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Veröffentlicht am 28.12.2023

Vom langen und gesunden Leben

OUTLIVE
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Vor einigen Jahren habe ich das Buch „Lifespan“ des Langlebigkeitsforschers David A. Sinclair gelesen. Die Tipps, die Sinclair gibt, waren nicht besonders überraschend: Um möglichst lange gesund und fit ...

Vor einigen Jahren habe ich das Buch „Lifespan“ des Langlebigkeitsforschers David A. Sinclair gelesen. Die Tipps, die Sinclair gibt, waren nicht besonders überraschend: Um möglichst lange gesund und fit zu bleiben, rät er beispielsweise dazu, wenig zu essen, regelmäßig zu fasten und viel Sport zu treiben. Alles Dinge, von denen man weiß, dass sie zur Gesundheit beitragen. Daneben erzählt er aber auch von Experimenten und wissenschaftlichen Fortschritten, die ich besonders spannend fand und die auch der Grund dafür waren, warum ich „Outlive“ lesen wollte.

Peter Attia hat in vielerlei Hinsicht ein ganz anderes Buch geschrieben. Zunächst plädiert er als ehemaliger Chirurg in „Outlive“ dafür, dass wir eine neue Art der Medizin brauchen. Nämlich eine, die nicht erst Symptome der großen Zivilisationskrankheiten (Krebs, Herzerkrankungen, Alzheimer, Diabetes II) behandelt, die bereits in einem unheilbaren Stadium sind, sondern die viel früher beginnt. Die versucht, Krankheiten zu verhindern, die also präventiv denkt. Er ist insgesamt der Meinung, dass wir früh ansetzen müssen, um unsere Körper fit und gesund zu halten, durch die richtige Ernährung, den richtigen Lebensstil und das richtige Mindset. Langlebigkeit heißt für Attia nicht, 150 Jahre alt werden. Es heißt, möglichst lange gesund zu bleiben und Krankheiten, die uns im Alter scheinbar alle ereilen, hinauszuzögern. Die Experimente und die Fortschritte in der künstlichen Verlängerung des menschlichen Lebens, von denen Sinclair berichtet, spielen hei Attia also kaum eine Rolle.

Seine Idee einer neuen Medizin beinhaltet vielmehr, dass individuell auf jeden Patienten eingegangen wird. Auf welche erblichen und genetischen Gegebenheiten muss geachtet werden und wie kann gegen sie angesteuert werden? Wie also, lassen sich die Gene austricksen?

„Outlive“ ist ein spannendes Buch, das mir in Hinsicht auf gesunden Lebensstil usw. zwar nicht viel Neues erzählt hat (natürlich sollte man Fettleibigkeit, Diabetes II, usw. versuchen zu vermeiden!), das in den Details aber schon einiges an interessanten Infos liefert. Ich persönlich fand zum Beispiel die Ausführungen zum Forschungsstand der großen Krankheiten lesenswert. Und auch die Idee einer neuen Medizin, einer Medizin, die dem 21. Jahrhundert angemessen ist, hat eine Daseinsberechtigung.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Wenn Mütter zu Hunden werden

Nightbitch
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Eine Frau wird zum Hund. Plötzlich wachsen ihr Haare im Nacken. Dann werden ihre Zähne spitz. Als nächstes bildet sich ein Schwanz. Ihrem Mann erzählt sie davon, er glaubt ihr nicht.

In Rachel Yoders ...

Eine Frau wird zum Hund. Plötzlich wachsen ihr Haare im Nacken. Dann werden ihre Zähne spitz. Als nächstes bildet sich ein Schwanz. Ihrem Mann erzählt sie davon, er glaubt ihr nicht.

In Rachel Yoders Roman "Nightbitch" geht es um Mutterschaft, um Unzufriedenheit und gesellschaftliche Anforderungen an Frauen. Begegnet werden sie mit einem weiblichen Befreiungsschlag, der Tiertransformation.

Das sind Themen und Motive, die einem in der Gegenwartsliteratur inzwischen oft begegnen und das ist natürlich gut so. Auch weibliche Metamorphosen (sogar Frau-Tier-Transformationen) und Befreiungsschläge aller Art sind präsent.

Im Roman werden diese Themen schon sehr früh in den Vordergrund gerückt: Die Protagonistin denkt gleich zu Beginn an Hysterie, an Hexen, an The Yellow Wallpaper.

Doch leider werden sie nicht auf eine Art und Weise umgesetzt, die man als überzeugend bezeichnen könnte. Die Protagonistin ist extrem anstrengend, macht sich ständig Gedanken darüber, was die anderen über sie denken, definiert sich und ihr Leben im Grunde nur durch Vergleiche mit den Frauen aus ihrem Umfeld. Ihre Wahrnehmung der Welt ist so negativ, dass der ganze Roman zu einer äußerst anstrengenden Lektüre wird. Außerdem ist sie frustriert, bitter und unsympathisch.

Manche Elemente und Entwicklungen, die an dieser Stelle nicht gespoilert werden sollen, sind meiner Meinung nach nicht logisch umgesetzt und zuende gedacht. Dadurch hat die gesamte Erzählung wirr und unentschlossen auf mich gewirkt.

Im Ganzen also leider eine eher enttäuschende Lektüre, mit guten thematischen Ansätzen, die sich im Laufe der Geschichte verlieren.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Konnte mich nicht überzeugen

Lieder aller Lebenslagen
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Ich muss gestehen, dass ich “Lieder aller Lebenslagen” vor allem deshalb unbedingt lesen wollte, weil Stine Pilgaards Bücher ja momentan in aller Munde sind. Besonders "Meter pro Sekunde" hat man eine ...

Ich muss gestehen, dass ich “Lieder aller Lebenslagen” vor allem deshalb unbedingt lesen wollte, weil Stine Pilgaards Bücher ja momentan in aller Munde sind. Besonders "Meter pro Sekunde" hat man eine zeitlang fast überall gesehen und es wurde von vielen positiv besprochen. Deshalb war ich neugierig und habe mit diesem Roman zum ersten Mal etwas von ihr gelesen.

Doch trotz vielversprechender Inhaltsangabe von "Lieder aller Lebenslagen" konnte ich dem Buch insgesamt nur wenig abgewinnen. Mehr fehlte einfach etwas. Ich fand es teilweise zu langatmig, zäh und oberflächlich. An manchen Stellen fand ich den Stil z.B. durch kitschige Bildern schwer lesbar. Die Figuren bleiben im Großen und Ganzen Schemen und das Zusammenleben in der Hausgemeinschaft wird meiner Meinung nach nicht hell genug ausgeleuchtet.

Aber ich denke, dass ich trotzdem noch mal was von der Autorin lesen werde. Ich bin einfach neugierig und nur weil einem ein Buch nicht gefallen hat, heißt das ja nicht, dass der gesamte Rest des Werkes genauso ist.

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Veröffentlicht am 04.11.2023

Kleine und große Verschiebungen

Endstation Malma
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Eine Zugstation. Malma. Dahin führen die Wege von Harriet, Oskar und Yana. Sie führen zum Unausgesprochenen, zu dem, was zwischen den einzelnen Familienmitgliedern steht und Distanz zwischen ihnen schafft. ...

Eine Zugstation. Malma. Dahin führen die Wege von Harriet, Oskar und Yana. Sie führen zum Unausgesprochenen, zu dem, was zwischen den einzelnen Familienmitgliedern steht und Distanz zwischen ihnen schafft.

Alex Schulman erzählt in "Endstation Malma" von Familie und von Eltern-Kind-Beziehungen, die sich fernab von Klischees und Idealen bewegen. Vielmehr stehen das Dysfunktionale und Schmerzhafte im Vordergrund. Schulman zeigt, was Familie aus uns machen kann, wie sich Lieblosigkeit und fehlende Wärme und Nähe in uns festsetzen und unser gesamtes Leben mitbestimmen können.

"Wann weiß man, dass man ein Kind verloren hat? Wahrscheinlich gibt es keinen festen Zeitpunkt, so etwas geschieht schrittweise, kaum spürbare, merkwürdige kleine Verschiebungen."

Eigentlich mag ich Geschichten nicht, in denen es um Familiengeheimnisse geht. Aber Alex Schulmans "Die Überlebenden" hatte mich so begeistert, dass meine Neugier groß war.

Und Schulman kann erzählen! Das zeigt sich auch in diesem Roman. Seine Figuren sind vielschichtig, die Konstellationen zwischen ihnen bestehen aus zahlreichen Graustufen. Trotzdem hat der Roman teilweise etwas konstruiert auf mich gewirkt. Besonders die Verbindungen und Übergänge zwischen den Zeitebenen fand ich zu romanhaft. Dafür nimmt die Geschichte am Ende aber Fahrt auf und das Zusammenfügen der Puzzleteile ist für mich wieder sehr stimmig gewesen.

Eine tiefsinnige und nachdenklich stimmende Lektüre also, die sprachlich überzeugt. Schulmans "bisher bestes Buch", wie auf der Rückseite abgedruckt, ist der Roman jedoch für mich nicht.

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Veröffentlicht am 30.09.2023

Außergewöhnliche Wohngemeinschaft zu Corona-Zeiten

The Marmalade Diaries
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Es ist die Corona-Zeit. Winnie, 85 Jahre alt und verwitwet, sucht jemanden, der ihr im Haus hilft. Ben, Anfang 30, kann sich die Mieten in London nicht leisten und meldet sich spontan. Das ungleiche Paar ...

Es ist die Corona-Zeit. Winnie, 85 Jahre alt und verwitwet, sucht jemanden, der ihr im Haus hilft. Ben, Anfang 30, kann sich die Mieten in London nicht leisten und meldet sich spontan. Das ungleiche Paar findet sich während der Pandemie mit ihren Ausgangssperren in einer Art Wohngemeinschaft wieder.

Die Ausgangsidee des Romans hat natürlich Potential: zwei Menschen unterschiedlicher Generationen leben zusammen, lernen voneinander usw. Das hat in der Literatur schon oft großartig funktioniert. Ein relativ neues Beispiel ist "Offene See" von Benjamin Myers.

Ben Aitkens Roman vermag jedoch leider nicht in jeder Hinsicht zu überzeugen. Auf mich wirkte das Erzählte irgendwann zu repetitiv und eintönig. Ben schreibt in seinem Tagebuch über das Alltagsleben der beiden, über das gemeinsame Kochen, über die Gartenarbeit, über alltägliche Aufgaben. Zunächst liest man das auch ganz gerne, aber dann verliert es doch sehr schnell seinen Reiz, weil es zu trivial ist. Es fehlt der Geschichte an Tiefe.

Einzig Winnie sticht in dem Ganzen durch ihre schrullige Art hervor. Sie gibt der Geschichte einen Touch vom Besonderen, aber leider reicht das alleine noch nicht aus, um den Roman zu einer wirklich lohnenswerten Lektüre zu machen.

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