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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2024

Wo beginnt geistiger Diebstahl?

Yellowface
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June Hayward und Athena Liu kennen sich flüchtig aus Zeiten des gemeinsamen Collegebesuches. Während Athena der gefeierte Jungstar am Literaturhimmel ist, gefragt bei den Verlagen und in den Social-Media-Kanälen ...

June Hayward und Athena Liu kennen sich flüchtig aus Zeiten des gemeinsamen Collegebesuches. Während Athena der gefeierte Jungstar am Literaturhimmel ist, gefragt bei den Verlagen und in den Social-Media-Kanälen gehyped, floppt das Erstlingswerk von June komplett. Als Athena unter tragischen Umständen ums Leben kommt und June in den Besitz ihres unveröffentlichten Romans gelangt, beginnt für sie ein neues Leben, indem sie das Manuskript umarbeitet und es unter ihrem Künstlernamen veröffentlicht wird. Ein Traum wird wahr, doch zu welchem Preis?
Rebecca F. Kuang erzählt in ihrem Roman 'Yellowface' eine Geschichte, die schonungslos ehrlich hinter die Kulissen der Verlagsbranche blickt. Was zählt sind Verkaufszahlen, die gepusht werden mit allen Mittel, die die modernen Medien bieten. Menschliche Schwächen sind fehl am Platz, stete Präsenz am Markt ist gefragt, um nicht in Vergessenheit zu geraten.
Die Geschichte lebt vom erzählerischen Tempo, dem konfliktreichen Potenzial menschlicher Verhaltensweisen unter dem Einfluss der weltweit vernetzten Medien und nicht zuletzt auch durch die fabelhafte Darstellung der Charaktere, die sich durch einen scharfen Blick auf die uns umgebende Wirklichkeit auszeichnen.

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Veröffentlicht am 12.08.2024

Wo tanzen wir hin?

Komm tanzen!
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Es ist eine laue Sommernacht, die geradezu einlädt zum Tanzen, die Sorgen beiseite zu lassen, sich dem Genuss des unbeschwerten Vergnügens hinzugeben. Ein Grundstück direkt am Berliner Wannsee bietet genug ...

Es ist eine laue Sommernacht, die geradezu einlädt zum Tanzen, die Sorgen beiseite zu lassen, sich dem Genuss des unbeschwerten Vergnügens hinzugeben. Ein Grundstück direkt am Berliner Wannsee bietet genug Platz und die Besitzer versammeln ihre Freunde und Bekannten zum ausgelassenen Beisammensein. Vorbei ist die Zeit der Isolation durch die Corona-Krise. Doch sind wir wirklich frei von unseren Alltagsproblemen an solchen Tagen? Offensichtlich haben die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen auf unsere Umwelt auch einen direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden. Ein Thema, dass aufgeworfen wird in der illustren Runde durch das Verhalten eines kleinen Jungen, der Veränderungen des Klimas intensiv körperlich wahrnimmt und durch extremes Gebaren auf sich aufmerksam macht. Der Abend endet schließlich unvorhergesehen.
Lucia Jay von Seldeneck spielt mit Metaphern in ihrem Roman 'Komm tanzen!', in dem sie eine scheinbar unbeschwerte Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt, die Versäumnisse erkennt, die Zeit als unendliches Reservoir betrachtete, die Langeweile bekämpft durch Zerstreuung und schließlich doch mit den Folgen, wie auch immer sie geartet sind, zu leben hat. Stellen wir uns der uns übergebenen Verantwortung für unser Leben im angemessenen Maße? Haben wir alles im Blick?

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Veröffentlicht am 12.08.2024

Genetische Vorbestimmung

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Valerie ist die Tochter von Christina und Christina liegt wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus. Es ist schwierig, ihr auch nur irgendeine Sache recht zu machen. Die Beziehung zwischen Tochter und ...

Valerie ist die Tochter von Christina und Christina liegt wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus. Es ist schwierig, ihr auch nur irgendeine Sache recht zu machen. Die Beziehung zwischen Tochter und Mutter war zu keinem Zeitpunkt harmonisch, ganz im Gegenteil. Aber auch das Verhältnis zwischen Christina und ihrer Mutter Martha war äußerst problematisch, weil Martha keine Kinder haben wollte und aus diesem Grund den ersten beiden ablehnend gegenüberstand. Nur der Letztgeborene mit schwierigem Charakter erreicht ihre Aufmerksamkeit. Dieses Desinteresse am Familiennachwuchs wird über Generationen weitergegeben. Doch Valerie will dieses Muster durchbrechen, denn sie hat in ihrer Jugend sehr unter der Lieblosigkeit gelitten. Aber nun will ihr sechzehnjähriger Sohn Tobi hinaus in die Welt zum Schüleraustausch, was der Helikoptermutter so gar nicht ins Konzept passt. Baut sich da ein neuer, aber andersartiger Konflikt auf?
Felicitas Prokopetz beschenkt uns mit ihrem Debütroman 'Wir sitzen im Dickicht und weinen' durch ihre wunderschöne, feinfühlige Art ein Thema anzugehen, dass sogleich berührend als auch erschütternd ist. Das Buch stellt sich der Frage wieviel Kraft es kostet, sich aus dem Korsett der familiären Prägung der Unfähigkeit menschliche Nähe zu geben, die über viele Jahrzehnte aufgebaut wurde, zu befreien.
Ich wünsche dem Roman eine interessierte und diskussionsfreudige Leserschaft.

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Eine berührende Familiengeschichte

Das erste Licht des Sommers
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Man muss nicht unbedingt 'An den Ufern von Stellata' gelesen haben, um in 'Das erste Licht des Sommers' eintauchen zu können. Die Teile der Familiengeschichte lassen sich unabhängig voneinander lesen. ...

Man muss nicht unbedingt 'An den Ufern von Stellata' gelesen haben, um in 'Das erste Licht des Sommers' eintauchen zu können. Die Teile der Familiengeschichte lassen sich unabhängig voneinander lesen. Daniela Raimondi, die Autorin, erzählt die Geschichte der Familia Casadio über mehrere Generationen hinweg, verbindet gekonnt Erzählstränge aus unterschiedlichen zeitlichen Epochen miteinander und gestattet tiefe Einblicke in die Charaktere ihre Protagonisten. Der Roman beschäftigt sich mit Thematiken wie Freundschaft, mit Erwachsen werden und mit der Wandlung von Gefühlen im Laufe des Lebens. Melancholisch mit tiefgreifenden Emotionen zeigt sich dieser Roman.
Obwohl es einer der kältesten Tage des Jahres war als Norma zur Welt kam, bescheinigte ihr die Hebamme eine Schönheit wie das erste Licht des Sommers. Gemeinsam mit ihrer Cousine Donata wächst sie bei der liebevollen Großmutter Neve auf. Mit Elia verbindet die beiden eine herzliche Freundschaft während ihrer Kindheit. Als Norma nach England geht, verlieren sich die drei Freunde aus den Augen. Doch als sie vom Tod Donatas erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Elia fängt sie auf und aus Freundschaft wird Liebe. Doch hat diese Verbindung Bestand?

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Veröffentlicht am 05.08.2024

Portrait einer Künstlerin

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
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Gabriela Jaskulla gelingt es, mit ihrer Romanbiografie 'Artemisia Gentileschi und der Zorn der Frauen' ein bemerkenswertes Portrait einer Künstlerin aus der Zeit des Barocks wiederzubeleben und vor dem ...

Gabriela Jaskulla gelingt es, mit ihrer Romanbiografie 'Artemisia Gentileschi und der Zorn der Frauen' ein bemerkenswertes Portrait einer Künstlerin aus der Zeit des Barocks wiederzubeleben und vor dem Vergessen zu bewahren. Der Autorin schafft mit viel Feingefühl und Sachkenntnis zur historischen Epoche, eine starke Frau in Szene zu setzen, die weiß was sie will, die neben malerischem Talent Kraft und Mut besitzt, ihren Weg im Rahmen ihrer Möglichkeiten in der matriarchalisch besetzten Welt zu gehen. Mit sprachlichem Geschick versetzt sie den Leser in das lebhafte italienische Umfeld der blühenden Städte wie Rom, Florenz, Venedig, Neapel, in eine Gesellschaft, die geprägt ist von frauenfeindlichen Werten.
Die Protagonistin Artemisia leidet bereits in sehr jungen Jahren unter männlicher Gewalt, wird zwangsverheiratet, steht immer wieder auf, nimmt sich ihrem Schicksal an und lebt für die Kunst, für ihre Kunst. Eben diese Gemälde werden ausführlich, meisterlich in der Geschichte beschrieben. Es ist einfach ein Genuss dem zu folgen, der Fantasie freien Lauf zu lassen oder die Bilder zu bestaunen. Das Cover gibt einen kleinen Einblick in die bezaubernde Welt der Artemisia.
Ich kann dieses Buch sehr gern weiterempfehlen und wünsche viel Vergnügen beim Lesen.

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