Starke Bilder
MondmeridianEdo Popovićs Roman “Mondmeridian” spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der das Gerücht über eine Gruppe von Menschen herrscht, die in einem schwer zugänglichen Tal leben. Sie sollen abgeschottet ...
Edo Popovićs Roman “Mondmeridian” spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der das Gerücht über eine Gruppe von Menschen herrscht, die in einem schwer zugänglichen Tal leben. Sie sollen abgeschottet sein von der Zivilisation und man nennt sie auch die Vergessenen. Doch ob es sie wirklich gibt, weiß niemand so genau.
Dann tauchen Dokumente auf, die belegen, dass das Gesundheitsministerium und einige Privatfirmen ein Experiment durchführen, auch genannt Paradies 3000. Von dem Tal, in dem dieses Experiment stattfindet, wurde behauptet, dass es radioaktiv und chemisch verseucht sei, dass man sich ihm nicht annähern dürfe. Doch eine Gruppe Furchtloser macht sich nun auf den Weg dorthin.
Im Tal erzählt man sich währenddessen Geschichten über die Außenwelt, in der die Vergifteten leben, die ihre Umwelt völlig zerstört, Naturkatastrophen herbeigeführt und sich Gier und Geld hingegeben haben.
Edo Popović ist ein kritischer Beobachter unserer Gesellschaft. Er legt bloß, entlarvt, hält einen Spiegel vor und das alles auf eine unbeschönigende und schonungslose Art und Weise. “Mondmeridian” ist eine scharfe Analyse unserer Gegenwart, die den Blick auf eine greifbare Zukunft lenkt und eine nur scheinbare Utopie entwirft, hinter der eigentlich die Gier einzelner steht. Aus einem utopisch-friedlichen Zusammenleben von Menschen entsteht bei Popović eine zeitnahe kapitalistische Endstadium-Dystopie, die sich dem Leser in ihrer ganzen Verfilztheit und Immoralität offenbart.
Popovićs Romane regen zum Nachdenken an. Es sind starke Bilder, die nach der Lektüre bleiben, die bereichern, Fragen aufwerfen und die Sicht auf die Welt mancher Leser sicherlich zu verändern vermögen.