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Veröffentlicht am 03.05.2023

Schwimm, wenn nötig, gegen den Strom!

Benjamin. Ein kleiner Fisch mit großem Mut
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Ein kleiner roter Fisch mit grünen Streifen wird in eine Bande aufgenommen, was ihn zuerst sehr freut. Doch bald bemerkt er, dass sie statt Bewunderung Angst verbreitet.

In diesem schönen Bilderbuch wird ...

Ein kleiner roter Fisch mit grünen Streifen wird in eine Bande aufgenommen, was ihn zuerst sehr freut. Doch bald bemerkt er, dass sie statt Bewunderung Angst verbreitet.

In diesem schönen Bilderbuch wird der Text sparsam eingesetzt, umso mehr erzählen die mehrfarbigen Bilder. Da gibt es immer mehr zu sehen, als der Text aussagt. Z. B. ist auf fast jedem Bild ein Gegenstand zu entdecken, der eigentlich nicht ins Meer gehört, der jedoch auch manchmal kreativ von Tieren und Pflanzen genutzt wird. Die Autorin und Illustratorin weist damit diskret, aber geschickt auf die allgegenwärtige Verschmutzung der Meere hin.
Besonders ist auch die Darstellung der Bande: Als einziger ist der kleine Fisch als Nummer 11 in seinen ursprünglichen Farben gemalt, alle anderen Bandenmitglieder sind grau, vielleicht noch ein bisschen grau in grau gemustert. Dazu haben sie alle bei ihrem Auftreten immer die Augen zu, bis auf den kleinen Anführerfisch, so als wenn sie ihre Taten gar nicht „sehen“ können oder „sehen“ wollen.
Der Mut des kleinen roten Fisches „gegen den Strom zu schwimmen“, löst die Bande auf, denn plötzlich möchte keiner mehr dabei sein, als wenn es diesen Anstoß für alle gebraucht hat. Ab da an sind alle Fische der ehemaligen Bande farbig, fröhlich und lustig dargestellt. Sie schwimmen auch nicht mehr in eine Richtung, sondern kreuz und quer und spielen miteinander. Sie sind nun alle wieder „sie selbst“.
Am Ende beschreibt die Autorin, was außergewöhnliche Banden ausmacht, und welches Kind möchte nicht zu einer dazugehören und etwas Besonderes sein? „Wirklich außergewöhnliche Banden müssen keine Angst verbreiten. Sie achten aufeinander. … Denn in wirklich außergewöhnlichen Banden zählt jedes einzelne Mitglied … und es gibt genug Platz für alle.“
Besonders rührend gezeichnet ist auf der letzten Seite die kleine Szene, wo einer der geärgerten Fische den ehemaligen Anführerfisch der Bande zum Spielen auffordert.
Ein weiteres liebenswertes Detail ist, dass die Umschlagseiten vorne und hinten zusammen noch eine kurze andere Geschichte erzählen, die mit der eigentlichen Erzählung nichts zu tun hat. (Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten …)
Ein liebevoll detailliert gezeichnetes Kinderbuch mit einer lehrreichen Geschichte!

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Ein Kindheitstraum

Das verzauberte Puppenhaus (Villa Holunder)
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Eigentlich fühlt sich Mia mit ihren nun 10 Jahren zu alt für ein Puppenhaus und hätte viel lieber das ersehnte Computerspiel bekommen. Doch ein Brief von ihrer Großtante, der nur an sie gerichtet und dem ...

Eigentlich fühlt sich Mia mit ihren nun 10 Jahren zu alt für ein Puppenhaus und hätte viel lieber das ersehnte Computerspiel bekommen. Doch ein Brief von ihrer Großtante, der nur an sie gerichtet und dem Puppenhaus beigefügt ist, weckt ihre Neugier. Als sie das erwünschte Computerspiel dann doch bekommt, hat es schon keinen Reiz mehr für sie, denn das Puppenhaus ist nicht (nur) ein schönes, altes Spielzeug, sondern viel mehr.

In diesem Buch werden Kinderträume wahr: Spielzeug, das lebendig wird, mit dem man wirklich spielen, reden und Abenteuer erleben kann! Welches Kind hat sich das nicht schon einmal gewünscht! Und so steht auch hinten im Buch bei der Vorstellung der Autorin, dass sie mit diesem Buch einen Kindheitstraum hat wahr werden lassen.
Für die Protagonisten Mia und Luca beginnt mit der Entdeckung der Lebendigkeit der Puppenhausfiguren ein Abenteuer, denn natürlich sind diese kleinen Wesen in Gefahr vor „großen“ Menschen, die ihnen nichts Gutes wollen, und müssen versteckt und beschützt werden.
Nach und nach lösen Mia und Luca die Rätsel um dieses besondere Puppenhaus und seine Bewohner. Dabei spielen mysteriöse Gegenspieler, so wie Zaubertränke aus einem Zauberbuch wichtige Rollen. Gespannt folgt die Leserin ihren Wegen und Ideen. Schön, dass dabei das Interesse an einem Computerspiel völlig in den Hintergrund tritt, sich wahre Freundschaften offenbaren und der Zusammenhalt und die Liebe in der Familie geschätzt werden.
Unterstrichen und lebendig gemacht wird die Geschichte nicht nur durch die Erzählweise, in der die Autorin die Leser
innen manchmal auch direkt anspricht, sondern auch durch die besonderen Fotos der Fotografin, die gekonnt das Puppenhaus und seine Bewohner mit Tageslicht in Szene setzt. Dabei wechselt sie von der Großaufnahme zum Detailfoto, wie auch von den Puppen zu Menschen in diesem besonderen Ambiente.
Ein spannendes, wunderschön fotografiertes Kinderbuchabenteuer mit leicht nostalgischem Flair, das man gerne in die Hand nimmt!

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Schottische Highlands und die erste Liebe

Im Schatten des Fuchsmondes
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In den schottischen Highlands, in der Wildnis von Badfearna, beginnt für Lia eine neue Zeit. In diesem Sommer mit fast 17 Jahren wartet sie auf Struan, den sie seit Kindertagen kennt und in den sie heimlich ...

In den schottischen Highlands, in der Wildnis von Badfearna, beginnt für Lia eine neue Zeit. In diesem Sommer mit fast 17 Jahren wartet sie auf Struan, den sie seit Kindertagen kennt und in den sie heimlich ein bisschen verliebt ist. So streift sie bis zu seinem Eintreffen durch die wunderbare Natur und macht Fotos, wie sie es schon lange tut. Doch dann ist da plötzlich Finn, der mit einem Fuchs spielt und so ganz anders ist, als Lia es kennt, und ihr Herz zum Klopfen bringt.

In diesem Buch stecken viele Themen (Schwesternbeziehung, Trennung der Eltern, erste Liebe, Erwachsenwerden, Umwelt- und Naturschutz, Missbrauch, u. v. m.). Es wirkt aber nie überladen, denn die Autorin verwebt sie alle mit einander und flicht sie logisch und nachvollziehbar in die Handlung ein. Sie bindet ihre Geschichte auch mit kleinen Hinweisen (z. B. werden der Film Avatar II und Coronamasken erwähnt) für ihre jugendlichen Leser in die Jetzt-Zeit ein.
Wenn die Autorin aus Lias Sicht erzählt, benützt sie die Ich-Perspektive, so dass die Leser ganz in dieser Figur drinstecken. Aus Finns Sicht wählt sie dann die autoritäre Erzählerperspektive. Doch auch hier fühlt man sich Finn sehr nah. Überhaupt bedient sich Antje Babendererde einer sehr einfühlsamen Sprache bei ihren Personenbeschreibungen und Charakterzeichnungen.
Auch das Thema „Missbrauch“, den Finn durch seinen ehemaligen Trainer selbst und bei anderen erlebt hat, fügt sie sehr behutsam ein, so dass die Leserinnen damit nicht überfordert werden.
Herausragend sind ihre wunderbaren Naturbeschreibungen der schottischen Highlands, in denen die Leser
in schwelgen kann. Ihre Liebe zu diesem Land wird fast plastisch spürbar.
Vorsichtig nähert sie sich dem umstrittenen Thema ‚Jagd‘, in dem sie beide Meinungen in verschiedenen Personen darstellt: Jagd als nötig, weil große Beutegreifer fehlen, und Jagd als Freude am Töten und somit als grausam und unnötig.
Gerne hätte ich im Buchdeckel eine Karte gefunden, auf der ich die so schön beschriebenen Orte auch geografisch hätte verorten können, um meine Vorstellungskraft noch weiter anzuregen, und vielleicht am Ende ein Glossar der benutzten gälischen Wörter.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Freundschaft auf andere Art

Mein Leben ist ganz großes Kino (nur leider bin ich im falschen Film)
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Frida fühlt sich eigentlich ganz wohl mit ihrem Leben, wenn da nicht ihre Familie wäre - nämlich die, die immer von ihr wollen, dass sie mehr tut oder anderes macht, als sie macht.
Frida ist nämlich Profi-Chillerin ...

Frida fühlt sich eigentlich ganz wohl mit ihrem Leben, wenn da nicht ihre Familie wäre - nämlich die, die immer von ihr wollen, dass sie mehr tut oder anderes macht, als sie macht.
Frida ist nämlich Profi-Chillerin und das gefällt ihren sehr arbeitssamen Eltern und sportlichen Geschwistern nicht besonders. Aber auch in ihren Freundschaften führen ihre Profi-Chill-Tricks nicht immer zum gewünschten Ergebnis. Doch dann muss sie ihre Osterferien in einem Camp verbringen und das ändert so einiges!

Dieses fiktive Tagebuch beginnt mit ganz allgemeinen Kinder- und Teenieproblemen, wie Beziehung zu den Eltern, Freundschaft, Streit, Geschwisterbeziehungen, Unverstandenfühlen, erste Liebe, etc. Die ersten Seiten im „Tagebuch“ sind geballt voll davon. Die Protagonistin muss viel Zeit zum Schreiben gehabt haben.
Die Spannung steigt erst ab der knappen Hälfte des Buches, als Frida von ihren Eltern in ein Feriencamp geschickt wird und eben nicht zum – von ihr ungeliebten – Familien-Wanderurlaub mitfahren, aber auch nicht mit ihrer besten Freundin Celine die Ferien verbringen kann. Dieses Camp hat es in sich, den ihrem Haus sind mit ihr noch vier komplett verschiedene Mädchen, die alle ihre eigenen Päckchen zu tragen haben.
Wie diese fünf sich im Laufe der 14 Camptage zusammenraufen und ihre Probleme und Nöte überwinden, plötzlich zusammenhalten, sich helfen und aufeinander eingehen, ist wirklich sehr mitreißend, interessant und mitfühlend beschrieben.
Das Ganze wird von witzigen, kleinen Zeichnungen von Eva Schöffmann-Davidov begleitet. Diese bringen die Leserin oft extra zum Schmunzeln (s. z. B. auf S. 37 das Alpaka oder auf S. 200 das Ziesel).
Fazit: Zuerst ein normales Buch des Genres „Teenietagebuch“, dann eine spannende Beschreibung, wie sich aus einer zusammengewürfelten Gruppe Zusammenhalt und Freundschaft entwickeln kann, wenn man aufeinander eingeht und sich respektiert.

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Freundschaft und Meeresschutz für Kinder und Jugendliche

Das erbarmungslos ehrliche Tagebuch der Rebella Rosin - Retterin der Seepferdchen
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Rebellas Name ist auch ihr Motto: Sie will einfach nicht in den Ferien zu ihrer Oma an die Küste fahren und ihr beim Gärtnern helfen! Doch leider haben ihre Eltern zu arbeiten und sie muss. So beschließt ...

Rebellas Name ist auch ihr Motto: Sie will einfach nicht in den Ferien zu ihrer Oma an die Küste fahren und ihr beim Gärtnern helfen! Doch leider haben ihre Eltern zu arbeiten und sie muss. So beschließt sie alles blöd zu finden - auch ihre Oma, die sie kaum kennt und vor allem die Küste, die sie nur "kanalak" nennt: kalte, nasse, langweilige Küste. Doch ihre Oma, der Garten, die Küste und die Umstände sind ganz anders, als Rebella sich das vorgestellt hat.

Endlich mal ein Tagebuch, das nicht nur witzig über Teeniesorgen und -nöte schreibt, sondern auch über wichtige Themen, wie Meeresschutz und Plastikmüll. (Sehr wohltuend wurde auch das Thema „Erste Liebe“ außen vorgelassen.)
Daniela Stich schafft den Spagat zwischen einer fesselnden Kinder-Buddy-Geschichte mit ernsten Themen interessant zu verbinden und Denkanstöße zu vermitteln, z. B. Wie ist es, wenn das, was wir essen sollten, damit es unserer Erde besser geht, uns gar nicht schmeckt? Wie geht Verzicht? U. v. m. Sie lässt aber auch die alltäglichen Dinge nicht außeracht: Was macht eine Freundschaft aus? Wie verhält man sich, wenn man etwas falsch gemacht? Usw. Entlang dieser Denkanstöße entwickelt sich auch die Hauptfigur Rebella.
Besonders schön ist gleich zu Anfang im Buchdeckel die farbig illustrierte Karte von Wellenstadt, wo die Handlung spielt (genauso im hinteren Buchdeckel). Auch die Schwarz-Weiß-Zeichnungen in den Kapiteln sind sehr gelungen und teilweise sehr lustig! (Besonders originell der kranke Tintenfisch im Krankenhausbett auf S. 51!) Auch das Cover ist ansprechend und führt gleich hinein in die Geschichte.

Fazit: Ein empfehlenswertes Kinder- und Jugendbuch, das sowohl relevante Themen unserer Zeit Kindern und Jugendlichen nahebringt, ohne belehrend zu wirken, aber auch ihren Alltag nicht vergisst.

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