Von Freundschaften, einer Idee und den Zwischentönen des Lebens
Morgen, morgen und wieder morgenSie kennen sich, seit sie Kinder sind. Sadie und Sam. Seit sie sich in einem Krankenhaus kennenlernten, in dem Sam viel zu lange bleiben musste. Was die beiden Kinder verband, wurden Videospiele. Super ...
Sie kennen sich, seit sie Kinder sind. Sadie und Sam. Seit sie sich in einem Krankenhaus kennenlernten, in dem Sam viel zu lange bleiben musste. Was die beiden Kinder verband, wurden Videospiele. Super Mario, ein Donkey Kong-Automat, schließlich ihre eigenen Spiele.
Bis sich die beiden aus den Augen verlieren. Und erst Jahre später wiederfinden sollen. Zu jungen Erwachsenen geworden, zwei Studenten, irgendwann in den 90er-Jahren, irgendwo in Amerika.
»Er war kurz davor, ihren Namen zu rufen, ließ es dann aber bleiben. So viel Zeit war vergangen, seit er zum letzten Mal mit Sadie allein gewesen war, dass das Gefühl ihn zu überwältigen schien. Wie konnte im Leben eines Menschen, der so unbestreitbar jung war wie er, so viel Zeit vergangen sein?«
Wer glaubt, dass er mit ›Morgen, morgen und wieder morgen‹ eine schlichte Friends-to-Lovers-Geschichte vorliegen hat, ist definitiv schief gewickelt. Zevin schreibt von einer Freundschaft, die so besonders wie echt ist. Über zwei Menschen, die sich verletzen, zueinander und auseinander entwickeln.
›Morgen, morgen und wieder morgen‹ ist eine Geschichte über drei Freunde, die zusammen Videospiele entwickeln wollen. Und über so viel mehr. Eine Schwere liegt zwischen den Seiten des Romans. Sam, dessen seit seiner Kindheit versehrter Fuß immer mehr Probleme macht. Sadie, die eine Beziehung beginnt, die ihr Vieles abverlangt. Und Marx. Sams Mitbewohner. Eine gute Seele, die all die Eigenheiten und schweren Seiten von Sam und Sadie mitträgt. Marx, dem das Leben so viel geschenkt hat.
›Morgen, morgen und wieder morgen‹ ist eines dieser Bücher, das auch nach dem Lesen noch lange nachwirkt. Die drei Hauptpersonen müssen nicht die Welt retten. Keine großen Abenteuer warten auf sie. ›Morgen, morgen und wieder morgen‹ ist leise und in dieser Stille unglaublich laut.
»Sein Gehirn war auf eine heimtückische Weise negativ. Er würde sich einreden, dass Sadie ihm die kalte Schulter gezeigt und an diesem Tag nicht einmal ein Seminar gehabt hatte. Dass sie einfach von ihm wegwollte.«
›Morgen, morgen und wieder morgen‹ ist eines jener Bücher, an dem ich in einem Buchladen vielleicht vorbeigegangen wäre. Nichts an seinem ›Äußeren‹ hat mich darauf vorbereitet, wie tief mich dieses Buch berühren würde und wie sehr es etwas für mich ist. Zum Glück wurde mir die Geschichte als Leseexemplar überraschend zugeschickt.
Es ist ein Buch über eine besondere Freundschaft von Menschen voller Ecken und Kanten. Intensiv, traurig und wunderschön.
»Wir spielen Spiele, und wir reden über Spiele und darüber, Spiele zu machen.«
›Morgen, morgen und wieder morgen‹ ist definitiv eines meiner Highlights in diesem Jahr. Der Roman hat mich unerwartet und auf eine Weise berührt, mit der ich nicht gerechnet habe. Auf jeden Fall einen Blick wert!