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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2024

Kurzweilige Herbstlektüre

Tee auf Windsor Castle
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„Tee auf Windsor Castle“ von Claire Parker entführt uns in das Leben und die Gemächer der britischen Royals. Kate landet während einer Schlossbesichtigung zufällig in der Bedienstetenteeküche ...

„Tee auf Windsor Castle“ von Claire Parker entführt uns in das Leben und die Gemächer der britischen Royals. Kate landet während einer Schlossbesichtigung zufällig in der Bedienstetenteeküche und damit nimmt die Geschichte ihren Lauf, denn dort lernt sie die betagte Angestellte Betty kennen. Sie kommen ins Quatschen und erleben bald darauf die unerwartetsten Dinge. Ich muss zugeben, mich hat ein bisschen gewundert, dass die beiden Frauen so schnell von einer Freundschaft sprechen und nach ihrem unerwarteten Kennenlernen so viel miteinander unternommen haben. Dennoch war es schön, sie dabei zu begleiten.
Der Roman hatte einen gewissen Witz und war kurzweilig zu lesen. Die Charaktere waren so, wie man sie sich in einem Adelshaus entweder als Bedienstete oder Adelige selbst vorstellen würde, very british. Dennoch hat mich der Roman leider nicht überzeugt, da er Fiktion und Realität für mich zu stark vermischt und leider auch einen unnötigen Spoiler im Klappentext enthält, was ihn bedauernswerterweise sehr vorhersehbar gemacht hat. Die Idee an sich gefällt mir aber gut.

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Veröffentlicht am 20.09.2024

Zurück zu mehr Verbundenheit

Die Kunst des InnSæi
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Mit „Die Kunst des Innsæi“ hat Hrund Gunnsteinsdóttir ein Sachbuch vorgelegt, dass uns Lesende wieder mehr zu uns selbst zurückbringen soll, denn Innsæi ist das isländische Wort für Intuition, ...

Mit „Die Kunst des Innsæi“ hat Hrund Gunnsteinsdóttir ein Sachbuch vorgelegt, dass uns Lesende wieder mehr zu uns selbst zurückbringen soll, denn Innsæi ist das isländische Wort für Intuition, gleichzeitig bedeutet es aber auch das Meer in uns. So spricht die Autorin davon, auf dem inneren Meer zu navigieren, ausgerichtet nach unserem inneren Kompass, mit dem wir uns mithilfe des Buches wieder verbinden sollen. Dazu gibt sie in fünf Kapiteln Erklärungen, Anregungen, Hilfestellungen und zahlreiche Beispiele von Menschen, denen es gelungen ist, ihre Intuition zu stärken und gemäß dieser zu leben. Führen soll das zu einem besseren Zugang zur eigenen Kreativität, Empathie und das Erlangen eines offenen Geistes. Ein Leben im Fluss sozusagen. Um das zu erreichen, richtet Gunnsteinsdóttir u.a. den Blick auf die Wichtigkeit der eigenen Bedürfnisse, unsere Bedeutung in und für die Welt und übt hier und da auch Kritik an den sozialen Medien. Alles auf eine, wie ich finde, sehr nachvollziehbare Art und Weise.
Mir haben ihre Blickwinkel überwiegend gut gefallen. Besonders ihre hohe Wertschätzung für die Natur und des friedlichen Miteinanderlebens.
Ein Beispiel: „Natur, die Künste, Kultur, Spiritualität und Meditation zählen zu den Dingen, die Ehrfurcht in uns hervorrufen können, doch wir schätzen sie in vielerlei Hinsicht zu gering. Durch unsere Lebensweise, durch die Art, wie wir konsumieren und Wert definieren, werden natürliche Vielfalt, Ökosysteme und unberührte Natur weltweit geschädigt oder gar gänzlich vernichtet, und das in einem Tempo, wie es in der Menschheitsgeschichte nie zuvor geschehen ist.“ Wahre Worte.
Weniger gebraucht hätte es für mich im Buch allerdings an Übungen, was aber auch daran liegt, dass mir einige davon bereits bekannt sind aus Ratgebern, die sich mit ähnlicher Thematik befassen. Grundsätzlich sind sie jedoch ein guter Impulsgeber für die Wiederentdeckung der eigenen Intuition.
„Die Kunst des Innsæi“ regt dazu an, sich mal wieder auf die Suche nach dem eigenen inneren Kompass zu machen und sich mehr mit dem, was wirklich zählt, zu verbinden. Es ist ein Buch, das mich mit einem guten Gefühl und dem Wunsch nach positiver Veränderung hinterlassen hat und deshalb kann ich es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Mein Mann
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Das könnte das Motto der namenlosen Erzählerin in Maud Venturas Roman “Mein Mann“ sein, den Michaela Meßner aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt hat.
Sie sind 15 Jahre zusammen und davon ...

Das könnte das Motto der namenlosen Erzählerin in Maud Venturas Roman “Mein Mann“ sein, den Michaela Meßner aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt hat.
Sie sind 15 Jahre zusammen und davon 13 Jahre verheiratet, die namenlose Erzählerin und ihr Mann. Die beiden besitzen ein Haus, haben eine Familie mit zwei Kindern gegründet, arbeiten in guten Jobs und obwohl alles sich perfekt anhört, ist es doch alles andere als das. Denn die Erzählerin ist geradezu besessen von ihrem Mann oder besser gesagt, von der Liebe zum ihm. Sie kontrolliert ihn, sie testet ihn und sie interpretiert jede seiner Verhaltensweisen und Aussagen. An der Stelle verrate ich nicht zu viel, wenn ich sage, dass sie einiges davon überinterpretiert. Das hat nicht selten stark irrationale Handlungen zufolge, die für sie aber absolut logisch erscheinen und mir ein oftmals ungläubiges Schmunzeln beschert haben. Diese Handlungen stehen übrigens in krassem Gegensatz dazu, dass sie fast ausschließlich Dinge macht, um ihrem Mann zu gefallen. Sie verstellt sich und unterdrückt dabei häufig auch ihre eigenen Bedürfnisse. Beispielsweise mag ihr Mann sie lieber ohne Brille. Also trägt sie in seiner Gegenwart keine Brille. Was er mag, ist, wenn sie mit Füller schreibt. Also schreibt sie mit ihrem Füller, sobald es sein könnte, dass er ihr Arbeitszimmer betritt. Da konnte ich manchmal einfach nicht anders, als den Kopf zu schütteln, darüber, wie wenig authentisch sich die Erzählerin gibt. Das weiß ich als Leserin übrigens deshalb alles so genau, weil ich in dem kompletten Buch an ihrer gesamten Gedankenwelt teilhaben kann, denn genau daraus besteht die Erzählung, sie teilt uns ihre Gedanken mit, ungefiltert und detailliert.
Ventura beschreibt Dinge, die so oder so ähnlich sicherlich in jeder Beziehung vorkommen, in diesem Roman allerdings stark überspitzt werden. Der Roman hat mich an vielen Stellen mit sehr gegensätzlichen Gefühlen zurückgelassen: oft verständnislos, manchmal aber auch emphatisch nachvollziehend, immer wieder Kopf schüttelnd, häufig schmunzelnd. Die Krönung des Ganzen ist aber das Ende. Ihr solltet es lesen.

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Mein Mann
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Das könnte das Motto der namenlosen Erzählerin in Maud Venturas Roman “Mein Mann“ sein, den Michaela Meßner aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt hat.
Sie sind 15 Jahre zusammen und davon ...

Das könnte das Motto der namenlosen Erzählerin in Maud Venturas Roman “Mein Mann“ sein, den Michaela Meßner aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt hat.
Sie sind 15 Jahre zusammen und davon 13 Jahre verheiratet, die namenlose Erzählerin und ihr Mann. Die beiden besitzen ein Haus, haben eine Familie mit zwei Kindern gegründet, arbeiten in guten Jobs und obwohl alles sich perfekt anhört, ist es doch alles andere als das. Denn die Erzählerin ist geradezu besessen von ihrem Mann oder besser gesagt, von der Liebe zum ihm. Sie kontrolliert ihn, sie testet ihn und sie interpretiert jede seiner Verhaltensweisen und Aussagen. An der Stelle verrate ich nicht zu viel, wenn ich sage, dass sie einiges davon überinterpretiert. Das hat nicht selten stark irrationale Handlungen zufolge, die für sie aber absolut logisch erscheinen und mir ein oftmals ungläubiges Schmunzeln beschert haben. Diese Handlungen stehen übrigens in krassem Gegensatz dazu, dass sie fast ausschließlich Dinge macht, um ihrem Mann zu gefallen. Sie verstellt sich und unterdrückt dabei häufig auch ihre eigenen Bedürfnisse. Beispielsweise mag ihr Mann sie lieber ohne Brille. Also trägt sie in seiner Gegenwart keine Brille. Was er mag, ist, wenn sie mit Füller schreibt. Also schreibt sie mit ihrem Füller, sobald es sein könnte, dass er ihr Arbeitszimmer betritt. Da konnte ich manchmal einfach nicht anders, als den Kopf zu schütteln, darüber, wie wenig authentisch sich die Erzählerin gibt. Das weiß ich als Leserin übrigens deshalb alles so genau, weil ich in dem kompletten Buch an ihrer gesamten Gedankenwelt teilhaben kann, denn genau daraus besteht die Erzählung, sie teilt uns ihre Gedanken mit, ungefiltert und detailliert.
Ventura beschreibt Dinge, die so oder so ähnlich sicherlich in jeder Beziehung vorkommen, in diesem Roman allerdings stark überspitzt werden. Der Roman hat mich an vielen Stellen mit sehr gegensätzlichen Gefühlen zurückgelassen: oft verständnislos, manchmal aber auch emphatisch nachvollziehend, immer wieder Kopf schüttelnd, häufig schmunzelnd. Die Krönung des Ganzen ist aber das Ende. Ihr solltet es lesen.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Gefährliche Faszination

Cascadia
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„Cascadia“ von Julia Phillips (übersetzt von Pociao und Roberto de Hollanda) erzählt die Geschichte der beiden Schwestern Sam und Elena, die in San Juan Island im US-Bundesstaat Washington ein ...

„Cascadia“ von Julia Phillips (übersetzt von Pociao und Roberto de Hollanda) erzählt die Geschichte der beiden Schwestern Sam und Elena, die in San Juan Island im US-Bundesstaat Washington ein tristes Leben mit wenig Zukunftsperspektive führen, dem sie scheinbar beide gerne entfliehen würden. Allerdings geht dies nicht, solange sie sich um ihre kranke Mutter kümmern müssen. Eines Tages begegnet den beiden Frauen unverhofft und überraschend ein Bär auf ihrem Grundstück und von da an ändert sich alles.
Nach der anfänglichen Angst breitet sich eine gewisse Faszination für den Bären aus. Allerdings geht Elenas Faszination ihrer Schwester Sam bald zu weit. Sam blickt jedoch zu Elena auf und bemüht sich deshalb, nachzuempfinden, was Elena an dem wilden Tier so fasziniert. Ihr Umgang miteinander ist respekt- und liebevoll. Im Verlauf der Geschichte tritt allerdings eine gewisse Abhängigkeit zutage, die nicht gesund zu sein scheint. Ausgehend von Sam, die ihre ältere Schwester Elena geradezu vergöttert und sich ihr vollkommen unterwirft, ohne das Elena sich darüber allerdings im klaren ist.
Die Art, wie Elena auf den Bären reagiert und mit ihm interagiert, hat etwas Mystisches, aber auch Skurriles. Sie verleiht ihm menschliche Züge, während er für Sam ein wildes, gefährliches Tier ist und bleibt.
Auch wenn Sam in Bezug auf den Bären die vernünftigere von beiden Schwestern erscheint, ist sie mir über die Dauer der Erzählung hinweg größtenteils schwer zugänglich und damit eher unsympathisch geblieben. Sie hat Vorstellungen, die ich weder nachvollziehen noch teilen kann und auch die Abhängigkeit von ihrer Schwester ist mir zu drastisch.
Trotzdem hat die Geschichte mich mit diesem ungewöhnlichen Thema und der Beschreibung unbekannter Wildnis in ihren Bann gezogen. Auch die Art und Weise, wie unterschiedlich zwei Menschen mit bedeutenden Situationen umgehen, wird für mich hier eindrucksvoll dargestellt und das nicht nur anhand des Bären. „Cascadia“ ist in meinen Augen ein modernes Märchen, das mich in eine faszinierende neue Welt entführt hat und damit zu einem unvergesslichen Leseerlebnis geworden ist.

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