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Veröffentlicht am 27.10.2021

Vom finsteren Mittelalter in die heutige Zeit - verrückt, spritzig, rasant und überaus komisch!

Merdyns magische Missgeschicke – Zaubern will gelernt sein!
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Rosie´s sehnlichster Wunsch ist es, Sängerin zu werden. Merdyns sehnlichster Wunsch ist es, in seine Zeit (Mittelalter, Jahr 511) zurück zu kommen. Als die beiden aufeinandertreffen ist schnell klar: wenn ...

Rosie´s sehnlichster Wunsch ist es, Sängerin zu werden. Merdyns sehnlichster Wunsch ist es, in seine Zeit (Mittelalter, Jahr 511) zurück zu kommen. Als die beiden aufeinandertreffen ist schnell klar: wenn Merdyn Rosie einen Sangeszauber braut, hilft sie ihm dabei, einen Weg zurück zu finden. Doch keiner hat damit gerechnet, dass dies ein überaus schwieriges Unterfangen ist und überhaupt: ein echter Hexenmeister zieht einfach mal viel Aufmerksamkeit auf sich. Gut, dass Rosie´s depressive Mutter meint, in Merdyn den Bruder von Rosie´s verstorbenen Vater, Onkel Martin, wiederzuerkennen. Er darf also bei ihnen wohnen. Doch auch das ist nicht ideal – er ist einfach zu auffällig und Rosei wird so schon von ihren Mitschülern geschnitten und findet keine Freunde. Dann stiftet Merdyn mit einem Liebestrank Verwirrung, bringt Pupsie zum Sprechen, fährt das Auto des Nachbarn zu Schrott, zerstört fast ein Einkaufszentrum, landet beinahe im Knast, sabotiert eine Zauberbühnenshow und wird plötzlich gar zum gefeierten Superstar! Doch als sein Erzfeind Jerabo auftaucht, der über Leichen geht, um Merdyn zu vernichten, wird es für alle gefährlich.

Ich war ein paar Mal direkt an Catweazle erinnert und fühlte mich mindestens so gut unterhalten, wie bei der damaligen TV-Serie. Farnaby schreibt wunderbar witzig und entführt in eine magische Geschichte voller Fantasie und Verrücktheit, die einfach mal erfrischend anders ist, als die Zauberergeschichten, die man sonst so kennt. Er erzählt die Geschichte aus seiner Sicht, wendet sich dabei oft direkt an den Leser, was richtig genial ist. Auch die diversen Fußnoten sind super witzig (und lehrreich). Aufgelockert werden die Kapitel (die übrigens schön kurz sind und jeweils mit einem Reim beginnen) durch einzelne Wörter und Sätze, die durch abweichende Schriftypen und -größen hervorstechen. Auch die vielen schwarz-weiß Zeichnungen tun das ihre dazu (auch wenn mir persönlich deren Stil nicht sooo gut gefällt). Das Cover dagegen, mit den auffälligen Farben, mit Merdyn, Rosie und Pupsie darauf, finde ich ausgesprochen toll. Ein echter Blickfang.

Doch es geht nicht nur rasant, actionreich und lustig zu zwischen den Buchdeckeln. Es stecken auch Botschaften darin und es geht um so wichtige Themen wie Familie, Trauer, Freundschaft, Mobbing und – ganz vorne mit dabei – Selbstbewusstsein.
Die Geschichte spielt im (erfundenen) englischen Bashingford und teils am (echten) Schauplatz Stonehenge. Das Setting hat man Dank der guten Beschreibungen immer vor Augen. Sämtliche Charaktere sind so bildhaft und detailliert aufs Papier gebracht, dass es einfach Spaß macht, mit diesen das Abenteuer mitzuerleben.

Alle kleinen und großen Magie-Fans ab 8 Jahren (nach oben hin offen) können mit Merdyn, Rosie & Co. für einige Stunden in ein irrsinnig witziges Zauberabenteuer eintauchen und finden ganz hinten auf einer Doppelseite sogar noch einen informativen Gräser-Leitfaden. Für mich von A-Z absolut ein empfehlenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Packender Auftakt einer dänischen Krimireihe – ein echter Pageturner

Winterland
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Während Signe Kristiansen in Kopenhagen den verheerenden Bombenanschlag auf den Weihnachtsmarkt mit 19 Toten untersucht und aufzuklären versucht, wird Junckers als leitender Ermittler im Todesfall „Larsen“ ...

Während Signe Kristiansen in Kopenhagen den verheerenden Bombenanschlag auf den Weihnachtsmarkt mit 19 Toten untersucht und aufzuklären versucht, wird Junckers als leitender Ermittler im Todesfall „Larsen“ in dem Örtchen Sandsted eingesetzt. Junckers wohnt nach seiner „Strafversetzung“ wieder dort, genauer: in seinem Elternhaus, bei seinem schwer an Demenz erkrankten Vater, mit dem ihm ein zwiespältiges Verhältnis verbindet. Zusammen mit zwei sehr jungen Kollegen (Polizeianwärterin und Polizeischüler) untersucht er eben jenen Mord, sowie eine Vergewaltigung, derer zwei Asylbewerber bezichtigt werden, die ebenfalls in Sandsted im Asylheim leben. So nach und nach kommen einige Dinge ans Tageslicht, die rechte Szene sowie islamistischer Terror sind Teil davon und bald schwant den Ermittlern, dass die Geschehnisse (Mord und Bombenanschlag und irgendwie auch die Vergewaltigung) nicht mehr einzeln betrachtet werden können. Dass sogar der dänische Geheimdienst seine Finger im Spiel zu haben scheint, setzt dem Ganzen die brisante Krone auf.

Ich bin durch die 591 (die restlichen sind eine Leseprobe zu Teil 2) geradezu geflogen. Der fesselnde, sehr gut zu lesende Schreibstil macht es einem leicht, sich in die Geschichte einzufinden. Ganz toll ist dabei die Struktur: die einzelnen Kapitel, die alle nicht so lang sind, wechseln sich ab. Erst wird aus Sicht von Signe erzählt, dann aus Sicht von Juncker. Immer im Wechsel. So erlebt der Leser einerseits die Geschehnisse in der Großstadt Kopenhagen, Signes Ermittlungen und ihre privaten Päckchen, die sie zu tragen hat. Andererseits dann die Mordermittlung Junckers in dem Provinzkaff Sandsted, in dem jeder jeden kennt sowie seine privaten Probleme mit Vater und derzeit getrenntlebender Ehefrau. Der Mix aus sehr interessanter und spannender Ermittlungsarbeit und privaten Anteilen der beiden Hauptcharaktere ist für meinen Geschmack perfekt gelungen. Hinzu kommen die politischen Einflüsse, das aktuelle Zeitgeschehen, beides sehr realitätsnah und brisant. Wie alle Stränge so nach und nach miteinander verwoben werden, ist meisterlich und ich war bis zum Schluss absolut gefesselt. Der Schreibstil mit Sogwirkung, die detaillierten, tiefgründigen Charaktere, der Bezug zur politischen Aktualität, die kriminalistischen Details – all das trug dazu bei, dass ich einen unheimlich packenden dänischen Krimi nicht nur gelesen, sondern erlebt habe. Große Klasse und ich werde diese Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen.

Für alle, die Wert auf realistische, sehr packende Thriller mit politischen Anteilen und fesselndem, unverschnörkeltem Schreibstil legen, ist Winterland absolut zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.10.2021

Unstrukturiert, verwirrend, langweilig – eher eine persönliche Aufarbeitung als die Geschichte einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier

Fuchs und ich
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Die Autorin erzählt hier über ihr selbstgewähltes Eremitendasein in der Wildnis von Montana. Sie beschreibt detailliert die dortige Flora und Fauna und ihre Begegnungen mit allen möglichen Wildtieren. ...

Die Autorin erzählt hier über ihr selbstgewähltes Eremitendasein in der Wildnis von Montana. Sie beschreibt detailliert die dortige Flora und Fauna und ihre Begegnungen mit allen möglichen Wildtieren. Sie schreibt auch von ihren Kursen, die sie an der Uni gibt, von ihrem Familienleben und von ihrem kurzzeitigen Job als Rangerin. Und ja, sie schreibt – wenn auch nur eher am Rande – auch über den Fuchs.

Das Buch ist leider so überhaupt nicht meins. Nicht falsch verstehen: es ist sicher interessant und auch mit gewissem Humor zwischendurch geschrieben und lernen kann man eine Menge über Elstern, Pflanzen, Unkraut, Wühlmäuse, Antoine de Saint-Exupéry und seinen kleinen Prinzen und über andere Autoren/Geschichten. Was mir hier aber absolut fehlt, ist Struktur. Raven springt wild in der Zeit hin und her, erzählt von einem Kurs, den sie gibt und im Zuge dessen von einem sterbenden Kalb während ihrer Ranger-Zeit, um dann auf ihren alten Volvo ohne Rückwärtsgang zu sprechen zu kommen und - wie SEHR oft und dadurch auch echt nervig – ihren heißgeliebten Saint Ex zu zitieren/erwähnen, nur um dann wieder zum Kurs, zum Kalb, zur Uni, zum (wenn man Glück hat) Fuchs, zu Elstern zu gelangen und - in einem derartig ausufernden Monolog - über alle möglichen Pflanzen zu schwadronieren. Ich quäle mich durch das Buch, finde keinen Zugang - weder zur Geschichte noch zur Autorin. Ich hatte wohl eine falsche Erwartung an die Geschichte, dachte ich doch es ginge um "Fuchs und die Autorin". Um ihre Freundschaft zueinander, ums Annähern, ums Kennenlernen, um eine enge Beziehung. Doch bisher habe ich zwar viel über Wildtiere, über Professuren an der Uni, über ihre nicht so sonnige Kindheit und ihr damit verbundenes Eremitenleben erfahren, einige lustige Anekdoten über Elstern und Eidotter und Wühlmäuse gelesen, über Adler, Weißwedelkühe und Ameisenhaufen. Der Fuchs kam mir absolut zu kurz und die Beziehung der beiden zueinander, die ich aufgrund Titel, Cover und Kurzbeschreibung erwartet habe ebenso. Für mich leider eine völlig unstrukturierte Aneinanderreihung von Wildlife-Erlebnissen einer Außenseiterin. Mehr persönliche Aufarbeitung als Geschichte über eine tierische Freundschaft.

Den Schreibstil kann ich leider nur als wirr, zusammenhanglos, strukturlos und langweilig beschreiben.

Vielleicht sind dieses Buch und ich auch nur zur falschen Zeit aufeinandergestoßen. Ich weiß es nicht. Doch es war mir schlicht nicht möglich, es zu Ende zu lesen. Nach etwas mehr als der Hälfte war meine Grenze erreicht. Allein der Gedanke daran, weiterzulesen, hat mir schlechte Laune beschert. Ich breche so gut wie nie ein Buch ab, in meiner über 40 jährigen Lesekarriere kann ich das an einer Hand abzählen. Aber hier war es leider der Fall.

Für die zumindest teilweise interessanten Naturschilderungen und das hübsche Cover gebe ich zwei wohlwollende Sterne.

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Veröffentlicht am 22.10.2021

Brutal, ungeschminkt und sehr spannend! Toller Reihenauftakt der Lust auf mehr macht

Tiefschwarze Schuld
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Die Witwe von Chefarzt Mallen glaubt nicht an einen Selbstmord ihres Mannes und engagiert Corinna Dupont, um die Umstände um seinen zweifelhaften Freitod aufzuklären. Sie gräbt auch so einiges aus, kann ...

Die Witwe von Chefarzt Mallen glaubt nicht an einen Selbstmord ihres Mannes und engagiert Corinna Dupont, um die Umstände um seinen zweifelhaften Freitod aufzuklären. Sie gräbt auch so einiges aus, kann es aber noch nicht wirklich zusammenfügen. Den jeweiligen Stand ihrer Ermittlungen teilt sie mit ihrem Lebensgefährten, der zu dem Toten private Verbindungen hatte. Hängen die anderen Todesfälle – der Selbstmord des Gerichtsvollziehers und der erweitere Selbstmord des Leiters eines Pflegeheims und der Mord an einer jungen Frau, die im Schlaflabor des Krankenhauses gefunden wurde, zusammen? Und wenn ja, wie? Und was hat ein neu entwickeltes Medikament damit zu tun und ein Kinderhändlerring? Kann Corinna den Fall lösen? War es Mord? Oder doch nur Selbstmord? Und wie steckt ihr ehemaliger Chef, der veilchenpastillenlutschende Jochimsen, da mit drin? Und welches Geheimnis hütet die Krankenschwester Leyla?

Hier werden gekonnt und super fesselnd die verschiedensten Handlungsstränge verwoben, die man anfangs überhaupt nicht in Zusammenhang bringt. Zwischendurch habe ich dann auch mal kurz den Faden verloren, fand ihn aber recht flott wieder. Es gibt diverse Wendungen und Überraschungen und alles in allem handelt es sich um einen ziemlich harten Thriller, der jedoch auch mit einigem Humor gespickt ist. Gerade die Hauptfigur, Corinna Dupont, ist eine recht unorganisierte, aber bodenständige Frau, die weiß, was sie will, die aber auch herrlich normal ist. So spricht sie gern und ausführlich mit ihrem Kater Kalle, trinkt auch mal einen über den Durst, hat finanzielle Sorgen und ein zwiespältiges Verhältnis zu ihren Eltern und gesundheitlich hat sie auch ein paar Probleme, die sie sich aber zunächst nicht eingestehen möchte. Ihre Art, die Fälle anzupacken, ist erfrischend direkt und klar. Sie macht keinen großen Schnickschnack oder redet groß drumherum, sondern geht direkt und unerschrocken in die Vollen.

Ich war teilweise ziemlich entsetzt über die Brutalität. So kommt doch Gewalttätigkeit gegen schutzbefohlene Pflegepersonen vor ebenso wie Kinderhandel und Kindesmissbrauch. Und die Abgebrühtheit der einen oder anderen Figur sowie deren Gleichgültigkeit und Mitleidlosigkeit gegenüber Menschenleben hat mich echt erschreckt. Somit sicher kein Buch für zarte Gemüter. Wer damit zurecht kommt und das abgrenzen kann, wird mit einem wirklich fesselnden, starken Thriller belohnt, der Lust auf mehr macht. Ich bin auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Zwei Kinder inmitten einer gruseligen, aber liebenswerten Nachbarschaft – super lustig und sehr unterhaltsam

Freddy und Flo 1: Freddy und Flo gruseln sich vor gar nix!
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Flo hasst die neue Wohnung – und die neue Frau (Ulrike) an Papas Seite. Freddy dagegen findet alles toll – vor allem die Nachbarn, die mehr als seltsam sind. Ohne Berührungsängste macht sich Freddy auf ...

Flo hasst die neue Wohnung – und die neue Frau (Ulrike) an Papas Seite. Freddy dagegen findet alles toll – vor allem die Nachbarn, die mehr als seltsam sind. Ohne Berührungsängste macht sich Freddy auf Ermittlungstour unter dem Motto: „wer oder was sind unsere neuen Nachbarn“. Bald stellt er fest: in ihrem Haus wohnen außer ihnen nur solche Wesen wie Werwölfe, Hexen, Vampire, Elfen, Geister und sogar ein Zombie ist im Gepäck. Warum hat Hausverwalter Wiesel dann eine Menschenfamilie mit einziehen lassen? Die anderen Bewohner vertrauen sich ihm an und bald ist klar: der Wiesel will die Wesen vertreiben, um das Haus dann teuer neu zu vermieten. Schließlich ist Wohnraum in Berlin Mangelware. Doch da tüfteln die Kinder gemeinsam mit den Hausbewohnern einen Plan aus, den sie auch nicht lang vor Ulrike geheimhalten können.

Mit viel Witz, Spannung, Fantasie und wunderbar bunten Charakteren erzählt Maria Kling eine sehr lustige Grusel-Detektiv-Abenteuer-Geschichte. Hier bleibt kein Auge trocken, was nicht nur an dem witzigen Schreibstil der Autorin liegt, sondern sicher auch an der tollen Leistung des Sprechers, der jeder Figur eine eigene Tonlage und – vor allem im Fall von Werwolf Wolfgang – einen breiten Berliner Akzent verleiht. Köstlich! Die Dialoge sind frech und witzig, die Figuren allesamt herrlich schräg, chaotisch und überaus liebenswert. Die in der Story verpackten Probleme wie das Auseinanderbrechen der Familie, Pubertät, Miethaie, Intoleranz etc. sind natürlich thematisiert, aber auf sehr humorvolle, lockere und kindgerechte Art, jedoch ohne ganz hinten runterzufallen. Das wurde super gelöst.

Fazit: eine urkomische, bunte und sehr fantasievolle spukige Kindergeschichte, toll vorgelesen und richtig Laune machend. Ich musste oft lachen und grinsen und hatte die illustre, seltsame Hausgemeinschaft stets vor meinem geistigen Auge. Kopfkino zum Anhören. Eigentlich wollte ich nur mal ein knappes Stündchen reinhören, während ich bügele. Das Ende war: ich habe nach dem Bügeln einfach weitergehört, bis zum Ende. Das sagt doch eigentlich schon alles.

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