tier- als auch in der Pflanzenwelt, werden erwähnt.
Abgerundet werden diese Kapitel durch wunderschöne Fotos und schließlich auch durch Bezugsquellen, Literaturtipps und ein Verzeichnis der Pflanzen.
Insgesamt finde ich, dass "Superpflanzen" von Elke Schwarzer ein gelungenes Buch ist, dass man immer wieder zu Hand nehmen kann und das in den Buchregalen von Hobbygärtnern auf keinen Fall fehlen sollte!
Auf dem Weg nach Amsterdam begegnen sie sich zum ersten Mal für einen kurzen Augenblick im Zug: Jonas und Chiara. Jonas wurde gerade von seinen eigenen Bandkollegen aus der Band rausgeworfen. Jetzt, wo ...
Auf dem Weg nach Amsterdam begegnen sie sich zum ersten Mal für einen kurzen Augenblick im Zug: Jonas und Chiara. Jonas wurde gerade von seinen eigenen Bandkollegen aus der Band rausgeworfen. Jetzt, wo “Wunderwerk” einen Plattenvertrag hat und die Aussicht auf Erfolg besteht, wollen sie lieber einen anderen Bassisten. Chiara wartet derweil auf eine Antwort von der Uni in Graz. Sie hat sich für ein Psychologiestudium beworben.
In einer Bar in Amsterdam lässt Chiara dann ihre Gitarre liegen. Jonas findet sie und will sie am nächsten Tag wieder zur Bar bringen. Doch dann überkommt ihn die Lust, selbst zu spielen. Zufällig sieht ihn Chiara.
Im Folgenden verschränken sich Chiaras und Jonas Wege. Sie fangen an, gemeinsam auf den Straßen von Amsterdam Musik zu machen. Und auch, als sie beide wieder Zuhause sind, hält ihre Freundschaft an.
Der Roman beschreibt einen Moment im Leben seiner Protagonisten, in dem beide an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen. Sie müssen Entscheidungen treffen, sich ihrer eigenen Vorstellungen und Wünsche bewusst werden. Es ist eine Art Selbstfindung, die durch die Musik begleitet wird.
Dieses Verlorensein spiegelt sich sehr in dem Verhalten der Charaktere wider. Besonders bei Chiara. Deshalb fand ich es auch schwer, als Leserin einen Bezug zu ihr aufzubauen und ihre Stimmungsschwankungen, Wutausbrüche, etc. nachzuvollziehen. Jonas habe ich reflektierter empfunden und deshalb tritt er auch als nahbarere Figur in Erscheinung.
“Straßenmusik” liest sich flott. Nur manchmal hakt es ein wenig, nämlich immer dann, wenn die Dialoge etwas plump sind oder die Handlung etwas konstruiert und gelenkt wirkt.
Trotz dieser Mängel lauscht man dem Sound des Romans ganz gerne. Besonders im ersten Teil. Deshalb: Eine Empfehlung, besonders für alle musikalischen Leser*innen.