Malerischer Roman mit kleinen Schwächen
A Song to Drown RiversBei „A Song to Drown Rivers” handelt es sich zwar nicht um einen Fantasyroman, sondern um die Nacherzählung einer alten asiatischen Legende. Vom Cover und der Vermarktung würde man vielleicht ein bisschen ...
Bei „A Song to Drown Rivers” handelt es sich zwar nicht um einen Fantasyroman, sondern um die Nacherzählung einer alten asiatischen Legende. Vom Cover und der Vermarktung würde man vielleicht ein bisschen davon ausgehen, und die Geschichte wirkt auch sehr märchenhaft, allerdings gibt es keine magischen Elemente in der Geschichte. Ein historischer Roman ist es auch nicht wirklich, oder ungefähr so viel, wie wenn man sagt, Bridgerton wäre eine historische Serie.
Apropos Cover: Das ist nämlich sehr schön gelungen und macht den Roman im Bücherregal zu einem Eyecatcher. Auch unter der Schutzfolie ist der Einband schön verziert und mit Zitaten versehen und man bekommt einen farbigen Buchschnitt mit Kranichen über einem dunkelblauen Himmel. Außerdem gibt es (zumindest in der ersten Auflage) eine Charactercard im Animestil, die man als Lesezeichen verwenden kann. Das Verlagsteam hat sich für die Vermarktung ordentlich ins Zeug gelegt, und ein Schmuckstück geschaffen, dafür kostet das Buch dann aber auch 24€ und ist aber eigentlich mit 384 Seiten gar nicht sooo lang.
Es handelt sich um einen Einzelband, in dem die alte asiatische Legende von Xishi erzählt wird. Das merkt man auch im Schreibstil: Es wirkt immer noch sehr wie eine Legende, es wird viel mit Bildern und Symbolen gearbeitet. Insgesamt wirkt die Szenerie und das Kopfkino für mich wie ein Monet-Gemälde, wenn Monet in Asien gelebt hätte. Ich persönlich bin von diesem Schreibstil sehr begeistert, habe aber schon von anderen gehört, dass sie damit ein bisschen anecken. Daher würde ich generell empfehlen, vorher in die Leseprobe hineinzuschnuppern, damit man sich selber einen Eindruck davon machen kann, ob einem der Erzählstil gefällt oder nicht.
Es gibt sehr viele wundervolle Zitate in dem Roman, fast schon ein bisschen zu sehr, es wirkt manchmal ein wenig so, als hätte die Autorin absichtlich so viele tiefgründige Aussagen in den Roman einzubauen, wie möglich, wodurch sie an manchen Stellen ein bisschen deplatziert wirken.
Handlungstechnisch begleiten wir Xishi, eine junge Frau aus einem Dorf, dessen Volk von einem anderen Königreich besiegt wurde und unterdrückt wird. Sie wird aufgrund ihrer Schönheit ausgewählt, die neueste Frau des feindlichen Königs zu werden (aus Zeichen guten Willens). In Wirklichkeit wird sie aber von Fanli, dem Minister ihres eigenen Volks ausgebildet, um am feindlichen Hof zu spionieren und diesen von innen heraus zu zerstören.
Grundsätzlich geht die Handlung in einem flotten Tempo dahin, es ist jetzt meistens nicht besonders überraschend, was passiert, man hat das Gefühl, dass man solche Geschichten schon kennt (duh, die Legende ist ja auch hunderte Jahre alt). Der asiatische Touch macht das aber meiner Meinung nach recht interessant. Mir persönlich hätte im Übrigen für die ganzen asiatischen Namen am Anfang ein Glossar geholfen, weil ich mir Namen in Büchern sowieso schon recht schwer merke, aber das legt sich im Laufe der Geschichte. Man ist da nur in den ersten 100 Seiten ein bisschen verloren.
Was mir manchmal auch ein bisschen fehlt, ist die Tiefe der Charaktere. Manchmal wirkt alles ein bisschen oberflächlich, die Charaktere handeln ein bisschen unnachvollziehbar und wirken irgendwie fremd auf einen. Man kann sich nicht immer so gut in sie hineinversetzen und das retten auch die tiefgründigen Sprüche, die man eben als Zitate herausschreiben könnte, nicht. Ich denke, es hätte einfach 100 Seiten mehr gebraucht, damit die Story ihr volles Potenzial entfalten kann.
Insgesamt habe ich das Buch allerdings sehr genossen, das Ende ist ein bisschen wild, aber passt auch sehr gut zur Geschichte. (Hier werde ich natürlich nicht spoilern, macht euch selbst ein Bild davon! ) Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, man hat es recht schnell gelesen und ich kann mir auch vorstellen, dass das ein gutes Nach-einer-Leseflaute-Buch ist. Es war zwar inhaltlich kein Highlightroman für mich (optisch schon), hat mir aber durchaus Spaß gemacht, zu lesen. Daher würd ich dem Roman 4 Sterne verleihen.