Profilbild von Lesereien

Lesereien

Lesejury Star
offline

Lesereien ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesereien über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2023

Gespenstische Romance

Dead Romantics
0

Was, wenn der eigene Lektor plötzlich als Geist vor einem Auftauchen würde? Genau das passiert Florence. Sie ist Ghostwriterin für eine berühmte Autorin von Liebesromanen, doch findet einfach kein Ende ...

Was, wenn der eigene Lektor plötzlich als Geist vor einem Auftauchen würde? Genau das passiert Florence. Sie ist Ghostwriterin für eine berühmte Autorin von Liebesromanen, doch findet einfach kein Ende für ihr aktuelles Buchprojekt. Die eigenen Erfahrungen in Sachen Liebesleben haben zunehmend dazu geführt, dass sie nicht mehr an die große Liebe glaubt. Dann stirbt ihr Vater, Florence muss in den Ort ihrer Kindheit zurück, den sie so lange gemieden hat und nur kurz darauf erfährt sie, dass auch ihr Lektor Ben einen tragischen Unfall hatte. Als dieser immer öfter auftaucht, stellt sich die Frage: Wird Florence jemals wieder an die Liebe und ans Happy End glauben können?

Um eines vorwegzunehmen: “Dead Romantics” ist immer wieder kitschig, aber das ist nur die eine Seite des Romans. Die andere Seite ist unterhaltend und erfrischend. Immerhin ist der love interest ein Geist und die Protagonistin die einzige, die ihn sehen kann. Klar, das gab’s schon in der Literatur, eine ganz neue Idee ist es nicht (man denke an Marc Levys „Solange du da bist“). Aber trotzdem funktioniert es und auch wenn der Roman kleine Schwächen hat, so macht er letztlich doch Spaß zu lesen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.02.2023

Ein Thriller über den Nordirland-Konflikt

Northern Spy – Die Jagd
0

Als Tessa erfährt, dass ihre Schwester Marian in einen Überfall der IRA verwickelt war, kann sie es kaum glauben. Sie und Marian haben sich stets gegen die Gewalt in Nordirland ausgesprochen. Für Tessa ...

Als Tessa erfährt, dass ihre Schwester Marian in einen Überfall der IRA verwickelt war, kann sie es kaum glauben. Sie und Marian haben sich stets gegen die Gewalt in Nordirland ausgesprochen. Für Tessa setzt sich also ein völlig neues Bild zusammen. Sie muss nicht nur ihre Beziehung zu ihrer Schwester überdenken, sondern sich auch fragen, wie sicher sie sich in Belfast noch fühlen kann. Denn schließlich ist sie Mutter eines kleinen Sohnes, der auf sie angewiesen ist.

„Northern Spy“ liest sich flüßig und ist durchgehend spannend, was aber an keiner Stelle erzwungen wirkt. Durch Tessas Mutterschaft und ihre Beziehung zu ihrem Baby wird die Spionage-Geschichte um eine emotionale und menschliche Ebene erweitert. Dadurch sind die Figuren und vor allem Tessa als Hauptfigur nahbar.

Außerdem ist die Wahl des Nordirland-Konflikts als zeitliches und räumliches Setting des Romans interessant. Neben seinem Unterhaltungsaspekt taucht der Roman zwar nicht tief, aber auch nicht oberflächlich in diese politische Dimension ein und schafft damit einen glaubwürdigen und mitreißenden Rahmen für die Geschichte.

Für mich ein unterhaltender und lesenswerter Thriller.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.02.2023

Bewegend, melancholisch, nachhallend

Lichte Tage
0

Ein Foto mit drei Menschen. Ellis, Annie und Michael. Sie sehen glücklich aus, lächeln, stehen im Sonnenlicht. Dann ist da noch das andere Bild, die Sonnenblumen von van Gogh, die Dora, Ellis Mutter, bei ...

Ein Foto mit drei Menschen. Ellis, Annie und Michael. Sie sehen glücklich aus, lächeln, stehen im Sonnenlicht. Dann ist da noch das andere Bild, die Sonnenblumen von van Gogh, die Dora, Ellis Mutter, bei einer Verlosung als Kopie gewinnt. Gegen den Willen ihres Mannes hängt sie das Bild im Haus auf. Es wird zu einem Objekt der Kraft und der Zuflucht für sie.

Diese beiden Bilder schaffen Verbindungen in Sarah Winmans Roman „Lichte Tage“. Ein Roman, der voller Wärme ist, dem es gelingt, den Geist der Jugend, der ersten Liebe und ihre anfängliche Unbeschwertheit und Unbändigkeit einzufangen. Nur um im nächsten Atemzug diese Leichtigkeit in melancholische Schwere zu wandeln und von Schicksalsschlägen, Verlusten und Trauer zu erzählen.

Winman entführt ihre Leser ins Oxford der 1960er Jahre, in dem sich zwei Jungen kennenlernen, Ellis und Michael. Sie nähern sich einander an und erfahren in Südfrankreich neun Tage der Freiheit. Doch das Leben zwingt sie dazu, Entscheidungen zu treffen. Bald heiratet Ellis Annie und die drei werden zu einem unzertrennlichen Trio. Zumindest für eine Weile. Denn in der Gegenwart fehlt Michael. Ellis lebt alleine in Oxford. Und als Leser sieht man sich mit der Frage konfrontiert, was geschehen ist.

Was machen die Umstände und die Menschen, die in unser Leben eintreten und es auf unterschiedliche Art und Weise wieder verlassen, mit uns? Für mich ist es das, was im Mittelpunkt dieser Geschichte steht. Der Roman geht diesem Gedanken nach, indem er Orte, Momente, Erinnerungen und Gefühle so miteinander verwebt, dass ein Text entsteht, der berührt, aber auch betrübt. Denn ich habe das Buch nicht nur als melancholisch, sondern vor allem als zutiefst traurig empfunden. Im zweiten Teil vielleicht weniger, da hat der Roman für mich ein wenig an Kraft verloren. Als Gesamtbild überzeugt er dennoch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.02.2023

Ein solider SciFi-Roman

Equilon
0

Eine Zukunft, in der viele Teile der Welt durch den Klimawandel nur schwer bewohnbar geworden sind. Doch der Algorithmus Equilon verspricht Gleichberechtigung und ein Leben in Wohlstand. Zumindest dann, ...

Eine Zukunft, in der viele Teile der Welt durch den Klimawandel nur schwer bewohnbar geworden sind. Doch der Algorithmus Equilon verspricht Gleichberechtigung und ein Leben in Wohlstand. Zumindest dann, wenn man den Score für die „Eine Milliarde“ knackt und nach New Valley, dem Zentrum des Fortschritts und Wohlstands, ziehen darf. So wie Jenna.
Dorian hingegen kann und will sich nicht hocharbeiten wie Jenna. Dennoch führt auch sein Weg auf abenteuerliche Weise nach New Valley. Und schließlich sind da noch die Rebellen, eine Gruppe von Menschen, die das System anprangern und es umstürzen wollen.

„Equilon“ ist ein solider SciFi-Roman. Er ist sicher nicht perfekt. Dafür laufen manche Erzählstränge und Szenen zu nahtlos ineinander über und wirken dann etwas konstruiert. Auch die Welt, die beschrieben wird, setzt sich teilweise erst relativ spät im Laufe der Geschichte zusammen. Es bleiben lange Zeit weiße Flecken bezüglich der Entstehung und dem „Funktionieren“ dieser Zukunft, was etwas irritiert.

Der Fokus liegt stattdessen sehr auf den Figuren und auf dem Element der Weltrettung. Das sorgt aber gleichzeitig dafür, dass der Roman nicht an Spannung verliert, stets ein ordentliches Tempo draufhat und im Großen und Ganzen gut unterhält. Und genau das erwartet man von einem guten SciFi-Roman schließlich auch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.02.2023

Authentisch und reflektiert

Eine Sprache der Liebe
0

Kurz vor dem Brexit-Referendum kommt Xialou Guo in London an, um zu promovieren. Ihre „monokulturelle chinesische Bildung“ sorgt für Kulturschocks, führt aber gleichzeitig zu einem für den Leser erfrischenden ...

Kurz vor dem Brexit-Referendum kommt Xialou Guo in London an, um zu promovieren. Ihre „monokulturelle chinesische Bildung“ sorgt für Kulturschocks, führt aber gleichzeitig zu einem für den Leser erfrischenden und gänzlich neuen Blick auf die englische bzw. westliche Kultur, Sprache und Lebensalltag.

Bald lernt sie ihren Freund kennen, der einen deutschen und einen britischen Elternteil hat, aber in Australien aufgewachsen ist. Das Multikulturelle verankert sich so immer fester in Guos Leben und ist eines der Themen ihres Buches. Gleichzeitig - und vielleicht auch gerade wegen dieser Multikulturalität - empfindet sie häufig ein Gefühl der Entwurzelung und der Heimatlosigkeit. Sie fühlt sich fremd in London und auch zur englischen Sprache bleibt eine Distanz. Als sie und ihr Freund sich ein Hausboot kaufen, kann sie sich nicht richtig mit dem neuen Zuhause anfreunden und vermisst immerzu das Gefühl von Angekommensein.

Guo beschreibt ihre Erfahrungen lebendig in kurzen Kapiteln, die sich bestimmten Szenen, Beobachtungen, Gedanken oder Wendungen in ihrem Leben widmen. Diese Kapitel gleichen kurzen Aufsätzen, die den Leser mitnehmen in die Konflikte ihrer Beziehung, in Gespräche über Architektur, Kunst und Landschaft, in die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Außenwelt und der Kultur, in Bürokratie und später auch in Elternschaft. Guos Sprache trägt dazu bei, dass man die Kapitel gerne liest. Sie ist klar, schnörkellos und lässt Gedanken und Erfahrungen in den Vordergrund treten.

Ich habe Guos Überlegungen gerne gelauscht und finde, dass es ihr gelungen ist, ihr Leben auf eine authentische und reflektierte Weise wiederzugeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere