Profilbild von LizzyCurse

LizzyCurse

Lesejury Star
offline

LizzyCurse ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LizzyCurse über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2018

Erfindungsreich!

Chroniken von York (Band 1) - Die Suche nach dem Schattencode
0

Die Chroniken von York - Der Schattencode von Laura Ruby

Die Zwillinge Tess und Theo und ihr Nachbar Jamie sehen sich mit einer großen Herausforderung konfrontiert. 354 West 73. Straße wurde verkauft! ...

Die Chroniken von York - Der Schattencode von Laura Ruby

Die Zwillinge Tess und Theo und ihr Nachbar Jamie sehen sich mit einer großen Herausforderung konfrontiert. 354 West 73. Straße wurde verkauft! Sie müssen ihr Zuhause, ihre Freunde verlassen und irgendwo neu beginnen. Das können sie natürlich nicht so einfach hinnehmen - Deshalb machen sie sich auf die Suche, die Suche nach Der Lösung des Rätsels der Morningstars, die vor über 100 Jahren einen Schatz in New York versteckt haben …

Allein als ich das Buch aufschlug, lachte mir schon eine liebevoll gestaltete Karte des “anderen” New Yorks entgegen, die einfach nur Lust macht, in das Buch einzutauchen und durch die Straßen, die auf der Karte verzeichnet sind, zu streunen. So - frohen Mutes - begann ich mit dem Buch. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Gleich im ersten Kapitel bekam ich einen Eindruck von einem “York”, das von den Morningstars gestaltet worden ist, erweitert und mechanisch modifiziert worden ist. Und es ist ein wunderbares York - mit dreidimensional fahrenden Fahrstühlen und “Underways”. Mein erster Eindruck war also ein total cooler. In den nächsten Kapiteln wurde ich gleich mit den Protagonisten bekannt gemacht, sodass mir der Einstieg in das Buch alles andere als schwer fiel. Theo und Tess sind Nerds, jeder auf seine eigene ganz persönliche Weise - und waren mir auf Anhieb sympathisch. Ich litt richtig mit ihnen als sie die Hiobsbotschaft erhielten, dass sie in einem Monat aus dem Haus raus müssen. Gemeinsam mit dem Nachbarsjungen Jamie klammern sie sich an den letzten Strohhalm, der ihnen bleibt, um das Haus vielleicht doch noch zurückzukaufen. Doch der Schatz der Morningstars ist so gut verborgen, dass ihn seit hundert Jahren keiner gefunden hat …
Ich folgte den Kindern also auf ihrem Weg kreuz und quer durch Manhattan und lernte auf dem Weg die Kinder auf der einen Seite und die Parallelwelt auf der anderen Seite besser kennen. Das ganze funktionierte so ganz nebenbei - weil die jugendlichen Protagonisten ebenso ganz natürlich mit Genveränderten Haustiere oder Zunftgenossen, die in den Unter- und Oberirdischen Zügen als Schaffner fungieren. Die Morningstars hatten es wirklich drauf - und ich hatte das Gefühl, dass es der Autorin diebischen Spaß gemacht hat, die Freunde von einem Rätsel zum nächsten zu jagen und uns so dasn York, das sie sich erträumt, näher zu bringen! Wundervoll.

So ganz nebenbei geht es in der Geschichte auch noch um Verlust und Freundschaft, um Zugehörigkeit und Zusammenhalt und Vertrauen. Doch diese Werte werden nicht mit dem erhobenen Zeigefinger vermittelt, sondern ruhig rüber gebracht - Verpackt in eine farbenprächtige Beschreibung der großen und kleinen Absonderlichkeiten Yorks. Ruby hat eine schöne Sprache. So komplex, dass es mir, die schon lange dem Kindesalter entwachsen ist, nicht langweilig wird, aber auch nicht zu langatmig. Nur in der Mitte hält es ein kleines Verdauungsnickerchen.

Das Ende bleibt jedoch offen - was mich eigentlich ganz kribblig auf die Fortsetzung des Romans macht. Ein tolles Buch. 4,5 Sterne erhält es von mir!

Veröffentlicht am 26.12.2017

Tad Williams at his best

Die Hexenholzkrone 2
0

Tad Wiliams - Die Hexenholzkrone 2

Der Norden erhebt sich. Die Nornen dringen immer weiter in das Königreich von König Simon und Königin Miriamel vor und das Königspaar entschließt sich, ihren Thronerben ...

Tad Wiliams - Die Hexenholzkrone 2

Der Norden erhebt sich. Die Nornen dringen immer weiter in das Königreich von König Simon und Königin Miriamel vor und das Königspaar entschließt sich, ihren Thronerben Morgan auf eine Mission zu entsenden, um das alte Volk der Sithi um Unterstützung zu bitten. Doch die beiden rechnen nicht mit den politischen Intrigen, die im Inneren des Reiches gären … Unterdessen geht die Suche nach den verschollen rechtmäßigen Königskindern weiter …

Zum Glück mussten Fans und Anhänger der Osten Ard Reihe nicht allzu lange auf eine Fortsetzung von Williams Neustem Werk warten. Das ist auch keine Kunst, da das Buch schon vorlag. „The Witchwood Crown“ wurde aufgrund des Umfangs im Deutschen geteilt und konnte so recht rasch nacheinander erscheinen - Deshalb ist es auch ratsam, die Hexenholzkrone eins vor der Lektüre des zweiten Bandes zu genießen.
Was habe ich mich auch dieses Buch gefreut, genoss ich doch schon den ersten Band und das Wiedersehen mit all den bekannten und geliebten Figuren so sehr. Zu sehen wie Simon und Miri noch immer vom Hochhorst aus über das Reich herrschen und Simon dabei zu beobachten, wie er mit weiser, manchmal auch impulsiver oder gutgläubiger Art die Geschicke des Reiches lenkt, bereitete mir die größte Freude. Schlicht und einfach deswegen, weil ich unter der Königsmaske immer wieder das Mondkalb von einst hindurchblinzeln sah. Das Mondkalb, in das Miri sich verliebt hat und dem ich in der ersten Reihe auf all seine Abenteuer gefolgt bin. Williams behielt also die altbekannten Charakterzüge bei, lies aber trotzdem nicht außer Acht, dass einige Jahre zwischen dem Mondkalb und der Person des Königs liegen. Und so blitzte seine Handschrift durch viele Figuren hindurch. Begegnet einem zuerst nur die Oberfläche eines Charakters wie ein See, lohnt es sich den Kopf ins Wasser zu stecken, die Oberfläche zu durchbrechen und in die Untiefen der Unterwasserwelt zu blicken. Manchmal kommen vollkommen überraschende Details zu Tage. Genau so verhält es sich beispielsweise mit Morgan, der scheinbar noch nichts durchstehen musste außer dem Verlust einiger Münzen beim Kneipenspiel. Wenn man jedoch tiefer blickt, während man ihm auf seinem Abenteuer zu den Sithis folgt …

Besonders froh war ich auch, dass Eloair an Morgans Seite stand. Ich mochte ihn schon in den ersten Bänden! Generell gestaltete sich die Handlung abwechslungsreich. Der Leser wird mit mehreren Blickwinkeln konfrontiert wie auch im ersten Band und erhält dadurch einen umfassenden Einblick in die Lebenswelt der einzelnen Protagonisten - seien es nun rachsüchtige Menschen oder Nornen, die den Platz in dieser Welt fordern. Im Gegensatz zum ersten Teil der Saga rund um Osten Ard fand ich toll, dass die Seite des Feindes so eingehend beleuchtet wurde!
Hielt Williams die Spannungskurve in den ersten zwei Dritteln des Buches zwar konstant, doch unterschwellig, schnellte diese im letzten Drittel steil nach oben (ebenso wie mein Herzschlag!) und lies mich an einigen Stellen vollkommen verblüfft zurück. Einige Enthüllungen hab ich erahnt, bei anderen mir wiederum vor den Kopf geschlagen, was für gewaltige Scheuklappen ich doch vor den Augen hatte …

Der Stil von Williams ist und bleibt ein Juwel. Er erzählt so dicht, lässt sich Zeit, um vor dem Leser eine Welt auszubreiten, die seines gleichen sucht und bei der einem so manches Mal der Atem stockt. Insbesondere im Wald der Sithi hatte ich persönlich meinen Spaß ;)

Was bleibt mir zu sagen, als das ich schon sehnsüchtig auf den zweiten Band (bzw 2.1 und 2.2 in Deutsch) warte und fünf wohlverdiente Sterne für eine Welt vergebe, die mich immer wieder in ehrfürchtiges Erstaunen versetzt.

Veröffentlicht am 01.12.2017

Wir haben dich gewogen ...

Die Blausteinkriege 3 - Der verborgene Turm
0

Das Kaiserreich Berun steht vor dem Abgrund - nichts ist mehr so wie es einst war! In der Hauptstadt haben sich die Fürsten versammelt, um den heranrückenden Horden der Kolnorern entgegen zu treten - Doch ...

Das Kaiserreich Berun steht vor dem Abgrund - nichts ist mehr so wie es einst war! In der Hauptstadt haben sich die Fürsten versammelt, um den heranrückenden Horden der Kolnorern entgegen zu treten - Doch sie werden ungeduldig. Dabei ahnen sie noch nicht, was in ihrer Mitte lauert! Allein die junge Xari, der Ordensritter Cunrat und die Schildbrecher stellen sich den Feinden entgegen.

Ich habe lange auf den dritten Band der Blaustein-Trilogie gewartet, gehibbelt und gebangt. Immerhin sind die Gebrüder Orgel nicht gerade dafür bekannt, besonders zimperlich mit den Figuren, die die Leser lieb gewonnen haben, umzugehen. Ich erinnere mich nur an Band zwei, in dem wir uns von einer besonders lieb gewonnenen Figur verabschieden durften. Also bin ich halb ängstlich, halb aufgeregt in den Roman eingestiegen Und bin wunderbar wieder Mitten in der Geschichte gelandet. Die Orgelbrüder lassen einen kaum zu Atem kommen, folgen wir Cunrat und seinen Gefährten doch in die Stadt Tiburon. Generell bemerkte ich schon nach kurzer Zeit, dass das Tempo merklich angezogen worden ist und die Protagonisten von mal zu mal in gefährlichere Scharmützel verwickelt wurden.
Ich bin eigentlich kein Freund von Büchern, in denen sich Schlacht an Schlacht reiht und kaum eine ruhige Minute zur charakterlichen Entwicklung bleibt. Doch im verborgenem Turm kam mir nur einmal kurz der Gedanke, dass ich das Buch nicht mögen könnte. Dann schüttelte ich verwundert den Kopf, nur um mich wieder in das Buch zu vertiefen und meine Überlegungen zu vergessen.
Wodran lags? Tja, einfach gesagt: Die Orgelbrüder hatten mich so sehr mithilfe der ersten beiden Bände an die Charaktere und ihre Macken und Eigenheiten gewöhnt, dass sie sie hier eigentlich nur noch agieren lassen zu brauchten. Das Charakterbuilding, das noch notwendig war, erfolgte in den Handlungen und Taten (und was für Taten!) und die beiden konnten in aller Ruhe die Erzählgeschwindigkeit auf Maximum schalten. Ich hing an den Seiten wie ein Junkie am Malhoryn und konnte einfach nicht mehr aufhören! Ich musste wissen, was Cunrat, der Narr, Danil und all die anderen alles erlebend und wer am Ende mit dem Leben davon kommt (aber auch, wer es vielleicht einbüßen muss).

Dabei hat der Stil der Orgels mich durchs schlachtenreiche Epos getragen. Sie erschufen vor meinen Augen Städte, dunkle Höhlen und verborgene Türme genauso wie stürmische Meere - und ich war zum Schluss ganz trunken vor Eindrücken - und fand auch das Finale rundum gelungen:
„Wir haben dich gewogen und gemessen …“

Alles in allem bleibt mir nur eins - ein lieb gewonnenes Buch in mein Regal zu stellen, wo es eine Reihe vervollständigt. Das war mein erster Ausflug in die Welt des Blausteins und ich hoffe, nicht der letzte. Ich für meinen Teil werde das Buch noch oft zur Hand nehmen.

Diesem Band wurde eine Zusammenfassung der ersten Bände voran gestellt - und üppig ausgestattet mit Kartenmaterial, das bei der Orientierung half, und einem Glossar, sodass auch Leser, die die ersten beide Bände nicht mehr so präsent sind, keine Schwierigkeiten haben, wieder in die Welt hinein zu finden.

Alles in allem ein tolles Buch! Ich vergebe gerne die 5 blitzenden Sterne.

Veröffentlicht am 15.11.2017

Endlich besser!

Die Gabe der Auserwählten
0

Die Gabe der Auserwählten von Mary E.. Pearson

Lia und Rafe ist die Flucht aus Venda gelungen. Doch Lia ist schwer verletzt und Rafe hin und her gerissen zwischen der Pflicht, sein Volk zu führen und ...

Die Gabe der Auserwählten von Mary E.. Pearson

Lia und Rafe ist die Flucht aus Venda gelungen. Doch Lia ist schwer verletzt und Rafe hin und her gerissen zwischen der Pflicht, sein Volk zu führen und Lias Wunsch, ihr Land vor der Invasion zu warnen.

Zunächst muss ich sagen, dass mir dieser Band wesentlich besser gefallen hat als die letzten Bände in der Serie, allen Göttern sei Dank. Ich habe nur ein- bis dreimal die Augen verdreht - und war weitaus besserer Laune bei der Lektüre des Bandes als das letzte Mal.

Doch beginnen wir am Anfang. Der zweite Band der „Chronik der Verbliebenen“ hat uns mit einem fiesen Cliffhanger zurück gelassen, Lias Leben am seidenen Faden. Trotz dessen, das mich der erste und zweite Band nicht begeistern konnten, hat mich doch interessiert, wie der Cliff aufgelöst wird und was weiter geschieht.
Wie auch schon in den letzten beiden Bänden muss ich den schönen Stil hervorheben, der mich diesmal auf spannende Art und Weise ins Geschehen hinein getragen hat. Ich fand es schön zu sehen, dass die Autorin Rafe und Lia Raum gegeben hat, und damit ihrer Beziehung ein bisschen Authentizität und Glaubwürdigkeit verliehen hat. Das hat mir zuvor ein wenig gefehlt. Aber wer solch eine Flucht gemeinsam durchsteht, der muss den jeweils anderen lieben - trotz aller Widrigkeiten. Das habe ich Rafe und Lia emotional zum ersten Mal seit drei Büchern wirklich abgekauft. Und dieses Gefühl hat mich auch über das Buch getragen.

(Kaden ignorieren wir jetzt einfach mal. Er war wie immer da, wenn es zwischen Lia und Rafe gekriselt hat - und hat mich genervt. Schlicht und einfach weil für mich diese gesamte Dreiecksgeschichte von Beginn an falsch aufgezogen worden ist.)

Insgesamt hatte ich das Gefühl, Lia ist gewachsen - vom jungen Mädchen, zu einer verantwortungsbewussten jungen Frau. Und sie handelt auch so - das ist mir in dem Buch besonders aufgefallen und hat dem Roman sehr gut getan.

Der Roman wurde aufgrund der Dicke zweigeteilt - ich habe also nur die erste Hälfte zu lesen bekommen. Dass da der Spannungsaufbau ein wenig hinkt, versteht sich beinahe von selbst. Eigentlich geht es in diesem (halben) Band nur um eine Entscheidung, die getroffen wird. Der Leser wird quasi zurückgelassen - hibbelig darauf, was danach geschehen wird. Die Spannung flacht also nach dem bombastischen Anfang ab - aber der Roman bleibt trotzdem interessant, da die Fragen, die in den letzten Bänden aufgekommen sind, nicht beantwortet werden. Das hebt sich die Autorin (und in dem Fall der Verlag) bis zum Schluss auf.

Mein Fazit? Dieser Band hat mir deutlich besser gefallen als die letzten! Die Dreiecksgeschichte wurde allen Göttern sei Dank nicht so stark in den Vordergrund gestellt und man hatte dadurch das Gefühl, dass die Charaktere an Tiefe gewonnen haben. Kaden mag ich jedoch immer noch nicht sonderlich - Ich vergebe gute vier Sterne - und bin gespannt auf den finalen Band.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Toller Auftakt, der hungrig auf mehr macht!

Ein Reif von Eisen
0

Im Kaiserreich der Esche herrschen unruhige und düstere Zeiten. Eine Hand voll junger Menschen versuchen das Land aus der Dunkelheit zu führen und sind sich ihren einzelnen Rollen noch nicht in voller ...

Im Kaiserreich der Esche herrschen unruhige und düstere Zeiten. Eine Hand voll junger Menschen versuchen das Land aus der Dunkelheit zu führen und sind sich ihren einzelnen Rollen noch nicht in voller Gänze bewusst. Der Stammesfürst Morwa grübelt, welchem seiner Söhne er den Reif des Anführers anvertrauen soll? Und dann ist da noch Sölva, Morwas Tochter - Leyken, die ihre Schwester sucht und Pol, ein junger Dieb ...

Zunächst sei einmal angemerkt, dass der Rückentext meiner Meinung nach viel zu viel verrät. Nehmt das Buch zur Hand, lest es an, und wenn euch der Schreibstil zusagt, dann inhaliert es. Der Info-Text nimmt einen großen Teil der Spannung vorweg. Aber das nur am Rande. Als ich das Buch aufschlug wurde ich zunächst mal von einer schönen, informativen Karte begrüßt (ich liebe Karten! Ich bin von der Fraktion, die sie immer mal wieder aufschlägt um zu sehen, wo sich die Protagonisten eigentlich zur Zeit herumtreiben). Dann fiel mir die lose Karte in die Hand, auf der sich eine Art Stammtafel befindet. Gemeinsam mit dem Glossar ist „Ein Reif von Eisen“ schon mal perfekt ausgestattet für eine hoffentlich lange gemeinsame Reise.

Ich wurde direkt von Sölva begrüßt, deren Erlebnisse und deren Kampf gegen den Hunger mich mitnahmen ins Kaiserreich. Das Setting war so schonungslos und kraftvoll beschrieben, dass ich gar nicht mitbekam, wie die Seiten verflogen. Ergo fand ich gut in das Buch hinein - wenn mich ein Charakter an der Hand nimmt, bin ich generell schnell im Roman drin. Was mir aufgefallen ist, ist der Schreibstil. Er ist sicher nicht jedermanns Sache. Doch ich mochte den Stil sehr. Wenn sich z.B. Sölva mit ihrer Freundin unterhielt oder Pol sich versteckte, ratterten bei mir die grauen Zellen, da ich immer das Gefühl hatte, eine Ebene höher geschieht noch etwas, das der Autor nur andeutet und das später noch einmal von Bedeutung sein wird. Ich habe also ein bisschen zwischen den Zeilen gelesen, doch diese Notwendigkeit war auf keinen Fall störend oder unterbrach den Lesefluss. Im Gegenteil - das wertete das Buch für mich noch ein bisschen auf.
Über meinen Lieblingscharakter muss ich etwas länger grübeln. Generell wird die Geschichte aus verschiedenen PoVs erzählt, was das ganze zu einem wirklich komplexen Gesamtwerk zusammenwachsen lässt. Und jeder Charakter hat etwas an sich, das ihn im Gedächtnis haften lässt. Da wäre zuerst mal Leyken, deren Suche nach ihrer Schwester gewaltig schief geht und die sich plötzlich im Intrigengeflecht der kaiserlichen Rabenstadt wieder. Pol, ein junger Dieb hatte mein Herz im Sturm erobert und Sölva hatte Führungsqualitäten, die ich ihr nicht zugetraut hätte zu Beginn der Reise. Um ehrlich zu sein hatte jeder Charakter etwas für sich und mal lag Pol vor, dann hat mich Sölva überrascht und dann war Leyken so entschlossen, dass ich ganz perplex war. Nur eines hat mir in diesem Buch gefehlt. Die einzelnen Handlungsstränge wuchsen leider noch nicht zusammen und so ließ mich das Buch ein bisschen unzufrieden und hibbelig auf Band zwei zurück. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass der Autor zuerst mal seine Schachfiguren in Position bringt und in die richtige emotionale Lage versetzt, um die Geschichte wirklich beginnen zu lassen. Ich hätte mir vielleicht noch hundert oder zweihundert Seiten mehr gewünscht!
Was ich im Gegensatz großartig fand, war die Art, wie es Stephan M. Rother fertig gebracht hat, meine Ansicht über verschiedene Charaktergruppen zu wandeln. Im ersten Moment hielt ich sie noch für Monster, dann kam ein Gespräch und ich verstand plötzlich die Emotion oder das Pflichtgefühl dahinter. Im Endeffekt habe ich über mich selbst gestaunt, da ich normalerweise nicht der Typ bin, der seine Zuneigung so wankelmütig verteilt.

Fazit? Ich hibbele auf den nächsten Band. Wer Charaktere zum Mitfiebern sucht und eine tolle Welt mit vielen fantastischen Elementen, dem lege ich „Die Königchroniken“ wärmstens ans Herz. Ich vergebe trotzdem vier glitzernde Sterne, weil mir das Zusammengehörigkeitsgefühl der Plotstränge noch ein bisschen fehlt. Ich hoffe auf den nächsten Teil!