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Veröffentlicht am 11.11.2024

Hof Kalmule, basierend auf eigener Familiengeschichte

Am Fluss der Zeiten
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Allein das - basierend auf eigener Familiengeschichte - der Autorin macht neugierig auf den Roman: Ein Roman, der im 16. Jahrhundert spielt.

Auch das Umschlagbild feuert die Neugierde an. Denn es ist ...

Allein das - basierend auf eigener Familiengeschichte - der Autorin macht neugierig auf den Roman: Ein Roman, der im 16. Jahrhundert spielt.

Auch das Umschlagbild feuert die Neugierde an. Denn es ist sehr gut gemacht vom Layout. Die Farben, von der linksseitigen Frau, deren grünlicher - türkisfarbener Rock in das Gebirge oder Landschaft übergeht. Dazu die feinziselierten Blütenornamente und natürlich das scharfsinnige Gesicht der Frau. Lässt mich im Laden gleich danach greifen!

Ebenso das Inhaltsverzeichnis - Amtssitz Lüdinghausen, 1552, am Tag des Erzengels Michael; Haus Senden, 1552; Münster 1552; Burg Kakesbeck 1553 - deutet auf eine intensive Forschungsarbeit hin. Verschiedene Orte werden benannt, Sagen, Märchen, Gerede... Einleitungen, Widmungen Nachwort, Prolog, Glossar, Personenverzeichnis. Hier hat ein geschichtsinteressierter Mensch geschrieben und hier finden geschichtsinteressierte Menschen auch einen Roman, der zu ihnen passt.

Ulrike Renk hat ein mehrbändiges Werk konzipiert, dieses ist der erste Band.
Im Klappentext wird ausgiebig die Geschichte von Elze erklärt. Allein der Begriff 'Eigenbehörige' macht ebenfalls sehr neugierig. Was ist das?
Die Eigenbehörigkeit fußt auf der Abhängigkeit eines Grundherrns, das heißt, der Hof, den die Familie bewirtschaft ist eben lediglich zur Bewirtschaftung überlassen. Dazu zählt eben die persönliche und dingliche Abhängigkeit von diesem Lehnsherrn.

Die Art und Weise wie der Amtsmann in Münster mit dem Bruder von Elze redet (bezüglicher der Abgaben) und Elze zu sich zum Gesindedienst ordert, macht natürlich schon wütend. Das heißt, es ist gut beschrieben, wenn solche Gefühle geweckt werden. Die Zeiten damals waren entsetzlich, die meisten Menschen waren nicht frei, sondern Abhängige. Dazu kamen auch noch politisch - religiöse Unruhen, denen die Menschen ausgeliefert waren. Es werden historische Bezüge erwähnt (die Täufer in Münster, ja, das war schlimm).

Guter Einstieg im Prolog. Kapitel 1 fängt mit dem Jahr zuvor an, 1551. Die Beschreibungen vom Hofleben sind so realistisch geschildert, dass ich glaube mittenmang zu sein. Armseliges Leben. Wie dankbar können wir sein, dass es heuer besser ist.

Sehr spannend und mitreißend geschrieben!




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Veröffentlicht am 05.11.2024

Das Wunder eines verschneiten Tages

Lina und der Schnee-Engel
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Maggie O'Farrell schreibt normalerweise Romane, jedenfalls hat sie davon schon einige geschrieben. Dies ist nun ihr erstes Kinderbuch, und wie ich finde ein sehr gutes.

Die fünfjährige Lina ist krank, ...

Maggie O'Farrell schreibt normalerweise Romane, jedenfalls hat sie davon schon einige geschrieben. Dies ist nun ihr erstes Kinderbuch, und wie ich finde ein sehr gutes.

Die fünfjährige Lina ist krank, sehr krank. Doch eines Nachts erwacht sie in ihrem Bett weil ein Schnee-Engel durch das ZImmer huscht (ja, hab auch noch nie davon gehört...außer von dieser Eindrücken, die manche in Schnee machen und dann Schnee Engel nennen). Der Engel hat die Aufgabe, die sehr kranke Lina wieder gesund zu machen. Und in der Tat dem Engel gelingt das. Einige Monate später möchte Lina dem Engel dafür danken... doch wie kann sie ihn finden....

Das Buch ist sehr schön gemacht worden: Die Schriftform,
mehr an einer Handschrift orientiert, mit kleinen grauen Zeichnungen, Bewegungen, Formen. Dann natürlich die Farbzeichnungen großflächig. Sie zeigen das Haus von Lina und ihrer Familie, das Zimmer von Lina mit dem Schimmer des geheimnisvollen Wesens... So liebevoll gemacht und so bedürfnisgerecht für kleine Leser und Leserinnen.

Im gleichen Alter wie die Heldin dieses Büchleins können auch die Kinder sein, denen Erwachsene das Buch vorlesen. Also ab 5 Jahre.

Das Buch passt zur Vorweihnachtszeit, eingekuschelt können kleine Leseratten sich verwöhnen lassen.

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Veröffentlicht am 05.11.2024

Die tapfere Waliserin

Die Tochter der Drachenkrone
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Die dreizehnjärige Tochter eines Waliser Fürsten hasst die normannischen Eindringlinge. Sie interessieren sich nicht für die Kultur der Einheimischen, sie versuchen nicht deren Sprache zu lernen, sie halten ...

Die dreizehnjärige Tochter eines Waliser Fürsten hasst die normannischen Eindringlinge. Sie interessieren sich nicht für die Kultur der Einheimischen, sie versuchen nicht deren Sprache zu lernen, sie halten sich nicht an Absprache. (Ihr jüngerer Bruder wurde als Pfand an den Feind gegeben und was machten die, sie blendeten den Jungen, und er ist jetzt hilflos wie ein neugeborenes Baby).

Es ist ein spannender Einstieg in den Roman, aber er zeigt auch die Brutalität des 12. Jahrhunderts. Und die Dreizehnjährige als Mädchen hat sowieso nichts zu sagen. Ihr Vater ist ein stattlicher Mann, ein großer Fürst, ein Diplomat. Doch das grassierende Fieber erwischt auch ihn.
Was für eine brutale Szene, der Priester will aus persönlichem Haß den Leichnam des Fürsten nicht in geweihter Erde begraben lassen. Er lässt den Leichnam auspeitschen.

Ist das jetzt reine Phantasie oder haben selbstherrliche Kirchenmänner das tatsächlich machen lassen? Ich vermute die Autorin, die - wie es heißt - schon einige historische Romane schrieb, hat gut recherchiert. Bislang habe ich noch nie von so etwas gelesen.
Doch bereits der spannende Einstieg zeigt, dass es ein interessanter Roman ist.

Eine Dreizehnjährige, ein junges Mädchen spielt die Hauptrolle in einer Zeit, in der Frauen nur eine Rolle im diplomatischen Geschachere innehatten (wer muss wen heiraten, damit Bündnisse geschlossen sind) und lediglich Gebärmaschinen für ihre streitsüchtigen Ehegesponste waren.

Auf jeden Fall wird viel von der walisischen Kultur erzählt, allein das macht es schon zu einem vielversprechenden Lesestück.

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Veröffentlicht am 05.11.2024

Alfred und sein Onkel Ragnar (bei den Samen)

Die Winterschwestern
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Bei den Samen (Lappland / Finnland): Die Samen sind ein Volk, was noch sehr mit ihren Traditionen lebt. Das Büchlein führt uns in die ganz eigene Winterlandschaft im Norden von Europa. Magie und Mythologie ...

Bei den Samen (Lappland / Finnland): Die Samen sind ein Volk, was noch sehr mit ihren Traditionen lebt. Das Büchlein führt uns in die ganz eigene Winterlandschaft im Norden von Europa. Magie und Mythologie haben noch ihren Stellenwert und sind ganz normal im Leben integriert, eines jeden. Die Winterschwestern sind zwar Schwestern, aber unterschiedlich – die eine, die Ältere, steht für eisige Kälte und wilde Stürme. Die Jüngere dagegen liebt die Julzeit, die festlich begannen wird... und auch winterliche Freuden... Doch dann verschwindet die Jüngere und die Ältere tobt – mit unendlichen Winterstürmen. Sie trauert...

Kleiner Held unserer Geschichte ist ein Zehnjähriger. Alfred, der im Nebeldorf lebt. Er ist ein kleiner Schlemiehl, eingangs macht er sich an das Bier für ein Fest ran und schüttet Senfkörner hinein. Für seinen Lieblingsgott Loki (der ein furchtbarer Gott ist)...Doch dann wird Klein – Alfred beschuldigt ein Dieb zu sein. Um das Gegenteil zu beweisen will er mit Onkel Ragnar nach den verschwundenen Gegenständen suchen...

Alfred ist anders als die anderen, Ragnar ist anders als die anderen Männer, denn vor Alfreds Geburt hätte er Tante zu Onkel Ragnar gesagt (eine Heilkundige machte eine Salbe für Ragnar, damit dieser einen Bart bekam). Es ist ein Büchlein über Andersartigkeit (so wie der Schweizer ESC Gewinner Nemo in seinem Tutu).
Sehr schön wird die Kultur der Samen beschrieben.

Das Büchlein ist schon auf den ersten Blick anders: Das Umschlagbild ist samisch und sehr schön gestaltet. Die zu den Geschichten passenden Zeichnungen sind liebevoll gemacht. Und eine Karte verdeutlicht die Lage von Nebeldorf und die Stationen der Abenteuer von Alfred und seinem Onkel Ragnar. Trolle (die im Norden eine wichtige Rolle innehaben) stahlen die wichtigen Kultgegenstände. Da gilt es einige Schwierigkeiten zu überwinden...

Ideal zum Vorlesen in der Weihnachtszeit. Für Kinder ab 9 Jahren – höchste Empfehlung!

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Veröffentlicht am 03.11.2024

Amour fou

Kairos
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Wenn ein älterer Mann und eine junge Frau aufeinander treffen? In der alten DDR, unruhig bereits, weil sich zu viele gegen das Unrechtsystem auflehnen?

Jenny Erpenbeck nimmt sich dieses Themas an. Meisterhaft!
Der ...

Wenn ein älterer Mann und eine junge Frau aufeinander treffen? In der alten DDR, unruhig bereits, weil sich zu viele gegen das Unrechtsystem auflehnen?

Jenny Erpenbeck nimmt sich dieses Themas an. Meisterhaft!
Der ältere Mann, Hans, ein Frauenheld, gutaussehend, erfolgreich im DDR - System, ohne zu angepasst zu sein, trotzdem noch Freigeist, oder wieder zu einem geworden... und die junge Frau, Katharina, die diesen Mann 'zufällig' in der Straßenbahn in Berlin in die Augen sieht. Zufällig, ein Zufall, ein Augenblick, der ihre Leben verändert. Seines wie das ihrige...

Der Titel - Kairos - macht aufmerksam. Ein griechischer Begriff? Aus der Götterwelt? In der Tat - Kairos ist ein der drei Begriffe, die im antiken Griechenland für die Zeit existierte. Chronos und Äon, die anderen beiden. Kairos dagegen steht für - den günstigen Zeitpunkt für eine Handlung.
Der Zeitpunkt ist jetzt, sie haben sich getroffen. Die junge Studentin, noch unfertig in ihrer Lebensplanung, der ältere Mann, verheiratet, mit einer Geliebten, mit vielen Geliebten, untreu. Sohn.
Selbstverliebt. Ein Schriftsteller. Ein IM. Einer, ja, der es geschafft hat, sich in dem rigiden System durchzuschmuggeln. Er darf schreiben. Er hat sogar ein eigenes kleines Büro vom System erhalten...
Er spioniert nicht mehr, wird als unsicher in den Akten abgelegt... Und die junge Frau, Katharina, sie ist verliebt... jedet mit ihrem Umfeld darüber, den Eltern, den Freunden und Freundinnen, alle wissen Bescheid, und irgendwann auch die Ehefrau.
Sie, die Geliebte, umschleicht den Geliebten. Dringt in seine Privatsphäre ein. Folgt ihm in die familiären Ferien an die Ostsee, vögelt ihn im Sand, gibt sich auf, unterwirft sich ihm. Benimmt sich so weiblich wie viele Schattenfrauen es tun, der Liebe wegen, orientiert sich an ihm...
Bis ... ja ... bis... zum großen Knall!

Übrig bleibt der Karton, Erinnerungen, Postkarten, Papierfetzen...

Ein aufschlussreiches Buch: Zum System, zum Funktionieren in einer Diktatur, zu seiner persönlichen Freiheit...
Zu einer Liebe unter Extremzwang. Zu einer jungen Frau und zu einem älteren Mann...

Und - das Umschlagbild, der Karton, schlicht und einfach...
Jenne Erpenbeck. Sehr gut!


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