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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2024

Dramatische Schicksalsschläge

Mitternachtsschwimmer
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Roisin Maguire schenkt uns mit ihrem Roman 'Mitternachtsschwimmer' eine wunderschöne Geschichte, die von dramatischen Schicksalsschlägen berichtet, von bezaubernder Menschlichkeit, von Verlust und Gewinn, ...

Roisin Maguire schenkt uns mit ihrem Roman 'Mitternachtsschwimmer' eine wunderschöne Geschichte, die von dramatischen Schicksalsschlägen berichtet, von bezaubernder Menschlichkeit, von Verlust und Gewinn, von Verzweiflung und der Entdeckung wesentlicher Dinge im Leben, von Wegen heraus aus der Einsamkeit zurück in die Vorzüge einer lebendigen Gemeinschaft. Tiefe Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonisten machen das Buch zum Magneten der Leselust. Feinfühlig und gleichzeitig realitätsnah stellt die Autorin Charaktere in den Mittelpunkt, die verstörende Zeiten durchleben, sich ihrem Alltag stellen, mit Verhaltensweisen, die nicht immer der gesellschaftlichen Norm entsprechen und dennoch Akzeptanz finden.
Der Schreibstil der Autorin ist modern und besitzt Potenzial, das nach mehr davon verlangt. Das wunderschöne Cover lädt ein zum Verweilen, zum Entdecken und schließlich zum großen Lesevergnügen.
Es ist herausfordernd und spannend zugleich in die Gefühlswelten von Grace und Ewan einzutauchen, von der bezaubernden irischen Landschaft eines kleinen Küstendorfes zu lesen und die Kälte der irischen See in seiner warmherzigen Umarmung zu spüren.
Ich gebe meine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.08.2024

Prägende Verletzungen

Ich komme nicht zurück
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Hanna oder Johanna, wie ihr Vorname laut Geburtenverzeichnis korrekt lautet, die Ich- Erzählerin des Romans, leidet. Sie leidet unter Einsamkeit, ja eigentlich auch darunter, dass die schönen und unbeschwerten ...

Hanna oder Johanna, wie ihr Vorname laut Geburtenverzeichnis korrekt lautet, die Ich- Erzählerin des Romans, leidet. Sie leidet unter Einsamkeit, ja eigentlich auch darunter, dass die schönen und unbeschwerten Zeiten der Kindheit, der Vergangenheit angehörten. Damals war die Welt noch in Ordnung. Der Reichtum an Liebe und Geborgenheit schien in übergroßem Maße vorhanden zu sein, abgesehen von kleinen Eifersüchteleien, die sich vielleicht dennoch verankerten im heranwachsenden Bewusstsein der Protagonistin. Materielle Defizite spielten so gar keine Rolle im Leben der drei Freunde aus Kindertagen, die aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen. Die innere Verbundenheit von Hanna, Cem und Zeyna konnte, das war ihre feste Überzeugung, nichts erschüttern und doch hatte das Schicksal Stolperfallen zurechtgelegt, die tiefe Verletzungen, Kerben in die Seelen schlagen sollten.
Ein aufwühlender, sehr sensibler Roman, gebaut aus präzise konstruierten Charakteren erwartet den Lesenden von 'Ich komme nicht zurück'. Die Autorin Rasha Kahyat weiß eine Geschichte zu erzählen, die so überall in Deutschland hätte passiert sein könnte, ob nun verstärkt durch die Isolation in Pandemiezeiten oder durch andere schicksalsbehaftete Lebenswege. Einsamkeit sucht nach Verbundenheit, Stärke und Halt. Die stilistischen Mittel sind in gekonnt schriftstellerischer Art eingesetzt, poetisch betont, um die Spannung als auch den unterhaltenden Wert brillant in Szene zu setzen zur Freude des Lesers.
Was soll ich sagen? Lesen, dieser Roman will gelesen werden.

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Veröffentlicht am 12.08.2024

Ein Roman der leisen Töne

Am Meer
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Elizabeth Strout ist eine brillante Erzählerin, was sie auch wieder in ihrem Roman 'Am Meer', dem vierten Teil der Lucy Barton Reihe unter Beweis stellt. Sie packt das Thema Corona-Pandemie, welches uns ...

Elizabeth Strout ist eine brillante Erzählerin, was sie auch wieder in ihrem Roman 'Am Meer', dem vierten Teil der Lucy Barton Reihe unter Beweis stellt. Sie packt das Thema Corona-Pandemie, welches uns alle auf eine unendliche Geduldsprobe gestellt hat, in eine Geschichte mit empathischen Protagonisten und pittoresken Landschaften. Doch auch kritische Töne wie das Dulden von Fremden in der heimatlichen Umgebung schlägt sie an und zeigt damit Grenzen der Toleranz auf. Ihre scharfe Beobachtungsgabe und ihr feines Gespür für die Handlungen der Menschen verleihen dem Buch eine ganz besondere Note, die den Lesegenuss zum Erblühen bringen.
Lucy ist Schriftstellerin, lebt in New York allein in ihrer Wohnung, nachdem sie von ihrem ersten Ehemann William geschieden wurde und ihr zweiter Ehemann verstorben ist. Zu William pflegt sie ein freundschaftliches, zu ihren beiden Töchtern ein entspannt mütterliches Verhältnis. Als die stark infektiöse Bedrohung des Corana-Virus auch die Millionenstadt New York droht in die Knie zu zwingen, packt William Lucy kurzerhand in sein Auto und bringt beide aus der unmittelbaren Gefahrenzone. Sie richten sich ein in einem leerstehenden wunderschönen Haus am Meer, im malerischen Crosby (Maine). Welche Wandlungen sie in der Abgeschiedenheit durchleben, wie sich ihre Gedankenwelt verändert, aber auch wie Sorge und Ängste sie plagen, erzählt dieses bezaubernde Buch in leisen Tönen.
Es braucht keine Vorerfahrung vorangegangener Romanteile, um in die Geschichte eintauchen zu können. Ich gebe sehr gern meine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.08.2024

Genetische Vorbestimmung

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Valerie ist die Tochter von Christina und Christina liegt wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus. Es ist schwierig, ihr auch nur irgendeine Sache recht zu machen. Die Beziehung zwischen Tochter und ...

Valerie ist die Tochter von Christina und Christina liegt wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus. Es ist schwierig, ihr auch nur irgendeine Sache recht zu machen. Die Beziehung zwischen Tochter und Mutter war zu keinem Zeitpunkt harmonisch, ganz im Gegenteil. Aber auch das Verhältnis zwischen Christina und ihrer Mutter Martha war äußerst problematisch, weil Martha keine Kinder haben wollte und aus diesem Grund den ersten beiden ablehnend gegenüberstand. Nur der Letztgeborene mit schwierigem Charakter erreicht ihre Aufmerksamkeit. Dieses Desinteresse am Familiennachwuchs wird über Generationen weitergegeben. Doch Valerie will dieses Muster durchbrechen, denn sie hat in ihrer Jugend sehr unter der Lieblosigkeit gelitten. Aber nun will ihr sechzehnjähriger Sohn Tobi hinaus in die Welt zum Schüleraustausch, was der Helikoptermutter so gar nicht ins Konzept passt. Baut sich da ein neuer, aber andersartiger Konflikt auf?
Felicitas Prokopetz beschenkt uns mit ihrem Debütroman 'Wir sitzen im Dickicht und weinen' durch ihre wunderschöne, feinfühlige Art ein Thema anzugehen, dass sogleich berührend als auch erschütternd ist. Das Buch stellt sich der Frage wieviel Kraft es kostet, sich aus dem Korsett der familiären Prägung der Unfähigkeit menschliche Nähe zu geben, die über viele Jahrzehnte aufgebaut wurde, zu befreien.
Ich wünsche dem Roman eine interessierte und diskussionsfreudige Leserschaft.

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Veröffentlicht am 05.08.2024

Portrait einer Künstlerin

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
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Gabriela Jaskulla gelingt es, mit ihrer Romanbiografie 'Artemisia Gentileschi und der Zorn der Frauen' ein bemerkenswertes Portrait einer Künstlerin aus der Zeit des Barocks wiederzubeleben und vor dem ...

Gabriela Jaskulla gelingt es, mit ihrer Romanbiografie 'Artemisia Gentileschi und der Zorn der Frauen' ein bemerkenswertes Portrait einer Künstlerin aus der Zeit des Barocks wiederzubeleben und vor dem Vergessen zu bewahren. Der Autorin schafft mit viel Feingefühl und Sachkenntnis zur historischen Epoche, eine starke Frau in Szene zu setzen, die weiß was sie will, die neben malerischem Talent Kraft und Mut besitzt, ihren Weg im Rahmen ihrer Möglichkeiten in der matriarchalisch besetzten Welt zu gehen. Mit sprachlichem Geschick versetzt sie den Leser in das lebhafte italienische Umfeld der blühenden Städte wie Rom, Florenz, Venedig, Neapel, in eine Gesellschaft, die geprägt ist von frauenfeindlichen Werten.
Die Protagonistin Artemisia leidet bereits in sehr jungen Jahren unter männlicher Gewalt, wird zwangsverheiratet, steht immer wieder auf, nimmt sich ihrem Schicksal an und lebt für die Kunst, für ihre Kunst. Eben diese Gemälde werden ausführlich, meisterlich in der Geschichte beschrieben. Es ist einfach ein Genuss dem zu folgen, der Fantasie freien Lauf zu lassen oder die Bilder zu bestaunen. Das Cover gibt einen kleinen Einblick in die bezaubernde Welt der Artemisia.
Ich kann dieses Buch sehr gern weiterempfehlen und wünsche viel Vergnügen beim Lesen.

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